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Unterwegs. (Foto: Sven Wernicke)

Unterwegs. (Foto: Sven Wernicke)

Das Tablet als Navigationsgerät fürs Auto. So geht’s für wenig Geld!

Wäre es nicht praktisch, ein Tablet als Navi fürs Auto zu verwenden? So verwandelt ihr das große Display des Tablets in ein Navigationsgerät für den nächsten Urlaub.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. Juli 2015 und wurde am 14.10.2019 ausführlich überarbeitet und erweitert.

Auch heutzutage noch verwenden viele Autofahrer aus guten Gründen ein separates Navigationssystem. Doch was, wenn dieses kaputt geht? Ein neues wollte zumindest ich mir nicht mehr kaufen. Und so wurde mein kaum genutztes Lowbudget-Tablet umfunktioniert.

Ausgangssituation: Altes Tablet als Navi

Eigentlich wäre es eh nötig gewesen, mein in die Jahre gekommenes Garmin zu ersetzen. Auch das Kartenmaterial war veraltet. Als es sich eines Tages und ausgerechnet kurz vor dem Urlaub nicht mehr einschalten ließ, blieb keine Zeit mehr für ausgiebige Recherche und Neukauf. Und so fragte ich mich: Für die kleine Tour durch die Brandenburgische Pampa reicht sicher auch mein betagtes Tablet, oder?

Obwohl mittlerweile viele Navis an die 100 Euro kosten und für diesen Preis sehr viel bieten, wollte ich in dem Fall so viel Geld – gerade vor dem Urlaub – nicht ausgeben. Schnell kam der Gedanke auf: Könnte ich nicht mit meinem alten 7-Zoll-Tablet ein Navigationsgerät ersetzen?! Eine wichtige Voraussetzung war schon gegeben: Der Touchscreen-Computer verfügte von Haus aus über einen GPS-Empfänger.

Doch das allein genügte nicht. Möchtet ihr es mir gleichtun, benötigt ihr folgendes…

Das richtige Tablet als Navigationsgerät

Nicht nur, weil ich selbst ein 7-Zoll-Gerät nutzte, empfinde ich diese Größe als optimal. Denn so können Fahrer und Beifahrer gleichermaßen etwas erkennen, ohne dass es die Sicht aus der Frontscheibe zu sehr versperrt. Gut geeignet sollten auch Geräte mit 6 oder 8 Zoll sein, 10 Zoll würde ich persönlich als zu wuchtig empfinden. Das ist freilich eine Frage des Geschmacks und des Platzes im Auto.

Update: Wer unbedingt ein Navi mit großem Bildschirm nutzen möchte und nicht unbedingt noch ein altes Tablet zuhause herumliegen hat, der kann sich mit dem TomTom Go Discover auch direkt ein Navi mit 7-Zoll-Display zulegen. Wir haben es für euch getestet.

Hier im Bild: Mein kleines Tablet als Navi. (Foto: Sven Wernicke)

Weiterhin nötig ist ein GPS-Modul, das Hersteller heutzutage in vielen Tablets auch im Niedrigpreissegment verbauen. Bluetooth, WIFI, mindestens 8GB Flash-Speicher, 2GB RAM und ein halbwegs aktuelles Android (Version 7 oder aufwärts) sollten vorhanden sein. Ein gutes Display ist wünschenswert, um etwas bei Sonnenschein erkennen zu können. Aber auch hier leisten günstige Tablets eigentlich völlig ausreichende Dienste, zumal die Auflösung in fast jedem Fall höher als bei kostspieligeren Navis ausfällt.

Tipp: Es muss wirklich nicht das neueste Modell sein, ganz im Gegenteil. Für die Navi-Funktionalität genügen auch Einsteiger-Tablets. Vielleicht liegt noch ein älteres Tablet bei euch in der Schublade oder ihr könnt ein Schnäppchen bei einem Auslaufmodell schlagen?

