Die Zukunft wird kabellos: Apples radikaler Verzicht auf mehr als einen Anschluss im neuen MacBook ist ein richtiger Schritt

Die Zukunft wird kabellos: Apples radikaler Verzicht auf mehr als einen Anschluss im neuen MacBook ist ein richtiger Schritt

Die Hardware von Grund auf neu entwickelt: Apple erhielt gestern gute Kritiken für das neue MacBook: Noch schlanker und leichter als das MacBook Air, noch kompakter dank der randlosen Tastatur, ein Retina-Display ist dabei, Intels stromsparende, kühlerlose Core-M-Technologie, ein terrassierter Akku, das Force-Touch-Trackpad, das neue Gesten erlaubt. Doch dann gab es eine Entscheidung, die bislang für hitzige Diskussionen sorgt: Apple stattet das MacBook mit nur noch einem Steckplatz aus – den sich Ladekabel, Monitorkabel und Ein-Ausgabe-Geräte teilen müssen. Für den Anwender bedeutet das eine neue Herausforderung und doch klingt es trotz allem nach dem richtigen Schritt.

Apples Entscheidung, es im neuen MacBook bei einer Schnittstelle zu belassen, klingt ähnlich radikal wie seinerzeit bei der Vorstellung des allerersten MacBook Air der Verzicht auf das optische Laufwerk. Stolze sieben Jahre ist das mittlerweile her. Wer einmal in den Tiefen des Internets kramt, findet dazu noch die amüsante, allererste Folge des digitalen Schlagabtauschs Sixtus vs. Lobo, in der es um die Zukunft des Datenträgers geht. Lobos These: Notebooks würden fortan kein optisches Laufwerk mehr haben und alles wandere in die Cloud. Sixtus hält dagegen: In Zukunft werde jeder seinen eigenen Datenspeicher mit sich herumtragen.

Nur noch ein Anschluss im neuen MacBook
Nur noch ein Anschluss im neuen MacBook

Recht hatten, im Nachhinein betrachtet, beide. Heute dominieren Ultrabooks in der Notebook-Klasse und kaum noch eins davon besitzt ein optisches Laufwerk. Und trotzdem erfreuen sich handliche, mobile Festplatten höchster Beliebtheit. Apples damalige Entscheidung war radikal, aber sie hat sich durchgesetzt. Wird es diesmal ebenso aussehen?

Kabellos geht schon heute, es ist nur sehr mühsam

Es ist sehr wahrscheinlich. Dass das neue MacBook nur noch eine Schnittstelle für Datenaustausch, Monitoranschluss und Ladekabel hat, ist in der Tat radikal. Man kann also das Notebook nicht aufladen und gleichzeitig eine Kamera, eine Festplatte, einen Drucker, einen externen Monitor oder – Achtung, Oldschool! – eine Maus daran anschließen.

Das heißt: Doch, kann man sehr wohl. Dank Bluetooth, WLAN, AirPlay und AirDrop geht das alles inzwischen kabellos – die richtige Hardware vorausgesetzt. Mit Apples AirPlay und dem Umweg eines Apple TV könnte man den Bildschirminhalt auf einem Monitor oder Fernseher kabellos darstellen. Immer mehr Drucker und mobile Festplatten unterstützen WLAN – man könnte also seine Daten kabellos dorthin übertragen, auch immer mehr Digitalkameras sind WLAN-fähig – zur Not tut es eine Eye-Fi-Karte. Und eine kabellose Bluetooth-Maus ist im Jahre 2015 nun wirklich nichts Neues mehr, falls man sie angesichts immer besserer Trackpads überhaupt noch braucht. Und dann gibt es natürlich noch Apples iCloud, die Möglichkeit, auf Daten unterwegs via WLAN aus der Cloud zuzugreifen.

Apple-Werbung für das neue MacBook: Eine Welt ohne Kabel
Apple-Werbung für das neue MacBook: Eine Welt ohne Kabel

Das neue MacBook ist nicht oder nur bedingt für den Dauereinsatz am Schreibtisch gedacht – dort gibt es wahrlich leistungsfähigere Maschinen wie den iMac oder auch das MacBook Pro. Die Core-M-Prozessoren sind keine Leistungswunder, wenn es um Video- oder Bildbearbeitung geht, das MacBook ist für Menschen gedacht, die viel unterwegs sind. Die immerhin recht ordentliche Akkulaufzeit von neun bis zehn Stunden würde für einen Arbeitstag ausreichen. Nachts lädt man das Gerät dann wieder auf.

Wenn der Akku durchhält, kann das funktionieren

Die Verwendung des USB-Typ-C-Steckers ist außerdem zu begrüßen, auch wenn Apple damit die Eigenentwicklung Thunderbolt ein Stück weit hintan stellt. Diese Übertragungsart kommt zwar in der neuen Version 2 noch im Update des MacBook Air und des MacBook Pro zum Einsatz, aber im neuen MacBook belässt es Apple beim USB-Typ-C-Universalstecker. Auch das macht Sinn, denn alles, was nicht kabellos ist, könnte künftig unter diesem neuen Stecker zusammengefasst werden. Er ersetzt sowohl USB als auch Micro-USB, Video- und Audioübertragung. Typ-C ist der neue Universalstecker.

Einer für alles: Der USB-Typ-C-Stecker
Einer für alles: Der USB-Typ-C-Stecker

Und selbst die Entscheidung, auf einen separaten Netzstecker zu verzichten, klingt nicht so weit hergeholt. Die Zukunft gehört auch der kabellosen Induktionsladung. Zahlreiche Smartphone-Hersteller verwenden bereits den Qi-Standard für kabelloses Wiederaufladen. Der Einrichtungsriese Ikea sorgte vergangene Woche für Aufsehen mit der Ankündigung, seine Möbel mit kabellosen Ladestationen auszustatten.

Die Zukunft könnte ohne Netzstecker auskommen, oder, im Falle eine Notebooks, gleich ganz ohne Kabel: kein Netzstecker, da induktives Laden, keine Datenkabel mehr dank der Cloud und immer besserer kabelloser Übertragungsarten. Denkt man einmal an den Komfort, der dadurch entsteht, klingt es nach dem richtigen Schritt.

Apples neues MacBook mit randloser Tastatur
Apples neues MacBook mit randloser Tastatur

Die Entwicklung dürfte jetzt in Gange kommen

Und doch dürfte das zu diesem Zeitpunkt für viele Menschen zu früh kommen. Noch ist eben die drahtlose Übertragung von Videos und Bildern von einer Digitalkamera zum Laptop nicht optimal gelöst und nicht jeder Fotograf ist mit der Bildqualität eines Smartphones schon zufrieden. Noch sind kabellose Display-Übertragungsarten nicht perfekt ausgereift. Noch ist der Verbindungsaufbau mit vielen Bluetooth-Geräten mühsam, noch überträgt man Daten schneller mit Kabeln oder Speicherkarten-Slots. Deswegen ist auch das neue MacBook zu diesem Zeitpunkt nicht für jeden.

Und doch dürfte damit nun eine Entwicklung in Gang kommen, hin zu besseren drahtlosen Übertragungsarten, hin zu besseren induktiven Ladestationen. Apple hat dank der eigenen Marktmacht die Möglichkeiten, hier eine Entwicklung anzuschieben, die andere Hardware-Hersteller in die Pflicht nimmt. Von daher ist der einfache Steckplatz im neuen MacBook zwar ein radikaler, aber ein richtiger Schritt, hin zu einer kabellosen Zukunft.

Alle Bilder: Apple

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