Smartphones für Senioren? So fand ich das richtige Gerät für meine Mutter

Riesige Tasten, antiquierte Technik: Sind Smartphones für Senioren wirklich nötig? Wie wäre es stattdessen mit diesen Telefonen?

Smartphones für Senioren? So fand ich das richtige Gerät für meine Mutter
Ein gutes Smartphone eignet sich auch für Senioren. (Foto: Honor)

Weihnachten steht vor der Tür. Und rein zufällig musste das alte Telefon meiner Mutter das Zeitliche segnen. Sie besaß ein über vier Jahre altes Smartphone, das nun pünktlich zum Fest der Liebe offenbar ersetzt werden wollte. Und ich, als Technikexperte der Familie, durfte ein neues suchen. Könnte ein Smartphone für Senioren eine Option sein?

Warum es kein typisches Smartphone für Senioren werden sollte

Um es kurz vorweg zu sagen: Meine Mutter ist 68 Jahre alt und technisch alles andere als versiert. Aber mit ihrem alten Smartphone kam sie nach etlichen Jahren dann doch relativ gut klar. Doch im Laufe der Zeit änderten sich die Vorstellungen: Die Augen wurden schlechter, die Finger vielleicht etwas grobmotorischer. Ihr jetzt ein Smartphone für Senioren vorzusetzen?

Sie hätte es mir vermutlich um die Ohren gehauen. Denn für viele ältere Menschen schwingt auch eine große Portion Stolz mit, wenn es um Produkte für Rentner geht. Sie werden abgelehnt. Und mal ehrlich: Viele Handys für die Silver-Generation sehen echt nicht gut aus. Ich würde mir auch etwas veralbert vorkommen.

Ein echtes Senioren-Smartphone wie das AEG Voxtel M800 sollte es wirklich nicht werden. (Foto: AEG)
Ein echtes Senioren-Smartphone wie das AEG Voxtel M800 sollte es wirklich nicht werden. (Foto: AEG)

Da es ein Weihnachtsgeschenk werden sollte, lag der Preis (den die ganze Familie zusammen ausgeben wollte) von maximal 250 Euro fest. Und ich machte mich auf die Suche…

Grundvoraussetzungen für das „richtige“ Telefon

Ein Smartphone, das die Wünsche meiner Mutter berücksichtigt, war gar nicht einmal so leicht zu finden. Ich entschied mich für diese Eigenschaften:

Großes Display mit mindestens 5,5 Zoll Bildschirmgröße

Die Displaygröße ist in meinen Augen der wichtigste Aspekt bei der Auswahl des geeigneten Smartphones. Optimal sind (mindestens) 5,5 Zoll, schön wäre eine möglichst hohe Bildauflösung bzw. wertige Technologie (Super Amoled zum Beispiel) für gute Kontraste und Farben.

Ein großes Display besitzt auch den Vorteil, dass schlicht mehr Platz vorhanden ist. Auch bei mangelnder Feinmotorik lassen sich Touchscreen-Eingaben noch gut ausführen.

Spaß soll’s machen

In einem anderen Artikel über Smartphones bis 200 Euro schrieb ich bereits ausführlicher darüber: Auch günstige Smartphones sollen Freude bereiten und flüssig laufen. Das heißt: Ausreichend Arbeitsspeicher (2GB), ein halbwegs ordentlicher Prozessor (Quadcore, gerne von Qualcomm) und mindestens 16GB Flash-Speicher halte ich für nötig.

Und da iPhones bei meinem zur Verfügung stehenden Budget komplett rausfielen, war klar: Ein aktuelles Android (Version 7.0 mindestens) ist Grundvoraussetzung als Betriebssystem. Wieso sollten sich Senioren bei ihrem Smartphone mit Uralt-Hardware zufriedengeben? Das erscheint mir nicht plausibel.

Geeignet für Kommunikation und mit „Erfolgserlebnissen“

Sicher besitzen nicht alle Rentner ein identisches Vorwissen, aber meine Mutter kennt sich bereits mit WhatsApp, dem Verschicken von Fotos und dem sporadischen Surfen im Internet sowie Verwenden von Google Maps aus. Und genau das sollte auch das neue Smartphone beherrschen. Mindestens 3G, besser LTE – logo! Aber auch halbwegs ordentliche Kameras sind nicht unwichtig. Schnappschüsse aufnehmen und diese an die Familie schicken sowie vielleicht auch mal Videotelefonie wagen – genau dazu sollte das Gerät in der Lage sein.

Zwei Kameras für bessere Fotos. (Foto: Honor)
Zwei Kameras für bessere Fotos. (Foto: Honor)

Vor allem das Fotografieren solltet ihr, wenn ihr eine ähnliche Wahl treffen wollt, nicht unterschätzen. Erhaltet ihr gute Resultate mit der Rückseitenkamera, dann sehen auch Laien schnell erste Erfolge und sind bestrebt, sich etwas mehr mit dieser zu beschäftigen. So etwas entscheidet darüber, ob der skeptische Rentner das neue Stück Technik interessant findet oder ablehnt.