Die Stromversorgung

Für unter 20 Euro erwerbt ihr reguläre USB-Ladegeräte für den Zigarettenanzünder eures Autos. Eine wirklich praktische Angelegenheit, die ich erstaunlich oft nutze – zum Aufladen des Smartphones und anderer mobiler Devices – eben auch dem Tablet. Achtet unbedingt darauf, dass die Ausgangsspannung bei 2 Ampere (oder mehr) liegt. Sonst ist der Akku beim Verwenden der Navi-Apps flotter leer, als er auflädt. Aktuelle Schnelllade-Technologien sollte das Zubehör unterstützen.

Ein gutes Ladeteil für den Zigarettenanzünder sollte es schon sein. (Foto: Hama)

Wenn ihr darauf verzichtet, nehmt alternativ eine leistungsstarke Powerbank, die ebenfalls mindestens 2 Ampere abgeben muss. Besitzt ihr eine solche, könnt ihr diese für eure ersten Versuche verwenden und später entscheiden, ob die Zigarettenanzünder-Lösung womöglich doch die bessere Idee wäre. Generell ist die Anschaffung einer kleinen Stromversorgung ratsam für den Alltag, unter 20.000 mAh lohnt sich heutzutage – gerade beim Betrieb eines Tablets – kaum noch. Passende Speicher, beispielsweise die Intenso PowerBank HC (Shoplink), sind glücklicherweise nicht mehr teuer.

Die Halterung

Natürlich enorm wichtig: Ihr wollt das Tablet nicht die ganze Zeit in der Hand halten. Befestigt es mit einer geeigneten Peripherie an der Fensterscheibe. Es existieren zahllose Ansätze und Ideen, ich entschied mich für eine günstige wie die Vogels TMM 135 Tablet-KFZ-Halterung (Shoplink). Mit hochwertigen Saugnäpfen entsteht ein robustes, recht flexibles und sehr stabiles System, das auch die schlimmsten Holperstraßen ohne Schaden übersteht.

Tablet-Halterungen sind nicht teuer. (Foto: Vogels)

Tipp: Solche Halterungen sind häufig für (größere) Smartphones geeignet. Ihr könnt also auch euer Telefon zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit hineinstecken.

Optional: Audio-Ausgabe

Die von mir verwendete Navigations-Software gibt auf Wunsch akustische Hinweise, wann ihr abbiegen sollt oder wo eine Radarfalle in der Nähe steht. Genügen euch die meist schwachen Lautsprecher eures Tablets nicht, stehen zwei Optionen zur Auswahl: Solltet ihr ein aktuelles Autoradio mit Bluetooth besitzen, koppelt das Tablet mit diesem und bringt so die Ansagen über die Boxen eures Vehikels zu euren Ohren.

Eine kleine Box wie der JBL Go eignet sich für Musik im Auto. (Foto: JBL)

Ich selbst entschied mich für eine andere Methode: Da ich mein uraltes Autoradio nicht auch noch tauschen wollte, griff ich zu einem winzigen Bluetooth-Lautsprecher. Kleine Speaker wie der JBL Go (Shoplink) kosten weniger als 30 Euro und sind sicherlich für die eigentliche Navigation nicht nötig. Aber solch eine Soundmaschine sorgte in meinem Urlaub nicht nur für eine bessere Verständlichkeit, sondern für jede Menge Musik.

Brauche ich im Auto eine Internetverbindung?

Es sei betont: Ihr braucht am Tablet nicht um jeden Preis Internet, da diverse Navi-Apps über einen Offline-Modus verfügen. Es erhöht zweifelsohne den Komfort, sollte die Touchscreen-Maschine auf das Netz zugreifen können. Wie? Das ist euch überlassen: Entweder, ihr nutzt euer Smartphone als Hotspot oder das Tablet hat einen SIM-Kartenslot für eine Prepaid-Karte mit Datentarif. Echtzeit-Staumelder, Verkehrswarnungen, Blitzer-Infos, Sehenswürdigkeiten, Cafés oder gar Hotels in der Nähe ruft ihr so ohne Umwege ab – 3G oder LTE vorausgesetzt. Im ländlichen Bereich ist das nicht immer sichergestellt.

