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GPS-Gerät oder Smartphone: Die Systemfrage für Wanderer

Gedruckte Wanderkarten sind etwas für Nostalgiker. Praktischer ist es, für eigene Wanderungen auf digitales Kartenmaterial zu setzen. Reicht da das Smartphone? Oder solltet ihr lieber Geld in ein GPS-Gerät investieren? Wir haben die Frage für euch geklärt.

Alleskönner Smartphone? Auch wenn die mobilen Begleiter sich damit rühmen, nahezu alles zu können: Beim Wandertest mit dem Smartphone lernten wir, wo diese Alleskönner an ihre Grenzen stoßen. Und wo GPS-Geräte für Wanderer und Fußgänger diese Gemarkung einfach überschreiten.

Das Smartphone als Navigationssystem

Warum überhaupt ein GPS-Gerät für Fußgänger und Wanderer kaufen, wenn doch Smartphones bereits eine Navi-Funktion haben? Als Feature führt Android Google Maps, auch auf iPhones findet ihr von Apple bereitgestelltes Kartenmaterial und auf Wunsch ebenfalls Google Maps.

In Ermangelung eines iPhones nutzte ich Google Maps auf meinem Samsung Galaxy S9, um im nächtlichen London vom Themse-Ufer zum Hotel zurückzufinden. Dabei traten auch die ersten Schwierigkeiten auf. Nicht, dass die App nutzerunfreundlich wäre. Aber sie versucht, extrem viele Möglichkeiten in sich zu vereinen.

Routen einzeichnen und Faltkarte mit auf die Wanderung nehmen? Smartphones und GPS-Geräte haben klassische Karten ausgebootet. (Foto: Pexels.com)

Da wäre das Kartenmaterial selbst, das Google zufolge immer aktuell sein soll. Das heißt, dass neben dem gültigen Straßenraster und den korrekten -namen auch Staus und Baustellen eingespeist sind.

Die App macht es einfach, auf Karten relevante Informationen zu Hotels, Restaurants und Einkaufsgelegenheiten zu suchen. Die Routenfunktion ist hinter einem auffälligen blauen Button zu finden. Ihr gebt euren Standort ein, wählt das Ziel und ob ihr mit dem Auto, dem Zug, dem Fahrrad oder zu Fuß reist. Fertig.

In der Stadt brauchbar, in der Natur eher nicht

Oder doch nicht? Auf dem Rückweg versagte die Navigationsfunktion einige Male. Google änderte den Weg zweimal ohne ersichtlichen Grund. Als ich dann in der Nähe des berühmten Barbican Centers durch schummrig beleuchtete Gassen schlich, war mir etwas mulmig. Glücklicherweise war das Hotel nicht mehr weit. Mein Eindruck in der Stadt: Die Navigation funktioniert schon, wenngleich nur mit Schluckauf.

Fachhändler bewerben die Navigationsfunktionen des Smartphones gerne mit der Bezeichnung „GPS“. Das ist allerdings nur zu einem Teil richtig. Das „klassische“ GPS basiert auf einer US-amerikanischen Militärtechnologie mit 31 Satelliten im Orbit. Ebenso gängig ist das russische Pendant Glonass mit 24 Satelliten, das vorzugsweise in günstigen Smartphones eingesetzt ist. Im zivilen Gebrauch sind beide Systeme ähnlich präzise, auch weil die Empfangsgeräte die Positionen durch eigene Berechnungen korrigieren können.

Irritiert war ich, als ich die Auswertung der App durchging. Google Maps zeichnete Routen auf, die ich gar nicht lief. Zwar befand ich mich auf der Brücke vor den Houses of Parliament, bin aber nicht ans andere Themse-Ufer gegangen.

Google Maps als Navi verwenden: Das müsst ihr beachten

Wenige Wochen später wiederholte ich das Navigationsexperiment, dieses Mal in der Sächsischen Schweiz bei einem Wochenendausflug mit der Familie. Das Smartphone war wieder dabei und sollte uns durch die Natur leiten. Prima: Google Maps kennt viele, aber nicht alle Wanderwege. Das wäre weiter nicht schlimm, wäre ein anderes Problem gar nicht erst aufgetreten. Im tiefen Dickicht der Wälder setzte die Navigation aus. Keine Position, keine auch nur ungefähre Lage, wo wir uns befänden.

Zwei dokumentierte Probleme. Links der Ausflug nach London mit falschem Positionstracking. Rechts der Ausflug in die Sächsische Schweiz. Die hellblauen, schnurgerade gezogenen Linien zeigen, dass das Smartphone nur sporadisch unsere Route trackte.

Das Fazit nach zwei sehr unterschiedlichen Einsätzen ist durchwachsen. Dort, wo die Infrastruktur es zulässt, ist die Fußgänger-Navigation mindestens gut. In London waren mir einige Wege etwas abenteuerlich, in der Sächsischen Schweiz mischte sich Enttäuschung darunter, da die Verbindung zu den GPS-Satelliten häufig abbrach. Hinzu kam, dass die Routenfunktion ordentlich Strom aus dem Akku saugte.

GPS-Geräte: Hochpräzise Spezialisten

Das Smartphone ist heutzutage so etwas wie ein digitales Schweizer Taschenmesser. Viele Funktionen, untergebracht in einem kompakten Gehäuse. Gegen Hardware, die auf nur eine Sache spezialisiert ist, haben sie allerdings oft das Nachsehen.

Das Garmin eTrex Touch 35 ist ein typischer Vertreter seiner Gattung.

