GPMI: Löst der neue Standard HDMI, DisplayPort, Thunderbolt und USB ab?

Mit GPMI erwartet uns eine Alternative zum etablierten HDMI-Anschluss. Doch nicht nur das: Auch andere Standards wie USB könnten bald der Vergangenheit angehören. Das solltest du wissen.

GPMI: Löst der neue Standard HDMI, DisplayPort, Thunderbolt und USB ab?
GPMI soll zumindest im asaitischen Raum die Zukunft sein. (Foto: Hisilicon)

GPMI möchte vor allem den in der westlichen Welt etablierten Standards Paroli bieten. Und auch wenn diese neue Anschluss-Art aus China stammt, könnte uns GPMI in naher Zukunft in vielen Produkten erwarten. Denn nicht nur große Konzerne stecken dahinter, der Standard bietet auch viele Vorteile.

Das Wichtigste in Kürze

  • GPMI ist ein neuer Standard, der mit HDMI und USB4 konkurrieren möchte.
  • Ein Konsortium aus über 100 chinesischen Firmen entwickelte den Standard.
  • Er bietet die Möglichkeit, Strom und große Datenmengen oder Bild&Video gleichzeitig zu übertragen.
  • Noch ist unklar, ob sich GPMI durchsetzen kann.

Inhalt:

Wer ist für GPMI verantwortlich?

Hast du schon einmal etwas von der Shenzhen 8K Ultra HD Video Industry Collaboration Alliance gehört? Hierzulande dürfte die Allianz weniger bekannt sein, doch das spielt im Grunde keine Rolle. Denn der Allianz gehören über 100 chinesische Konzerne an, darunter „Big Player“ wie Hisense, TCL, Huawei (HiSilicon), Foxconn, ZTE oder Tencent. In Zusammenarbeit entstand GPMI, ein gemeinsamer Anschluss-Standards. Der ist zu Beginn für Smart-TVs gedacht.

GPMI steht für General Purpose Media Interface und soll in den kommenden Jahren genau das bieten, was der Name verspricht: Vorgesehen ist eine allgemeine Medienschnittstelle, die hohe Bandbreiten und zugleich eine Übertragung von Strom erlaubt.

Was sind die Besonderheiten von GPMI?

Zwar können auch USB4 und HDMI (2.1a Cable Power) durchaus Daten und Strom gleichzeitig über ein Kabel übertragen, doch GPMI verspricht „mehr“. So sind Bandbreiten bis zu 192 Gbit/s möglich – bei einer gleichzeitigen Energieübertragung von bis zu 480 Watt. Das übertrumpft alle bisherigen und in hiesigen Gefilden etablierten Standards deutlich.

Zur Verdeutlichung: Es wäre nur ein Kabel nötig, um zum Beispiel eine PlayStation 5 oder eine Xbox Series X mit dem TV zu verbinden – für Bild, Ton und Strom. Das TV-Gerät könnte damit angeschlossene Geräte mit Energie versorgen.

Für Typ-B benötigt es im Grunde neue Geräte mit passenden GPMI-Anschlüssen. (Foto: henzhen 8K Ultra HD Video Industry Collaboration Alliance)
Für Typ-B benötigt es im Grunde neue Geräte mit passenden GPMI-Anschlüssen. (Foto: Shenzhen 8K Ultra HD Video Industry Collaboration Alliance)

Eine weitere Besonderheit ist, dass GPMI aus 8 Kanälen mit jeweils 24 Gbit/s besteht. Durch eine bidirektionale Funktionalität werden Audio, Video und Daten in beide Richtungen sowie unabhängig voneinander übertragen. Das verspricht volle Flexibilität, gerade im professionelleren Bereich. Auch LAN-Kabel zum Beispiel könnten damit perspektivisch überflüssig werden, da GPMI einen Datenaustausch zwischen verbundenen Geräten erlaubt. Das kann HDMI nicht.

Wie sehen die Kabel bei GPMI aus und was bieten sie?