Unterwegs…mit dem Tablet als Navi. (Foto: Sven Wernicke)

Ist euch das zu aufwändig, dann spart euch diesen Aspekt gänzlich. Mit einer Offline-Navigation seid ihr gut bedient. Und möchtet ihr online Routen planen, zum Beispiel bei Google Maps, dann erledigt dies im Hotel, in der Pension oder dort, wo WIFI gratis zur Verfügung steht. Bei Starbucks, Drogeriemarkt dm, Rewe oder McDonalds zum Beispiel.

Tablet als Navi: Das sind die realen Kosten

Dieses gesamte Szenario funktioniert natürlich nur, wenn ihr ein vielleicht sogar ausgemustertes Tablet besitzt und dieses als vollwertiges Navigationssystem einsetzen wollt. Als ernsthaft wichtig sehe ich die Halterung und die Stromversorgung an, das kostet euch zusammen ab 20 Euro. Alle weiteren Elemente sind nett, für mich persönlich eine schöne Sache, nur kein Muss. Und das Ziel sollte es ja eh sein, vor allem eines gegenüber dem Neukauf eines Navis zu sparen: Geld.

Wieso nicht das Smartphone als Navi benutzen?

Klar, wer kann und will, verwendet als Navigationsgeräte-Ersatz auch das eigene Smartphone. Mir ging es in erster Linie um einen großen Bildschirm und eine bequeme Bedienung. Das ist gerade mit kleineren Telefonen nicht immer gegeben.

Das Samsung Galaxy S10+ besitzt beispielsweise ein 6,4 Zoll großen Bildschirm – das sind fast Tablet-Ausmaße. (Foto: Samsung)

Bei den heutzutage üblichen Smartphone-Riesen wäre es aber durchaus eine Überlegung wert, das eigene Mobiltelefon zu favorisieren. Bedenkt, dass ihr dann ggf. eine geeignete Smartphone-Halterung braucht.

Geeignete Navi-Apps für Smartphone und Tablet

Vor ein paar Jahren gab es an und für sich nur Google Maps und Nokia Here als ernstzunehmende Navi-Lösungen für Tablets und Smartphones. Das hat sich längst geändert. Und so habt ihr die Qual der Wahl.

Ich selbst entschied mich für Here, doch ein paar andere wirklich gute Kandidaten möchte ich euch nicht vorenthalten.

Here WeGo: Kostenlos und umfangreich

Früher als Nokia Here bekannt, hört die App für iOS und Android seit längerer Zeit auf Here WeGo. Autohersteller wie Daimler oder Audi unterstützen die Software, was für uns Anwender einen Vorteil hat: Die Anwendung ist kostenfrei und bietet die Möglichkeit, umfangreiches Kartenmaterial für die Offline-Verwendung zu speichern.

Here WeGo beweist, dass es nicht immer Google Maps sein muss. (Foto: Here Apps)

Der Stärken von Here WeGo sind: einfach zu bedienen, relativ schnelle Routenberechnung und eine gute Übersicht. 3D-Darstellung, Echtzeitinfos, über 100 vorhandene Länder – da kann man nicht nörgeln. Achtet darauf, dass euer Tablet genügend Flash-Speicher besitzt, denn das Kartenmaterial ist teils riesig.

Google Maps: Der Klassiker

Kollege Jürgen Vielmeier erklärte an anderer Stelle genau, was ihr beachten solltet, möchtet ihr Google Maps als Navi verwenden. Es existiert sogar ein Offline-Modus zum Download von Karten. Schön bei Google Maps sind zweifelsohne die kleinen Komfortfunktionen wie das spontane Anpassen der Strecke bei besseren Routen oder das Darstellen der durchschnittlichen Verkehrslage.

