10 Jahre iPhone-Kritik: „Wo bleiben die Innovationen?“

Ausgerechnet das Gerät, das für zwei Drittel von Apples Gewinn verantwortlich ist, wird seit der Vorstellung des ersten Modells vor genau zehn Jahren immer wieder kritisiert und als Flop bezeichnet. Und seit zehn Jahren verkaufen sich die kritisierten Geräte wie verrückt. Wir blicken zurück auf 10 Jahre Abgesänge auf das iPhone.

10 Jahre iPhone-Kritik: „Wo bleiben die Innovationen?“

Das iPhone der ersten Generation (2007)

Die Meinungen waren einhellig: Apples Versuch, außerhalb des Computermarktes Fuß zu fassen sind zum Scheitern verurteilt. Größter Kritikpunkt: Das sogenannten Smartphone hat keine Tastatur mit echten Tasten. Was soll das denn? Der Erfolg von Blackberry und Nokia zeigt ganz deutlich, das eine echte Tastatur ein unbedingtes Muss für ein Smartphone ist. So wird das nie etwas. Steve Ballmer (damals CEO von Microsoft) sagt es deutlich: Das mit über 500 US-Dollar teuerste Mobiltelefon der Welt ist nicht für Geschäftskunden geeignet:

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Dazu kommen noch viele andere kleine Fehler. Eine Kamera ohne Blitz, keine Unterstützung des Mobilfunkstandards 3G und ein Akku, den man nicht selbst wechseln kann. Das kauft kein Mensch, so viel ist klar. Zumal das iPhone nur mit einem Telekom-Vertrag zu haben ist.

Zweiter Versuch: das iPhone 3G (2008)

Apple hat anscheinend nichts dazugelernt. Immer noch die gleiche Kamera wie im ersten Modell, die dazu noch keine Videoaufnahmen machen kann. Und 3G wird zwar endlich unterstützt, aber das iPhone lässt sich nicht für das sogenannte Tethering nutzen (als 3G-Modem für den Rechner) wie bei der Konkurrenz. Außerdem ist die Rückseite jetzt aus Plastik statt aus Metall. Fortschritt sieht anders aus. Trotzdem verkauft Apple innerhalb der ersten drei Tage über eine Million der Geräte.

Das iPhone 3GS (2009)

Wo ist denn da der Unterschied zum Vorgängermodell? Das sieht ja genau so aus wie das alte. Jeder Marketing-Student weiß doch, dass man so keine neuen Käufer erreicht. Komischerweise wissen das die Menschen nicht, und so verkauft Apple schon wieder innerhalb der ersten drei Tage über eine Million Geräte. Obwohl Tethering bei der Einführung immer noch nicht funktioniert. Und obwohl Apple sich immer noch exklusiv an die Telekom bindet. Kein Mensch wird doch wegen eines Telefons den Provider wechseln. Stattdessen importieren clevere Händler iPhones aus anderen Ländern der EU und bieten diese ganz legal ohne Vertragsbindung an.

iPhone 4 und das erste Applegate (2010)

Um Himmels willen, was ist nur aus dem schönen iPhone-Design geworden? Dieses eckige Ding wird doch kein Mensch in die Hand nehmen. Zumal man es auch nicht falsch halten darf, wenn man vernünftigen Empfang haben möchte. Menschen beschweren sich darüber, dass bei einer bestimmten Handhaltung die Empfangsstärke des iPhone 4 nachlässt. Das Wort Antennagate macht die Runde, ebenso wie die Antwort des damaligen Vorstandsvorsitzenden Steve Jobs, man solle es dann eben anders halten. Davon abgesehen: Was soll man mit einer Frontkamera anfangen? Wer macht schon Videoanrufe mit seinem Smartphone? Besser hätte man der normalen Kamera mehr als die kümmerlichen 5 Megapixel spendiert. Trotzdem verkaufen sich in den ersten drei Tagen sogar 1,7 Millionen Geräte, kurz danach ist es ausverkauft, neue Interessenten müssen einen Monat warten.

iPhone 4S – kein neues Design (2011)

Apple begeht den gleichen Fehler wie schon beim iPhone 3GS und belässt es beim Design des Vorgängermodells. Und was passiert? Apple verkauft am Wochenende mehr als vier Millionen Geräte, allein vor dem Frankfurter Apple Store stehen rund 1.000 Menschen Schlange, um sich ein Gerät zu sichern. Wissen die denn nicht, dass Siri nur ein Marketing-Gag ist und das iPhone 4S immer noch keine Near Field Communication (NFC) beherrscht? Andere Hersteller sind da viel weiter. Und sie bieten Smartphones mit größeren Bildschirmen. Von Apple ist anscheindend keine Innovation mehr zu erwarten.

iPhone 5 (2012)

