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Crosscall Core M5 Sand

Crosscall Core-M5 im Sand. (Bild: Jürgen Vielmeier)

Crosscall Core-M5 im Test: Rugged Phone mit Charme

Crosscall hinterlässt beim Rugged Phone Core-M5 eine klare Handschrift. Das ist ungewöhnlich in dieser Kategorie.

Branchenschwergewicht CAT ist vom Markt verschwunden – Crosscall ist einer der Hersteller, die übernehmen wollen. Dabei gibt es den Hersteller von Rugged Phones schon seit 2009. Beim Test mit dem Crosscall Core-M5 fällt uns auf, dass Crosscall anders ist als andere Hersteller für Outdoor-/Arbeits-/Militär-Phones, kurz: Rugged Phones. Crosscall scheint ein eigener Stil besonders wichtig.

Inhalt:

Wer ist Crosscall?

Die Marke Crosscall war mir bisher noch nicht sonderlich bekannt. Den französischen Hersteller aus Aix-en-Provence gibt es allerdings schon seit 2009. Die Idee, Smartphones zu bauen, denen bestimmte Säuren, Stöße und auch sonstige Umwelteinflüsse nichts anhaben können, kam Gründer Cyril Vidal nach eigenen Angaben bei einem Segeltörn, der beinahe schiefgelaufen wäre. Eine Sturmböe hatte sein Boot erfasst und sein damaliges Mobiltelefon mit Salzwasser schlicht außer Gefecht gesetzt. Hilfe konnte er keine mehr rufen. Direkt wieder an Land macht er sich an die Arbeit, ein Mobiltelefon zu entwerfen, das all dem standhält.

Crosscall hat seitdem mehr als 3 Millionen Smartphones verkauft und rüstet unter anderem die staatliche, französische Eisenbahn SNCF und die Gendarmerie mit den eigenen Smartphones aus.

Das Crosscall Core-M5 soll ein nachhaltiges Rugged Phone sein. (Bild: Jürgen Vielmeier)

Mir fiel beim Ausprobieren des Crosscall Core-M5 noch etwas Anderes, eher Ungewöhnliches auf: Dass der Hersteller auch mit Nachhaltigkeit punkten möchte. So gibt Crosscall für das Core-M5 (und andere Phones der Core-Serie) eine Haltbarkeit, Garantie und Versorgung mit Updates für fünf Jahre aus. Das Gehäuse lässt sich aufschrauben; einzelne Bauteile wie die Kamera und der Akku lassen sich austauschen. Ersatzteile sollen bis zehn Jahre nach dem Marktstart verfügbar bleiben. Eine Art „Rugged Fairphone“ also.

Nachhaltiges Rugged-Ökosystem

Ein schönes Detail in diesem Zusammenhang: Auch die Verpackung ist zu 63 Prozent aus recycelten Materialien gefertigt und kommt vollständig ohne Plastik aus.

Praktisch: Crosscall legt dem Core-M5 ein Ladegerät und kabelgebundene Earbuds bei.

Beim Öffnen der Box des Core-M5 fällt außerdem auf, dass das Phone nur Teil eines Ökosystems ist. Einen Adapter namens X-Blocker liefert Crosscall gleich mit. Das ist das Zwischenstück, um das Phone an zusätzlich erhältliches Zubehör wie KFZ- oder Fahrradhalterung oder ein Qi-Ladesystem anzuschließen. Ein Ladegerät und kabelgebundene Earbuds legt der Hersteller dem Core-M5 außerdem bei.

Das Crosscall Core-M5 mit dem X-Blocker, einem Adapter für weiteres Zubehör aus dem Crosscall-Ökosystem. (Bild: Jürgen Vielmeier)

Nun ist es natürlich so, dass Hersteller selbst mit Wasser-, Staubdichtheit, Nachhaltigkeit und langer Haltbarkeit alleine im Jahre 2024 nicht mehr punkten können. Zum Vergleich: Auch ein modernes iPhone oder Galaxy-Phone der teureren Preiskategorie überlebt in der Regel ein kurzes Bad im See oder Sand. Hersteller Google verspricht für die eigenen Pixel Phones wie das Pixel 9 (Pro) sieben Jahre volle Android-Updates. Der niederländische Hersteller Fairphone wie im Fairphone 5 ebenfalls und dazu eine hohe Reparierbarkeit mit Nachhaltigkeitsversprechen. Hat Crosscall dem gegenüber Alleinstellungsmerkmale? Das haben wir uns für das Core-M5 angesehen.

Crosscall Core-M5: Test und Besonderheiten

Im Einsatz ist das Crosscall Core-M5 gar nicht einmal so viel dicker als mein „Alltags-Smartphone“: das iPhone 15 Pro mit Hülle. Und es liegt gut in der Hand dank der griffigen Rückseite und der gummierten Seiten.

Das Crosscall Core-M5 (hinten) ist dick, aber kaum dicker als ein modernes iPhone mit Schutzhülle.

Das 4,95-Zoll-Display wirkt derweil im Jahre 2024 etwas klein, und Crosscall hat einen dicken Rand darum gelassen. Die Bedienbarkeit ist dennoch gut. Auf der virtuellen Tastatur unter Android 12 kann ich gut tippen. Die physischen Tasten sind genau da, wo sie auch sinnvoll liegen: die Ein-Aus-Taste rechts, etwas über der Mitte, darüber die Lauter-Leiser-Tasten.

Das Crosscall Core-M5 belässt es bei einem 4,95-Zoll-Display mit viel Rand.

