ZDF Mediathek – irgendwie ein bisschen Neo

Die ZDF Mediathek bietet mehr als TV-Signal plus Video-on-demand: Web first, MyView und mehr. Aber ist das schon die Zukunft des Fernsehens?

ZDF Mediathek – irgendwie ein bisschen Neo
(Bild: Cellular/ZDF)

Das Zweite Deutsche Fernsehen macht etwas anders: Die Das Erste Mediathek schalte ich ein, wenn ich den Tatort verpasst habe. Die ZDF Mediathek dagegen, wenn die Ausstrahlung des Neo Magazin Royale erst in zwei Stunden folgt. Web first nennt sich das.

Damit arbeitet das ZDF selbst an der Abschaffung des linearen Fernsehens. Während die älteren Zuschauer immer noch vor der Glotze hängen, die an einem Sat- oder Kabelanschluss hängt, will der Sender jungen Leuten in seiner Mediathek mehr bieten. Momentan sind das nur Ansätze. Doch immerhin.

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Die ZDF Mediathek ist selbstverständlich auch eine klassische Mediathek. Per Mausklick lässt sich der Livestream der eigenen Programme ZDF, ZDFneo und ZDFinfo empfangen sowie zusätzlich der Partnersender 3sat, Phoenix, KiKA und Arte. Die meisten Sendungen lassen sich über einen längeren Zeitraum nachträglich abrufen.

Abschied vom linearen Fernsehen

Im Internet präsentiert sich das ZDF als neue Kraft. Jan Böhmermann macht den Vorzeigekasper. Sein Neo Magazin Royale hat vermutlich den höchsten Anteil an Mediathek-Nutzern. Das liegt an Web first und einer treuen Fangemeinde, die möglichst schnell eine neue Folge sehen möchte.

Auch die Serie Morgen hör ich auf mit Bastian Pastewka war im Internet früher abrufbar. Sogar Preisverleihungen werden schon mal live übertragen, wenn es im Hauptprogramm später nur einen Zusammenschnitt zu sehen gibt.

Die gleichzeitige Übertragung mehrere Spiele bei Fußballturnieren oder Wettkämpfe bei Olympia in der Mediathek ist für das ZDF schon ein alter Hut. Beim Fußball werden per MyView sogar zahlreiche Perspektiven gezeigt – jede aus Sicht einer anderen Kamera. Ihr könnt selbst umschalten.

Das Problem aller Mediatheken

Das ZDF faselt gerne vom 2nd Screen Erlebnis. Als ob jemand wirklich vor dem Fernseher sitzen würde und gleichzeitig noch ein Tablet oder Smartphone in der Hand hätte, um zusätzliche Bilder zu sehen oder etwas zu kommentieren. Stattdessen wird die Mediathek bzw. die Präsenz im Internet das klassische TV-Signal irgendwann komplett ersetzen.

Web first: Das ZDF zeigt Sendungen online auch vorab (Screenshot)
Web first: Das ZDF zeigt Sendungen online auch vorab (Screenshot)

Aus diesem Grund wurden im Oktober 2016 auch ZDF.de und die ZDF Mediathek zu einem einzigen Portal verschmolzen. Statt primär ein Begleitprogramm, bietet der offizielle Internetauftritt des Senders einen kürzeren Weg zu den Inhalten.

Doch hier zeigen sich – wie bei allen Mediatheken – sehr schnell die Grenzen. Die vielen, vielen Sendungen lassen sich im klassischen Fernsehen recht einfach nacheinander versenden. Für Orientierung sorgt eine Programmzeitschrift. Doch diese Fülle auf einem kleinen Bildschirm angemessen aufzubereiten, daran scheitert auch das doch so innovative ZDF.

ZDF Mediathek als App und im Browser

Die ZDF Mediathek gibt es auf allen möglichen Plattformen. Auf Smartphones und Tablets mit Android und iOS lässt sie sich als eigene App installieren. Auf TV-Boxen und Smart-TVs auch. Dort könnt ihr die Mediathek aber auch als Teil des HbbTV-Angebots über die rote Taste auf der Fernbedienung aufrufen. Spielkonsolen werden nicht mehr unterstützt.

Die ZDF Mediathek auf einem Android-Tablet: Und wieder grinst der Böhmermann (Bild: ZDF/Google Play Store)
Die ZDF Mediathek auf einem Android-Tablet: Und wieder grinst der Böhmermann (Bild: ZDF/Google Play Store)

Dieser Beitrag widmet sich vor allem der ZDF Mediathek im Browser eines Desktop- oder Klapprechners. Die Bilder laufen in einem normalen HTML5-Browser, wobei Firefox und Chrome explizit genannt werden. Bei der Bildqualität lässt sich hoch, mittel und automatisch einstellen. Was auf dem Fernseher in HD läuft, wird auch über das Internet in HD gesendet, was allerdings nicht mit einer echten Full-HD-Auflösung zu verwechseln ist.

Angaben zu notwendigen Bandbreiten werden nicht gemacht. In der Default-Einstellung automatisch heißt das dann wohl: immer so gut es gerade geht. Die mobile App verbraucht 6-23 MB pro Minute. Wie immer hängt der Livestream über das Internet prinzipiell hinter dem TV-Signal hinterher, das über Kabel oder Sat ausgestrahlt wird. In der Regel sind dies ca. 60 Sekunden. Zur Fußball-WM 2018 wurde die Verzögerung jedoch auf wenige Sekunden verringert.

Wie findet ihr am schnellsten eine Sendung?

