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DVB-T2 wird vor allem in den Ballungsgebieten zu empfangen sein

DVB-T2 wird vor allem in den Ballungsgebieten zu empfangen sein

DVB-T2 HD ist gestartet, aber Euphorie verspürt man nirgends

Heute geht DVB-T2 HD in deutschen Ballungsgebieten an den Start. Technisch gesehen ist die Umstellung überfällig, aber von Euphorie sind Verbraucher und Händler weit entfernt. Schade.

Heute ist es also so weit: Das Antennenfernsehen in deutschen Ballungsgebieten wird künftig in High Definition (HDTV) empfangbar. DVB-T2 HD ist da.

Alle Fragen zur DVB-T2 HD-Technik haben wir euch in den vergangenen Wochen beantwortet. Wenn ihr heute plötzlich buntes Schneetreiben auf eurem Fernseher erlebt, wendet euch gerne noch schnell an euren Euronics Fachhändler und lest unsere Hilfestellung dazu, wie ihr weiterhin fernsehen könnt:

DVB-T2 HD – das bedeutet: Hochauflösendes Fernsehen kommt also künftig auch im letzten Winkel der Republik ab. Full HD mit vollen 1080p (1.920 x 1.080 px). Kabelanschluss oder Satellit braucht ihr dafür nicht. Das ist doch eigentlich eine gute Nachricht. Warum also ist die Stimmung so schlecht?

Weil DVB-T2 HD Geld kostet?

Jein. Klar, niemand zahlt gerne für etwas, das er bislang kostenlos bekommen hat. Aber er bekommt ja mehr. Und dass die Kosten für DVB-T2 HD sich im Rahmen halten, sieht man schon daran, dass sämtliche Konkurrenz nicht billiger ist. Egal ob Kabelanschluss, HD-Fernsehen über Satellit oder Internetfernsehen: Bis auf Lockangebote kosten die Alternativen dauerhaft sämtlich mehr oder gleich viel. DVB-T2 HD kostet 69 Euro im Jahr und ist vergleichsweise günstig. Die notwendige Hardware für DVB-T2 HD ist ebenfalls für vergleichsweise schmales Geld zu bekommen.

Liegt es daran, dass sich HDTV nicht lohnt?

Klare Antwort: Nein. Hochauflösendes Fernsehen ist toll und ich würde es heute nicht mehr missen wollen. Als Nutzer eines Kabelanschlusses wird mir der Unterschied immer bei Fußballspielen deutlich. Länderspiele auf ARD oder ZDF (deren Sender dort seit längerem ohne weitere Kosten in HD verfügbar sind) schaute ich gerne. Detailreich, flüssig, alles genau zu erkennen. Aber wehe, ein Spiel wird mal auf einem Privatsender übertragen, die ohne weitere Kosten nur in Standard-Qualität (SD) zu sehen sind. Plötzlich ist kaum noch etwas zu erkennen. Welcher Spieler ist da gerade am Ball? Nein, HDTV ist in allen Fällen ein Aufrüsten wert.

Ist HDTV nichts Besonderes mehr?

Hier würde ich vorsichtig nicken. Beinahe jedes Smartphone, das ich heute kaufen kann, hat ein Full-HD-Display, manche mehr. Fernseher mit dem noch höher auflösenden Standard Ultra HD (4K) sind heute Massenware. Über das Internet oder die Ultra HD Blu-ray können Fans der Technik bereits viele Filme, Serien und Streams in der sehr detailreichen 4K-Auflösung sehen. Ultra HD ist die Gegenwart. Und jetzt kommt jemand daher und preist die Stufe darunter als die Zukunft des Fernsehens an? Nein, das funktioniert nicht.

Ist Freenet TV der Abschied vom Free-TV?

Fast. Und wahrscheinlich liegt hier der Hase im Pfeffer. Nicht wenige haben das Gefühl, hochgenommen zu werden. Free TV – das stand einmal für kostenloses, werbefinanziertes und oft auch gar nicht so schlechtes Fernsehen. Mit DVB-T2 HD wird dieses Free TV noch ein paar Meter näher ans Grab getragen. Privatfernsehen von RTL, ProSieben und anderen kostet über Antennenempfang nun Geld. Bei Internet-TV-Anbietern und HD-Fernsehen über Kabel oder Satellit war das bereits der Fall. Werbefinanziert ist das Fernsehen aber natürlich trotzdem noch. Nun zieht also auch DVB-T2 HD nach, im Kabel wird SD-Fernsehen in absehbarer Zeit abgeschaltet. Die letzte kostenfreie Bastion ist dann noch das SD-Fernsehen über Satellit.

DVB-T2 HD mit Hardware von Freenet TV

Dies ist kein Plädoyer für SD-Fernsehen, bei weitem nicht. Aber der Verbraucher erhält hier das Signal, dass er für bessere, aber eigentlich nur überfällige Technik plötzlich zahlen soll. Dass der Anbieter dann auch noch den irreführenden Namen „Freenet TV“ trägt und die Chuzpe besitzt, das Angebot, das pro Empfangsgerät 69 Euro im Jahr kostet, mit dem Slogan „ohne Grundgebühr“ zu bewerben, ist Verhöhnung des Zuschauers. Der wird hier das Gefühl nicht abstreifen können, dass da einige auf seine Kosten Kasse machen wollten.

Fazit: Dann eben Netflix?

Wer also ab heute DVB-T2 HD empfängt, sollte nicht enttäuscht werden. Die Technik ist gut, sie ist überfällig. Aber er wird nicht in Jubel ausbrechen angesichts des misslungenen Marketings. Alles Lamentieren nützt erst einmal nichts. Wer weiterhin Antennenfernsehen empfangen möchte, muss ab heute dafür zahlen. Aber glücklich wird er darüber auch nicht werden. Hier werden Kosten schlicht auf den Verbraucher umgelegt, das kann niemanden freuen und das könnte sich für das Privatfernsehen sogar rächen. Es dürfte noch mehr Zuschauer in die Hände von Diensten wie Netflix oder Amazon Prime Video treiben.

Findet hier einen Euronics-Fachhändler in eurer Nähe, der euch über DVB-T2 HD beraten kann!

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