Aus Tennisarm wird Mausarm: Mittel gegen Epicondylitis

Tennisarm war früher, heute gibt es den Mausarm oder Smartphone-Arm. Woher kommt die sogenannte Epicondylitis und was kann man gegen sie tun?

Aus Tennisarm wird Mausarm: Mittel gegen Epicondylitis

Wer viel am Rechner arbeitet, läuft Gefahr, sich ein RSI einzufangen, ein sogenanntes „Repetitive Stress/Strain Syndrom“. Eine Form des RSI, die Epicondylitis, nannte man früher Tennisarm, heute spricht man oft vom Mausarm. Was kann man dagegen tun, beziehungsweise was kann man tun, um dieses schmerzhafte Problem von vornherein zu vermeiden?

Warnung vor Tastatur und Maus

Auf der Unterseite einer meiner Tastaturen lese ich einen Warnhinweis, bei dem ich eher an Zigarettenpackungen denken muss:

„WARNUNG ZU GESUNDHEITSRISIKEN

Die Verwendung einer Tastatur oder Maus kann zu ernsthaften Verletzungen oder körperlichen Störungen führen. …“

So übertrieben einem das zunächst vorkommen mag, so berechtigt ist die Warnung leider. Was früher als Tennisarm bekannt war, gilt heute eher als Krankheit von Menschen, die Stunden vor dem Rechner verbringen, und nennt sich Mausarm oder Epicondylitis.

Wie äußert sich ein Mausarm?

Bei mir ging es mit Schmerzen am rechten Ellbogengelenk los. Und zwar immer dann besonders schlimm, wenn ich etwas greifen wollte. Das ging so weit, dass das Heben einer vollen Milchtüte nur mit zusammengebissenen Zähnen möglich war. Auch das Strecken von Mittel- und Ringfinger gegen Widerstand tat weh. Diagnose: Epicondylitis humeri radialis.

Tennis Elbow

Arbeiten mit der Maus ist unnatürlich

Wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass es uns ganz normal vorkommt, aber die Handhaltung beim Arbeiten mit der Maus ist alles andere als normal.

Geht und steht man ganz entspannt, zeigen die Handinnenflächen zum Körper. Beim Arbeiten mit der Maus drehen wir die Hand um 90 Grad nach innen. Das scheint erst einmal unproblematisch. Aber wenn man in dieser gedrehten Haltung die immer gleichen Mikro-Bewegungen ausführt, kann das am Ende zum Mausarm führen.

Mittel gegen Mausarm: Hand wechseln oder Vertikalmaus verwenden

Eine Sofortmaßnahme ist es, entweder die Maus zu wechseln oder die Hand, mit der man sie bedient. Ich fing zunächst an, die Maus mit links zu bedienen, was nach ein paar Tagen genauso gut ging wie mit rechts. Aber natürlich möchte man das Problem nicht einfach auf die linke Seite verlagern, sondern vermeiden.

Die einfachste Lösung ist es, zur vertikalen Maus zu wechseln. Bei diesen Geräten verdreht man das Handgelenk nicht, sondern belässt es in einer natürlichen Position, die sich sehr angenehm anfühlt. Vertikale Mäuse gibt es in allen möglichen Preisklassen. Die meisten dieser ergonomische Mäuse sind leider nur für Rechtshänder ausgelegt. Einige wenige lassen sich beidhändig verwenden, meist kosten diese jedoch ab 100 Euro aufwärts, einige Eingabegeräte sind sogar erst für 230 Euro zu bekommen.

So viel muss man aber nicht ausgeben: Einer der bekanntesten Anbieter ergonomischer Mäuse, Evoluent, ist bei Euronics mit einem durchaus bezahlbaren Modell vertreten. Zum Kennenlernen kann man aber natürlich auch zunächst eine noch günstigere No-Name-Vertikalmaus ausprobieren.

Dehnen gegen den Mausarm

Zunächst einmal kann man den Arm dehnen. Mir hilft es, wenn ich die Handfläche mit gestrecktem Arm auf den Tisch lege, die Finger zum Körper gerichtet. Das so fünfmal am Tag, jeweils für 30 bis 60 Sekunden. Auch das Dehnen in die andere Richtung kann helfen. Dabei lässt man den Arm gerade vor dem Körper herabhängen, macht eine leichte Faust und drückt diese mit der anderen Hand zur Handgelenkinnenseite. Im Netz gibt es dazu eine Reihe Seiten mit bebilderten Anleitungen. Im folgenden Video wird auch gezeigt, wie man dehnt und was man sonst noch selbst gegen die Epicondylitits machen kann:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

(Selbst-)Massage gegen Mausarm

Außer der Empfehlung, auf eine Vertikalmaus auszuweichen und den Arm zu dehnen, hat mir meine Ärztin manuelle Therapie und Elektrotherapie verschrieben.

