Jedes Jahr Anfang Januar blickt die Technikwelt gespannt nach Las Vegas. Denn dort auf der Consumer Electronics Show (CES) stellen die Hersteller ein Sammelsurium neuer kurioser Gadgets vor, die die Kundschaft im Laufe des Jahres in Atem halten soll.
Nachdem jahrelang der Schwerpunkt auf Tablets oder immer höher auflösenden Fernsehern lag, ist die Auswahl diesmal bunter. Das Internet der Dinge ist ein Hauptthema: Vernetzte Gürtel gibt es zu bestaunen, Pflanzen, Stühle mit integriertem Fitnessstudio, Selfie-Blitzer, die Atemkontrolle für das Smartphone, aber auch der PC für den Fernseher oder das vernetzte Bett. Die diesjährige CES macht richtig Laune. Wir stellen Ihnen hier die kuriosesten Neuerfindungen vor.
Es wurde Zeit! Sensoren, die sich melden, wenn eine Pflanze Durst hat (Parrot Flower Power), waren ein wichtiger Schritt, der alleine allerdings noch kein Leben rettet. Was, wenn der Besitzer trotzdem noch zu faul zum gießen ist oder für ein paar Wochen außer Landes weilt? Parrot hat deswegen jetzt die Lösung: Parrot Pot und Parrot H20 bringen neben der notwendigen Technik auch das Wasser gleich mit, das sich entweder im doppelten Boden der Vase versteckt (Parrot Pot) oder in einer aufschraubbaren Trinflasche (Parrot H20). So bekommt die Pfanze immer nur so viel zu trinken wie nötig. Keinen grünen Daumen zu haben, ist also künftig kaum noch eine Ausrede mehr für eingehende Pflanzen! Fehlt jetzt eigentlich nur noch ein Festwasseranschluss – falls man auch zu faul ist, das Wasser regelmäßig wieder aufzufüllen.
Mal wieder ein neuer PC gefällig, der klein ist und dabei auch noch gut aussieht? HP hat zwei kleine Desktop-Boxen namens Stream Mini und Pavillon Mini mit Windows 8 vorgestellt, die optisch sehr viel Spaß machen. Kostenpunkt: 180 US-Dollar für den Stream Mini in blau und 320 Dollar für den Pavillon Mini in silber-grau. In den USA gehen beide Geräte bereits Mitte Januar an den Start. In Europa wird man darauf noch ein wenig warten müssen.
Set-Top-Boxen, egal wofür, sind à la mode, also hat auch Kamera-Primus Canon eine vorgestellt. Mit der CS100 lassen sich Fotos und Videos von einer Kamera kabellos auf die Box übertragen und auf einem Fernsehgerät wiedergeben. Die Box unterstützt HDMI, WLAN, Bluetooth und NFC, aber bei Videos nur Full HD (1080p). Auch eine Fernbedienung gibt es mit dazu. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine aufgemotzte 1-TB-Festplatte. Kostenpunkt: stolze 300 US-Dollar. Verfügbar ab Juni.
Ebenso im Trend liegen HDMI-Sticks wie Googles Chromecast, die Medien vom Smartphone oder PC auf ein TV-Gerät übertragen. Aber warum nur ein paar Daten rüberschicken, wenn die Technik auch einen ganzen PC enthalten kann? Genau das tut der Intel Compute Stick mit Windows 8. Der kann auch Videos und Musik übertragen, ist aber auf Wunsch auch ein ganzer Office-PC, den man mal eben an einen verfügbaren Monitor oder Fernseher anschließt. Rechenleistung: begrenzt, aber für Office-Anwendungen reicht’s. Verfügbarkeit: irgendwann später im Jahr für einen US-Preis zwischen 90 und 150 Dollar.
