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Microsoft Surface Pro 6 im Test: Nicht billig, aber ich liebe dieses Tablet

Unser Redakteur Sven ist verliebt. Diesmal hat ihn das Surface Pro 6 schöne Augen gemacht. Nach einem ausgiebigen Test steht fest: Trotz kleinerer Schwächen ist das ein grandioses Tablet.

Zugegeben: Meine Begeisterung bei der Ankündigung des Surface Pro 6 im Oktober 2018 hielt sich zunächst in Grenzen, denn die Verbesserungen gegenüber dem 2017er-Modell schienen minimal. Und doch ging mir das Tablet nicht mehr aus dem Kopf. Mittlerweile steht es seit elf Wochen auf meinem Schreibtisch…

Die Stärken des Surface Pro 6

Seit jeher stehen die Surface-Pro-Modelle für sehr viel Leistung auf kleinstem Raum. Und auch das ist unverändert die große Stärke: Im besten Fall steckt im Pro 6 ein Intel Core i7-8650U Quadcore-Prozessor, dem bis zu 16GB RAM und eine 1TB große SSD zur Verfügung stehen. Befeuert wird ein 12,3 Zoll großer Bildschirm (Auflösung 2736 x 1824 Pixel) im Seitenverhältnis von 3:2 mit 10-Punkt-Touchscreen-Funktion.

Eine Schönheit in Schwarz. (Foto: Sven Wernicke)

Das alles kommt in einem 784 Gramm (i7-Modell) schweren Gerät unter, das zwar mit 8,5mm deutlich dicker als ein übliches Tablet ist, aber eben auch sehr viel mehr Performance bietet. Mit dabei sind zwei ordentliche Kameras (8 Megapixel Rückseite mit Autofokus, 5 Megapixel Front für Videotelefonie in 1080p und Windows Hello), ein TPM-2.0-Chip für Sicherheit, ein microSDXC-Kartenleser und die Möglichkeit, einen speziellen, präzisen Zeichenstift zu verwenden. Der Akku hält offiziellen Aussagen zufolge bis zu 13,5 Stunden bei Videowiedergabe. Praktisch sind es immer noch beachtliche 8 Stunden bei Alltagsanwendungen.

Beeindruckend: Die Fassung mit Intel Core i5 ist mittlerweile sogar lüfterlos – die Tüftler bei Microsoft haben hier ein erstaunliches Innenleben geschaffen.

Ein Highlight kann ich nicht unter den Teppich kehren: Das Surface Pro 6 gibt’s endlich (wieder) in Schwarz. Zusammen mit meiner bordeauxfarbenen Alcantara-Tastatur (Shoplink) sieht das einfach grandios und wunderschön aus. Ehrlich: Das begeistert mich nach wie vor sehr. Mag oberflächlich klingen, doch das Design des Surface Pro liebe ich sehr. Edel, schnörkellos, nicht verspielt – eine Augenweide.

Die Schwächen des Surface Pro 6

Vor dem Kauf des Surface Pro 6 studierte ich ausgiebig die Testberichte, die zuerst in den USA erschienen. Zugegeben: Viele von ihnen waren zu nichts zu gebrauchen, sie wiederholten immer wieder die gleichen Kritikpunkte. So verfügt das Gerät ausschließlich über einen USB 3.0-Port (volle Größe), einen Mini-DisplayPort zum Anschluss eines weiteren Monitors und eine Kopfhörer-Buchse. Das ist in Zeiten von Thunderbolt und USB-C für viele zu wenig, auch wenn es separate Ports für die Tastatur und die Dockingstation gibt.

Gegenüber den vorherigen Modellen hat sich beim Design wenig getan. (Foto: Sven Wernicke)

Und: Der fest integrierte Grafikchip (Intel UHD 620) bietet Anlass für Kritik. An vielen Stellen wurde dies Microsoft zum Vorwurf gemacht, doch die Schuld trägt eigentlich Intel: Die Core-Prozessoren der 8. Generation besitzen keine besseren GPUs. Das ist ärgerlich, denn die Grafikeinheit des Vorgängermodells (Surface Pro von 2017 mit Core i7) galt als besser. Entschädigt wird man dagegen mit einem Vierkern-Prozessor, der jede Menge Performance parat hält.

Interessieren euch die technischen Hintergründe und wollt ihr wissen, wo das Pro 6 im Vergleich zu den Mitbewerbern steht, empfehle ich euch den aufschlussreichen Leistungsvergleich bei Notebookcheck. Mir half dieser, letztlich eine Kaufentscheidung zu treffen.

Auf den ersten Blick ein hoher Preis

Natürlich müssen wir auch über den Preis sprechen. In der Ausstattung mit einem Intel Core i5, 128GB Speicher und 8GB RAM, seid ihr bei unverbindlichen 1049 Euro. Die teuerste Variante mit Intel Core i7, 1TB SSD und 16GB liegt bei 2299 Euro (UVP). Das ist eine Menge Geld, zumal noch Keyboard und bei Bedarf Stylus, Maus oder Surface Dock fehlen. Einige Konkurrenten erhält man günstiger.

