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Garmin Instinct 2X Solar

Garmin Instinct 2X Solar (Bild: Jürgen Vielmeier)

Garmin Instinct 2X Solar im Test: Sonnenuhr mit Ausdauer

Die robuste Sportwatch Garmin Instinct 2X Solar eignet sich hervorragend für den Ausdauersport. Was aber nur bedingt an der theoretisch unendlichen Akkulaufzeit liegt.

Eine robuste Sportuhr für alle Lebenslagen, die nicht nur gut aussieht, sondern auch vielseitig ist und nie mehr an die Steckdose muss. All das soll die Garmin Instinct 2X Solar sein. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Auch wenn die semismarte Sonnenuhr insgesamt überzeugt: es gibt Verbesserungspotential. Und das mit der unendlichen Akkulaufzeit stimmt nur in der Theorie.

Inhalt:

Garmin Instinct 2X Solar: Bedienung und Komfort

Die Garmin Instinct 2X Solar ist anschmiegsam und angenehm zu tragen – trotz des nach Militärstandard gefertigten Gehäuses aus faserverstärktem Polymer, trotz widerstandsfähigem Powerglass und dank des sehr wertigen Silikon-Armbands.

Garmin Instinct 2X Solar vor dem ersten Einsatz (Bild: Jürgen Vielmeier)

Dabei ist die Watch auch leicht an- und wieder auszuziehen. Der Pin etwa verfängt sich beim Lösen nicht im Armband, wie das bei einigen anderen Sportuhren der Fall ist. Auch die Ösen, die die Schlaufe des Armbands stabil halten, wirken langlebig und qualitativ hochwertig. Als Träger:in merkst du schnell: Das hier ist alles, nur keine billige Uhr.

Die von Garmin verwendeten Materialien wirken hochwertig und langlebig. (Bild: Jürgen Vielmeier)

Du bedienst die Instinct 2X Solar über insgesamt fünf Steuerknöpfe. Drei davon links am Gehäuse, zwei rechts. Eine drehbare Lünette, eine Krone/Scrollrad oder einen Touchscreen hat die Sportwatch nicht. Was du mit welchem Button auslöst und wie du dich durch die einzelnen Funktionen hangelst, ist auch nach vier Wochen noch verwirrend und braucht Einlernzeit. Immerhin: Garmin legt der Uhr eine Schnellstartanleitung bei, die das Wichtigste gut erklärt.

Drei Steuerknöpfe links, nochmal zwei auf der anderen Seite. Sie sind gut zu ertasten, aber Freunde des Minimalismus‘ sind sie bei Garmin nicht. (Bild: Jürgen Vielmeier)

Der Druckpunkt dieser einzelnen Knöpfe ist phänomenal. Du kannst ihre leicht angeraute Oberfläche außerdem blind erfühlen. Weniger gelungen, weil doch unübersichtlich, ist die Menüführung an sich. Was verbirgt sich hinter welchem der fünf Knöpfe? Immer wieder irrt man sich als Träger:in bei der Suche nach einer Funktion und muss Wege zurückgehen. Ist mehr denn wirklich mehr? Als Tester werde ich das Gefühl nicht los, dass zwei oder drei Knöpfe es auch getan, die Bedienung sogar erleichtert hätten.

Display, Helligkeit und Taschenlampe

Das Display ist alles in allem ist etwas anders, als ich erwartet hatte. Das eigentliche Watchface ist klein und das Erlebnis weniger immersiv, als die Werbebilder anzeigen. Dazu wirkt das Display etwas dunkel, auch wenn du die Helligkeit auf 100 Prozent stellst:

Weniger hell und weniger schön schwarz. Ganz so schön wie in der Werbung ist das Display der Watch nicht. (Bild: Jürgen Vielmeier)

Klar, das soll Akku sparen. Und als Alternative kannst du ein helles Watchface einstellen – was allerdings nicht jedermanns Geschmack trifft. Tagsüber hätte ich es mir gerne etwas heller gewünscht. Wenn du nicht von vorne aufs Display schaust, sondern aus einem ungünstigen Winkel, siehst du nicht viel.

