Völlig losgelöst #2: Proton: Das bessere GMail und Cloud aus der Schweiz?

Mit Proton besitzt Europa ein richtiges Schwergewicht für digitale Dienstleistungen. Interessant sind vor allem Proton Mail und Proton Drive.

Völlig losgelöst #2: Proton: Das bessere GMail und Cloud aus der Schweiz?
Proton Mail ist eine europäische Alternative zu GMail und Co. (Eigenes Bild mit Material von Pexels und Proton)

In unserer durchdigitalisierten Gegenwart gehören Emails zu den meistgenutzten Kommunikationsmedien im Netz. Die elektronische Post nutzen Milliarden von Menschen. Für Geschäftliches wie Privates.

Um so wichtiger, dass der Mail-Service sicher ist. Das gilt für die Verschlüsselung so wie für die physische Speicherung in Datenzentren gleichermaßen. Und hier kommt Proton ins Spiel.

Was ist Proton?

Proton ist ein Anbieter für Web-Anwendungen wie E-Mail, Cloud-Speicher und VPN. Proton hat sich dem doppelten Datenschutz aus sicherer Verschlüsselung und physischer Speicherung innerhalb der Europäischen Union verschrieben.

Email Icon auf iOS auf einem Apple iPhone
Ohne E-Mails läuft in unserer digitalen Welt nichts. (Foto: Pexels)

Damit ist Proton Mail das europäische Pendant zu GMail, Outlook und Co.

Anders als etwa GMail verschlüsselt Proton Mail deine elektronische Post. Nur wenige Metadaten und Betreffzeilen bleiben unverschlüsselt. Ginge es noch sicherer? Bestimmt, doch das Sicherheitslevel ist bei Proton ist sehr hoch.

Proton: Online-Services mit vielen Extras

Proton bietet seine grundlegenden Services vollkommen gratis an. Darunter fallen Proton Mail mit 1 GB Speicher, aber auch das VPN, ein Cloud-Speicher mit 5 GB und eine Authenticator-Anwendung für die Zwei-Faktor-Authentifizierung im Netz.

Alle Infos und Services hierzu findest du auf der offiziellen Proton-Webseite.

Für den Zugriff auf die Gratis-Tools reicht ein einfacher Proton-Account. Um den wir uns im nächsten Schritt kümmern.

Proton Services wie Proton Mail
Proton bietet mehr als nur Mail. VPN, Online-Speicher, Authenticator und Tools fürs digitale Meeting gibt es ebenfalls. (Eigener Screenshot)

Kostenfreier Einstieg, günstige Abopreise

Proton Mail gibt es also in der Basisversion gratis. Inklusive sind eine E-Mail-Adresse und 1 GB-Mailspeicher.

Das reicht dir nicht?

Nun, schon für 3,99 Euro/Monat gibt es zehn zusätzliche E-Mail-Adressen und 15 GB Speicher, mit denen sich haushalten lässt. 10 sogenannte Hide-my-email-Aliasse und die Anbindung an die Apps zu Proton Mail und Proton Calendar.

Preisstaffelung von Proton Mail
Protons Services sind in verschiedenen Stufen buchbar. Die kostenfreie Basisversion bietet grundlegende Mail-Funktionen. (Eigener Screenshot)

Die Abostufen Proton Unlimited und Proton Duo orientieren sich schon eher an Geschäftskunden. Ultraflottes VPN, Passwort-Manager und üppiger Cloud-Speicher veredeln das Angebot.

Proton Mail einrichten – so geht’s!

Um Proton Mail zu nutzen, musst du erst einmal ein Konto eröffnen. Und das geht ganz einfach:

  1. Surfe auf https://proton.me/de/mail und tippe auf die Schaltfläche Hol dir Proton Mailo (oben rechts auf der Startseite) oder Kostenloses Konto eröffnen.
  2. Wähle nun den passenden Tarif aus – willst du erst einmal reinschnuppern, ist die Free-Option genau richtig. Die kostenpflichtigen Tarife kannst du später als Upgrade buchen.
  3. Gib nun noch einen Benutzernamen und ein Passwort ein. Bestätige alles mit Beginne, Proton Mail jetzt zu verwenden.
  4. Optional kannst du noch eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse zur Wiederherstellung hinterlegen, solltest du die Zugangsdaten verlegt haben oder das Konto gekapert sein.
  5. Und schon kannst du Proton Mail nutzen! Eine Kurzübersicht führt dich durch alle wesentlichen Funktionen. Die Oberfläche gleicht aber sehr denen der anderen großen Anbieter.

Willst du einen ganzen Mail-Account von einem anderen Anbieter zu Proton umziehen, hilft dir das Unternehmen in einem umfangreichen Tutorial bei der Einrichtung.

Proton Mail nutzen: Intuitiver geht es kaum

Hast du dein Proton-Konto eingerichtet, erblickst du eine Nutzeroberfläche, die denen anderer Mail-Anbieter sehr, sehr ähnlich sieht.

Proton Mail Nutzeroberfläche
Abgesehen von der Farbgebung ist die Proton-Nutzeroberfläche erstaunlich konservativ, ohne altbacken oder bürokratisch zu wirken. Gut so! (Eigener Screenshot)

Linkerseits findest du das Postfach, Ordner für Entwürfe und gesendete Mails und kannst zudem eigene Ordner mit einem Klick anlegen.

Die magentafarbene Schaltfläche, die da regelrecht Neue Nachricht brüllt, führt dich zum schmalen Mail-Editor. Und der kann das, was du brauchst: Kontaktdaten aus dem Proton-eigenen Adressbuch heraussuchen, Texte in fett, kursiv oder unterstrichen formatieren; Hyperlinks setzen und Emojis einbauen.

