High-Res Audio: Theoretisch besser als die CD

High-Res Audio ist das neue Marketing-Wunderkind der Audiobranche. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter hoch auflösendem Audiosound, wo fängt High-Res an und wo liegen die Grenzen? Wir sagen es euch in diesem Beitrag.

High-Res Audio: Theoretisch besser als die CD

Als High Resolution Audio, High-Res Audio oder Hi-Res-Audio werden Musikdateien bezeichnet, die eine höhere Klangqualität bieten als die üblichen komprimierten MP3-Dateien. Es handelt sich dabei nicht um einen genau definierten Begriff, sondern eher um einen Marketingausdruck. Im Allgemeinen spricht man von High-Res Audio, wenn die Dateien eine höhere Bandbreite sowie ein größeres dynamisches Spektrum bieten als eine CD.

Was bedeutet Abtastrate oder Samplingrate für High-Res Audio?

Bei einer CD werden die analogen Signale in jeder Sekunde 44.100 mal in digitale Signale umgewandelt. Man spricht dabei von einer Abtastrate oder Samplingfrequenz von 44,1 kHz. Bei High-Res Audio liegt diese Abtastrate deutlich höher, meist bei 96 kHz oder sogar bei 192 kHz.

Was sagt die Bittiefe über High-Res Audio aus?

Die maximale Bittiefe einer CD beträgt 16 Bit. Diese Bittiefe sagt etwas darüber aus, wie viele Informationen transportiert werden. Ein Bit ist die kleinste Informationseinheit, die nur den Zustand 0 oder 1 kennt. Wenn eine Informationseinheit 8 Bit Tiefe hat (das entspricht 1 Byte), lassen sich 256 verschiedene Kombinationen darstellen, z.B. 01001001. Mit 16 Bit Tiefe sind es schon 65.536 Kombinationen.

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Die Kombination aus Abtastrate und Bittiefe ergibt High-Res-Audio – oder eben nicht.

Je größer die Bittiefe, desto mehr Informationen können transportiert werden. Und je höher die Abtastrate, umso genauer können die Daten erfasst werden. Eine Audio-Datei mit hoher Abtastrate und Bittiefe sollte also eine Aufnahme deutlich transparenter und authentischer wiedergeben können als eine MP3-Datei, die auf möglichst geringe Größe hin komprimiert wurde. Mit der entsprechenden Hardware sollte man aus einer High-Res-Audiodatei mehr Details heraushören können und einen natürlicheren Klang wahrnehmen können.

Aber das funktioniert natürlich nur, wenn das Ausgangsmaterial eine hohe Qualität hat. Man erhält kein High-Res Audio, wenn man seine stark komprimierten MP3-Dateien in FLAC (Free Lossless Audio Codec) konvertiert. Und auch, wenn man die AIFF-Dateien (Audio Interchange File Format) einer CD mit ihren 44,1 kHz/16 Bit Tiefe in ein Flac mit 96 kHz/24 bit oder sogar 192 kHz/24 konvertiert, verbessert sich die Tonqualität natürlich nicht. Wenn solche Formate sinnvoll sein sollen, muss auch das Ausgangsmaterial hochauflösender sein als das von CD. Man braucht also auch Master-Material, das eine höhere Auflösung bietet als die CD, z.B. 96 kHz/24 Bit. High-Res-FLAC-Dateien gibt es darum in der Regel als speziellen Download.

Flac – platzsparendes High-Res-Audio Format für Audiophile

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Die meisten High-Res-Audio-Dateien sind heute wohl im FLAC-Format zu finden, das sich zu einem Quasi-Standard entwickelt hat. Das liegt daran, dass dieses Format frei von Patenten ist und die Dateien verkleinert, ohne die Qualität herabzusetzen. FLAC hat gegenüber den originalen AIFF-Dateien einer CD nur den Vorteil der kleineren Dateien bei gleicher Qualität (wenn man mindestens die gleiche Auflösung wählt).