Die Garmin Instinct 2X Solar hat eine echte Taschenlampe, nicht nur ein beleuchtetes Display.

Es ist derweil schön, dass die Instinct 2X Solar eine eigene und hier auch echte Taschenlampe spendiert bekommen hat. Die leuchtet definitiv heller als Display einer Smartwatch, etwa doppelt so hell.

Sensoren, Messwerte und Sportarten

Nicht nur einfaches GPS: Die Garmin Instinct 2X Solar beherrscht außerdem Glonass und Galileo, darüber hinaus Mehrfrequenz-Positionsfindung. Das deckt sich auch mit meinen Testergebnissen: Die Uhr weiß ziemlich genau, wo du gerade bist, und sie misst Strecken bei eingeschalteter Satellitennavigation sehr genau.

Der integrierte Puls-/Herzfrequenzmesser trackt sekündlich Werte, kann dich warnen, wenn diese zu hoch oder niedrig sind (einstellbar in der App Garmin Connect). Das funktioniert zum einen ziemlich gut und bringt zum anderen trotzdem den Akku nicht so schnell an seine Grenzen.

Was die Instinct 2X Solar darüber noch alles messen kann, ist schon erstaunlich:

Garmin listet noch einiges an weiteren Funktionen auf der offiziellen Webseite der Uhr. Das ist alles ziemlich beeindruckend, auch wenn du davon während eines Trainings gar nicht so viel mitbekommst. Ich starte etwa eine normale Laufrunde und bekomme nur nach jeder Meile einige Werte angezeigt – obwohl ich da sowohl auf der Uhr als auch in der App längst auf Kilometer umgestellt habe. Nach einem jeden Training erhältst du für einige Sportarten einen detaillierten Bericht. Für andere leider nicht.

Werte? Ziemlich exakt!

Garmin ist nicht Chef bei der Bedienung, dafür aber bei den exakten Werten: Herzschlag, Schrittmenge, Entfernung, Sauerstoffsättigung, Höhe: Die Instinct 2X Solar misst sehr genau. Und das ist tatsächlich nicht selbstverständlich bei einer Sportwatch – Amazfit T-Rex 2, ich blicke in deine Richtung…

Eine Ausnahme bildet das integrierte Thermometer: Ich glaube ihm, dass es auf der Oberseite des Displays über 30 Grad Celsius misst, wenn ich damit in der Sonne spazieren gehe. Wenn die Außentemperatur in der gleichen Zeit aber bei unter 20 Grad liegt – was bringt mir die Info dann?

Verwunderlich außerdem, dass einige der beliebtesten Sportarten in Deutschland fehlen. Was dann ärgerlich stimmt, ist, wenn die eigene Lieblingssportart dabei fehlt: Pickleball ist dabei, Trailrunning, gleich mehrere HIIT-Unterarten. Schön und gut, aber wo ist Tischtennis, oder zumindest ein freies Training für Schlägersportarten? Von Haus aus nicht installiert. Insgesamt beherrscht die Sportwatch nur etwas über 50 Sportarten.

Du kannst einige davon über die Garmin ConnectIQ-App nachladen, die im Grunde den Garmin-App-Store darstellt. Auch Tischtennis ist darunter. Besonders gut ist die Messung dann hier aber nicht, und die App will beim Training standardmäßig GPS verwenden, was den Akku deutlich schneller leert als notwendig wäre.

Garmin Connect: Kein Garten der Übersichtlichkeit

Die Garmin Instinct 2X Solar installierst und synchronisierst du standardmäßig über die App Garmin Connect. Hier kannst du viele sehr genaue Einstellungen vornehmen, die auf der Uhr selbst nicht möglich sind, und Extra-Funktionen wie Zyklustracking nutzen. Du kannst ein Wunschgewicht angeben, GPX-Tracks von hier aus auf die Uhr schaufeln oder Garmin Pay einrichten.

