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Energielabel alt und neu

Das alte Energielabel (links) und das neue könnt ihr gut unterscheiden. Wichtiger als der Buchstabe sind die Verbrauchswerte

Neue Energieeffizienzklassen seit 2021: A bis G statt A+++ und Co.

Die zuvor gültigen Energieeffizienzklassen wie A++ verwirrten sehr – die neuen aber auch. Seit 2021 gibt es neue Energielabels von A bis G. Direkt umrechnen lassen die sich aber nicht.

Der Artikel erschien am 13. März 2019 und wurde am 11. Juli 2022 ausgiebig überarbeitet, erweitert und korrigiert.

Bereits 2017 diskutierte die EU darüber, neue und für Konsumenten besser nachvollziehbare Energielabels einzuführen. Für neue Geräte gelten seit dem 1. März 2021 veränderte Energieeffizienzklassen. Du als Käufer erfährst dies in Form von altbekannten, aber veränderten Labels. Es hat sich einiges getan, viel Verwirrung ist entstanden, aber wir klären auf:

Verwirrung um neue Energieeffizienzklassen

Auf den ersten Blick klingt es ganz einfach: Die alten Energieeffizienzklassen (bis März 2021) mit D, C, B, A, A+, A++ und A+++ sind mittlerweile Geschichte. Ersetzt wurden diese durch G, F, E, D, C, B und A. Der Wegfall der Plus-Bezeichnungen und das Hinzufügen weiterer Ergänzungen soll die Transparenz wieder erhöhen und vor allem die Verständlichkeit bei Käufer:innen neuer Produkte steigern. Das heißt aber noch lange nicht, dass aus einem A+++-Kühlschrank direkt ein A-Kühlschrank geworden ist. Genau das ist nämlich nicht der Fall.

So sah das Energieeffizienz-Label einmal aus. E, F und G spielen ohnehin schon längere Zeit keine Rolle mehr. (Foto: Wikimedia)

Als die EU-Kommission das EU-Energielabel 1995 einführte, entsprachen die Energieeffizienzklassen dem damaligen Stand. Die niedrigen Klassen E, F, G fielen im Laufe der Zeit weg. Dagegen erschienen immer mehr stromsparende Geräte, die die Klasse A deutlich übertrumpften. So kam es, dass neue Klassen hinzukamen: A+, A++ und A+++. Jetzt kehrt man zur „alten“ Klassifizierung zurück, um wieder klarer zwischen effizienten und stromschluckenden Produkten differenzieren zu können.

Die Aktualisierung des EU-Energielabels mag zu Beginn irritieren, auch weil du das alte gewohnt bist. Doch das neue ist auf die Zukunft ausgelegt und berücksichtigt weit mehr Aspekte als noch vor über 25 Jahren.

Wichtig zu wissen: Seit dem 1. März 2021 sind Hersteller und Händler dazu verpflichtet, die bereits aktualisierten Produktgruppen ausschließlich mit den neuen Energieeffizienzklassen zu kennzeichnen.

Welche Produkte haben neue Energieeffizienzklassen?

Diese Produktgruppen haben die „neu skalierten Labels“ bereits bekommen:

(Frühestens) 2022 sollen weitere Produktgruppen folgen, die bisher nicht die neuen Energieeffizienzklassen erhalten haben. Darunter sind unter anderem:

Hinweis: Möchtest Du beispielsweise einen neuen Backofen kaufen, gelten hier bis zum Zeitpunkt der Umstellung unverändert die alten Energieeffizienzklassen. Für einen Kühlschrank dagegen musst du auf die neuen Klassen achten. In einem Elektromarkt kann es also gut sein, dass du noch mit beiden Labels konfrontiert wirst. Das könnte auch noch 2023 der Fall sein.

Wie unterscheiden sich die neuen Labels von den alten?