Oder anders gesagt: Erfolgserlebnisse schaffen und damit Barrieren abbauen. Diese Erfahrung machte ich in der Vergangenheit bei meinen misstrauischen Eltern immer. Umso positiver der Einstieg, umso intensiver ist die Begeisterung für das neue „Spielzeug“.

Was zu vernachlässigen ist

Sollte sich der oder die zu Beschenkende nicht für Technologien und Hardware begeistern, ignoriert Quad-HD-Auflösungen des Displays, unnötig viel RAM, NFC oder das schnellste LTE-Modul. Wenn ein Smartphone-Kandidat staubdicht und wasserfest ist, seht dies als „nice to have“. Mehr nicht. Dolby Vision-Sound, Weitwinkel-Kameras, Gesichtserkennung und (bei Senioren-Händen eh schwierig) Fingerabdruckscanner? Braucht ihr alles nicht dringend. Und im niedrigeren Preissegment bekommt ihr vieles davon eh nicht geboten. Wenn doch, ist es schön. Wird aber vermutlich kaum verwendet.

Diese Smartphones standen zur Auswahl

Der Vorteil im Jahr 2017 ist: Die Auswahl an Smartphones ist riesig, der Konkurrenzdruck unter den Herstellern ebenfalls. Das führt dazu, dass ich eigentlich wenige Kompromisse eingehen musste. Und so stöberte ich im Euronics-Angebot, setzte gleich einen Filter auf Mindestdisplaygrößen von 5 Zoll und entdeckte so flott geeignete Kandidaten.

Preislich echt attraktiv - das Neffos X1 Max. (Foto: Neffos)
Preislich echt attraktiv – das Neffos X1 Max. (Foto: Neffos)

Ein echter Preisbrecher ist das Neffos X1 Max mit Octacore-Chip, 4GB RAM, 64GB Flash-Speicher, 5,5 Zoll großem Full-HD-IPS-Display, 13 Megapixel-Rückseiten-Kamera, Dual-SIM-Funktion und…Android 6.0. Ein Update auf Android 7.0 ist zwar geplant, aber bisher nicht erschienen. Ob das noch kommt? Zumindest ist das X1 Max, hinter dem übrigens der Konzern TP-Link steckt, ein sehr heißer Kandidat. Das zu zahlende Sümmchen bei Euronics.de liegt unter 250 Euro.

Ähnlich attraktiv erscheint das bei Euronics.de verfügbare Huawei Honor 6X mit 5,5 Zoll Full-HD-Display, Octacore-Prozessor, 3GB RAM und 32GB Flash-Speicher. Das bekam bereits ein Update auf Android 7.0 spendiert und ist auch so ansprechend ausgestattet. Sogar Android 8.0 soll wohl folgen, somit wäre meine Mutter bezogen auf das Betriebssystem auf der Höhe der Zeit. Die Dual-Kamera des Smartphones besitzt einige ansprechende Finessen, die für Einsteiger verlockend sein dürften.

Ein gutes Smartphone für Senioren? Das Galaxy J7. (Foto: Samsung)
Ein gutes Smartphone für Senioren? Das Galaxy J7. (Foto: Samsung)

Das Samsung Galaxy J7 weckte mein Interesse. Ein Grund: Bis jetzt verwendete meine Mutter ein Samsung Galaxy S4, der Umstieg auf ein neues Telefon des gleichen Herstellers würde sie womöglich nicht allzu irritieren – gerade bezogen auf die Tastenanordnungen und die Menügestaltung. Octacore-Chip, 2GB RAM, 13 Megapixel-Kamera und erweiterbarer 16GB-Flash-Speicher klingen gut. Schade nur, dass der Super AMOLED-Bildschirm nur über eine HD-Auflösung (1280 x 720 Pixel) verfügt. Gegenüber dem S4 wäre das sogar ein Rückschritt. Positiv stimmt wiederum der Preis auf Euronics.de.

Auch nur HD bietet das Sony Xperia L1, das mit dem Samsung Galaxy J7 vergleichbar ist. Android 7.0 gehört zum Standard, 2GB RAM und Quadcore-Chip bekommt ihr außerdem. Auffällig ist das eckige, für Sony-Smartphones sehr typische Design. Ob das meiner Ma zusagen würde? Der Preis bei Euronics.de würde wiederum das anvisierte Maximalbudget deutlich unterschreiten.

Das Nokia 6. (Foto: Nokia)
Das Nokia 6. (Foto: Nokia)

Das Nokia 6 könnte ich mir auch gut vorstellen. 5,5 Zoll Full-HD-Display, guter Mittelklasse-Prozessor (Qualcomm Snapdragon 430), 3GB RAM, 32GB Flash-Speicher, sogar Dual-Lautsprecher mit Dolby Atmos und Android 7.1.1 erhaltet ihr. Nicht übel, nur laut Euronics.de das teuerste Gerät in diesem Vergleich.

