Wie bei allen sozialen Netzwerken gilt auch bei Instagram: Ihr verwendet einen Dienst, der sich über Informationen über euch finanziert. Zu euch passende Werbung mag für viele sogar noch als Mehrwert angesehen werden. Doch darüber hinaus werden eure persönlichen Daten und eure Aktivitäten an Werbepartner sowie andere Services des Facebook-Konzerns weitergereicht – für personalisierte Analysen, zur Verbesserung digitaler Angebote (sprich: effizientere Werbung) und, um von euch ein besseres Profil erstellen zu können.
Es könnte alles irgendwann bei Facebook landen
Ihr lehnt Facebook aufgrund der Datenskandale der Vergangenheit ab, mögt aber auf Instagram nicht verzichten? Nun, dann agiert ihr inkonsequent. Seit dem Kauf Instagrams durch Facebook vor mittlerweile über sechs Jahren können eure Daten früher oder später beim Unternehmen von Mark Zuckerberg landen. Doch nicht nur das.
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Als Anwender von Instagram habt ihr eine Datenrichtlinie akzeptiert, die auch die Weitergabe eurer Informationen an „Facebook-Produkte“ beziehungsweise „Facebook-Unternehmen“ erlaubt. Inbegriffen sind unter anderem WhatsApp, Facebook Messenger, Oculus, Moves, Onavo, Atlas, Facebook Payments, Masquerade oder CrowdTangle mit ihren Apps und Angeboten. Zugegeben: Einige der genannten Firmen sind hierzulande nicht weiter relevant, aber sie könnten eure Aktivitäten trotzdem für ihre Zwecke einsetzen.
Immerhin dürft ihr marginal Einfluss nehmen, was mit euren Daten passiert. In den „Einstellungen für Werbeanzeigen“ könnt ihr bei Facebook die Verbindung zu Instagram gewissermaßen „kappen“. Bei Instagram wiederum konnte ich eine solche Option beim besten Willen nicht ausfindig machen. Die via App oder auch im Browser aufrufbare Seite zum Thema Privatsphäre und Sicherheit zeigt unter „Kontoinformationen“ nur eure Interessen für Werbung an. In meinem Fall war dieser Menüpunkt leer.
Darüber hinaus können eure Angaben auch von gänzlich anderen Firmen „missbraucht“ werden. Nämlich von all denen, denen ihr die Autorisierung dafür gegeben habt. Das ist legitim und in dem Fall eure Entscheidung gewesen. Widerrufen lässt sich dies glücklicherweise jederzeit – in den Einstellungen unter „Autorisierte Apps“. In der App und am Desktop.
Und was weiß Instagram über mich?
Also was weiß Instagram über mich? Die meisten Aspekte sind naheliegend: Alle Personen, Seiten, Hashtags und Gruppen, mit denen ihr verbunden seid, kennt Instagram. Das gilt auch für Kontaktinformationen, euer Nutzungsverhalten (Likes, Kommentare, Dauer und Häufigkeit der Verwendung, das, was ihr euch anguckt…), vorhandene Metadaten (Ort und Datum des aufgenommenen Fotos…) und euer eingesetztes Mobilgerät.
Instagram ist nicht unbekannt, welches Smartphone ihr besitzt und was auf diesem installiert ist. Betriebssystem, verbaute Hardware, Signalstärke, Geräte-IDs, eingeschaltetes Bluetooth, WLAN-Zugangspunkte, Mobilfunkanbieter, Cookies, GPS-Standort, gesicherte Fotos, vorgenommene Einstellungen – alles, was man irgendwie nutzen könnte. Und sicherlich noch darüber hinaus.
Ebenso können Details anderer Apps, die auf den Facebook Business-Tools, soziale Plugins oder den Facebook-Pixel aufbauen, direkt zu Instagram übertragen werden. Ihr seid also erstaunlich transparent und gebt sehr viel von euch preis.
Interessantes Detail: Ihr nehmt hin, dass Instagram auch das auswerten kann, was über die Kamera-Funktion der App „betrachtet“ wird. Dafür müsst ihr nicht einmal ein Foto geschossen haben. Wurde die Gesichtserkennungs-Technologie von euch bei Facebook aktiviert, dann könnte diese auch bei Instagram Verwendung finden. Zumindest lässt man sich noch einige Möglichkeiten für die Zukunft offen. Persönlich gefällt mir das gar nicht. Fotos und Videos solltet ihr wohl daher besser mit der Smartphone-eigenen Kamera-App aufnehmen und ggf. Metatags entfernen. Damit sollte sich die Analyse der Umgebung umgehen lassen.
Ich kann euch nur empfehlen, einen Blick auf die extra eingerichtete Hilfe-Seite zu werfen und euch zehn Minuten Zeit fürs Lesen zu nehmen. Die Verantwortlichen möchten freilich positiv klingen, letztlich aber wird alles an Infos mitgenommen, was man bekommen kann. Dank DSVGO könnt ihr euch auch anderweitig anschauen, was auf den Servern der Facebook-Tochter von euch abgelegt wurde…
Gesammeltes Datenarchiv anfordern
Fakt ist: Die Datenrichtlinie wurde von euch hingenommen. Wollt ihr das alles nicht (mehr), müsst ihr euren Instagram-Account schließen. Wiedersprechen könnt ihr den Nutzungsbedingungen nur mit der Löschung eures Profils. Entweder oder – etwas anderes ist nicht vorgesehen.
Egal, ob ihr bei Instagram bleiben wollt oder nicht: Ihr könnt mittlerweile einsehen, was von euch gesichert wurde. Im „Daten-Download“-Bereich fordert ihr die Zip-gepackten Archive an. Bei mir waren es drei Stück mit einer Gesamtgröße von fast 500MB.
Wenig komfortabel sind die Javascript-Dateien, die ihr nur mit Tricks direkt aufrufen könnt. Zum Beispiel im Browser Firefox. Sie offenbaren alle eure Likes, Nachrichten, Suchen, Einstellungen und Kommentare. Mir fiel eine irritierende Sortierung in manchen Fällen auf. Genauso auch, dass Medien von Instagram Stories wohl nur ein halbes Jahr gespeichert werden. Bleibt zu hoffen, dass Instagram älteren Content auch dauerhaft entfernt.
Instagram-Account löschen?
Ehrlich gesagt gefällt mir die bemühte Offenheit von Facebook besser. Zumindest bei meiner Recherche vor einiger Zeit sagte mir das Bestreben zu, den Usern verständlich zu erklären, was mit den Daten geschieht. Bei der Facebook-Tochter Instagram wirkt alles dagegen dezent verschlossener und weniger benutzerfreundlich. Der Daten-Download sieht nach einer Notlösung aus, die bis zum Inkrafttreten der DSGVO wohl fertigwerden musste.
Und die Datenrichtlinie? Die verheimlicht sicher nichts, lässt mich aber misstrauisch werden. Wozu diese große Sammelmotivation? Ist das alles nötig? Ich kann das nicht entscheiden. Es ist für mich andererseits auch nicht tragisch genug, um mich von dem Netzwerk zu lösen und meinen Account zu löschen. Ich mag Instagram sehr. Also beiße ich nach wie vor in den mittelmäßig sauren Apfel und gebe bereitwillig meine Daten weiter. Und ihr?