Die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Label fallen erst bei genauerer Betrachtung auf. Schnell ersichtlich ist, dass die Plus-Klassen wegfallen. Außerdem enthalten die Labels einen QR-Code. Diesen kannst du mit einem Smartphone abscannen, um weitere Informationen abzurufen. Die Details wiederum stammen aus der EPREL-EU-Datenbank, die die Hersteller füllen. Hier geht es keineswegs um Werbung oder Links zu Webseiten der Produzenten, sondern um konkrete Fakten zu den Energieeffizienzklassen der jeweiligen Produkte.

Hier gut zu erkennen: QR-Code und Zusatzinformationen, die das Produkt genauer beschreiben. (Foto: EU)

Die Energielabels verfügen unter Umständen über ergänzende Infos abseits des Stromverbrauchs, um einen Vergleich zu erleichtern. Abhängig vom Produkt können das der Wasserverbrauch, die Helligkeit, die Geräuschemission oder die Speicherkapazität sein.

Welche Zusatzinformationen bieten die neuen Energielabels?

Einige neue Energielabels haben konkrete Vorteile. Denn sie bieten zusätzliche Details, die kaufentscheidend oder zumindest aufschlussreich sind. Diese Informationen sind neu:

Fernseher & elektronische Displays:

Geschirrspüler:

Waschmaschinen:

Waschtrockner:

Die weiteren neuen Energielabels erhielten entweder keine Änderungen (Lichtquellen), minimale Anpassungen bei den Symbolen (Weinlagerkühlschränke, Kühl- und Gefrierschränke), oder sie sind komplett neu (Kühlgeräte mit Direktverkaufsfunktion oder Getränkekühler).

Das neue Label bietet dir zusätzliche Informationen. (Foto: label2020.eu)

Besagte Infos kannst du neben besagten QR-Codes direkt auf den Aufklebern auf den Packungen bzw. an den Geräten ablesen.

Wie erfahre ich, welche Klasse mein neuer Kühlschrank haben wird?

Erwähnte EPREL-EU-Datenbank öffnete Ende 2020 für die Allgemeinheit. Du kannst in ihr vor dem Kauf eines neuen Geräts recherchieren. Zum Beispiel, wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest.

Keine Sorge: Durch die neue Energieklassen wird dein Kühlschrank nicht plötzlich schlechter. (Foto: Miele)

Diese Datenbank hilft dir dabei, alle in Europa erhältlichen Waren zu kontrollieren, die für die Energieeffizienz von Bedeutung sind. In der Vergangenheit haben einige Hersteller einzelne Produkte nicht vollständig oder gar nicht gekennzeichnet. Das dürfte mit den neuen Regelungen rund um die Energieeffizienzklassen nicht mehr möglich sein, da die Hersteller ihre Produkte in die Datenbank eintragen müssen. Übrigens schon seit dem 1. Januar 2019.

Die neuen Energieeffizienzklassen gelten für alle Geräte, egal ob alt oder neu, die noch regulär erhältlich sind. Ein Hersteller muss aber nicht mehr verkaufte Produkte nicht nachträglich kennzeichnen. Es ist also wahrscheinlich, dass für deinen sieben Jahre alten Kühlschrank kein neues Label existiert.

Ist mein B-Kühlschrank jetzt nur noch ein G-Kühlschrank?

So einfach ist das leider nicht. Denn aus dem alten A+++ ist nicht zwangsläufig ein A geworden. Denn das neue A entspricht dem Maßstab, den künftige Geräte erst noch erfüllen müssen. Die Klasse A bleibt so lange leer, bis Hersteller besonders effiziente Waschmaschinen oder Fernseher in den Handel bringen. Die EU möchte Unternehmen dazu animieren, in Forschung und innovative Entwicklungen zu investieren, um künftige Technologien noch sparsamer zu machen. Auch über ein Jahr nach Einführung der neuen Energieeffizienzklassen ist der Wert A eine absolute Seltenheit.