Weil ich wissen wollte, ob sich ein „echtes“ Wander-Navi im Feldversuch besser schlägt, organisierte ich ein entsprechendes Gerät. Garmin stellte dafür das eTrex Touch 35 bereit. Zugegeben, ich fremdle etwas mit dem Design. Zu sehr habe ich mich an Smartphones gewöhnt, die als flache Technikflundern auf meinem Schreibtisch liegen können. Das Garmin-GPS hingegen ist so kompakt wie ein Stein, den ihr in eure geöffnete Handfläche legen könnt.

Vor dem Kauf eines GPS-Geräts solltet ihr folgende Fragen stellen: Wird der Strom über einen internen Akku oder austauschbare Batterien geliefert? Ist das Gerät wasserdicht? Und vor allem: Wie aktuell ist das aufgespielte Kartenmaterial und bietet der Hersteller regelmäßige Updates an?

Die Gerätetiefe hängt unmittelbar mit der technischen Ausstattung zusammen. Zwei AA-Batterien müsst ihr einsetzen, um das Garmin-GPS überhaupt starten zu können. Ein Batterie-Paar reicht für eine Betriebsdauer von 16 Stunden. Das hört sich nach wenig an, aber im direkten Vergleich mit dem Smartphone ist die Dauer überzeugend. Zumal die Stromversorgung mit einem weiteren Duo an Batterien leicht wiederherzustellen ist.

Das GPS-Gerät von Garmin ist tiefer als Smartphones. Ein Grund: Zwei handelsübliche AA-Batterien müssen Platz finden. Mit denen wird das Device angetrieben.

Groß könnte ich nun über die technische Ausstattung und dergleichen referieren, möchte aber ganz gerne zum eigentlichen Punkt zurückkehren: Wie schlägt sich das Garmin eTrex Touch 35 im Vergleich zum Smartphone?

Üppiges Freizeitangebot mit Geocache-Bonus

Nach dem ersten Start wählt ihr die Region und Freizeitaktivität aus. Neben den obligatorischen Optionen Wandern und Radfahrern bietet Garmin auch das Jagen, Angeln und Bergsteigen an. Mein persönliches Highlight hingegen ist die Geocache-Funktion. Einen Premium-Account für die Suchcommunity vorausgesetzt, ladet ihr über die USB-Verbindung an eurem Rechner über 200.000 Verstecke herunter. Wie genau das funktioniert, verrät euch der Garmin-Support.

Für manche eine Nebenbeifunktion, für andere der Kaufgrund schlechthin: Garmins eTrex Touch 35 zeigt über 200.000 Geocaches weltweit. Vorausgesetzt, ihr seid als Premium-Mitglied registriert. (Foto: Pixabay)

Fortan könnt ihr als Geocacher das Smartphone daheim lassen und euch nur mit dem GPS bewaffnet durch die Verstecke knobeln. Für mich war hingegen interessanter, wie gut sich Garmin als Navigationsgerät schlägt.

Und an diesem Punkt spreche ich gerne zuerst die Defizite an. Die Bildschirmdiagonale fällt mit 6,6 cm klein aus. Kein Vergleich zu den riesigen Displays aktueller Smartphones. Die haben auch Vorteile bei der Helligkeit und generellen Auflösung, während das Garmin eTrex Touch 35 ein wenig an Klapphandy-Zeiten erinnert.

Das Garmin eTrex Touch 35 im Praxistest

Das ist dann aber auch schon alles, was ich an Negativem finden kann. Die Bedienung ist außergewöhnlich intuitiv, hat man sich erst einmal daran gewöhnt. Was mir besonders ins Auge sticht, ist die Möglichkeit, die Kartenzeichnung zu simplifizieren. Normalerweise sind Gebäude-Umrisse und Grundstücksraster eingeblendet, auf Wunsch verschwinden diese. Dann zeigt das Garmin nur noch Wanderwege an.

Statt aufs Handy geht der Blick auf das GPS-Device. Die Navigation funktioniert sowohl innerstädtisch als auch in den Wäldern tadellos.

Testtouren führten mich durch den Weißen Hirsch im Norden Dresden, über den Kurort Rathen an der Bastei entlang und schließlich auf den Papststein, wo das Smartphone die Routenverfolgung verweigerte. Das Garmin eTrex Touch 35 verlor den Kontakt zu den Satelliten allerdings nicht. Die präzise Navigation die Wanderwege entlang und den Felsen hinauf verlief problemlos.

Blieb noch ein Test zu absolvieren: Ist das Ding wie versprochen wasserdicht? Ein beherzter Wurf in die Elbe, dann das Garmin-GPS wieder rausgefischt. Und siehe da: Das Wasser lief einfach ab und das eTrex Touch 35 weiter.

Fazit: Das Smartphone wäre gerne manchmal, was das GPS-Gerät ist

Wo das Smartphone urban punktete und den Bonus im ländlichen Raum wieder verlor, konnte der GPS-Spezialist von Garmin überall überzeugen. Natürlich, das Smartphone ist ein ständiger Begleiter. Deshalb werden Google Maps und Co. erste Wahl sein, wenn es um Routen von A nach B geht.

Eine entspannte Radtour oder eine Wanderung auf unbekannten Pfaden würde ich dann doch lieber mit einem Device absolvieren, das nur als Navigationsgerät klassifiziert ist. Ob die Eindrücke auf alle GPS-Spezialisten übertragbar sind, darüber möchte ich nicht orakeln. Im direkten Vergleich allerdings ist das GPS-Gerät der klare Sieger. Das Kartenmaterial ist aktuell, die Bedienung komfortabel, das Touch 35 nervt zudem nicht mit Sofortnachrichten oder App-Alerts.

Das Garmin eTrex Touch 35 ist im Fachhandel erhältlich.

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