Was mir an Garmin Connect gefällt, ist die Vielzahl der Einstellungen. Was ich weniger gelungen finde, ist die leichte Unübersichtlichkeit und die Tatsache, dass du einige Einstellungen wirklich erst vornehmen musst. So habe ich zum Beispiel bei der Installation zwar Deutschland eingegeben, muss aber trotzdem noch von Hand auf das metrische System umstellen. Bei einigen Einstellungen gibt die App an, dass ich sie nur auf der Uhr selbst vornehmen kann (den umgekehrten Fall gibt es auch), während ich manchmal ganz schön lange warten muss, um in ein Untermenü zu gelangen. Den „Läufer“, das von Garmin standardmäßig verwendete Wartesymbol, siehst du in der App leider recht oft.

Garming ConnectIQ: Watchfaces und „Apps“

Der vielleicht größte Pferdefuß der Garmin Instinct 2X Solar: Sie bietet nicht gerade viele Watchfaces und auch keine besonders hübschen. Das Standard-Watchface gefällt mir persönlich eigentlich gut. Aber auch objektiv betrachtet ist es toll, dass du anpassen kannst, welche Werte du dir anzeigen lässt. Wann Sonnenaufgang ist, interessiert dich nicht? Dann lasst dir die Herzfrequenz geben, die Akkulaufzeit oder die zurückgelegten Schritte.

Andere Watchfaces wiederum wirken nicht eben schick designt und scheinen unter der geringen Auflösung des 50mm-Displays (1,1 Zoll) von nur 176 x 176 Pixeln zu leiden. Aber es gibt ja noch die Garmin ConnectIQ-App, die der Hersteller auch bewirbt, richtig? Schon, aber in diesem – unübersichtlichen – Marktplatz für verschiedenste Garmin-Uhren sind nur wenige überhaupt für die Instinct 2X Solar optimiert. Du kannst erstaunlich viele davon installieren, aber sie sind oft für die farbigen Displays etwa der Garmin-Fenix-Smartwatches ausgelegt und wirken auf der monochromen Instinct 2X Solar entsprechend blass:

Was Garmin „Apps“ nennt, sind außerdem im Grunde meist nur einzelne Funktionen, Datenfelder oder weitere Sportarten. Aber es gibt einige Ausnahmen, sprich: echte Apps. OpenWeather ist darunter, Komoot oder das berühmte Meme „This Is Fine“ als Watchface (siehe unser Beitragsbild).

Solarladung und Akkulaufzeit

Das größte Werbeversprechen Garmins ist natürlich ein wenig schöngerechnet. In Wahrheit hat die Instinct 2X Solar nicht wirklich eine unendliche Akkulaufzeit. Oder wenn, dann müsstest du sie schon sehr wenig für GPS-unterstützte Sportarten einsetzen oder überhaupt benutzen. Trägst du die Uhr etwa beim Wandern und trackst die Strecke zeitgleich per GPS, ist die Solarladung selbst bei blauem Himmel vernachlässigbar.

Zum Testen legte ich die Uhr für zwei Stunden bei optimaler Ausrichtung in die pralle Sonne – um danach festzustellen, dass der Akkustand um gerade einmal 3 Prozent nach oben geklettert war. Sicher: Machst du da sechs Stunden draus, sind es vielleicht 10 Prozent, und wenn du nie GPS benutzt, die Displayhelligkeit runterregelst und ganz selten nur auf das Display schaust, kommt das vielleicht hin mit der unendlichen Akkulaufzeit bei einer maximalen Laufzeit von bis zu 40 Tagen, die Garmin auch bewirbt.

Nutzt du die Uhr oft, treibst täglich Sport, benutzt sogar für verschiedene Trainingseinheiten mal GPS, dann wirst du nicht umhin kommen, das mitgelieferte Ladekabel zu Weilen benutzen zu müssen. Und dann schafft die Schnellladung die paar Prozent, die die Solarladung an einem Tag schaffen würde, in wenigen Minuten. Lädst du sie dann noch an einer Solar-Powerstation mit eigenproduzierten Ökostrom auf, relativiert sich der Sinn der Solarladefunktion immer mehr.

Fakt ist aber auch: Mit einer vollen Akkuladung der Instinct 2X Solar kam ich während einer viertägigen Wanderung und täglich etwa 6 bis 8 Stunden GPS-Messung locker hin – und da wird die kleine Extraportion Solarenergie nicht geschadet haben. Am Ende waren noch etwa 25 Prozent Akkulaufzeit übrig. Versuch das mal mit einer Apple Watch!