Das bekannte Farbschema ändert sich nicht. (Foto: EU)

Ansonsten sieht es ungefähr so aus: Aus A+++ entsteht ein B, aus A++ ein C, aus A ein D, aus B ein E und so weiter. Es ist aber auch gut möglich, dass zum Beispiel Kühlschränke mit einem alten C oder D gleichermaßen ins neue G rutschen.

Wichtig: Die Bezeichnung „Skalierung“ deutet bereits an, dass hinter der jeweiligen Energieeffizienzklasse ein berechneter Wert steckt. Das ist der sogenannte Energieeffizienzindex (EEI). Neue Kühlgeräte, Fernseher oder Geschirrspüler messen sich mit fiktiven und von der EU vorgegebenen bzw. „standardisierten“ Referenzgeräten, die bestimmten Daten entsprechen.

Mehr Infos zum Thema Energie und Akkus?

Dieser Beitrag ist nicht der einzige, den wir dazu geschrieben haben. Mehr Texte über Energie und Akkus findest du auf unserer Themenseite Energie und Akkus.

Ein Referenz-Kühlschrank mit einem Energieeffizienzindex von A besaß bisher einen Wert von <55. In Zukunft muss er für ein A bereits ein <=41 haben. Es kann auch dazu kommen, dass ein Geschirrspüler mit einem „alten“ A+++ (Energieeffizienzindex: <50) laut neuem Label sogar bei einem D landet. Denn für ein neues A wäre ein EEI von <32 nötig. Leider ist das System dahinter nicht sonderlich transparent, dafür komplex. Denn der Index setzt sich aus zahlreichen (gemessenen) Parametern wie Entfrostung oder Energieverbrauch bei bestimmten Umgebungstemperaturen zusammen. Auf der Webseite des Europäischen Hausgeräteverbandes APPLiA erhältst du zumindest einige Tabellen zum Vergleichen.

Muss ich meinen alten Geschirrspüler jetzt wegschmeißen?

Natürlich. 🙂 Bei Euronics kannst du neue Geschirrspüler kaufen.

Geschirrspüler gibt es natürlich bei Euronics. (Bild: Miele)

Spaß beiseite: Die aktualisierten Energieeffizienzklassen sind besonders für den Neukauf relevant und sollen dir helfen, die für dich richtige Wahl zu treffen.

Wichtig für das eigene Verständnis: Deine gekauften Geräte sind nicht plötzlich schlechter, sie erhalten nur neue Kennzeichnungen. Es ändert sich also nichts am Verbrauch oder an der Lautstärke – die Werte werden allerdings neu eingeordnet, um sie mit anderen (zukünftigen) Produkten vergleichen und sie besser einordnen zu können. Du musst dich also nicht verschaukelt fühlen, auch hat dich kein Händler reingelegt, wenn es einen starken Unterschied zwischen alter und neuer Energieeffizienzklasse gibt. Es ist bei Irritationen daher sinnvoll, auf die genauen Zahlenangaben bzw. den Energieverbrauch zu achten.

Kann ich Produkte mit altem Label und mit neuem Label vergleichen?

Aufgrund der doch sehr komplizierten Umstellung durch verbesserte Prüfverfahrungen und Berechnungsalgorithmen ist es nicht möglich, eine alte Energieeffizienzklasse in die neue umzuwandeln bzw. umzurechnen. Entsprechend gibt es auch kein Umrechnungstool oder Ähnliches.

Gleichzeitig ist es schwierig, Produkte mit altem Label mit Geräten mit neuem Label zu vergleichen. Denn die neuen Energieeffizienzklassen basieren auf völlig neuen und strengeren Testmethoden, die es zu Zeiten der alten Labels noch gar nicht gab.

Bietet ein Hersteller sowohl alte als auch neue Labels an, wurden seine Produkte entsprechend beider Klassen geprüft.