Von GPMI sind zwei Varianten vorgesehen, einer davon dürfte dir bekannt vorkommen:

GPMI Typ-C

Der GPMI Typ-C ist mechanisch mit USB-C kompatibel und unterstützt USB bis Version 2.0. Das heißt, ein GPMI Typ-C-Kabel kannst du auch als USB-Kabel einsetzen – und umgekehrt. Doch nur mit geeigneten Geräten sind hohe Datenraten bis 96 Gbit/s und eine Stromversorgung bis zu 240 Watt möglich.

Hier im Bild: Ein USB-C-Kabel. Das ist mechanisch mit GPMI-Typ-C kompatibel. (Foto: Sven Wernicke)
Hier im Bild: Ein USB-C-Kabel. Das ist mechanisch mit GPMI-Typ-C kompatibel. (Foto: Sven Wernicke)

Es ist davon auszugehen, dass GPMI Typ-C für mobile Devices von Relevanz sein dürfte – zum Beispiel für Smartphones und Tablets.

GPMI Typ-B

Besonders spannend ist Typ-B, da dieser Datenraten bis 192 Gbit/s (8 Kanäle á 24 Gbit/s) verspricht. Durch die Stromversorgung bis 480 Watt könntest du sogar externe Grafikkarten über Typ-B anschließen.

Dafür nötig ist ein neuer, rechteckiger Stecker, den du beidseitig einstecken kannst. Er ist mit keinem bisher erhältlichen Standard mechanisch kompatibel.

Unterschiede zwischen GPMI, HDMI, USB, DisplayPort

Im Vergleich zu Standards wie HDMI 2.1 und DisplayPort 2.1 kann GPMI deutlich mehr bieten, gerade bei Kombination aus Strom und Daten/Bild/Ton. Hier haben sogar die neuen Standards wie HDMI 2.2 das Nachsehen.

In der Vergleichs-Tabelle ist dies auch gut zu erkennen:

StandardTechnische Daten
GPMI Typ-BBandbreite: max. 192 Gbit/s
Stromversorgung: bis zu 480 Watt
Verwendung: Audio/Video in 8K/Daten & Stromversorgung
GPMI Typ-CBandbreite: max. 96 Gbit/s
Stromversorgung: bis zu 240 Watt
Verwendung: Audio/Video/Daten & Stromversorgung
HDMI 2.2Bandbreite: max. 96 Gbit/s
Stromversorgung: keine
Verwendung: Hochauflösende Displays, Gaming, Profi-Monitore
HDMI 2.1a Cable PowerBandbreite: max. 48 Gbit/s
Stromversorgung: bis zu 1,5 Watt (Signalverstärkung)
Verwendung: Lange Verkabelungen im Home-Entertainment- und Profi-Bereich
HDMI 2.1 (FRL)Bandbreite: max. 48 Gbit/s
Stromversorgung: keine
Verwendung: Heimkino, hochauflösende Monitore
DisplayPort 2.1 (UHBR20)Bandbreite: max. 80 Gbit/s
Stromversorgung: keine
Verwendung: Gaming, professionelle Monitore
USB4Bandbreite: max. 40 Gbit/s
Stromversorgung: bis zu 240 Watt
Verwendung: Audio/Video/Daten & Stromversorgung
Thunderbolt 5Bandbreite: max. 80/120 Gbit/s (synchron/asynchron)
Stromversorgung: bis zu 240 Watt
Verwendung: Datenübertragung & Video

Die Unterschiede zwischen den Standards liegen nicht nur bei den Anschlüssen und maximalen Bandbreiten, sondern auch bei der Art der Verwendung.

Letztlich schielt GPMI eindeutig Richtung USB4, kann den Mitbewerber bezogen auf die technischen Daten übertrumpfen. HDMI wiederum ist auf Übertragung von Bild und Ton spezialisiert, die Stromversorgung war noch nie im Fokus. Zugleich unterstützt bisher nur HDMI Funktionen wie Audio Return Channel (ARC). DisplayPort wiederum erlaubt den Anschluss mehrerer Monitore (Daisy-Chaining), was andere Standards so nicht können.

