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Foto: Sven Wernicke

Foto: Sven Wernicke

Tolino Vision Color im Test: Guter E-Reader mit Farb-Display und… Stylus?!

Mit dem Tolino Vision Color lässt es sich wirklich gut lesen. Aber er bietet auch einige Besonderheiten, darunter das farbige Display und eine Stylus-Bedienung. Aber braucht das ein eReader überhaupt?

Der Tolino Vision Color ist nicht der erste E-Reader mit Farbdisplay, doch mit diesem und dem Shine Color betritt die Tolino-Allianz sozusagen Neuland: Mit dem E-Ink Kaleido 3-Display wird das Lesen endlich farbig. Doch nicht nur das: Dank des separat erhältlichen Stylus kannst du den Vision Color auch als Notizbuch verwenden und schriftliche Notizen in Textdokumente konvertieren. Das klingt alles prima, aber an einige Eigenheiten sollten sich vor allem Einsteiger:innen gewöhnen.

Inhalt:

Positiver Ersteindruck

Kaufst du den Tolino Vision Color, liegt dem hübschen Gerät nicht viel bei. Ein USB-C-zu-USB-A-Kabel und eine hilfreiche Schnellstartanleitung befinden sich in der Packung. Das Netzteil musst du ggf. separat erwerben oder das zum Beispiel von deinem Smartphone verwenden. Der E-Reader setzt komplett auf USB-C.  

Was am Tolino Vision Color ebenfalls gefällt, das ist der sehr wertige Ersteindruck. Das „Tablet“ liegt prima in der Hand, das 7-Zoll-Display ist für die meisten Hände ideal bemessen. Die Rückseite ist strukturiert und damit „rutschfest“. Das Gewicht lässt sich als angenehm bezeichnen. Auch nach ein paar Stunden Verwendung wird das Handgelenk nicht „schwer“.

Für Links- und Rechtshänder ist er gleichermaßen geeignet. (Foto: Sven Wernicke)

Zwei Tasten auf der Vorderseite zum Vor- und Zurückblättern sind bestens erreichbar, genauso der Knopf auf der Rückseite zum Ein- und Ausschalten sowie zum (De-)Aktivieren des Schlafmodus‘.

Insgesamt hält sich der Tolino Vision Color gewissermaßen an die aktuellen E-Reader-Konventionen. Er ist recht unauffällig, aber hübsch anzusehen. Zubehör musst du allerdings separat erwerben, empfehlenswert ist auf jeden Fall eine Schutzhülle.

Schön ist übrigens die Tatsache, dass der E-Reader komplett wasserdicht ist. Spritzen mal Wasser oder Tee auf das Gerät, brauchst du dir keine großen Sorgen machen.

Einsteigerfreundliche Einrichtung und Verwendung

Was die Verantwortlichen bei Tolino gut gelöst haben: Beim Vision Color findest du dich auch als Laie sofort zurecht. Ein Konto bei einem favorisierten Buchhändler musst du einrichten (oder bereits besitzen), dann kann’s schon losgehen. Ein Blick in besagte Schnellstartanleitung hilft bei aufkommenden Fragen. Aber auch so nimmt dich der E-Book-Reader zu Beginn an die Hand und erklärt dir wichtige Elemente bzw. Funktionen.

Apropos Funktionen: Kennst du einige Wörter nicht, schlage diese im integrierten Wörterbuch nach, indem du einfach lange auf das Wort drückst. Ebenso lassen sich Anmerkungen hinzufügen, ein Nachtmodus einschalten und die Darstellung von Büchern (Größe, Schriftart, Helligkeit) individualisieren. Das ist, rein technisch gesehen, natürlich viel praktischer als bei einem herkömmlichen Buch. Genauso kannst du den Touchscreen verwenden, um zu blättern – möchtest du die Tasten nicht nutzen. Linkshänder berücksichtigt der Tolino Vision Color natürlich ebenfalls.

Trotzdem: Beim Tolino ist alles auf den Kauf von E-Books ausgelegt. Viele Wege führen in den Shop oder zum Abo-Dienst Skoobe. Die kostenfreien Leseproben sind gut versteckt, obwohl es diese für quasi alle Bücher gibt. Zwar erhältst du ein paar Bücher zu Beginn gratis, generell hätten wir uns weitere kostenfreie Angebote gewünscht.

