Gewollter Nebeneffekt? Ausländische TV-Sender fallen nach DVB-T2-Umstellung weg

Zuschauer in Grenzgebieten können teilweise bald keine ausländischen Sender mehr empfangen. Schuld daran sind unterschiedliche Empfangstechniken bei DVB-T2 und eine privatisierte Senderauswahl. Den ORF soll es für Zuschauer in Bayern aber zumindest in SD weiterhin zu sehen geben.

Gewollter Nebeneffekt? Ausländische TV-Sender fallen nach DVB-T2-Umstellung weg

Nein, besonders viele Freunde haben sich die Verantwortlichen mit dem neuen Antennenfernsehen DVB-T2 (HD) nicht gemacht. Privatsender zu sehen, kostet künftig eine Jahresgebühr, es war mal wieder neue Hardware notwendig. Und ein weiteres Problem, das sich nun zeigt: Menschen in Grenzgebieten können teilweise bald keine ausländischen Sender mehr sehen.

Nur Zuschauer nahe der Grenze betroffen

Zumindest in Südbayern war das befürchtet worden. Weil auch im benachbarten Österreich in Kürze auf DVB-T2 umgestellt wird, war die Befürchtung groß, dass die öffentlich-rechtlichen Sender des ORF in grenznahen deutschen Gebieten nicht mehr empfangbar sein würden. Möglich war das ohnehin nur noch für Menschen, die grenznahe österreichische Sender empfangen konnten. Auf deutschen Sendestationen wurde der ORF schon nicht mehr ausgestrahlt.

Für deutsche Zuschauer nahe der Grenze war der ORF ein besonderes Bonbon, weil dort auch Fußballspiele der Championsleague oder hochaktuelle Spielfilme frei empfangbar waren, für die sonst ein Sky-Abo fällig gewesen wäre. Schon aus derartigen Gründen waren die Sendebetreiber nach und nach dazu übergegangen, ausländische Sender mit derartigem Angebot nicht mehr ins benachbarte Kabelnetz einzuspeisen.

Technische Unterschiede in Österreich und Deutschland

Dass Österreich und Deutschland bei der Umstellung auf DVB-T2 verschiedene technische und kommerzielle Angebote betreiben, setzt dem Schlupfloch nun auch faktisch ein Ende. Österreich verwendet den Standard DVB-T2 (ohne den Zusatz „HD“) und das etwas ältere Komprimierungsverfahren H.264. Deutschland ging mit dem Nachfolgeverfahren H.265 einen technischen Sonderweg in Europa. Das Angebot von Media Broadcast und Freenet.tv nennt sich deswegen DVB-T2 HD.

Die passenden Empfangsgeräte in Deutschland sind im Prinzip abwärtskompatibel zu H.264. Allerdings setzt auch Österreich mit SimpliTV auf eine kommerzielle Lösung mit eigenem Common-Interface-Modul. So können deutsche DVB-T2 HD-Receiver zwar technisch das österreichische HDTV empfangen, allerdings benötigen sie dafür das passende Modul. Der österreichische Plattformbetreiber ORS, eine ORF-Tochter, gibt diese offiziell nur an österreichische Staatsbürger heraus.

Es gibt einen Trick – und den ORF weiter in SD

Allerdings gibt es hier Tricks. So muss für den Erwerb einer passenden Common-Interface-Karte in grenznahen Elektronikgeschäften im Prinzip nur eine österreichische Adresse angegeben werden. Und das Kaufhaus überprüft nicht, ob der Kunde auch tatsächlich dort wohnt. Heißt: Die passende Technik würde auch im grenznahen Deutschland funktionieren, sofern sich der österreichische Sender dort noch empfangen lässt.

Aber auch der ORF gibt im Prinzip „Entwarnung“: So lässt sich der ORF zumindest in SD-Qualität weiterhin mit einem regulären, in Deutschland gekauften, DVB-T2-Receiver empfangen, wo das bislang auch möglich war. Zumindest bis 2019, sagte ein ORF-Sprecher, blieben die SD-Sender kostenlos auf Empfang.

Ähnliche Probleme haben auch Zuschauer nahe der französischen Grenze. Das dortige DVB-T2-Programm wird privat betrieben und müsste decodiert werden. Anders als die ebenfalls deutschsprachigen ORF-Sender war das französische Fernsehen allerdings im grenznahen Deutschland nicht sonderlich beliebt. Die öffentlich-rechtlichen Schweizer TV-Sender sollen im grenznahen Bereich mit einem DVB-T2-Receiver derweil problemlos weiter in SD empfangbar bleiben.

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2 Kommentare zu “Gewollter Nebeneffekt? Ausländische TV-Sender fallen nach DVB-T2-Umstellung weg

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