TRENDBLOG
DuckDuckGo-Logo

DuckDuckGo-Logo

DuckDuckGo im Langzeittest: Eine fast brauchbare Google-Alternative

Die Suchmaschine DuckDuckGo will eine weniger neugierige Google-Alternative sein. In unserem Langzeittest zeigte sich allerdings, dass es ganz ohne unser aller Google dann doch nicht geht.

Bei „Saint Maik“ fiel es mir schließlich wie Schuppen von den Augen. Ich wollte auf DuckDuckGo etwas zu der neuen RTL-Serie suchen, die eigentlich „Sankt Maik“ heißt, und die alternative Suchmaschine spuckte nur Unbrauchbares aus. Kein Korrekturvorschlag, kein Mitdenken, kein cleverer Algorithmus dahinter. Während Google sofort wusste, dass ich eigentlich „Sankt Maik“ meinte und gar nicht erst nach „Saint Maik“ suchte, ließ DuckDuckGo mich hier völlig im Regen stehen.

DuckDuckGo: Ein Physiker und seine 20 Mitarbeiter

Und das nicht zum ersten Mal in den vergangenen drei Monaten, in denen ich DuckDuckGo probeweise zu meiner Standardsuche im Vivaldi-Browser erklärte. Als Online-Redakteur rufe ich täglich hunderte Webseiten auf, google – pardon: duckduckgoe mehr als hundert Suchbegriffe. Würde die Google-Alternative in meinem Test bestehen, dann hieße das schon etwas in meinem mittlerweile durch Google stark geprägten Alltag.

DuckDuckGo-Gründer Gabriel Weinberg

Der Physiker und Ingenieur Gabriel Weinberg rief DuckDuckGo bereits 2008 ins Leben. Mittlerweile ist die Suchmaschine hinter Google und Bing zu etwas wie der inoffiziellen Nummer 3 aufgestiegen. Über 20 Mitarbeiter helfen Weinberg am Hauptsitz von DuckDuckGo in Paoli, im US-Bundesstaat Pennsylvania. Was natürlich ein Witz ist im Vergleich zu Google.

DuckDuckGo sieht aus wie ein entschlacktes Google

Aber noch 2011 soll Weinberg DuckDuckGo ganz alleine betrieben haben. Dann erkannte er, dass sich viele Menschen eine Alternative zu Google wünschten, die den Nutzer nicht trackt. DuckDuckGo ist laut Weinberg übrigens dem Begriff „Duck Duck Goose“ abgeleitet, einem „Plumpssack“-ähnlichen Spiel für Kindergeburtstage, hier von Simpsons-Charakter Ralph Wiggum missinterpretiert:

Deine Zustimmung zur Anzeige dieses Inhalts

Um diesen Inhalt von YouTube ansehen zu können, benötigen wir deine einmalige Zustimmung. Bitte beachte dabei unsere Datenschutzbestimmungen und die Datenschutzhinweise von YouTube. Über die Cookie-Einstellungen (Link in der Fußzeile) kannst du die Einwilligung jederzeit widerrufen.

Auf den ersten Blick ist DuckDuckGo eine Google-Alternative, die gar nicht einmal so viel anders aussieht, aber keine personalisierten Suchergebnisse ausgibt. Die Startseite mit Logo und Suchfenster wirkt eins zu eins Google nachempfunden und auch die Suchergebnisseite, die erst Werbung ausspuckt und dann die Ergebnisse, erinnert an Google – ein viel nüchternes Google.

Leider keine herausragenden Suchergebnisse

Hier zeigt DuckDuckGo aber bereits den ersten, wie ich finde, angenehmen Unterschied: Statt mehreren Suchtrefferseiten gibt es hier Endless Scrolling und alle Ergebnisse auf einer Seite. Man ist auf DuckDuck Go also eher mal geneigt, etwas weiter herunterzuscrollen, während sich bei Google nahezu alles auf die erste Suchergebnisseite und damit die ersten zehn Suchtreffer konzentriert. Kaum ein Nutzer sucht noch auf der zweiten, geschweige denn der fünften Seite.

Die DuckDuckGo-Startseite informiert direkt über die höhere Privatsphäre. Ansonsten sind Ähnlichkeiten mit Google unübersehbar.

Dem entgegenhalten kann und muss man wohl direkt, dass die Suchergebnisse von DuckDuckGo qualitativ etwas unterhalb denen von Google liegen. Eine Suche nach „Euronics“ etwa bringt zwar auch die Startseite und eine Werbeanzeige als oberste Treffer zu Tage, dann als nächstes auch viele Unterseiten mit gleicher Aussage, die Google besser gruppiert oder einfach ausgelassen hätte.

Eine Suche nach einem technischen Thema bringt auf DuckDuckGo weniger Inhalte der üblichen Mainstream-Quellen – wie bei Google meistens Chip Online, Giga und Netzwelt. Dafür aber auch gefühlt deutlich weniger genau passende hochwertige Suchtreffer.