Die manuelle Therapie besteht in der Massage der Sehne, die zum Ellenbogengelenk führt, sowie der Verbindung Muskel/Sehne. Diese Massage kann man auch gut selbst durchführen. Schließlich merkt man selbst am besten, wenn man die richtigen Stellen erwischt und kann den Druck so regulieren, dass es nicht schmerzt.

Elektrostimulation gegen den Mausarm

Tens

Auch mit Geräten zur transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) lassen sich nach Aussage meiner Ärztin gute Erfolge beim Behandeln des Tennisarms erzielen. Dabei wird eine Elektrode über dem Ellbogengelenk befestigt, die andere weiter unten in Richtung Handgelenk. Bei den TENS-Geräten gilt das Gleiche wie bei den Mäusen.

Epicondylitis-Bandage gegen den Mausarm

Epicondylitis humeri radialis lautet der lateinische Name, und neben den oben genannten Maßnahmen kann man sich auch noch eine Bandage oder Spange verschreiben lassen. Ob es eher eine Spange sein soll, die auf eine bestimmte Stelle drückt oder eine Bandage, die über den Arm gezogen wird, muss jeder für sich selbst entscheiden.

In jedem Fall sollte man nicht mit sofortiger Heilung rechnen. So eine Epicondylitis zieht sich hin. Darum sollte man es nach Möglichkeit gar nicht so weit kommen lassen.

Am besten vorbeugen

Wenn erst einmal Probleme mit dem Arm auftauchen, kann es Monate dauern, bis sie wieder verschwinden. Sollten alle anderen Mittel nicht helfen, kann man es auch mit einer OP versuchen, aber das ist wirklich das letzte Mittel. Besser ist es, solche Problem von vornherein zu verhindern. Dazu sollte man öfter eine Pause mit Dehnübungen einlegen, die Maus vielleicht auch immer wieder mal von der einen Seite auf die andere verlegen (nach kurzer Eingewöhnung kann man wunderbar beidhändig arbeiten) und sich eventuell eine Vertikalmaus zuzulegen. Diese Maßnahmen können schon helfen, eine langwierige Epicondylitis gar nicht erst entstehen zu lassen.

Bilder By BruceBlaus (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons, Yeza (Own work) [GFDL or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons

Neue Beiträge abonnieren!

Täglich frisch um 17 Uhr im Postfach

Themenauswahl

Änderungen jederzeit über die Abo-Verwaltung möglich – weitere Themen verfügbar

Jetzt kommentieren!

4 Kommentare zu “Aus Tennisarm wird Mausarm: Mittel gegen Epicondylitis

  1. Ich hatte auch lange Zeit Probleme mit der rechten Hand. Die Schmerzen waren irgendwann so stark, dass ich mit der rechten Hand die Maus gar nicht mehr bedienen konnte. Da ich mit einem Mac arbeite, nutze ich nun zusätzlich ein Trackpad mit der linken Hand und erledige mittlerweile fast mehr mit links als mit rechts. Für die rechte Hand hatte ich zwischenzeitlich auch mal eine Vertikalmaus aber an den Bedienkomfort (abgesehen von der Ergonomie) einer Apple Magic Mouse kommt die nicht ran. Also: links Trackpad, rechts Magic Mouse. 🙂

    1. Ah, das könnte ich auch mal ausprobieren. Vielleicht treibe ich hier irgendwo noch ein Trackpad auf. Danke für den Tipp.

  2. Hallo,

    Ja, Tens Geräte können sehr gut bei Muskelbeschwerden helfen, zum einen zum Entspannen der Muskeln, aber auch durch Linderung der Schmerzen. Bestimmte Frequenzen behindern hier ja die Weiterleitung des Schmerzes ans Hirn.
    Ich selbt habe bisher nur gute Erfahrungen mit meinem Tens Gerät gemacht. Ich benutze es hauptsächlich für Schulter-und Nackenschmerzen.

    Gruss

  3. Sehr interessanter Artikel! Schön erklärt! Die Behandlung mit einem Tens Gerät kann vielen Menschen helfen, die Symptome zu lindern. In der Regel lässt sich ein Mausarm oder Tennisarm aber auch hervorragend in nur wenigen Sitzungen bei einem guten Physiotherapeuten behandeln. Einfach mal ausprobieren!

Schreibe einen Kommentar

*
*
Bitte nimm Kenntnis von unseren Datenschutzhinweisen.