Hardware kommt an ihre Grenzen

Es ist natürlich klar: Der Tolino Vision Color besitzt ein E-Ink-Display, was bedeutet: Der Bildschirm ist sehr energieeffizient und verbraucht erst dann Strom, wenn du die Hintergrundbeleuchtung verwendest und zum Beispiel umblätterst. Die „Schattenseiten“ offenbaren sich auch beim neuen Tolino E-Reader schnell: Das Scrollen und der Bildaufbau sind eher langsam, teils führt das zu schwarzen Zwischenbildern. Das schmälert das Stöbern nach neuem Lesefutter etwas.

Technische Daten: Tolino Vision Color

Display:7 Zoll E Ink Kaleido 3 mit 1.264 x 1.680 Pixeln
Gewicht:200 Gramm
Größe:144,6 x 161 x 8,3 mm
Wasserschutz:IPX8 Coating (bis zu 60 Minuten in 2 Meter tiefem Süßwasser)
Akku:2.050 mAh
Prozessor:MediaTek MTK8113T, Dual-Core-Prozessor mit 2 GHz
Speicher:1 GB RAM / 32 GB ROM
25 GB Cloud-Speicher inklusive
eBook-Formate:EPUB, MOBI, PDF, TXT, CBR, CBZ, JPEG, PNG
Konnektivität:Wi-Fi ac/b/g/n (2,4 und 5 GHz)
Bluetooth 5.0
USB-C

Der integrierte Webbrowser, der als Betaversion verfügbar ist, verdeutlicht auch, dass der Vision Color nicht zum Surfen geeignet ist. Freude bereitet das nicht, was an dem extrem langsamen Bildaufbau und der stark verzögerten Eingabe liegt. Aber wenn du mal schnell etwas recherchieren willst, ohne das Smartphone holen zu müssen, ist das schon eine verwendbare Notlösung.

Die Farben sind nicht intensiv, sondern matt. Maximal 4096 Farben unterstützt der Tolino Vision Color. (Foto: Sven Wernicke)

Der E-Ink Kaleido 3-Bildschirm verfügt über eine Auflösung von 1.264 x 1.680 Pixeln, was ein angenehmes Betrachten erlaubt. Gerade SW-Inhalte sind hervorragend lesbar, da gibt es nichts zu nörgeln. Bei Farbdarstellungen erkennst du die Eigenheiten des Displays: Von knackigen Kolorierungen wie bei LCD- oder OLED-Displays kann nicht die Rede sein. Vielmehr wirkt es so, als wären farbige Buchcover pastellfarben. Das ist keineswegs hässlich, aber gewöhnungsbedürftig. Ein vollwertiger Farbbildschirm, wie du es vom Smartphone, Tablet oder Fernseher kennst, ist dies also nicht. Für Comics oder Bilderbücher ist der Vision Color damit nur begrenzt geeignet. Dennoch ist die dezente Farbe ein Mehrwert für eReader, gerade beim Auswählen und Auffinden von Büchern.

Für Anwender:innen ist es nicht ganz klar: Besitzt der E-Ink Kaleido 3 eine hohe Latenz oder sind der MediaTek-Prozessor und der 1 GB Arbeitsspeicher verantwortlich für die eher zähe Bedienung? Letztlich macht es keinen Unterschied: Das flotte Navigieren durch die Menüs ist nicht möglich, du brauchst immer etwas Geduld. Während du ein Buch liest, fällt das allerdings nicht auf. Man merkt also deutlich: Der Vision Color ist ganz klar auf E-Books fokussiert.

Stärken des Tolino Vision Color: Flexibel und ausdauernd

Ein E-Reader legt seinen Schwerpunkt auf das „Konsumieren“ von Inhalten – da macht der Tolino Vision Color keine Ausnahme. Und das, wofür er gebaut wurde, kann er wirklich richtig gut. Und er ist – typisch für Tolino – sehr offen für Medien.

Der Tolino Vision Color ist ein echter Allrounder. (Foto: Sven Wernicke)

Besondere Highlights des Vision Color sind:

Und da ist noch etwas, das recht schnell große Freude bereitet, allerdings auch etwas kostet…

Tolino Stylus: Skizzieren und Notieren

Als Neuheit führt Tolino den Tolino Stylus ein. Das Zubehör ist mit dem Vision Color kompatibel und nach dem Aufladen (via USB-C) sofort einsatzbereit. Ein spezielles Koppeln ist nicht nötig, du kannst also sofort loslegen. Mit dem Stift verfasst du direkt in eBooks Notizen oder markierst wichtige Passagen. Diese findest du als „Anmerkung“ an der Stelle, wo auch das Inhaltsverzeichnis ist. Eine wirklich praktische Idee.