Alcatel stellte auf der CES gleich einen ganzen Reigen neuer Produkte vor, darunter auch die Smartwatch OneTouch Watch. Hatte man sich mehr oder weniger schon darauf eingestellt, dass Google oder Apple hier das Rennen mit ihren eigenen Systemen machen, schlägt Alcatel den beiden Branchenschwergewichten ein Schnippchen: Die OneTouch Watch benutzt ein eigenes System und funktioniert sowohl mit Android als auch mit iOS:
Dazu stellte Alcatel das Pixi 3 vor: ein Smartphone, das gleich drei mobile Betriebssysteme beherrscht. Hätten’s lieber Firefox OS, Windows (Phone) oder doch Android? Das Pixi 3 beherrscht alle. Triple-Boot-fähig ist das Gerät nicht. Man muss sich bei der Erstinstallation für eins der drei Systeme entscheiden, kann später nur noch mit einer Neuinstallation wechseln. Aber immerhin: Man hat die Wahl.
Kodak ist wieder da – mit einem Smartphone. Nachdem man das Kamera-Geschäft mehr oder weniger aufgegeben hat, soll es nun also ein Telefon richten, das vom Auftragshersteller Bullitt stammt. Immerhin ein Achtkernprozessor mit 1,7 GHz arbeitet im Kodak IM5. Erste Tester sind aber von der Bildqualität der 13-Megapixel-Hauptkamera enttäuscht. Hat mit dem „alten“ Kodak nicht mehr viel zu tun.
Einen Durchbruch bei der Ladekapazität von Smartphone-Akkus haben die Hersteller auch auf der diesjährigen CES wieder nicht erzielt. Dafür gibt es nun einen Kopfhörer namens Phaz P2, der beim Musikhören gleichzeitig auch das Smartphone mit laden kann. Allerdings leider nur, wenn er selbst gerade am Stromkabel hängt, weil der interne Verstärker einen eigenen Akku benötigt, der regelmäßig wieder aufgeladen werden muss. Nein, ein Durchbruch sieht anders aus…
Wenn schon wenig Ladekapazität, dann soll man Smartphones wenigstens schnell wieder aufladen können, dachten sich die Anbieter des ibattz ASAP. Der Reserveakku, der in zwei Kapazitäten angeboten wird, verfügt über einen Ladestrom von 2A und will damit ein iPhone 6 in 15 Minuten statt – wie bei Apples eigenem Ladekabel üblich – in 60 Minuten aufladen können. Das wäre doch schonmal was.
Natürlich legten die Hersteller wieder reichlich Tablets auf den Präsentiertisch. Die alle vorzustellen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, außerdem sind es manchmal Kleinigkeiten, die viel interessanter sind. So Lenovos neues Extra AnyPen für die neuen Yoga 2-Tablets. Deren Touchscreen ist mit gehärtetem Glas ausgestattet, das es erlaubt, jeden beliebigen Gegenstand dafür als Stylus zu verwenden. Wie wäre es mit einem Bleistift, einem Füllfederhalter oder – Lenovo demonstriert das am eigenen Stand gerne – mit einer Gabel? Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.
Das Microsoft Internet-Handy Nokia 215 soll nur knapp 40 Euro kosten und dabei trotzdem internet- und App-fähig sein, auch wenn es sich dabei um ein Featurephone und kein Smartphone handelt. Aber Moment, 40 Euro? Viel teurer sind Einsteigersmartphones mittlerweile auch nicht mehr. Und dann steht doch wieder „Nokia“ im Titel, obwohl Microsoft sich doch längst von dem Namen trennen wollte und es eigentlich schon getan hat? Langsam wird es für die Kunden verwirrend.
Und nach wie vor grassiert der Selfie-Trend. Auf der CES ist dem Vernehmen nach das umstrittene Zubehörteil Selfie-Stange der Renner (Ein-Bein-Stativ, das man in die Hand nimmt, um damit Selbstporträts zu schießen). Nun hat Lenovo weiteres Zubehör dafür vorgestellt: den Selfie-Blitz. Der wird in den Kopfhöreranschluss eines Smartphones gesteckt und stattet die Frontkamera mit einem Blitz aus. Offiziell ein Zubehör für Lenovos Smartphone Vibe X2 Pro, es soll aber auch mit anderen Android-Handys kompatibel sein. Verfügbar irgendwann später im Jahr zu einem noch nicht genannten Preis.
