Wie das ist, im Ausland plötzlich das Smartphone nutzen zu können [Glosse]

Wenn man plötzlich im Ausland 1 GB Datenvolumen zur Verfügung hat, ergeben sich neue Freiheiten. Wie das einen Menschen verändern kann, erfahrt ihr hier.

Wie das ist, im Ausland plötzlich das Smartphone nutzen zu können [Glosse]

Wer eine Reise tut, kann was erzählen. Mache ich hiermit mal und habe ich auch unterwegs schon gemacht, als ich kürzlich zwei Wochen in Spanien unterwegs war.

Bisher hieß das an der Grenze oder am Flughafen: erstmal in den Flugmodus. Dann schnell die Einstellungen durchforsten: Wie schalte ich nochmal das Roaming aus? Angekommen am Zielort dann wie üblich die höhnischen Kurznachrichten des Anbieters: Willkommen in Spanien! Wenn Sie hier noch surfen wollen, dann zahlen sie erstmal und lassen Sie’s ruhig angehen. Kostet Sie nämlich 9,90 Euro pro Woche, für 100 Megabyte.

Damit sollte Schluss sein. Als mein alter Provider mich wieder mal mit seiner Datenbremse nervte und mir für „nur“ 4,90 Euro 200 weitere Megabyte anbot – im Inland wohlgemerkt! – war das Maß voll. Ich schaute mich nach neuen Tarifen um und fand in den Katakomben des Kleingedruckten eines Preisvergleichstarifs plötzlich folgenden interessanten Passus: „1 GB Ihres neuen 3-GB-Tarifs können Sie auch im EU-Ausland nutzen. Ohne Mehrkosten.“ Schneller hatte noch nie jemand ein Kündigungsschreiben aufgesetzt.

Freiheit!

Als ich dann Anfang September am Flughafen das malerische Andalusien betrat, fühlte ich mich so frei wie lange nicht mehr – und viele Dinge waren auf einen Schlag anders. Am Gepäckband tauschte ich mich bereits per WhatsApp mit meinen Kumpels zuhause aus, während die anderen Reisenden noch vergeblich damit beschäftigt waren, sich ins Flughafen-WLAN einzuwählen: Klicken Sie hier für 30 Minuten Kriechgeschwindigkeit und erhalten Sie dafür ein Leben lang Werbung auf Spanisch, die Sie nicht verstehen.

Am Mietwagen-Schalter dann die Frage nach Vertragsdetails. Ich schaute gelassen in meinem GMail-Postfach nach. Gestresste Menschen vor und hinter mir kramten panisch zerknitterte Ausdrucke hervor.

Auf dem Weg zum ersten Hotel streikte Here Maps mal wieder, obwohl ich mir das Kartenmaterial vorher heruntergeladen hatte. Kein Problem: Google Maps konnte navigieren. Kostet Daten, aber, pff, das war ja nicht mehr mein Problem. Ich schaute nach dem Urlaub nach: Stolze 185 MB hatte ich mit GMaps im Urlaub verbraten. Der Gegenwert eines Abendessens. Früher!

Während sich die anderen Gäste an der Rezeption noch um die Bandbreite des einzigen Routers schlugen, entspannte ich bereits am Pool. Einen Blick auf meine Mails hatte ich da längst hinter mir.

Komm, ich helf dir, Roaming-Opfer!

Wo war nochmal das preiswerteste Parkhaus in Málaga? Kurz unterwegs nachgeschaut im weltweiten Datennetz. Unser Gate für den Rückflug? Schnell die Flughafen-Website angesteuert, als im Parkhaus weit und breit keine Anzeige funktionierte. Zwei britischen Touristen, die vor dem gleichen Problem standen, half ich selbstlos weiter: „Don’t know which gate, huh? Kann kurz nachschauen, hab ja Internet.“

Am fünften Tag etwa stellte ich etwas Bemerkenswertes an mir fest. Das ganze hatte an Reiz verloren. Schon wieder eine Foursquare-Empfehlung? Langweilig. „Verpassen Sie in Granada bloß nicht, in die Alhambra zu gehen.“ Ach! Die nächsten infantilen Gag-Snippets der Kumpels auf WhatsApp? Werden auch nicht lustiger dadurch, dass man im Urlaub ist. Das Smartphone – wenn nicht gerade als Fotokamera genutzt – blieb immer häufiger in meiner Tasche.

Vorbei plötzlich die Zeit, als man im Restaurant den Kellner flehend um das WLAN-Passwort bat oder sich nach ungesicherten Netzwerken umschaute. Nicht mehr die übliche, drückende Angst, ob ein Bild, das schier endlos hochlädt, am Ende 10 Megabyte groß sein könnte. Kein schlechtes Essen mehr, weil man ein mieses Café endlich auslassen kann, das man früher nur wegen des „Free Wi-Fi“-Schilds besucht hatte.

Ich verzichtete sogar zum ersten Mal darauf, meine Facebook-Freunde mit majestätischen Urlaubsfotos neidisch zu machen. Hab’s halt nicht mehr nötig. Erst ein kleiner Sonnenbrand bewahrte mich davor zu sehr abzuheben. Mit rotem Hals stand ich vor dem Spiegel und bremste mein Ego: Nein, du bist auch nur ein ganz gewöhnlicher Mensch, der einmal Glück mit einem Tarif hatte.

Bevor ich beinahe ganz vergaß, wem ich das alles zu verdanken hatte, meldete sich mein Provider dann übrigens doch noch per SMS: „25 Prozent auf Sonnenbrillen! Wollen Sie noch ein bisschen cooler sein als alle anderen?“ Nicht mehr nötig, Provider, nicht mehr nötig!

Die EU-Kommission möchte Roaming-Gebühren bis Mitte 2017 abschaffen. Vermutlich werden die Anbieter deswegen jetzt nach und nach dazu übergehen, euch schon vorher von der Kostenlast zu befreien, um euch als Kunden zu halten. Passende Smartphones und Tarife dazu findet ihr auch bei Euronics Telecom.

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4 Kommentare zu “Wie das ist, im Ausland plötzlich das Smartphone nutzen zu können [Glosse]

  1. Du vergißt das umherstreifen in der Stadt um einen Hotspot des freien City-WLANs zu erwischen, nur um dann dort ne Stunde herumzulungern. Und vor Abflug die Google Maps Offline daten für die Zielorte herunterzuladen – bzw. es zu vergessen und dann verzweifelt versucht im Hostel über Nacht nachzuholen.

    Wie war Granada? Hast du auch Cordoba besucht?

    1. Haha, ja, an sowas erinnere ich mich natürlich auch.

      Granada hat mir gut gefallen, etwas mehr noch als Cordoba. Wobei die Mezquita schon atemberaubend ist.

  2. 1GB von 3GB im Ausland? Kommt mir bekannt vor. Ich glaube, wir haben den gleichen Provider. Und ich genoss dieses Feature im Frühsommer in Südfrankreich auch sehr. Und was noch hinzukommt: Kaum verlässt man Deutschland, hat man auf der Autobahn plötzlich 3G oder gar LTE.

    1. Genau darauf hatte ich mich auch gefreut. Also nicht nur, die 1 GB im Ausland zu nutzen, sondern auch einen schnellen Roaming-Partner zu haben und dann endlich mal überall schnelles Internet nutzen zu können. Schon schön im Ausland. 😉

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