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Amazon Kindle Oasis

Amazon Kindle Oasis

Kindle Oasis ausprobiert: Lesen auf die elegante Art

Amazons Kindle Oasis ist ein eleganter Ebook-Reader, den man sehr gerne in die Hand nimmt. Ein paar Kleinigkeiten sorgen für Abzüge in der B-Note, trügen den Gesamteindruck aber kaum.

Man sollte ja mehr Bücher lesen. Es bildet, es erdet, es macht schöneres Kopfkino, als wenn man sich einfach komatös an den Serien-Tropf hängt. Von Amazon bekam ich dann kürzlich ein Testgerät des Kindle Oasis gestellt. Zeit also, sich noch einmal ein wenig mit Literatur zu befassen – vor allem aber mit den technischen Eigenschaften der Premium-E-Reader-Klasse. Denn dazu gehört der Oasis mit einem vorgeschlagenen Verkaufspreis von mindestens 230 Euro unbedingt.

Die Vorzüge des E-Ink-Displays im Kindle Oasis zeigen sich direkt bei der Begrüßung: Auf dem Bildschirm ist eine Schnellstartanleitung eingeblendet. Clever. Und da der Akku wie auch bei anderen Kindle-Readern laut Amazon „wochenlang“ hält, muss man sich um die Laufzeit keine Sorgen machen.

Eine Stufe macht das Lesen angenehmer

Die Begrüßung ansonsten: Wie gehabt bei Amazon. Der Account ist schnell eingerichtet. Die eigene Bibliothek wird angezeigt. Ich kann nun in den Shop gehen, weitere Bücher kaufen, mir ein Hörbuch herunterladen (das ich dann über einen verbundenen Bluetooth-Lautsprecher streamen müsste), im Internet browsen oder auch den integrierten Vokabeltrainer benutzen. Nicht viel Überraschendes hier, aber Amazons mittlerweile bekannte Oberfläche ist im Großen und Ganzen angenehm zu nutzen.

Das erste, was mir bei der Hardware auffällt: Der Kindle Oasis ist durch seine abgestufte Bauform sehr angenehm in der Hand zu halten. Er wirkt leicht, dabei ist er mit 194 Gramm schwerer als die meisten Smartphones. Die Aluminium-Rückseite ist rutschfest und griffig. Ein wenig schwitzig werden meine Finger aber dennoch. Amazon hat den Aufdruck der technischen Gütesiegel hier für mein Gefühl nicht ganz optimal gewählt. Hier würde ich erwarten, dass die Aufdrucke nach ein paar Jahren regelmäßiger Nutzung abgegriffen aussehen:

Nicht optimal an der Haltekante platziert: Der Schriftzug mit den technischen Symbolen.

Fröhliches Blättern – mit Tasten

Anders als die anderen Touchscreen-Kindles hat der Kindle Oasis zusätzlich zwei Blättertasten spendiert bekommen. Für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, dass man mit der oberen Taste weiter blättert und mit der unteren zurück (hätte ich anders herum erwartet). Aber ähnlich wie beim „Natural Scrolling“ auf vielen Laptop-Touchpads erscheint einem dieses Blättern schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr so fremd.

Tasten sind ja eigentlich out, aber im Kindle Oasis ergeben sie durchaus Sinn.

Hat man sich einmal an die Tasten gewöhnt, kommt übrigens schnell der Wunsch nach einer weiteren auf, einer Home-Taste. Denn zurück zum Hauptmenü kommt man innerhalb eines Buches weiterhin nur über einen Wisch von der oberen Bildschirmkante nach unten und dann den Druck auf das Home-Symbol. Hier habe ich mich schon bei meinem Kindle-Paperwhite oft „verdrückt“ und das ist beim Oasis nicht anders.

Was ist Premium am Kindle Oasis?

Vom Gefühl her reagiert der Oasis sogar schneller, wenn ich mit den Tasten blättere als mit einem Wisch über den Touchscreen (wie bei den anderen Kindles üblich). Von der Reaktionsgeschwindigkeit her merke ich beim Kinde Oasis keinen Unterschied gegenüber meinem etwa drei Jahre alten Kindle Paperwhite.

Den neuen Amazon Kindle Paperwhite (2018) haben wir mittlerweile auch getestet.

Wohl dem E-Ink-Display geschuldet, reagiert das Display erwartungsgemäß deutlich behäbiger als ein Smartphone-Touchscreen. Vielleicht hätte ich hier beim deutlich jüngeren Oasis etwas mehr erwartet. Beim Bücherlesen allerdings ist das kein Problem.

Beim Interessenten wird dennoch die Frage aufkommen, was Premium am (UVP) immerhin mindestens 230 Euro teuren Kindle Oasis ist. Das Plus gegenüber den anderen Kindles, vom ergonomischeren Design einmal abgesehen:

Vor allem auf die Audible-Unterstützung möchte ich noch einmal näher eingehen. Sehr schön, dass Amazon die Möglichkeit an sich anbietet! So kann man Audible-Hörbücher einzeln downloaden oder eine Audible-Flatrate nutzen und die Files mit Hilfe des integrierten Software-Players auf dem Gerät abspielen.