Zu wenig getrunken, schlechter Atem? Der Mint Breathalyzer will es anzeigen. Diesmal geht es nicht um den Promille-Stand, sondern eine Analyse möglicher Zahnkrankheiten, einem Mangel an Mineralien oder schlicht: schlechten Atem. Für das Bluetooth-fähige Tool läuft derzeit eine Indiegogo-Kampagne, ab August soll der Mint erhältlich sein. Aber 99 US-Dollar und wahrscheinlich auch Euro nur für einen guten Atem? Das geht billiger…
SATA-Festplatten sind ein wenig in die Jahre gekommen, seit man weiß, dass mit SSDs die schnellere Technik längst Einzug gehalten hat. Doch die Hard-Disk-Hersteller lassen sich immer noch etwas Neues einfallen, wie Seagate mit der nur 7 (!) Millimeter dünnen, externen Festplatte „Seven“ beweist. Die fasst 500 GB und soll rund 100 Euro kosten.
Deutlich teurer, aber eine SSD und nur handtellergroß ist dafür die neue Samsung Portable SSD. Die ist außerdem chic und bietet bis zu 1 TB Speicherplatz – wofür sie dann allerdings auch rund 500 Euro kosten soll.
Heutzutage ist ja alles smart. Auch das Fahrrad wird immer intelligenter, wie derzeit das deutsche Startup Cobi beweisen will. Doch auch die französischen Kollegen von Connected Cycle preschen in die gleiche Richtung: die Smart Pedal soll vor Diebstahl schützen, indem sie den Nutzer – dank GPS – darüber informiert, dass das Fahrrad sich gerade bewegt hat. Ist man nicht selbst derjenige, der damit fährt, dann aber hurtig hin zum Drahtesel! Die Technik lässt sich natürlich auch noch für etwas Anderes nutzen: Sie protokolliert ganz im Sinne von Fitness-Apps die Fahrten und die zurückgelegte Wegstrecke.
Die CES steht in diesem Jahr stärker denn je im Fokus neuer Fortbewegungskonzepte. Dazu gehört auch ein interessantes E-Roller-Konzept namens Gogoro, mit Smart Scooter und eigenem Batterie-System.
Und natürlich geht es auch wieder um Wearables. Beim Fitness-Tracker AmpStrip heißt Wearable auch endlich einmal Wearable, denn das Pflaster-artige Device, das über einen Pulsmesser verfügt, wird direkt auf der Haut getragen und dort nach Empfehlung des Herstellers auch rund um die Uhr belassen. Es soll sich besonders für Kraftsport eignen. Die Indiegogo-Kampagne der Amerikaner war bereits erfolgreich, die ersten Geräte, die 99 US-Dollar kosten und im Juni erscheinen sollen, sind bereits vergriffen. Aber: Direkt auf der Haut – wird man das tragen wollen?
In eine ähnliche Kerbe schlägt Valedo. Dort getragen, wo so mancher sich auf dem Höhepunkt eines längst vergangenen Modetrends ein heute unliebsames Tattoo stechen ließ, soll es vor zu wenig Bewegung warnen und dadurch Rückenschmerzen vorbeugen.
Und gar nicht dumm eigentlich: Wenn wir eh schon den ganzen Tag sitzen, dann soll der Stuhl wenigstens unseren Muskelaufbau verbessern. Der Tao Chair ist ein Schreibtischstuhl mit einem eingebauten Fitnessstudio. Das gelegentliche Aufstehen sollte aber trotzdem nicht vergessen werden.
Und dann gibt es noch Belty, den intelligenten Gürtel von Emiota, der beim Abnehmen helfen soll. Der misst Bewegungen und Bauchumfang – erinnert aber in einer nicht gerade augenfreundlichen Optik verdächtig an den Nietengürtel aus den 80er Jahren.

Taschenlampen sollte man für den Notfall immer zur Hand haben, aber in eben diesen Notfällen ist die darin eingesetzte Batterieladung meistens schon leer und schlimmstenfalls ausgelaufen. Das will die nur 10 US-Dollar teure Luci EMRG ändern. Sie soll dank LEDs über eine besonders lange Laufzeit verfügen und – jetzt kommt das Beste – sich über integrierte Solarzellen wieder aufladen lassen. Die erste Taschenlampe also, die immer Saft hat – solange man sie nicht im Sicherungskasten, sondern besser hinter einem Fenster drapiert.
