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Als Apple Maps mich einmal um einen Stau lotsen wollte

Mit alternativen Routen und einem angeblichen Zeitgewinn will Apple Maps zu Google Maps aufschließen. Aber hält die App das Versprechen?

Es war Freitagnachmittag und ich musste mit dem Auto nach Bonn. Natürlich ist das nicht die beste Reisezeit, das weiß jedes Kind, aber an diesem schönen Tage war es mir leider nicht anders möglich. Von der Küste kommend floss der Verkehr wie geölt. Kurz nach der Grenze dann aber schon der erste, kurze Stau, später kilometerlanges Stop and Go.

Als ich kurz vor Düsseldorf zum Tanken rausfuhr, meldete Google Maps für die letzten 70 Kilometer: „Ankunft in 1:25 Stunden“. Plötzlich erhielt ich eine Nachricht von Apple Maps auf dem iPhone: „Ankunft in 1:16 Stunden“ stand dort. War das hier jetzt ein Wettstreit? Aber warum nicht, dachte ich in einem spontanen Anflug von Abenteuerlust. Mal sehen, ob Apple Maps eine Abkürzung kennt!

Staus umfahren, Sagenwege kennenlernen

Statt mich wie Google Maps auf der Autobahn schnurstracks in den nächsten Stau zu schicken, kam Apple Maps auf eine interessante Idee: an der nächsten Ausfahrt raus und mitten durch die Düsseldorfer Innenstadt! Und dann weiter über die Bundesstraße zurück auf die Autobahn. Gesagt getan, und siehe! Direkt hinter der Ausfahrt, die ich nehmen sollte, sah ich den Verkehr schon stocken. Dem ersten Stau war ich also schon einmal entgangen. Juchee!

Und tatsächlich überraschend wenig Verkehr für einen Freitagnachmittag nach und in Düsseldorf! Auf der Rheinbrücke dann aber die erste Schikane: „Rechts halten auf Rheinischer Sagenweg“, meldete Apple Maps. Den was?! Auf den Schildern sah ich nur Ortsangaben, keine Straßennamen. Und rechts gabelten sich gleich zwei Richtungen ab.

Ich erwischte die falsche Ausfahrt, fuhr am Ende auf der Brücke noch einmal zurück und wieder in Richtung Stadt. Diesmal mit der richtigen Ausfahrt auf die B1 und den wohl besagten Rheinischen Sagenweg.

Zwei Navi-Apps gleichzeitig? Warum nicht!

Navigations-Apps wie Google Maps, Apple Maps, Here We Go, TomTom Go oder Waze sind alle unterschiedlich gut darin, auf aktuelle Verkehrssituationen zu reagieren und Staus zu umfahren. Im Prinzip spricht nichts dagegen, wenn ihr euch mit mehreren gleichzeitig navigieren lasst. Das GPS kann mehrere Apps auf eurem Smartphone gleichzeitig versorgen.

Damit a Ruh is‘! Navigations-Apps lassen sich stumm schalten.

Nerven euch die vielen Durchsagen, könnt ihr einzelne Apps schon vor Fahrantritt stumm schalten. Das geht in der Regel, wenn ihr die Navigation in der App startet und dort die Ansagen über das Lautsprecher-Symbol ausschaltet. Statt der Ansagen könnt ihr auch die Push-Mitteilungen für die App deaktivieren. Dazu geht ihr in die Einstellungen > Name der App > Mitteilungen.

Und welche App ist nun die zuverlässigste? Probiert es aus! Fahrt hin und wieder mal auf einen Rastplatz und vergleicht die noch vor euch liegende Route in den verschiedenen Apps. Waze gilt als sehr zuverlässig. In unseren Tests hat aber auch Apple Maps Störungen und Staus erstaunlich gut erkannt.

„Verkehr: 13 Minuten“

Bis hierhin kein Stau. Der kam aber einige Minuten später auf der A1. „Verkehr: 13 Minuten“ meldete Apple Maps in interessantem Deutsch. Ob das mit meiner unfreiwilligen Extrarunde über die Brücke zu tun hatte? Immerhin: Apple Maps behauptete weiterhin, ich wäre in 54 Minuten zu Hause. Google Maps bot nur 58 Minuten – bei gleicher Entfernung und Strecke. Rechnete Apple hier genauer oder einfach nur schöner?

Den Rest der Strecke hatte ich tatsächlich Glück. Die noch angekündigten Staus um Köln und vor Bonn haben sich in der Zwischenzeit aufgelöst, ich verfahre mich kein einziges Mal mehr und komme pünktlich zu Hause an. Gemessen zumindest an der Zeit, die Google Maps eine Stunde davor angegeben hat. Apple Maps hat den Genauigkeitsvergleich verloren.

Darüber schrieben wir bereits in diesem Sommer noch vor dem Update: Apple Maps ist ein konkurrenzfähiges Navi. Das sieht mittlerweile wohl auch Apple so. Und so schickt iOS 15 euch Vorschläge zur Navigation, wenn das System registriert, dass ihr im Auto unterwegs seid. Und damit wird Apple Maps zum Direktkonkurrenten für Google Maps.

Apple Maps unter iOS 15: Auf jeden Fall schöner

Apple Maps (oder auch genannt: Apple Karten) hat mit dem Update auf iOS 15 weitere Funktionen spendiert bekommen. So hat die App nun auch, laut Apple…

Apple Maps weiß schon länger, ohne euer Zutun und mit ziemlicher Genauigkeit, wo ihr euer Auto geparkt habt. Finde ich klasse. Ohnehin kommt Apple Maps immer mehr auf Augenhöhe mit Google Maps – gerade auf iOS, wo Google Maps ein wenig gegenüber der eigenen Android-Version hinterherhinkt. Das Update auf iOS 15 lohnt sich also schon deswegen alle Mal.

Und die Moral meiner kurzen Geschicht: Gut, wenn es Konkurrenten „gicht“. Apple Karten ist eine erfrischende Alternative zu Google Maps und in einigen Punkten sogar besser. Die letztlich verlässlichere Ankunftszeit wusste Google Maps. Dafür habe ich nun endlich vom Rheinischen Sagenweg und seinen mythischen Geschichten gehört: „Die Lilie zu Laach“ oder „Nur der Nassauer ist kein ‚Nassauer'“. Apple Maps natürlich auch nicht.

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