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Ein digitaler Kabelanschluss bringt neue Möglichkeiten, zum Beispiel Vodafone GigaTV (Bild: Vodafone)

Ein digitaler Kabelanschluss bringt neue Möglichkeiten, zum Beispiel Vodafone GigaTV (Bild: Vodafone)

Was Vodafone GigaTV kann – und was nicht

Vodafone GigaTV bündelt traditionelles Fernsehen mit den Mediatheken der einzelnen Sender und Streaming-Diensten wie Maxdome in einer einzigen Oberfläche. Ganz nett, wenn man alles ein bisschen nutzt. Revolutionär ist das aber nicht.

Schaut ihr noch in die Programmzeitschrift und schaltet den Fernseher ein, wenn die Zeit gekommen ist? Oder streamt ihr euch schon durch Netflix und die Mediatheken? Wir erwecken hier manchmal den Eindruck, als ob sich beides gegenseitig ausschließen würde. Das stimmt natürlich nicht. Der Smart-TV war der Versuch, alles in ein Gerät zu packen: lineares Fernsehen und das Internet. Doch da alles in die Cloud wandert und über Tablet und Smartphone jederzeit und überall abgerufen werden kann, muss es wohl doch eine Software-Lösung sein. Vodafone möchte mit GigaTV eine solche übergreifende TV-Plattform schaffen und wird dennoch bloß Durchschnittskost liefern.

Update: Dem neueren Angebot Vodafone GigaTV Net haben wir einen eigenen Artikel gewidmet.

Nichts wirklich Neues

Vodafone GigaTV vereint unter einer Oberfläche, was im Fernsehen läuft oder zumindest laufen könnte: das klassische Fernsehprogramm, das zu einer bestimmten Zeit ausgestrahlt wird (Free- und Pay-TV); die Mediatheken, in denen die Sendung zeitgleich oder direkt nach Ausstrahlung erscheinen; Video-on-Demand-Angebote, was früher die Videotheken waren (Ausleihe gegen Geld) sowie Streaming-Dienste wie Maxdome, die gegen eine monatliche Fixgebühr den unbegrenzten Zugriff auf einen mehr oder weniger umfangreichen Katalog an Filmen und Serien ermöglicht. Und wenn möglich in HD.

Vodafone GigaTV lässt sich auf allen Geräten empfangen: Smartphone, Tablet und Fernseher (Bild: Vodafone)

Das Problem dabei: Einen echten Mehrwert bietet das nicht. Vodafone verkündet, dass es eine gemeinsame Suchfunktion geben werde. Ihr interessiert euch für alle Filme mit Ryan Gosling oder Emma Stone? GigaTV nennt sie euch. Eine Empfehlungslogik (was auch immer das bedeutet) soll sogar euren persönlichen Geschmack erkennen und dann passende Stücke vorschlagen. Ist das etwa neu? Nein. Wir alle nutzen bereits das Internet. Was vielleicht ein Vorteil sein könnte, wäre die gemeinsame Oberfläche, unter der GigaTV alles vereint. Da habe ich aber bisher nur ein paar schöne Pressebilder gesehen. Meine Erfahrung lehrt mich jedoch: Das wird nichts. Nicht einmal Netflix bekommt das hin.

Mehr Cloud, aber mit Settop-Box

Technisch bietet GigaTV, was heutzutage auch erwartet werden kann. Das lineare Fernsehen kommt über das Fernsehkabel, sofern dieses vorhanden ist. Damit kann das Bild nicht von einem schlechten Internetzugang beeinträchtigt werden. Unterwegs lässt sich das gesamte Programm aber auch auf Smartphone und Tablet empfangen. Für Android und iOS gibt es Apps. Filme die zuhause begonnen wurden, können dann unterbrochen und unterwegs weitergeschaut werden. Oder umgekehrt.

Größer als ein Chromecast: Die Settop-Box Vodafone GigaTV 4K (Bild: Vodafone)

Herzstück ist eine Settop-Box, die zuhause unter dem Fernseher steht und sich auch aus der Ferne programmieren lässt. Mit dem persönlichen Videorekorder (NPVR) können sogar mehrere Sendungen gleichzeitig aufgenommen werden. Auf dem Sofa kommt dann eine Fernbedienung zum Einsatz, die alle in GigaTV integrierten Dienste steuern kann (also nicht bloß eine Extra-Taste für Netflix). Dank eingebauter Mikrofone soll sie zu einem späteren Zeitpunkt auch auf Sprachbefehle reagieren.

Große Pakete sind teuer

Vodafone GigaTV startet am 12. Februar 2017. Anfangs wird es die GigaTV 4K Box (1 TB, WLAN, Bluetooth-Fernbedienung) nur für Kabelkunden geben (ab 14,99 Euro pro Monat), später dann auch für DSL-Nutzer. Ohne Settop-Box, also bei ausschließlicher Nutzung per App, soll der Dienst 9,99 Euro pro Monat kosten. Dabei lassen sich bis zu drei Streams gleichzeitig empfangen. Wer auf HD-Qualität wert legt, muss allerdings noch einen kleinen Aufpreis zahlen. Im eigenen VoD-Angebot gibt es sogar Filme in UHD.

Die anderen Kabelanbieter bieten ein ähnliches Angebot: Unitymedia mit der Horizon-Box, Tele Columbus mit AdvanceTV. Versprochen wird die Bündelung von TV-Programmen und Streaming-Diensten, tatsächlich wird die Lieferung von Bewegtbildern an den Internetzugang gekoppelt, wofür Vodafone dann jeden Monat eine recht hohe Gebühr kassiert. Dabei hat Netflix doch vorgemacht, wie es anders geht. Das reine Streaming-Angebot ist gerade so günstig, weil es vom Internetzugang entkoppelt wurde. Ob ihr Netflix am Highspeed-Internetzugang schaut oder im ICE über WLAN, das Bild wird immer in der passenden Qualität geliefert. Die haben hinbekommen, dass das passt.

Den wirklichen Mehrwert liefert Netflix aber mit seinem einmaligen Angebot. Seit Jahren wurde ein Portfolio aufgebaut, das sich von keinem Mitbewerber einfach mal so lizensieren lässt. Und mit den Netflix Originals wird das noch schwieriger. Das ist ein Mehrwert! Und mit der Beschränkung auf Filme und Serien wurde auch der Preis gedrückt. Noch ein Mehrwert! Die Fernsehsender bündeln nämlich normalerweise Filme und Sport in einem Programm, was ihr dann auch beides bezahlen müsst – letztlich dann auch bei Vodafone GigaTV.

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