Seit einigen Jahren haben einige Unternehmen und -Entwickler ihr Geschäftsmodell auf Software-Abo umgestellt. Statt einmalig eine größere Summe für die Nutzung einer Software zu zahlen, sind monatliche oder jährliche Zahlungen fällig. Das hat Vor- und Nachteile für Nutzer und Anbieter. Wir umreißen diese kurz und zeigen ein aktuelles Negativbeispiel einer Umstellung.
Es spricht einiges für ein Software-Abo
Gerade bei mächtigen Programmen wie der Creative Suite von Adobe hat ein Abo-Modell auch Vorteile für den Nutzer. Als freier Designer muss man nicht auf einen Schlag Unsummen zahlen, um mit der Arbeit anfangen zu können. Stattdessen zahlt man monatlich eine vergleichsweise geringe Summe, die direkt durch Aufträge gedeckt ist. Außerdem arbeitet man immer mit der neuesten Version und muss sich nicht mit veralteter Software behelfen, weil ein Upgrade den momentanen finanziellen Rahmen sprengen würde. Und wenn man die Software nicht mehr braucht, beendet man das Abo einfach. Natürlich ist das Modell auch nachhaltiger für Entwickler. Dadurch sinkt die Gefahr, dass eine geliebte Software nicht mehr weiterentwickelt wird, weil es sich für den Entwickler nicht mehr lohnt. Will man seine Abonnenten bei der Stange halten, muss man die Software pflegen. Davon profitiert auch der Nutzer.
Aber es spricht auch einiges dagegen
Bei der Einmalzahlung weiß man, dass man die augenblickliche Version nutzen, ohne wenn und aber. Stellt der Entwickler die Arbeit ein, nun, dann nutzt man die Software eben so, wie sie ist. George R. R. Martin, der Autor der Buchvorlagen zu Game of Thrones, schreibt immer noch auf einem Rechner mit DOS und WordStar 4.0. Als Abonnent dagegen hängt man ständig am Tropf. Schließlich muss die Software in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob das Abonnement aktuell auch bezahlt wird. Da reicht die einmalige Eingabe einer Seriennummer wie beim Einmalbezahlmodell nicht aus. Zudem verliert man leichter die Übersicht. Für viele Dinge muss man schon regelmäßig zahlen. Internet-Provider, Netflix, Spotify, Amazon Prime – wenn man jetzt noch für diverse Apps monatliche Zahlungen leisten muss, lohnt sich tatsächlich der Einsatz spezieller Apps wie Outflow, die dafür sorgen, dass man bei all den regelmäßigen Zahlungen nicht den Überblick verliert. Zum Glück gibt es die per Einmal-Kauf und nicht per Software-Abo.
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Umstellung auf Abomodell: So auf jeden Fall nicht
Ein Musterbeispiel dafür, wie man als Entwickler sein Geschäftsmodell nicht auf Software-Abo umstellen sollte, hat aktuell eine Yoga App gegeben. Seit einigen Monaten bin ich wieder dabei, regelmäßig Sport zu treiben. Nach drei Meniskus-Operationen scheint es mir vernünftiger, auf mein geliebtes Laufen zu verzichten. Stattdessen bin ich auf morgendliches Yoga umgestiegen. Bei Yoga Studio App kann man sich seine Übungen selbst aus über 200 erklärten Asanas zusammenstellen oder auch fertige Kurse nutzen beziehungsweise nach Wunsch verändern. Auf englisch zwar, aber gut erklärt und mit angenehmer Hintergrundmusik. Eigentlich alles gut soweit, die App war ihre vier oder fünf Euro definitiv wert. Die Bewertung lag dann auch bei knapp 5 Sternen. Aber dann kam das Update 3.5.