Kindle Oasis streamt Hörbücher nur über Bluetooth

Schade hingegen, dass das Abspielen der Hörbücher nur mit Hilfe eines über Bluetooth verbundenen Endgeräts (z.B. Lautsprecher oder kabellose Kopfhörer) funktioniert. Einen integrierten Lautsprecher oder einen Klinkenstecker besitzt das Gerät nicht. Klar, zum einen kann man von eingebauten Lautsprechern in einem Gerät dieser Größe keine Wunderwerke erwarten. Aber jedes Smartphone oder Tablet gleicher Preisklasse hat ein paar Lautsprecher eingebaut, mit denen man sich zumindest ab und an mal ein paar Minuten was anhören kann.

Zum anderen geht der Trend auch ganz klar weg vom kabelgebundenen Kopfhörer und vom Klinkenstecker sowieso. Noch sind wir aber nicht ganz da, und deswegen hätte ich einen Klinkenanschluss im Kindle Oasis schön gefunden.

Kein Ladestecker, Beta-Browser verschenkt Potenzial

Gut möglich und vielleicht auch fair anzunehmen, dass Amazon in dieser Preisklasse eine Klientel erwartet, die das nötige Kleingeld für einen Bluetooth-Kopfhörer hat. Was mich zu einer weiteren kleinen Detailfrage bringt: Warum legt Amazon dem Kindle Oasis nur ein USB-Ladekabel, aber keinen Netzstecker bei?

Hier dürften sich die Geister scheiden: Kann man für mindestens 230 Euro nicht erwarten, dass Amazon einen im Einkauf kaum 1 Euro teuren Stecker beilegt? Oder kann man argumentieren, dass man es dem Nutzer bei der stolzen Akkulaufzeit zumuten kann, den Oasis alle paar Wochen für drei Stunden an den Laptop zu hängen? Alternativ bietet sich ein x-beliebiges Smartphone-Ladegerät (mit Micro-USB) an, das ohnehin fast jeder zuhause hat. Vielleicht nur eine Geschmacksfrage.

Der Beta-Browser verschenkt Potenzial, schwankt zwischen Desktop- und mobiler Version. Leseansicht ist im Menü vergraben.

Wo ich Amazon allerdings ein wenig tadeln muss, ist die Integration des Beta-Browsers. Über den lassen sich ganz normale Websites wie Spiegel Online oder das Euronics Trendblog aufrufen. Bei beiden wusste der Browser zunächst nicht, ob er die mobile oder die Desktop-Version laden soll. Er entschied sich zunächst für das eine, dann das andere.

Amazon hat dem Browser dankenswerterweise einen Artikelmodus spendiert, der den Text in einer angenehmen Schriftgröße und Vollbildbreite darstellt und alles andere ausblendet. Schade aber, dass es einen Shortcut hierfür nicht gleich in der Symbolleiste oben gibt. Amazon versteckt den Artikelmodus im Menü. In meinen Augen ein Versäumnis, da man mit einem Kindle doch auf Webseiten vor allem das gerne möchte: in Ruhe lange Texte lesen.

Ebenfalls schade, dass das Scrollen längerer Artikel im Browser sehr langsam von der Hand geht und sich die Blättertasten dafür nicht nutzen lassen. Ich würde Amazon eine Software-Überarbeitung nahe legen. Da lässt sich mehr herausholen als bisher!

Fazit

Ein klein wenig mehr Performance hätte ich mir vom Kindle Oasis gewünscht. Klar: Ein E-Ink-Display ist nun einmal träger, als man es von einem modernen Smartphone mit LC-Display gewohnt ist. Mehr Prozessorleistung würde eine geringere Akkulaufzeit bedeuten. Trotzdem: In der Preisklasse, in der der Oasis spielt, hätte es auch gerne etwas mehr sein dürfen.

Rückseite des Kindle Oasis

Auch Lautsprecher oder zumindest einen Klinkenanschluss hätte ich mir dank der Audible-Unterstützung gewünscht. Aus dem Beta-Browser könnte Amazon über ein Software-Update noch viel mehr machen. Schade, dass der Lesemodus etwas versteckt ist und das Scrollen von Webseiten eher mühsam.

Beim Lesen von Büchern habe ich derweil nichts zu beanstanden. Im Gegenteil: Das Blättern mit den Tasten wirkt angenehm und geht schnell von der Hand. Und vielleicht das wichtigste überhaupt bei einem E-Book-Reader: Man mag den Kindle Oasis dank seiner ergonomischen Bauweise und der abgestuften Aluminium-Rückseite sehr gerne in die Hand nehmen und damit E-Books lesen. Und darum geht es doch hauptsächlich.

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