Achtung bei neuen Energielabels bei (LED-)Lampen

Seit dem 1. Dezember 2021 dürfen Händler Geräte mit alten Energieeffizienzklassen nicht mehr verkaufen, ohne dass die neue Labels nicht auch vorhanden sind. Eine Ausnahme gilt für die Lichtquellen, die ihre neue Kennzeichnung am 1. September 2021 erhielten. Für diese gewährt die EU eine Übergangsfrist von 18 Monaten. Das heißt, bis zum 28. Februar 2023 haben Händler Zeit, um die neuen Energielabels auf Produktverpackungen anzubringen.

Links das alte Label, rechts das neue. (Foto: www.stromspiegel.de)

Hier könnte es aber zu Verwechslungen kommen: LED-Lampen mit einem alten A+++ dürfen Händler noch als sehr sparsam verkaufen, obwohl sie bereits ein neues Label erhalten haben könnten. Es ist daher empfehlenswert, genauer hinzuschauen. Viele Hersteller haben zwar ihre Verpackungen längst angepasst (verpflichtend ab 1. September 2021), aber: Wenn zum Beispiel in einem Geschäft eine Lampe mit einem (alten) A+++ neben einer mit einem (neuen) G liegt, solltest du nicht automatisch zum vermeintlich besseren Produkt greifen, sondern vergleichen.

Wird es in Zukunft wieder eine A+-Energieeffizienzklasse geben?

Nein. Die EU hat sich darauf verständigt, dass es bei einer geschlossenen A- bis- G-Skala bleiben soll. Sobald ein signifikanter Anteil an neuen Produkten einer Gruppe (z.B. Kühlschränke oder Waschmaschinen) die Klasse A (30 Prozent aller Produkte) oder Klasse B (50 Prozent aller Produkte) erreicht hat, findet eine Neuskalierung statt. Dann gibt’s wieder neue Energieeffizienzklassen. Doch das dürfte vermutlich erst in frühestens 10-15 Jahren der Fall sein.

Gibt es noch etwas, das ich über die neuen Energieeffizienzklassen wissen sollte?

Parallel zu den neuen Energieeffizienzklassen verabschiedete die EU-Kommission im Oktober 2019 zehn Ökodesign-Maßnahmen, bei denen es sich weitgehend um Überarbeitungen geltender Vorschriften handelt. Interessant sind allerdings neue Vorschriften, die die Reparierbarkeit und Recylingfähigkeit von Geräten als Ziel haben. Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, der leichte Austausch wichtiger Teile und der Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen soll sich so künftig verbessern.

Diese Maßnahmen sind kein Bestandteil der Energieeffizienzklassen, sollen Kunden aber in Zukunft ebenfalls auf Geschirrspülern, Waschmaschinen, Wäschetrocknern, Lampen, (gewerblichen) Kühlschränken und Bildschirmen in Form von Aufklebern über diese an Bedeutung gewinnenden Aspekte informieren.

Und natürlich gilt für das alte wie für das neue Energielabel: der tatsächliche Verbrauch weicht von den Angaben der Hersteller auf jeden Fall ab. Denn zwischen theoretischen Testergebnissen aus dem Labor und realen Bedingungen zum Beispiel daheim gibt dann Unterschiede.

Hersteller vor neuen Herausforderungen

Für diejenigen, die sich noch nicht an die neuen Labels gewöhnt haben, ist das alles sicherlich etwas frustrierend: Ein Gerät, das bislang ein A+ hatte, nach objektiven Kriterien also als energiesparend galt, soll künftig plötzlich nur noch ein C-Produkt sein?

Was vielleicht auf den ersten Blick befremdlich sein mag, ist mittel- und langfristig für uns Konsumenten von Vorteil: Hersteller dürften motiviert sein, verstärkt auf bessere Technologien zu setzen, um uns auch wieder A-Produkte anbieten zu können. Denn wir wollen schließlich die besten, sparsamsten und umweltfreundlichsten Geräte kaufen – und die erkennen wir nicht an einem G auf der Verpackung, sondern an einem A.

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