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Gigaset GS 110

Gigaset GS 110

Gigaset GS 110 im Test: Preiswert, hübsch, aufs Wesentliche reduziert

Ein modisches Smartphone mit dem reduzierten Android 9 Go für nicht weit über 100 Euro. Das Gigaset GS 110 ist ein echter Hingucker. Bei uns im Test ließ sich ordentlich damit arbeiten.

Ein neues Smartphone im modernen Design mit V-Notch für kaum mehr als 100 Euro und Android 9 Go: das ist das Gigaset GS 110. Angesichts der technischen Daten von nur 16 GB Speicher und 1 GB RAM war ich von Anfang an skeptisch. Doch reizte mich die Idee, einmal zu schauen, wie gut Android Go wirklich performt, Googles schlanke Android-Version, die vor allem (aber nicht nur) für Schwellenmärkte gedacht ist.

Gigaset GS 110: Die Vorteile

Das moderne Design mit einer V-Aussparung am oberen Displayrand springt natürlich als erstes ins Auge. Dem erfahrenen Nutzer wird dennoch nicht entgehen, dass die Vorderseite des GS 110 deswegen keinesfalls randlos ist. Sowohl oben als auch rechts und links bleibt ein Rand von einigen Millimetern, unten ist es sogar ein ganzer Zentimeter.

Mich störte das nicht weiter. Und was Gigaset in meinen Augen sehr gut gefertigt hat, ist die Rückseite. Die ist erstaunlich griffig, zieht nicht einmal Fingerabdrücke an und sieht dabei in der modischen Farbe titanium grey auch noch echt chic aus. Zunächst lässt euch Gigaset das Gerät erst einmal zusammenbauen. Den Akku könnt ihr austauschen. Einschübe für zwei Sim-Karten und – sehr gut! –zusätzlich eine MicroSD-Karte sind vorhanden.

Beim Gigaset GS 110 könnt ihr den Akku herausnehmen und tauschen.

Ich tue mich beim ersten Versuch etwas schwer damit, die Nano-SIM-Karte probeweise aus dem Einschub wieder herauszubekommen. Das ist etwas fummelig und gelingt mit kurzen Fingernägeln eher schlecht. Der Lieferumfang ist ansonsten spartanisch. Neben dem Smartphone gibt’s eine Gebrauchsanweisung und das Ladegerät samt USB-C-Stecker. Das war’s.

Gigaset GS 110 Lieferumfang

Für das Geld ein ordentliches Niveau der Einzelteile

Dass Gigaset den Ein-Aus-Knopf und die Lauter-Leiser-Tasten in die abnehmbare Rückseite integriert, verwundert. So sind diese auch etwas wackelig in der Nutzung. Dass der Einschaltknopf leicht geriffelt ist, ist kaum zu erfühlen. Achtet auch darauf, die Rückseite beim Anbringen fest anzudrücken, sonst bleiben Rillen, durch die Staub ins Gehäuse eindringen kann.

Gigaset GS 110 gerade ausgepackt

Trotz der gigantisch klingenden Display-Größe (6,1 Zoll sind heute aber fast schon klein) erschien mir das GS 110 sehr handlich und dank der rutschfesten Rückseite gut in einer Hand zu halten.

Auf dem LC-Display ist auch bei prallem Sonnenschein noch etwas zu erkennen; dazu müsst ihr die Helligkeit aber auch voll aufdrehen. Der schon besprochene, austauschbare 3000-mAh-Akku bietet eine erstaunlich hohe Ausdauer; ich kam mit ihm immer gut über den Tag. Ein Schnelllademodus ist laut Gigaset zwar drin. Als ich das GS 110 allerdings an das offizielle Ladegerät anschließe, lädt das Gerät nur mit normaler Geschwindigkeit auf. Von 15 auf 100 Prozent dauert es rund 2 Stunden.

Kein Leistungswunder, aber Casual Games laufen

Die Arbeit mit dem Gerät, das Hangeln von App zu App, geschieht eigentlich recht flink und problemlos. Zumindest wenn ihr dabei nicht mehr als zwei oder höchstens drei Apps gleichzeitig benutzt und das GS 110 nicht zwischendurch auf Standby schaltet. Bei zu vielen Apps auf einmal reicht der Speicher nicht aus und die Anwendungen müssen jeweils neu laden.

Positiv überrascht bin ich von der wirklich zurückhaltenden Speicherbelegung von Android Go. Nachdem ich eine gute Handvoll Alltagsapps und ein paar Spiele installiert sowie ein paar Fotos geschossen hatte, waren immer noch 9 der 16 GB frei. 4 GB davon reserviert Android Go für sich, weitere 2 GB sind für Google- und System-Apps reserviert; der Rest ist frei. Unter diesen Voraussetzungen können Minimalisten damit noch gut arbeiten (oder ansonsten den Speicher per MicroSD-Karte erweitern).

Das Scrollen auf Webseiten oder in Apps gelang in meinem Test nicht gerade butterweich und flüssig, aber doch zufriedenstellend und ohne nennenswerte Aussetzer – anders als das bei einem früheren Gigaset-Gerät bei mir im Test schon einmal der Fall war.

Homescapes: Einfache Casual Games kann das Gigaset abspielen.