Nicht unter den Teppich kehren möchte ich das Wiko Upulse, das auf 3GB RAM, Quadcore-Chip, 32GB Flash-Speicher, 13 Megapixel Rückseitenkamera und Android 7.0 setzt. Im Euronics-Shop wird dieses für deutlich unter 200 Euro angeboten.

Was ist es nun geworden…?

Ich überlegte, schaute, recherchierte und grübelte vor allem darüber nach, was meiner Mutter am wichtigsten sein könnte – abgesehen vom Display. Es war am Schluss eine subjektive Entscheidung, denn alle hier genannten Kandidaten besitzen ihre Stärken, auch bezogen auf ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis.

Es ist das Honor 6X geworden. (Foto: Huawei / Honor)
Es ist das Honor 6X geworden. (Foto: Huawei / Honor)

Geworden ist es das Honor 6X, das mit dem neuesten Android und einer guten Updatepolitik des Herstellers glänzt. Aber ich denke, mit der Dualkamera wird meine Mutter etwas anfangen können, um mir künftig alberne Fotos von meinem Vater schicken zu können. Oder vom nächsten Urlaub. Das Display ist größer als das vom alten Telefon, was sich positiv bemerkbar machen wird. Ich bin gespannt, was sie ihr neues Weihnachtsgeschenk halten wird…

Welche Erfahrungen konntet ihr mit Smartphones für ein älteres Publikum, zum Beispiel für eure Eltern oder Großeltern, sammeln? Ich freue mich über Feedback im Kommentarbereich.

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2 Kommentare zu “Smartphones für Senioren? So fand ich das richtige Gerät für meine Mutter

  1. Zuerst kommen 2 Zitate – dann darf sich über meine Meinung gefreut werden – oder auch nicht.

    „Und ich, als Technikexperte der Familie, durfte ein neues suchen. Könnte ein Smartphone für Senioren eine Option sein?“

    „Um es kurz vorweg zu sagen: Meine Mutter ist 68 Jahre alt und technisch alles andere als versiert.“

    Tja – die engere Familie besteht aus….mir – ein schlauer Sohn war mir nicht beschieden. „Technikexperte“ Herr Hugo ist aber auch erst 66 Jahre alt, also viieeellll jünger als deine liebe Mutter. 2006/7 hat er aber auch völlig unwissend vor seinem ersten Comp gesessen und wußte fast nichts.

    Im Gegensatz zu der o.a. lieben Mutter hatte er aber mal vor Zeiten Maschinenbau studiert und auch nicht alles vergessen, was ihm seine Englischlehrer mal gelehrt hatten. Beides war hilfreich, damit die Computerei sich mählich das Wohnzimmer erobern konnte – mehrere Rechner (Win7/Win10/El Capitan) mit noch mehr Monitoren und, und… sind der Stand der Dinge.

    Ein neues Smartphone habe ich aber noch nicht – auch kein altes. Aber aus anderen Gründen als die Mutter: ich bin ein Stubenhocker und kann alles, was man mit so´m Phone machen könnte, sehr viel besser und kommoder an einem meiner Rechner erledigen. Und mit einem -phone soll man m.E. nur eines gut können: telefonieren. Das kann ich auch mit meinen alten Siemens S65 und Motorola K1 noch ganz gut – fürs Festnetz sind noch 2 schnurlose im Wohnzimmer verteilt.
    ——————————
    Sooo – weiter gehts: ich würde aber auch einem anderen Senior nienicht so ein „Senoren“teil empfehlen – die meisten sehen einfach grauenhaft aus.

    Falls ich mir mal ein Smartphone zulege, wird es auch kein „teures Teil“ sein – ob die Kamera da nun gut, schlecht oder garnicht funktioniert ist mir persönlich ziemlich egal. Weil ich die eh nicht nutzen würde – jede Digicam kann das besser. Und wenn ich keine dabei hätte? Dann mache ich halt kein Foto.

    Genug gefreut, bis dann, Herr Hugo

    1. Hallo Herr Hugo,

      vielen lieben Dank für deinen schönen Kommentar. Hat mich wirklich sehr gefreut – Kommentare gibt es eben heutzutage leider sehr wenige.

      Als Stubenhocker wirst du natürlich das Smartphone nicht unbedingt zum Fotografieren benötigen. Ob wirklich jede Digicam besser geeignet ist, möchte ich aber anzweifeln. Mittlerweile hat sich gerade bei teureren Smartphones sehr viel getan – bezogen speziell auf Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Optischer Zoom ist dagegen eher eine Seltenheit.

      Meine Mutter möchte sich übrigens gar nicht mit Technik beschäftigen. Darum darf ich mich drum kümmern. Im Gegenzug besitzen meine Eltern jetzt eine Alexa als Sprachassistentin (Echo Dot), einen wirklich schicken Komplett-Rechner, einen riesigen Monitor und einen smarten Fernseher mit Streaming-Angeboten. 🙂 Aber sie genießen auch diesen technischen Luxus, so ist das nicht. Als n ächstes überlege ich, ob meine Eltern nicht noch Philips Hue-Lampen bekommen, damit sie über Sprache das Licht ändern können. Mit dem Alter wird man auch etwas fußlahm. 🙂

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