Google Maps ist ein Allrounder. (Foto: Google)

Ein wirkliches Highlight für mich ist, dass ihr Ziele, Locations und Routen beispielsweise am Rechner sucht bzw. erstellt und diese dann zu eurem mobilen Gerät (bei Internetverbindung) schickt. Das steigert die Bedienfreundlichkeit noch einmal.

Aber es gibt auch Schattenseiten: Manchmal verzichtet Google Maps auf wichtige Ansagen (Abfahrten oder Abbiegen), ist bei fehlender Internetverbindung kaum zu gebrauchen (sofern keine Offline-Karten geladen) und verbraucht sehr viel Akku-Kapazität.

Google Maps ist für iOS und Android erhältlich.

MapFactor: Kartenmaterial auf Basis von OpenStreetMap

Der MapFactor Navigator setzt auf das OpenStreetMap-Kartenmaterial, das ihr auch kostenlos für die Offline-Verwendung herunterladet. Die für iOS und Android verfügbare App lässt keine Features vermissen, es existieren sogar spezielle Modi für Busse, LKWs und PKWs.

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Premium-Funktionen schaltet ihr gegen Bezahlung frei, darunter hochwertigere TomTom-Karten mit Fahrspurassistenten und genaueren Routenberechnungen, Alternativrouten, Live-Traffic oder HUD. In Anbetracht der Tatsache, dass MapFactor in der Standard-Version schon sehr umfangreich ist, benötigt ihr die kostenpflichtigen Angebote nicht unbedingt.

TomTom Go Mobile: Für TomTom-Kenner

Hattet ihr in der Vergangenheit ein TomTom-Navi in Gebrauch, könnte diese App für iOS und Android ideal für eure Zwecke sein. Das komplette Navi-Tool finanziert sich jedoch über ein eigenwilliges Konzept: Pro Monat könnt ihr 75 Kilometer völlig uneingeschränkt fahren, danach verlangt die Software nach einem Abonnement. Es geht bei 5,99 Euro pro Monat los.

Das Abo-Konzept könnte manchen Anwendern nicht gefallen. (Foto: TomTom)

TomTom Go Mobile kann trotz dieses Ansatzes euer Favorit sein, denn mit der App fühlt sich euer Tablet wie ein vollwertiges, klassisches Navigationsgerät an.

Maps.me: OpenSource und kostenlos

Maps.me für iOS und Android ist etwas wie ein Navi Light, was als Stärke anzusehen ist. Die App ist auf das Wesentliche reduziert und genügt den durchschnittlichen Ansprüchen. Das ist gar nicht mal negativ gemeint, denn TomTom Go Mobile oder Here WeGo könnten manche als überfrachtet empfinden.

Maps.me ist einfach gehalten. (Foto: my.com)

Ein paar weitere Navi-Apps findet ihr im Artikel zum Ende der Navigations-Apps von Navigon.

Fazit: Tablet als Navi kann eine gute Alternative sein

Sieben Tage in der Pampa – und ich habe es überlebt. Ich verirrte mich nicht und wurde nicht vom Bären im Brandenburger Wald aufgefressen. Und das, obwohl ich mir kein neues Navigationsgerät kaufte, sondern mein angestaubtes Tablet verwendete.

Ab 20 Euro verwandelt ihr eure vorhandene Touchscreen-Gerät in ein aktuelles Navi – und das klappt tatsächlich gut. Gewiss ist die Kontrolle eines TomTom oder Garmin aufgrund der Spezialisierung dezent intuitiver, nach minimaler Eingewöhnung aber bedient ihr euer Tablet sogar schneller und könnt sogar noch sehr viel mehr mit diesem anstellen. Wechselt bei Bedarf die Navi-App, hört nebenbei Musik oder spielt in der Pause ein Game. Es ist und bleibt schließlich ein Tablet.

Habt ihr selbst auch Erfahrungen mit einem Tablet oder Smartphone als Navigationsgerät fürs Auto gesammelt? Mich interessiert eure Meinung. Schreibt sie doch in den Kommentarbereich!

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