DuckDuckGo ist nicht neugierig, aber an US-Recht gebunden

Dass DuckDuckGo anders als Google keine personalisierte Suche ausgibt und den Nutzer nicht trackt, kann auch Nachteile haben. So sucht DuckDuckGo Begriffe erst einmal weltweit. Die Maschine erkennt zwar, dass aus Deutschland gesucht wird, kommt aber nicht immer zum Schluss, dass dann am besten nur deutschsprachige Suchergebnisse ausgegeben werden. Auch spanische und slowenische Treffer finden sich schon einmal darunter.

DuckDuckGo-Firmensitz im US-amerikanischen Paoli: Kein futuristischer Silicon-Valley-Campus, aber doch ein schmuckes Anwesen!

Ich kann DuckDuckGo oben mitteilen, nur in deutschsprachigen Ergebnissen zu suchen. Diese Einstellungen merkt sich die Google-Alternative mittels eines Cookies für die nächsten Suchanfragen. Ein kleines bisschen trackt die Suche den Nutzer also doch. Dafür wirbt DuckDuckGo damit, Werbe-Tracker zu blockieren, den Suchverlauf nicht zu speichern und die Daten der Nutzer nicht zu verkaufen. Der Dienst finanziert sich über Spenden und Anzeigen, die passend zu Suchbegriffen eingeblendet werden.

Spezialsuche „Bang“: Gut gemeint, aber…

Ganz anonym und vor US-Geheimdiensten geschützt, sind eure Suchanfragen allerdings nicht. Als US-Unternehmen muss DuckDuckGo SSL-Schlüssel auf richterlichen Beschluss herausgeben. Die Server sind auf Amazons Cloud-Struktur gelagert, ebenfalls ein US-Unternehmen, das gleichen rechtlichen Beschränkungen unterliegt. So klingt die Aufschrift auf der Fußmatte im DuckDuckGo-Hauptquartier „Komm(t) wieder mit einem Durchsuchungsbefehl!“ zwar rebellisch. Aber käme jemand mit eben einem solchen, müsste DuckDuckGo kooperieren:

Fussmatte vor dem DuckDuckGo-Büro: „Komm(t) wieder mit einem Durchschungsbefehl.“

Ein interessantes Alleinstellungsmerkmal sind, wie vor einiger Zeit schon von meinem Kollegen Frank Müller vorgestellt, die DuckDuckGo Bangs. Mit einem Ausrufezeichen vor einem Dienst wie !twitter könnte man den Kurznachrichtendienst speziell nach gewünschten Suchparametern durchforsten. Jedes Mal, wenn ich das bei einer Suche nach speziellen Nutzern oder Treffern probiert habe, funktionierten die Bangs aber gerade nicht. Schade.

Google ist besser

DuckDuckGos Schwäche ist die Suche nach aktuellen Infos und anderen Medien außer Webseiten. Google präsentiert an der gleichen Stelle mittlerweile einen bunten Mix aus Bildern, Videos, Suchtreffern, News und „stichhaltigen Informationen“ aus dem Knowledge-Graph rechts. Etwas vergleichbares hat DuckDuckGo auch (fast immer handelt es sich dabei um rechts eingeblendete Wikipedia-Ausschnitte). Nicht immer wird in der Registerwahl oben aber die Möglichkeit angezeigt, die Suchergebnisse nach Nachrichten, Videos oder Produkten zu filtern.

Läuft! Im Zuge zunehmender Datensensibilität vieler Nutzer steigt auch DuckDuckGo Suchtraffic an. 2018 erwartet man 21 Millionen Suchanfragen täglich.

In den drei Monaten meines Tests passierte es zu oft, dass mir die Ergebnisse bei DuckDuckGo nicht ausreichten. Ich musste dann noch einmal zu Google rüberwechseln, um schließlich zu finden, was ich suchte. Ob nun aufgrund des Datenbestands oder nicht: Google schien einfach besser zu wissen, was ich gerade suchte. Jetzt nach Ende meines Tests werde ich Google wieder als Standard-Suche einstellen.

Und würde mir wünschen, dass Google einige Ideen von DuckDuckGo übernähme. Besonders das Endless Scrolling stünde der überfrachteten ersten Google-Suchergebnisseite gut zu Gesicht. Und ist es zwingend notwendig, meinen Suchverlauf zu speichern statt die Ergebnisse nach häufigen Suchfragen anonym auszuwerten? Brauche ich personalisierte Werbung oder würde nicht Werbung zum passenden Suchbegriff völlig ausreichen? Einiges könnte sich Google von seinem erheblich kleineren Herausforderer abschauen ohne dabei an Qualität einzubüßen.

Fazit: DuckDuckGo ist 70 Prozent Google

Google hat die besseren Suchergebnisse und die bessere Übersicht. Aber es ist erstaunlich, wie nah das erheblich kleinere DuckDuckGo da oft schon heranragt – und dabei nicht einmal halb so neugierig ist. Gäbe es Google nicht, würde meine Wahl der liebsten Suchmaschine auf DuckDuckGo fallen, eine befriedigende Google-Alternative.

Mein Leben ohne Google: Auf Wiedersehen Chrome, hallo Vivaldi!

Vielleicht kann man sich im Hinterkopf speichern, bevor man Google.de in der Adresszeile eintippt, dass man auch mal mit DuckDuckGo suchen könnte. Fast genauso gut.

Beitragsbilder: DuckDuckGo

Die mobile Version verlassen