Der neue Kickstand ermöglicht das Verwenden im Studiomodus. (Foto: Sven Wernicke)

Auch auf mein Unverständnis stieß Microsoft mit der Entscheidung, das hauseigene Top-Tablet mit einem „Pro“ im Namen mit Windows 10 Home auszuliefern. Nur wenn ihr das Surface Pro 6 für Unternehmen erwerbt, bekommt ihr das vollwertige Windows 10. Relativieren möchte ich trotzdem: Für den Alltag und eben den Privatgebrauch macht es keinen Unterschied, ob ihr Windows 10 Home oder Pro verwendet. Trotzdem kein ganz ideales Marketing.

Und was ist jetzt so toll am Surface Pro 6?

Für einige wären das zu viele Aspekte, die gegen das Surface Pro 6 sprechen. Allerdings bin ich der Auffassung, dass man die richtige Perspektive einnehmen sollte. Zum Beispiel dann, wenn die eigenen Ansprüche nicht den „Schwächen“ entsprechen, die beispielsweise in Rezensionen kritisiert werden. Klar, objektiv betrachtet fehlt ein Thunderbolt-Anschluss. Mich persönlich stört das nicht, da ich bereits ein Surface Dock (Shoplink) besitze, an dem meine beiden Monitore (2x DisplayPort), Maus, Tastatur und ein externes Blu-ray-Laufwerk hängen. Es ist alles da, was ich benötige.

Einfach richtig schön. (Foto: Sven Wernicke)

Wie bereits gesagt, erfreut mich nach wie vor – und das so gesehen schon seit Jahren – das Design. Es ist ein geniales Tablet mit einem hervorragend funktionierenden Standfuß, der auch den noch recht neuen Studiomodus (zum Beispiel zum Zeichnen mit dem Surface Pen) unterstützt.

Wenn ich die samtweiche Tastatur aufklappe, das Gerät einschalte und es benutze, entsteht ein schwer erklärbares Gefühl. Es fühlt sich einfach alles rund an. Und es ist immer wieder toll, es aus der Laptoptasche zu nehmen, um es zu verwenden – auf der Couch, im Zug, im Café. Wo auch immer. Dass das Surface Pro 6 eine sehr ordentliche Akkulaufzeit hat, passt zu dem mehr als positiven Gesamteindruck.

Endlich mein vollwertiger Desktop-Ersatz

Ein weiterer entscheidender Punkt, der mich zum Kauf des Surface Pro 6 bewegte: Er kann endlich meinen Desktop-Rechner vollständig ersetzen. Bisher nutzte ich meinen Surface Pro 3, der zwar trotz seines Alters noch gut mithalten konnte. Doch gerade bei anspruchsvolleren Anwendungen, 20 Browser-Tabs und parallel ablaufenden Programmen kam die Hardware nicht mehr mit. Das eingeschränkte Arbeitstempo nervte mich zugegeben sehr.

Einfach ans Dock angesteckt, schon ist der Desktop-Rechner einsatzbereit. (Foto: Sven Wernicke)

Jetzt steht mein Surface Pro 6 mit i7, 16GB RAM, 512 GB SSD und 256GB-Speicherkarte auf dem Schreibtisch und kommt bei den meisten Aufgaben nicht einmal ins Schwitzen. Erst dann, wenn ich das Tablet ernsthaft belaste (Videobearbeitung, ausführliche Fotobearbeitung…), ist der Lüfter hörbar – und alles andere aus laut.

Was mich außerdem überaus begeistert: Bin ich daheim, steckt das Surface Pro 6 am Surface Dock und ich habe meine ganz normale Arbeitsumgebung. Muss ich los, entferne ich das Kabel, packe den Rechner ein und verzichte auf absolut nichts. Keine Mails vom Laptop zum stationären Rechner übertragen, irgendwas synchronisieren oder andere Umständlichkeiten – es klappt tadellos, flott und ohne Maßnahmen, die unnötig Zeit fressen.

Ich sollte es aber betonen: Der Surface Pro 6 eignet sich nicht zum anspruchsvollen Spielen. In diesem Bereich kann er einem Gaming-Laptop oder Desktop-Rechenmonster kein Paroli bieten. Es ist ein Arbeitstier, ein Multimedia-Maschinchen, ein stylischer Fast-Alles-Könner. Genau dafür schätze ich das Teil!

Fazit nach über zwei Monaten Test des Surface Pro 6

Würdest du dir wieder ein Surface Pro kaufen? Auf jeden Fall! Klar kenne ich die Makel, und auch Windows 10 läuft nicht immer rund. Abgesehen von den Software-Kleinigkeiten ist das Surface Pro 6 aber trotz des hohen Preises für mich eine kleine Erfüllung.

Und immer ein guter Laptop. (Foto: Sven Wernicke)

Ich kann meinen alten, großen, lauten Desktop, der so gesehen im Vergleich sehr viel mehr Energie verbrauchte, endgültig zu Grabe tragen. Diese Mischung aus Tablet, Laptop und mit dem Surface Dock auch Desktop wurde von Microsoft nahezu perfektioniert.

Ich hoffe natürlich, dass künftige Surface-Nachfolger etwas zulegen. Thunderbolt, USB Type-C und vielleicht eine stärkere GPU stehen auf meiner Wunschliste. Aber ich bin mir auch sicher: Wenn ich in vier, fünf Jahren wieder zu einem Surface Pro greife, wird mich Microsoft nicht enttäuschen. Für den Hersteller wird es eh bald Zeit, sich nicht mehr zu sehr auf dem Erfolg der Surface-Reihe auszuruhen. Das wäre auch mein größter Kritikpunkt.

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