Vor 2004 hatten wohl die wenigsten von FLAC gehört. Aber in jenem Jahr gab die Band Metallica bekannt, dass sie ihre Konzertmitschnitte nicht mehr nur als MP3-Dateien verkaufen wolle, sondern für besondere Musikliebhaber auch im verlustfreien High-Res Audio FLAC-Format. Inzwischen hat man bei den Metallisten sogar die Wahl zwischen MP3, FLAC, FLAC-HD, ALAC (Apple Lossless Audio Codec) und ALAC-HD.

Auch Neill Young setzt mit Pono Music auf FLAC

2012 gründete der kanadische Musiker Neill Young Pono Music. Das System aus Abspielgerät Pono Player, dem PonoMusic Online-MusicStore und der PonoMusic App sollte im Prinzip iPod und iTunes Konkurrenz machen. Vor allem sollte die Musik hochauflösend sein, im verlustfrei komprimierten High-Res-Audio-Format FLAC mit 96 kHz/24 bit oder sogar 192 kHz/24.

So lobenswert die Initiative ist, Musik möglichst hochwertig anzubieten, darf bezweifelt werden, ob ausgerechnet die Ohren eines fast siebzigjährigen Rockmusikers, der jahrzehntelang dem Schalldruck von mannshohen Verstärkertürmen ausgesetzt war, in der Lage sind, alle Feinheiten einer solchen Auflösung wahrzunehmen.

Und es fragt sich überhaupt, ob die Auflösung von 192 kHz/24 Bit überhaupt hörbar, beziehungsweise sinnvoll ist. Christopher Montgomery, der Entwickler der Audioformate Vorbis und Ogg, begründet sehr ausführlich, warum er es für keine gute Idee hält, Musik in dieser Auflösung anzubieten.

Aber man muss ja auch nicht die Grenzen der Geräte und Formate ausreizen. Eine CD-Auflösung reicht ja auch. Und High-Res-Audio-fähige Geräte sind in der Regel mit qualitativ hochwertigeren DAC (Digital-Audio-Converter oder Digital-Analog-Wandlern) ausgestattet und klingen meist schon deshalb besser und transparenter.

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Sonys High-Res-Audio

Sony versucht, mit einem eigenen High-Res-Audio-Logo an alte Walkman-Zeiten anzuknüpfen, als der Name Sony ein Synonym für mobilen Musikgenuss war. Neben neuen Playern mit dem Hi-Res-Zeichen bietet Sony Hi-Res-fähige Audiogeräte aus allen Bereichen, unter anderem Kopfhörer, Verstärker, Lautsprecher, kabellose Systeme und Heim-Kino-Anlagen.

Lohnt sich High-Res oder nicht?

Ob sich High-Res-Audio für ihn lohnt oder nicht, muss jeder natürlich für sich entscheiden. Zum einen hängt es von der subjektiven Fähigkeit ab, Musik wahrzunehmen. Hat man ein geschultes Ohr, das auch noch jung genug ist, um alle Feinheiten wahrzunehmen? Denn man kann machen, was man will, das Gehör lässt einfach im Laufe der Zeit nach.

Dann kommt es darauf an, was und wo man hört (Hip-Hop und Punk in der U-Bahn oder Klassik zu Hause, auf dem Sennheiser HD 800 S)? Beim ersteren wird es schwierig, High-Res-Audio zu genießen, im zweiten Fall ist ein Unterschied wohl schon deutlich wahrnehmbar. Auf jeden Fall sollte man sich nicht mit stark komprimierten MP3-Dateien von 128 kbps zufriedengeben, wie sie vor 10 Jahren noch gang und gäbe waren. Wenn schon ein verlustbehaftetes Kompressionsformat, dann eines in hoher Qualität.

Und vielleicht sollte man ja mal wirklich den Doppelblindtest machen, ob man den Unterschied zwischen einer High-Res-Audio-FLAC-Datei und einer MP3-Datei von CD mit seinen normalen Kopfhörern wahrnimmt.

Bilder von pixabay: https://pixabay.com/photo-1209816/ | https://pixabay.com/photo-336626/ | https://pixabay.com/photo-338481/, FLAC-Logo von https://xiph.org/flac/

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