Auf der Startseite der Mediathek erscheinen fünf Sendungen in Rotation, die den Bildschirm fast ausfüllen. Vertreten ist dort eher die leichte Unterhaltung. Wer jedoch gezielt eine Sendung schauen möchte, findet darüber eine Navigation mit folgenden Punkten:

  • Rubriken A-Z
  • Live-TV
  • Sendung verpasst
  • Suche
  • Mein ZDF

Das ist schön aufs Wesentliche reduziert und deckt alle Suchstrategien ab. Wenn ich eine bestimmte Sendung suche, kann ich diese in einer Liste finden. Rubriken A-Z bietet diese thematisch geordnet an, Sendung verpasst dagegen chronologisch. Ich gehe auch hier lieber über die Suchfunktion. Sport schaue ich meist im Livestream. Auf den Punkt Mein ZDF gehe ich weiter unten ein.

So übersichtlich diese Navigation bis hier ist, so verwirrend finde ich, dass alle verfügbaren Live-Streams auf einer Bühne erscheinen. Sprich: Beim Klick auf Live-TV wird der Livestream des Hauptprogramms ZDF aufgerufen. Dann lässt sich nach links oder rechts in die Livestreams der anderen Programme scrollen, ohne direkt zu sehen, was man da gerade aufruft. Für meinen Geschmack etwas zu verspielt und umständlich. Man muss es kennen, um es zu nutzen.

Welche Sendungen könnt ihr sehen? Und welche nicht?

Die meisten Sendungen werden kurz nach Ausstrahlung in die ZDF Mediathek eingestellt und sind dort 13 Monate lang abrufbar. Das gilt vor allem für Eigenproduktionen und nicht für internationale Spielfilme oder Sport, da dort die Rechte meist nicht vorliegen. Zudem kann die Übertragung per Geofilter auf Deutschland oder Europa beschränkt sein.

Nicht gerade übersichtlich: Die ZDF Mediathek zeigt unter Sendung verpasst? zuerst die Sendungen, die man am wenigsten sehen möchte (Screenshot)
Nicht gerade übersichtlich: Die ZDF Mediathek zeigt unter Sendung verpasst? zuerst die Sendungen, die man am wenigsten sehen möchte (Screenshot)

Im Menüpunkt Sendung verpasst? findet ihr jedoch nur die Sendungen der letzten Woche – alle verfügbaren Sendungen eines der sieben Tage auf einer Seite. Leider fehlt es auch hier an Übersichtlichkeit. Im sichtbaren Bereich findet sich das, was morgens zuerst ausgestrahlt wurde – nicht das Abendprogramm. Immerhin gibt es Sprungmarken zu den anderen Tageszeiten. Ältere Beiträge spürt ihr am besten über die Suchfunktion auf.

Sendungen herunterladen und offline schauen

Das Internet bietet noch mehr Vorteile gegenüber dem klassischen TV-Signal. Im Livestream erhaltet ihr einen Puffer von 30 Minuten. Habt ihr einen Hinweis in einer Szene verpasst, die ihr euch deshalb noch einmal anschauen wollt, könnt ihr bis zu 30 Minuten zurückspringen. Auch wenn ihr mal kurz in die Küche wollt, könnt ihr den Livestream anhalten – bis zu einer halben Stunde. Per Zurück zu Live gelangt ihr dann auch wieder in die Jetztzeit.

Die ZDF Mediathek lässt euch die Originalsprache hören, falls diese vorliegt, und das Gesprochene per Untertitel verfolgen. Ihr könnt auch einzelne Videos herunterladen, um diese später offline zu schauen – sofern die entsprechenden Rechte vorliegen.

Persönliche Playlist anlegen mit Mein ZDF

Doch damit nicht genug: Das Fernsehen der Zukunft setzt auf Personalisierung. Es wird nicht geschaut, was ausgetrahlt wird, sondern was sich der Nutzer selbst zusammenstellt. Das geschieht im Bereich Mein ZDF. Hier kann sich jeder seine Favoriten zusammenklicken und eine persönliche Playlist erstellen. Schließlich ist die Konkurrenz des ZDF nicht das Erste, sondern Netflix und das Binge-watching.

Einzelne Sendungen lassen sich in der ZDF Mediathek auch als Video-Podcast abonnieren (Screenshot)
Einzelne Sendungen lassen sich in der ZDF Mediathek auch als Video-Podcast abonnieren (Screenshot)

Wer kein eigenes Nutzerkonto anlegen oder sich ständig einloggen möchte, kann auch einzelne Sendungen als Video-Podcast abonnieren – unter anderem auch das Neo Magazin Royale. Dafür wird einfach ein RSS-Feed abonniert.

Doch das ZDF hat diesen in der Vergangenheit schon mehrmals unangekündigt geändert, so dass meine Abos verloren waren und ich mir diese neu zusammensuchen musste. Dadurch hat der Fernsehsender bei mir einiges an Reputation verloren.

Fazit: Die Zukunft im Blick, doch kein Konkurrenz für Netflix

Ich persönlich mag die ZDF Mediathek. Was ich meistens nicht mag, ist das Programm. Daher rufe ich sie nur selten auf, dann aber gezielt – um Fußball zu schauen oder Böhmermann. Dafür erfüllt sie ihren Zweck. Den ganzen Schnickschnack wie MyView brauche ich nicht. Auch das Bild reicht mir in seiner Qualität aus.

Wie auch bei der Das Erste Mediathek ist die Benutzerführung des ZDF-Pendants verbesserungswürdig. Einige Punkte sind anerkennenswert schön gelöst. Doch was auffällt, ist immer das, was nicht funktioniert. Viel zu oft muss ich mich erst einmal orientieren.

Beitragsbild: Cellular/ZDF

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