Und jetzt kommt ein echtes Schmankerl: nämlich zwei frei belegbare Extratasten. Eine davon rechts oben, die andere in rot rechts unten. Beide sind geriffelt, so dass Nutzer:innen sie besser erfühlen können. Ich sagte es bereits vor Jaaahren: Wir brauchen mehr Tasten in Smartphones. Aber auf mich hört ja keiner – außer, anscheinend: Crosscall.

Das Crosscall Core-M5 hat zwei frei belegbare Extra-Tasten, eine davon in Rot. Apple würde sie wahrscheinlich „Action Button“ nennen.

Pro Taste kannst du übrigens gleich zwei Funktionen/Apps starten, einmal durch Dreifach-Tipp, einmal durch langes Drücken. Ich habe darauf die Kamera, Spotify, die Taschenlampe und ChatGPT gelegt. Sehr schön: die rote Taste für die Kamera startet diese nicht nur (und das auch noch bei gesperrtem Phone), sondern kann auch gleichzeitig als Auslöseknopf dienen. Genau so muss das!

Auch eine Kamera ist drin…

Fast schon oldschool: Crosscall baut nur eine einzige Kamera mit einem 13-Megapixel-Sensor ein. Die Aufnahmen sind am Tag in Ordnung, große Sprünge machst du bei schwachem Licht damit leider nicht. Dafür ist die verbaute LED deutlich heller als in anderen Smartphones und damit gut als Taschenlampe einsetzbar.

Die LED/Taschenlampe im Crosscall Core-M5 ist heller als die gewöhnlicher Smartphones.

Weil Rugged Phones oft auch da zum Einsatz kommen, wo es laut ist – Flughafen, Stahlwerk, Militär, als Beispiele – schafft der verbaute Lautsprecher im Crosscall Core-M5 satte 100 db(A). Dabei ist er nicht nur laut, sondern bietet auch einen guten Klang – etwa für Popmusik über Spotify. Dass es kein Stereo-Sound ist, fällt dabei kaum auf.

Oldschool? Mit Klinke und UKW-Radio

Hinter dicken, gummierten Abdeckungen findest du oben noch einen 3,5-mm-Klinkenanschluss, den du unter anderem für das unterstützte UKW-Radio benutzen kannst. Unter einer ähnlichen Gummiabdeckung unten findest du den Ladestecker für USB-C. Ein Schnelllademodus fehlt leider, mit einem voll aufgeladenen Akku (4.000 mAh) kommen wir aber in der Tat über zwei Tage Laufzeit bei gemischter Nutzung.

Der Lautsprecher – hier nach einem Bad im Rhein – hat einen guten, sehr lauten Klang.

Das System mit dem Qualcomm SM6115 (Achtkern-Prozessor) entpuppt sich als ein klein wenig träge, aber nicht zu langsam. Android 12 wirkt im Jahr 2024 etwas betagt – das Gerät ist allerdings auch schon einige Zeit auf dem Markt. Und ganze vier Sicherheits- und Feature-Updates erhalten wir gleich nach der Inbetriebnahme.

Drei eigene Apps hat Crosscall auf dem System installiert: X-Story, ein gar nicht so schlechtes Videoschnittprogramm, das dir hilft, eigene Videos für soziale Netzwerke vorzubereiten, X-Camp, wenn du Teil der Crosscall-Community werden möchtest. Und als drittes das leider mittlerweile eingestellte X-Talk, um ein Crosscall-Gerät als Walkie-Talkie zu verwenden – interessant gerade dann, wenn die Kollegen auch eins haben.

Für den Außeneinsatz prädestiniert: Das Crosscall Core-M5

Schade noch: Du kannst das Crosscall Core-M5 über eine PIN, ein Muster oder eine Wischgeste entsperren, nicht aber per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck. Gerade so etwas würde im Einsatz helfen.

Crosscall Core-M5: Rugged Test light

Crosscall Core M5 Falltest auf Kieselboden

Hier im sicheren Büro fehlen uns einige Möglichkeiten, das Crosscall Core-M5 einem vollwertigen Rugged Test zu unterziehen. Einiges haben wir dennoch erfolgreich ausprobiert:

Vor allem der Coke-Zero-Test hat uns interessiert. Würden wir mit einem iPhone schon nicht machen. Sicher reicht die Zeit nicht, damit die schwache Säure (pH-Wert 2,8) das Gehäuse wirklich angreift oder gar zersetzt. Aber die klebrige Brause dringt auch wirklich nicht durch die Abdeckungen oder hätte die Chance, sich irgendwo sonst in Spalten oder Rillen (gibt es schlicht nicht) festzusetzen. Auch das anschließende Abwaschen mit Seifenwasser besteht das Gerät unbeschadet. Der Lautsprecher funktioniert danach, als wäre nie etwas gewesen.

Ein paar Schrammen allerdings verzeichnet das Gerät nach dem Eingraben in Sand und Kies. Willst du das vermeiden, bringst du auf dem Display eine Panzerglas-Folie oder Ähnliches auf.

Fazit: Ein Rugged Phone, das Spaß macht

Das Crosscall Core-M5 zeigt sich in unserem Test also als robust – klar – aber auch als ein Smartphone, das Spaß macht. Und das hätten wir bei einem Rugged Phone nicht unbedingt erwartet. Die Marke Crosscall, die es auch bei EURONICS zu kaufen gibt, ist mehr als einen Blick wert. Allerdings weiß auch der Hersteller: Rugged ist heute kein Selbstläufer mehr. Auch wer sich ein solches Phone anschafft, möchte ein modernes System mit starker Kamera und mehreren großen Android-Updates. Daran muss sich auch Crosscall messen lassen.

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