„World Wide Web“ bedeutet zwar, dass das Internet in allen Ländern der Welt verfügbar ist, die gleichen Standards und Protokolle verwendet. Es bedeutet aber noch lange nicht, dass alle Erdenbewohner auch online wären. Stolze 2,7 Milliarden Menschen sind es laut Facebook-Gründer Mark Zuckerberg immerhin – übrig bleiben die restlichen zwei Drittel der gut 7 Milliarden Menschen auf dem Blauen Planeten, die noch keinen Zugang zum Netz haben.
Also stellte Zuckerberg in dieser Woche die Initiative Internet.org vor. Gemeinsam mit den Partnern Ericsson (Netzwerkausrüster), MediaTek (Halbleiterhersteller), Nokia (Smartphone-Anbieter), Opera (Browser-Entwickler), Qualcomm (Chiphersteller) und Samsung (Geräte-Multi) will Facebook Projektgruppen bilden, Wissen austauschen und Regierungen zu Beihilfen überreden. Alles, damit auch die übrige Weltbevölkerung in Bälde mit den Vorzügen des Internets versorgt wird.
Die Ziele der glorreichen Sieben: erschwingliche Internetzugänge, geringerer Datenverbrauch und neue Geschäftsmodelle für regionale Unternehmen. An gemeinsamen Projekten solle sich praktisch jeder beteiligen können, der daran interessiert ist. In einem kurzen Video stellen die Projektpartner Internet.org vor:
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Der geschulte Teilnehmer einer turbokapitalistischen Marktwirtschaft stellt sich natürlich augenblicklich die Frage, ob hier wirklich sieben Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht auf ihre mehr oder weniger alten Tage plötzlich zu Altruisten geworden sind – oder ob sie nicht auch etwas davon haben. Facebooks Geschäftsmodell ist auf Wachstum auslegt. Mit mehr als 1 Milliarde Nutzer stößt man bereits an dessen Grenzen – neue Kunden müssen her. Samsung und Qualcomm sind bereits Marktführer bei Smartphones und Tablets und wollen weitere Märkte erschließen. Nokia ist außer als Smartphone-Hersteller für Industrie- (Lumia) und Schwellenmärkte (Asha) auch noch als Anbieter zahlreicher Webdienste und als Netzwerkausrüster (Nokia Solutions and Networks) aktiv. Operas mobile Browser sind vor allem für Nischenmärkte auf Feature Phones statt auf Smartphones weit verbreitet. Mehr internetfähige Telefone hälfen auch der norwegischen Softwareschmiede.
In diesem Falle aber darf der Betrachter ruhig einmal von einer Win-Win-Situation ausgehen. Ein geringerer Datenverbrauch, preiswertere Zugänge, die Förderung der mittelständischen Wirtschaft und ganz einfach mehr Menschen im Netz sind Ziele, die jeder für erstrebenswert halten dürfte, der das Internet liebt und seine Vorzüge zu schätzen weiß. Wenn die Sieben das wirklich schaffen sollten, dann sei ihnen Ruhm und Reichtum vergönnt. Es kann dabei sicherlich nicht schaden, weitere Partner in die Initiative aufzunehmen. Und nicht zuletzt muss Internet.org natürlich mehr sein als ein bloßes Lippenbekenntnis. Jetzt muss es einen konktreten Schlachtplan und echte Projekte geben, die den beteiligten Unternehmen auch einige Kosten abverlangen. Man wird in den nächsten Jahren sehen, ob Internet.org wirklich Realität wird oder ob das Projekt nicht schnell wieder in Vergessenheit gerät.
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