Schlaftracking

Ein gutes Schlaftracking bietet nicht jede Sport- oder Smartwatch, die Garmin Instinct 2X Solar aber schon. Sie registriert erstaunlich genau und ohne dass ich irgendetwas einstellen müsste, wann ich schlafen gehe und einschlafe. Und sie ermittelt dann die Schlafqualität ebenfalls ziemlich passend. Zu viel REM-Schlaf hatte ich etwa eines Nachts, nach der ich auch wie gerädert aufwachte, während nach einer anderen Nacht die Schlafqualität in Ordnung war und ich mich auch so fühlte.

Auch die Stresslevel-Messung trifft ziemlich oft den Nagel auf den Kopf. An Arbeitstagen, an denen viel los ist, verortet sie mich auf der Skala in der Mitte. Chille ich auf der Couch, weiß die Uhr das auch irgendwie und verortet mich zwischen 0 und 20 Prozent Stress. Insgesamt sind das ziemlich gute Werte, die die Uhr liefert.

Fazit: Garmin Instinct 2X Solar

Wie bei jedem Testgerät gibt es ein persönliches und ein sachliches Urteil. Objektiv betrachtet überzeugt die Garmin Instinct 2X Solar mit einer Vielzahl an hauptsächlich sehr genauen Messwerten und mit einer formidablen Akkulaufzeit von mehreren Wochen ohne GPS und auch mehreren Tagen mit GPS. Dazu ist der Tragekomfort sehr angenehm, die verwendeten Materialien robust und auch die Optik passt: die Uhr ist farblich und konzeptuell gut aufeinander abgestimmt.

Es stimmt aber auch, dass das Display etwas weniger immersiv ist, als die Werbung suggeriert, sprich: etwas dunkler. Dass die Bedienung mit den fünf Steuerknöpfen eher unübersichtlich ist und man nach einigen Funktionen lange sucht oder sie erst aktivieren muss. Dazu gehört etwa die Screenshot-Funktion, wofür ich Hilfe im Beitrag von Kollege Sven Wernicke über Screenshots auf Smartwatches fand.

Und die beworbene Solarladefunktion? Als Solarfreund und Redakteur für Solarenergie tut es mir beinahe weh, das zu sagen: Aber sie bringt keinen nennenswerten Mehrwert. Sie verlängert die Akkulaufzeit ein wenig, was sich aber nur dann für dich lohnt, wenn du GPS so gut wie gar nicht nutzt. Sonst ist der Zugewinn vernachlässigbar. Du könntest also ruhigen Gewissens auch zur günstigeren Instinct 2 (ohne „Solar“) greifen.

Und subjektiv die Frage: Würde ich sie behalten wollen? Ein Stück weit ist mir die Garmin Instinct 2X Solar schon ans Herz gewachsen. Sie ist vielseitiger, als es auf den ersten Blick aussieht. Sie liefert für die meisten Funktionen verlässliche Werte. Und selbst mit der Bedienung komme ich nach einigen Wochen ganz ordentlich zurecht. Trotzdem fiel mir der Umstieg von einer „echten“ Smartwatch mit farbigem Touchscreen doch zu schwer – weswegen ich sie mir nicht kaufen werde.

Wenn du ebenfalls ein Smartwatch-Erlebnis à la Apple Watch oder Google Pixel Watch suchst, ist die Sportuhr Garmin Instinct 2X Solar wahrscheinlich eher nichts für dich. Wer aber eine robuste Sportuhr mit vielen genauen Messwerten und schier unheimlicher Ausdauer will, dem kann ich die Uhr wärmstens ans Herz legen.

Unsere Bewertung
  • Robustes und dennoch hübsches Design
  • Extrem lange Akkulaufzeit möglich
  • Sehr exakte Daten
  • Angenehm zu tragen
  • Solarlade-Fähigkeit
  • Bedienung könnte übersichtlicher sein
  • Display weniger immersiv als beworben

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