An besonders anspruchsvolle Spiele habe ich mich gar nicht erst herangetraut. Vermutlich wird auch niemand ernsthaft auf die Idee kommen, sie mit einem Smartphone der Einstiegsklasse vernünftig spielen zu wollen. Die Animationen in den von mir aufs Geratewohl getesteten Casual Games „Homescapes“ und „Gardenscapes“ funktionierten aber beinahe ruckelfrei. Auch beim Anschauen von YouTube-Videos hatte ich keine Probleme. Schön ist hier auch die Funktion, Videos mit einem Fingerpinch auf die volle Breite zu ziehen.

Gesichtserkennung hat es nicht eilig

Der Benchmark von AnTuTu watscht das GS 110 mit rund 41.500 Punkten nahezu ab. Mittelklasse-Smartphones wie das Huawei Mate 20 Lite oder das P30 Lite kommen auf mehr als dreimal so viele Punkte. Soo schlecht ist die Maschinerie im Gigaset nicht. Da hatte ich schon weit weniger performante Geräte im Test. Aber, sicher, rekordverdächtige Sprünge macht ihr damit nicht.

Habt ihr zuletzt die Kamera verwendet, ist die Entsperrung per Gesichtserkennung nicht möglich.

Was zudem recht lange dauert, ist die Gesichtserkennung. Bis diese mein Konterfei erkannt und das System freigegeben hat, ziehen auch schon mal drei Sekunden ins Land. Klingt wenig, kommt euch aber in der schnelllebigen heutigen Zeit wie eine Ewigkeit vor. Oft genug mag das Gigaset GS 110 die Gesichtserkennung auch gar nicht benutzen, wenn ich etwa zuvor die Kamera verwendet und das Gerät danach auf Standby geschaltet habe. Müßig auch zu erwähnen, dass euch die Gesichtserkennung auch immer mal wieder gar nicht erkennt. Ein Fingerabdrucksensor ist übrigens nicht eingebaut. Alternativ könnt ihr zum Entsperren eure Pin benutzen.

Gigaset GS 110 Nachteile

An 16 GB Speicher und 1 GB RAM wie im Gigaset GS 110 sind die Erwartungen natürlich gering. Zumal Android-Go-Smartphones – und das dürft ihr nicht vergessen – eher für Schwellenländer als für den europäischen Markt vorgesehen sind.

Einzelne Apps wie Instagram gingen bei Benutzung an manchen Tagen bei mir einfach aus. Es war ein wenig wie Glücksradspielen, wann der Speicher dafür ausreichen würde und wann nicht. Die verwendeten Casual Games hingegen, wie Gardenscapes, machten keine Probleme.

Einigen Websites war der Speicher zu klein, so etwa einem animierten Storytelling auf Spiegel Online. Hier schaltete sich dann das Komprimierverfahren von Google Chrome Go ein und blendete plump alle Bilder aus.

Kamera im GS 110: Genügt den Ansprüchen und kann noch was extra

Mit der Kamera im GS 110 werdet ihr keine Fotowettbewerbe gewinnen, für ein Smartphone, das kaum mehr als 100 Euro kostet, aber ist die Kamera schwer in Ordnung. Tagsüber wurde alles hell und scharf:

Bereits vor dem Auslösen könnt ihr per Wischgeste einen besonderen Effekt auswählen, wie ihr ihn auch bei teureren Smartphones findet:

Hübsche Effekte im Instagram-Stil könnt ihr beim Gigaset GS 110 schon vor der Aufnahme auswählen.

Und sogar ein Nachtmodus ist drin. Für diese Preisklasse eher ungewöhnlich. Allerdings ist der Effekt bei genauerer Betrachtung gering:

Wie es aussieht, sind die Bilder, die ich mit Nachtsicht aufgenommen habe, einfach nur etwas weniger verrauscht. Ein Blick auf die Exif-Daten verrät auch eine etwas kürzere Verschlusszeit. Die Bilder sind besser! Es lohnt sich also, den Nachtmodus am GS 110 bei Dunkelheit auch einzuschalten. Aber zu dem, was die teuersten Huawei mit dem Nachtmodus leisten, liegen hier Welten.

Noch eine sonderbare Eigenheit beim Betrieb der Kamera: Die genannten Effekte sollt ihr mit einem Wisch zur Seite aktivieren können. Das funktioniert allerdings nur, wenn das Smartphone entsperrt ist. Verwendete ich die Kamera aus dem Sperrbildschirm heraus, konnte ich auf diese Effekte nicht zugreifen. Außerdem sei an dieser Stelle erwähnt, dass beim ersten GS 110, das ich bekam, die Kameralinse defekt war und nur verwaschene Fotos machte. Erst das Austauschgerät funktionierte einwandfrei.

Fazit

Das Erlebnis ist ausbaufähig – klar für ein Smartphone, das UVP nur knapp über 100 Euro kosten soll und sich an Einsteiger und Schwellenländer richtet. Sehr positiv für diesen Preis sind die Handlichkeit, das moderne Design, die Vielseitigkeit der Kamera und die geringe Speichernutzung des Systems. Prozessor und Grafikeinheit taten immerhin, was sie sollen. Ihr müsst euch aber auf verhältnismäßig lange Wartezeiten bei der Gesichtserkennung, der Entsperrung und dem Starten von Apps gefasst machen.

Dass Apps hin und wieder abstürzen, dürfte dem gering bemessenen Arbeitsspeicher von 1 GB geschuldet sein. Wer gerne viele und anspruchsvolle Apps nutzen möchte, muss zu einem leistungsfähigeren Smartphone greifen.

Das Gigaset GS 110 gibt es auch bei Euronics.

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