So war das aber nicht gemeint mit Innovation! Ein neuer Anschluss? Nach 10 Jahren 30-Pin-Dock müssen Apple-Nutzer sich jetzt Lightning-Kabel und -Docks zulegen. Danke, Apple. Und den Zentimeter mehr an Bildschirmgröße hätte man sich auch gleich sparen können. Außerdem zerkratzt die neue Alurückseite viel schneller als die Glasrückseite des Vorgängers.

iPhone 5S und 5C (2013)

Gleich zwei Modelle? Das muss Verzweiflung sein. Apple weiß wohl nicht mehr weiter. Ein goldenes Modell auf der einen Seite, bunte iPhones auf der anderen. Einen richtig großen Bildschirm sucht man dagegen noch immer vergebens. Stattdessen kommt uns Apple mit Touch ID, einem Fingerabdruckscanner. Was soll dass denn? Man kann doch sein fünfzehnstelliges Passwort mit Zahlen, Sonderzeichen Groß- und Kleinbuchstaben auch so prima eingeben, um sein iPhone zu entsperren. Aber die Menschen erkennen die Fehler und mangelnde Innovationskraft mal wieder nicht und kaufen am ersten Wochenende über neun Millionen Geräte.

iPhone 6 und 6Plus (2014)

Endlich ein iPhone, das größer ist als 4 Zoll. Besser gesagt, sogar zwei. Trotzdem hat Apple wieder gleich zwei Trends verpasst, meckern die Kritiker. Der NFC-Chip lässt sich nur für Apple Pay nutzen, in Deutschland also gar nicht, und weder das iPhone 6 noch das größere iPhone 6 Plus sind wasserdicht.

Außerdem wird ein neues Applegate aufgemacht. Diesmal heißt es Bendgate. Angeblich verbiegen sich die iPhone 6-Modelle zu leicht. Das stellt sich zwar bei Tests von Stiftung Warentest und anderen unabhängigen Testern als Quatsch heraus, aber Hauptsache, man kann mal wieder über Apple schreiben.

Das störte die Kunden allerdings nicht. In dern ersten 24 Stunden wurden rund 4 Millionen Geräte vorbestellt, am ersten Wochenende verkauften sich mehr als 10 Millionen.

iPhone 6S und 6SPlus (2015)

Apple kümmert sich nach wie vor nicht um seine Kritiker und stellt mit dem iPhone 6S und iPhone 6S Plus wieder Modelle vor, die sich äußerlich nicht von den Vorgängermodellen unterscheiden. Und auch die Kunden kümmern sich nicht um diesen Marketing-Fehler und kaufen am ersten Wochenende über 13 Millionen der neuen Modelle.

iPhone SE (2016)

Ein iPhone mit aktueller Technik und im Design des iPhone 5S. Einmal hat Apple auf diejenigen gehört, die sich ein iPhone mit nur 4 Zoll großem Bildschirm wünschen, dass auch noch in der Hosentasche Platz hat. Außerdem ist es nicht ganz so teuer wie die anderen Modelle. Trotzdem: wo bleiben die Innovationen?

iPhone 7 und iPhone 7Plus (2016)

Das kann ja wohl nicht wahr sein. Apple killt die 3,5-mm-Klinkenbuchse für den Kopfhörer. So war das nicht gemeint mit Innovation. Weglassen gilt nicht. Gut, die Modelle sind jetzt wasserdicht, es gibt eine zweite Kamera beim iPhone 7 Plus mit Zoom und Schärfentiefeeffekt, es gibt eine Force Touch-Sensortaste mit haptischer Rückmeldung, aber das sind doch nur Spielereien zum Ködern von Kunden. Und das funktioniert. Die Geräte sind blitzschnell ausverkauft, T-Mobile US berichtet, dass viermal so viele Vorbestellungen eingegangen seien wie für die Vorgängermodelle.

Was kommt im Jubiläumsjahr 2017?

Wie das neue iPhone im Jubiläumsjahr 2017 aussehen wird und welche Eigenschaften es besitzen wird, weiß noch niemand. Auch wenn Apple anlässlich des Jubiläums verkündet, das sei erst der Anfang gewesen. Ziemlich sicher ist aber, dass auch dieses Jahr wieder Kritik am neuen iPhone laut werden wird. Schließlich sollte es im Jubiläumsjahr etwas ganz Besonderes sein. Ein iPhone, das alle Erwartungen in den Schatten stellt. Naturgemäß wird man das wohl kaum leisten können. Und so werden sich die Kritiker wohl auch 2017 wieder auf das neue Modell stürzen und es in Grund und Boden schreiben. Aber ich prognostiziere mal ganz verwegen, dass diese Kritiken dem Erfolg des neuen iPhones keinen Abbruch tun werden.

Bilder: Gilles LambertKaique Rocha, Jordan McQueen, Adrianna Calvo

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