In der Router-Technik tut sich eigentlich nicht mehr sooo viel, möchte man meinen. 2,4 und 5 GHz-Bänder sowie WLAN 802.11 ac sind implementiert, die Software wird noch leicht weiter verbessert. Also muss man sich künftig vor allem optisch von der Konkurrenz unterscheiden, dachte sich wohl D-Link, und stellte Router der Reihe Ultra Performance Series vor, die optisch irgendwo zwischen Raumschiff, Ferrari und Monsterspinne anzusiedeln sind. Ob dadurch das Internet endlich schneller wird?
Curved TV und Ultra HD waren zwei große Trendthemen des vergangenen Jahres bei TV-Geräten. Also warum nicht auch Computer-Monitore mit der Technik ausstatten? Apple hat es mit dem 5K-iMac vorgemacht, HP zieht nun mit 4K-, 5K- und Curved-Monitoren nach.
Ihr zockt gerne wie die Profis und habt Kinect, Lenkrad und WiiMote? Nett, aber was ist mit euren Füßen? 3D Rudder bietet im Rahmen einer Indiegogo-Kampagne nun auch einen Controller für die Füße an, was dieses Video am anschaulichsten erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=YWH7FQw7Ijs#t=75
A propos Zocken: Wie wäre es mit einem Smartphone mit eingebauten Joysticks, Gamepad-Funktionen und 3D-Blick ohne Brille? Oder einer mächtigen Android-Spielkonsole, die wie eine Xbox aussieht? Für solche Wünsche wendet ihr euch am besten vertrauensvoll an die Chinesen. Hersteller Snail Games stellt auf der CES beides vor.

Und natürlich müssen wir auch an notwendiger Stelle etwas Kritik üben. Die Idee hinter Smart Cameras wie der Netatmo Welcome und der Arcsoft Simplicam ist natürlich Sicherheit: Die Kamera erkennt, wer gerade die Wohnung betritt und gleicht die Profile mit registrierten Familienmitgliedern ab. Ist es jemand Unberechtigtes, meldet sich die Kamera auf einem Smartphone. So können Eltern etwa sicherstellen, dass ihre Kinder auch sicher sind und kein Falscher mit nach Hause kommt. Nette Idee eigentlich, aber wir vermuten, das wird mehr Angst als Sicherheit auslösen, und schießt deswegen etwas über das Ziel hinaus.
Ähnlich: das „intelligente“ Bett für Kinder. Das misst die Schlafqualität der Kleinen und meldet sich bei den Eltern, wenn ein Kind zu unruhig oder gar nicht schläft. Bestimmt gut gemeint, aber auch das klingt nur nach einer Lösung für überängstliche Eltern und ließe sich doch bestimmt auch anders lösen.
Doch wenn es um die Schlafqualität geht, darf auch gerne mal die Technik zum Einsatz kommen. Misfit Bolt ist eine intelligente Glühlampe ähnlich der Philips Hue, die sich mit den Fitness- und Schlaftrackern aus eigenem Hause verbindet. Bolt kann dann gleichzeitig als Schlafphasen- und als Tageslichtwecker dienen. Für einen Preis von unter 50 Euro ist das sogar gar nicht einmal sooo teuer.
Und ein hübsches Schmankerl noch zum Schluss: Microsoft-Gründer Bill Gates nervte Milliarden von PC-Nutzern jahrzehntelang mit beinahe alternativlosen Betriebssystemen wie DOS, Windows 98, Me oder Vista und erreichte so den Ruhm des nicht nur reichsten, sondern auch meist gehassten Mannes der Welt. Jetzt haben wir ihn endlich so weit: er muss unseren Mist fressen!
Doch, halt nein, so einfach ist es nicht. Er tut es sogar freiwillig und statt zu fressen trinkt er, und auch nur Wasser. Aber eben solches, das aus menschlichen Fäkalien gewonnen wird. Möglich macht’s der Janicki Omniprozessor aus Gates‘ eigener Stiftung. Der soll in armen Ländern zum Einsatz kommen und neben Trinkwasser auch zusätzlichen Strom generieren. Und so wurde Gates vom meist gehassten Mann der Welt zu einem echten Wohltäter. Verrückt – wie so vieles alljährlich Anfang Januar auf der CES in Las Vegas.
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Bilder: Hersteller.
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