Generell lässt sich der Tolino Vision Color komplett mit dem Stylus bedienen und am linken Gehäuserand magnetisch befestigen – gut mitgedacht vom Hersteller. Das klappt zwar auch mit dem Finger auf dem Touchscreen, aber das ist im Vergleich nicht ganz so „stylisch“.

Gut ist auch die Notizbuch-Idee. Schreibe schnell etwas auf, male Skizzen, füge Diagramme oder gar mathematische Formeln ein. Dank der Exportfunktion lassen sich so erstellte Dokumente als Word-, Text- oder HTML-Datei weiterverwenden.

Obwohl das Display eine technisch bedingte langsame Bildwiederholfrequenz besitzt, funktioniert gerade das Schreiben und Skizzieren tadellos und flott. Ein für einen eBook-Reader bereichernder Mehrwert, zweifelsohne.

Aber: Die fest integrierte Notizbuch-Anwendung ist nicht frei von Fehlern: Die sonst überraschend gut funktionierende Text-Konvertierung erkennt beispielsweise keine Umlaute. Das ist beim Umwandeln von längeren handgeschriebenen Sätzen doch etwas ärgerlich – wenn du diese im Office am Rechner noch einmal nachbearbeiten musst. Zusätzlich ärgerlich ist, dass die App bei unseren Versuchen häufiger abstürzte. Das führt zu einem rund eine Minute lang eingefrorenen Tolino Vision Color. Sollte dir das auch passieren: Habe etwas Geduld. Beide Probleme sollten sich mit einem Update der Firmware beheben lassen.

Das ansonsten flexible Erstellen und Bearbeiten von Notizbüchern ist eine spaßige Angelegenheit, die du schätzen wirst. Und du dürftest dich auch flott daran gewöhnen, dass du ab und an auf die Taste am Stylus kommst. Indem du diesen leicht drehst, verhinderst du das.

Einen weiteren Knackpunkt gibt es: Mit einem Preis von knapp 70 Euro ist der Tolino Stylus teuer. Benötigst du seine Funktionen, lohnt sich die Anschaffung des sehr wertig anmutenden Produkts auch.

Fazit: Ein schöner E-Book-Reader

Er liegt auf dem Nachttischchen, neben der Couch und manchmal auch am Badewannenrand: Den Tolino Vision Color schließt du schnell in dein Herz, denn er macht in fast jeder Lebenslage eine gute Figur. Zugegeben: Zum Surfen im Netz solltest du ihn nicht benutzen. Und auch die Farbdarstellung ist weit entfernt von dem, was ein LCD-Display im Vergleich bietet. Aber dafür spielt der E-Reader seine Stärken da aus, wo er auch überzeugen muss: beim Lesen von eBooks. Hier bietet der Vision Color alles, was du brauchst, um viele Stunden, Tage und Wochen (ohne den Akku aufzuladen) zu schmökern.

Der Tolino Vision Color bietet viel. (Foto: Sven Wernicke)

Der optionale Stylus ist mehr als nur „nice to have“, denn das Hinzufügen von Kommentaren bei eBooks könnte für viele Menschen nützlich sein. Auch die Notizbuch-Funktion ist klasse, wenn auch noch nicht ganz perfekt. Doch das kann Tolino noch beheben.

Alles in allem ist der farbige E-Ink-Bildschirm allein nicht das Highlight des Tolino Vision Color, sondern das Gesamtpaket. Eine Stylus-Bedienung ist für einen E-Reader eine clevere Idee. Und ohne einen solchen Stift bekommst du einen qualitativ hochwertigen Vertreter zum Lesen in (nahezu) allen Lebenslagen. Dank ausreichend Speicher, Audiobook-Unterstützung und Bluetooth ist der Vision Color offen für weitere Medien – wenn du den Augen mal eine Pause gönnen möchtest.

Unsere Bewertung
  • Hochwertig verarbeiteter eReader
  • Unterstützung vieler Formate
  • Praktischer Stylus als Zubehör erhältlich
  • Unterstützung für Audio-Books
  • Farb-Display
  • Eher blasse Farben
  • Relativ träge Bedienung

Der Tolino Vision Color ist bei Euronics erhältlich.

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