Größte Konkurrenten: Thunderbolt & USB4

Am nächsten kommt GPMI dem vielseitigen Standard Thunderbolt (5), da auch dieser in der Lage ist, Daten, Video, Audio und Strom gleichermaßen zu übertragen. Zugleich vereint er in einem Kabel weitere Protokolle wie PCI Express, DisplayPort und USB – und das wiederum über einen USB-C-Stecker. Das führt zu einer vollständigen Kompatibilität zu USB4 und USB3.

Thunderbolt 5 kommt auf bis zu 120 Gbit/s - über ein USB-C-kompatibles Kabel. (Foto: Apple)
Thunderbolt 5 kommt auf bis zu 120 Gbit/s – über ein USB-C-kompatibles Kabel. (Foto: Apple)

Obwohl das erst im Herbst 2024 vorgestellte Thunderbolt 5 sowie das noch nicht weit verbreitete USB4 enorm leistungsfähig sind, hat GPMI zumindest technisch die Nase vorn. Gerade GPMI Typ-B schafft beeindruckende Werte, die im Heimkino-Segment der Zukunft benötigt werden könnten. Wenn ein TV angeschlossene Geräte gleich mit Strom versorgen kann, ist das ein nicht zu vernachlässigender Vorteil.

Nachteile von GPMI

So spannend GPMI klingen mag, der Standard hat mit allerlei Herausforderungen zu kämpfen. Und es ist nicht so, als gäbe keine Nachteile…

  • Proprietäre Infrastruktur: Zwar sind das die anderen Standards auch, doch GPMI ist nicht mit bestehenden Anschlussarten wie HDMI oder USB-C (vollständig) kompatibel. Das ist für die rasche Verbreitung nicht von Vorteil.
  • Dominanz bestehender Standards: HDMI und USB dominieren vor allem die westlichen Märkte. Es dürfte einem chinesischen Standard schwer gemacht werden, sich in Europa und USA zu behaupten.
  • Etablierte Standards: HDMI und USB bestimmen nicht nur die hiesigen Märkte, sie sind auch bei Konsument:innen etabliert, bekannt und geschätzt. Zudem kommen die Standards bei Millionen Fernsehern, Telefonen etc. zum Einsatz. Für GPMI bräuchtest du neue Geräte.
  • Politische Barrieren: Politische und wirtschaftliche Spannungen zwischen China und westlichen Nationen könnten die Einführung von GPMI erschweren oder gar verhindern.

Wie geht’s mit GPMI weiter?

Gegenwärtig ist noch völlig offen, ob sich GPMI außerhalb Chinas etablieren könnte. Zu stark vertreten sind hierzulande die konkurrierenden Standards HDMI, USB, DisplayPort und Thunderbolt. Und nicht zu vergessen: Mit HDMI 2.2, Thunderbolt 5 und USB4 zeigen die zuständigen Konsortien, dass sie die Anschlüsse kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern.

Es wird erwartet, dass 2027 die ersten Geräte wie Smart-TVs und Monitore in China in den Handel kommen, in erster Linie von den großen Firmen TCL, Hisense und Huawei. Bis dahin könnten aber schon HDMI 2.3 oder ein USB4-Nachfolger aufgeholt oder gar GPMI überholt haben.

Trotzdem: GPMI ist eine spannende Entwicklung, die es im schlimmsten Fall nicht zu den Privatanwender:innen schafft, weil die Konkurrenten die westlichen Märkte dominieren. Doch die zuständige Shenzhen 8K Ultra HD Video Industry Collaboration Alliance plant schon in die Zukunft: Auch in der Automobilbranche, bei der Maschinensteuerung sowie Robotik in der Industrie und auch bei der Vernetzung professioneller Computersysteme soll GPMI in den nächsten Jahren eine große Rolle einnehmen.

Ob nur in China oder im asiatischen Raum? Das lässt sich schwer einschätzen. Da die meisten Smart-TVs, Telefone, Tablets, Monitore usw. aus China kommen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass dein neuer Fernseher irgendwann vielleicht einmal über GPMI verfügen wird.

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