Ohne größere Ankündigung oder deutliche Warnung im Update wurde die App auf Abo umgestellt. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass man dadurch die App weiterentwickeln und neue Inhalte anbieten könne. Gut und schön, aber auch Nutzer, die vielleicht erst vor ein paar Wochen für einen vermeintlichen Einmalpreis gezahlt hatten, konnten die App nur noch 14 Tage weiter nutzen. Mit dem Update musste man sich entscheiden, ob man monatlich 1,99 Euro, vierteljährlich 5,49 Euro oder jährlich 21,99 Euro zahlen will. Ansonsten ist die App mit vorher gekauften Funktionen ab Version 3.6 nicht mehr zu gebrauchen.
Reaktion des Unternehmens: zu spät, zu wenig
Auf die empörten Rückmeldungen der bisher treuen und begeisterten Nutzer antwortete die Firma hinter Yoga App erst nach einigen Tagen, zudem mit einem schulterzuckenden Wischiwaschi-Kommentar. Erst mehrfache Beschwerden der Nutzer bei Apple und ein rapider Absturz der Bewertungen von 5 Sternen auf etwas mehr als einen Stern führten zu einem Umdenken. Mit dem nächsten Update sollte die App für Käufer der alten Version über einen „Restore“-Knopf weiter nutzbar sein. Das funktioniert aber offensichtlich nur für einen Teil. Und natürlich muss man sich wieder einmal registrieren. In Gruppen wie der Facebook-Gruppe Yogastudio Notafan wird darüber diskutiert, ob das nicht nur ein Trick ist, um Nutzer später doch in ein Abo zu pressen.
Das Vertrauen in App und Entwickler ist komplett hinüber
Ich habe mir glücklicherweise den Text zum Abo-Update genau durchgelesen und es daraufhin bei der alten Version belassen, die noch nutzbar ist. Aber ich habe mich auch nach Alternativen umgesehen. Ich habe das Vertrauen in die App und ihre Entwickler verloren und werde sie demnächst wahrscheinlich komplett löschen, auch wenn sie für mich noch nutzbar ist. Sie hat sich von einer Lieblings-App zu einem Programm entwickelt, das man nicht auf seinem iPhone haben möchte. Wer so mit seinen Käufern umgeht, dem traut man nicht mehr. Man muss sich nur einmal die Bewertungen durchlesen.
Einmalzahlung oder Abo? Welches Modell bevorzugt ihr?
Wie seht Ihr das so? Seid ihr auch Anhänger der Einmalzahlung oder seht ihr mehr Vorteil im Abo-Modell? Nach einer Umfrage von Corel aus dem Jahr 2013 kaufen viele Nutzer noch gerne die Box im Laden. Das mag sich geändert haben, aber ob das Abo beliebter geworden ist?
Quelle Grafiken: Corel
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Hallo Frank Müller,
in der Tat ist die Umstellung bei Programmen von einer Software-Lizenz auf eine Abonnement-Version problematisch. Dies habe ich bei Autodesk mit ihren Programmen erfahren müssen. Bei der Umstellung auf eine Abo-Version wird man verpflichtet die alten lauffähigen Lizenzversionen auf dem installierten Computer zu vernichten. Einen Zugriff auf die früher entwickelten Projektdaten z.B. mit dem Programm ASD ist dann nicht mehr möglich und gehen für den Anwender für immer verloren. Mit einer Abo-Version hat man kein zeitlich unbegrenzt lauffähiges Programm mehr auf seinem Computer installiert und der Zugriff auf die mit den Abo-Programmen entwickelten Projektdaten ist dann von der Zahlung des Abonnements und vom Erfolg des Managements des Softwareherstellers abhängig. Versagt ein Bereich oder wird der Softwarehersteller durch einen Hackerangriff gekapert, so sind die Projektdaten dann auch nicht mehr zugänglich und werden dann wertlos. Dies wirkt sich dann schädlich auf den Anwender der Abo-Programme aus. Projektdaten die mit Programmen auf Basis einer Lizenzversion entwickelt werden sind für den Anwender überschaubar aufgehoben.