Nichts davon ist überraschend innovativ. Aber erfreulich intuitiv und verglichen mit den Mail-Anbietern aus den USA mindestens genauso komfortabel.

Schutz deiner Daten und vor Phishing und Trackern

Hinter den Kulissen sorgt der Mail-Anbieter für hohe Sicherheit. Proton wirbt mit dem Schutz deiner Daten. Anders als etwa bei GMail sind die Proton-Mails mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Das Schweizer Unternehmen gibt an, nicht einmal selbst die Inhalte deiner digitalen Post lesen zu können.

Die Erfahrung machte auch mein Kollege Jürgen Vielmeier. Er vergaß sein Proton-Mailpasswort, konnte sich zwar durch die 2-Faktor-Authentifizierung wieder Zugang zu seinem Postfach verschaffen, aber bereits empfangene Mails ohne das Originalpasswort nicht mehr unverschlüsselt aufrufen. Auch eine Anfrage beim Proton-Kundendienst konnte da nicht helfen: ohne das Originalpasswort leider nichts zu machen. Ganz schön hohe Sicherheitsstandards.

Proton gibt den Mail-Platzhirschen (GMail, Outlook, Yahoo) gleich mal Saures: Diese würden nämlich die Mail-Inhalte scannen und mit der E-Mail-Adresse verknüpfen, um ein detailliertes Profil zu erstellen.

Proton Blog mit Artikeln zu Datenschutz und Privatsphäre
Auf einer eigenen Blog-Seite informiert Proton umfangreich über Datenschutz und Privatsphäre. (Eigener Screenshot)

Was dann mit dem Tracker-Schutz einhergeht. Moderne Mails liefern nicht nur Texte, Bildchen und Anhänge. Oftmals sind Tracker eingebaut, womit der Absender herausfinden kann, ob du die E-Mail geöffnet hast oder welche Links du in der Nachricht anklickst. Proton blockiert solche E-Mail-Tracker.

Zu guter Letzt reizt Proton mit einem effizienten Phishing-Filter namens PhishGuard, der Junk-Mails markiert, es aber dir überlässt, sie zu öffnen.

Kostenloser Cloudspeicher? Immer her damit!

Erfreulich ist außerdem, dass du mit der Einrichtung eines Proton-Kontos auch Zugriff auf den Cloudspeicher der Schweizer erhältst. Im kostenfreien Basistarif sind gute 5 GB inklusive.

Proton Drive der Cloudspeicher von Proton Mail
5 GB sind bei Proton Drive kostenfrei. Für mehr Datenspeicherplatz und Komfort kannst du eine der kostenpflichtigen Abostufen dazubuchen. (Eigener Screenshot)

Nutzt du die Kostenlos-Variante, ist der Cloudspeicher nicht an den Mail-Client angebunden. Für den Zugriff musst du auf proton.me/de/drive surfen und dich gegebenenfalls anmelden.

Nach dem Login findest du hier analog zum Mail-Service eine vertraute Nutzeroberfläche. Du kannst Dateien direkt ins Fenster ziehen, per +Neu-Button aus Ordnern auswählen und hochladen.

Nutzeroberfläche von Proton Drive
Etwas anders und doch erkennbar eine Cloudspeicher-Nutzeroberfläche. Experimente geht Proton nicht ein. (Eigener Screenshot)

Die Funktionen zum Auffinden, Umbenennen, Verschieben oder Teilen der Cloudspeicher-Dateien gleichen frappierend den anderer Cloudanbieter. Auch hier sei die Randbemerkung erlaubt, dass das nichts Schlechtes ist! Schließlich sind Menschen Gewohnheitstiere und eine gewisse Ähnlichkeit zum Bekannten hilft den Anbieter zu wechseln.

Wie datensicher ist die Schweiz?

Die Schweiz steht seit jeher im Ruf höchster Neutralität, was lange auch für das Bankgeheimnis und den Datenschutz galt. Eine geplante Novelle der Verordnung zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (VÜPF) allerdings würde das genaue Gegenteil bedeuten. Hier müssten Online-Dienste mit mehr als 5.000 Nutzern (Proton hat über 100 Millionen) persönliche Daten in Echtzeit protokollieren und den Behörden auch ohne richterlichen Beschuss laufend mitteilen. Zu den Daten gehören IP-Adressen, Port, Standorte und E-Mail-Empfänger. Also all das, was Proton eigentlich besonders schützen will.

Der Anbieter will den Hauptsitz in Genf deswegen zwar nicht aufgeben, aber einzelne Services in andere Länder verlagern, zum Beispiel Norwegen und Deutschland. Allerdings sind auch in Deutschland (wie der ganzen EU) Pläne zur Massenüberwachung nie ganz vom Tisch. Pläne für die anlasslose Chatkontrolle wurden vom EU-Rat zwar vorerst gekippt, könnten aber von einzelnen Ländern freiwillig eingeführt werden. Proton-Chef Andy Yen weiß das und kündigte an, Standorte notfalls zu wechseln, wenn sich Datenschutzgesetze wieder verschärfen würden.

Fazit

Meine Erfahrungen mit Proton Mail und Proton Drive sind durch die Bank weg gut. Die Nutzeroberfläche ist vertraut, die Sicherheitsmerkmale im Hintergrund sind beruhigend und der Umstieg erstaunlich einfach. Zudem finde ich gut, dass es eine nutzerfreundliche und in der Basisversion kostenfreie Alternative zu den US-Techkonzernen gibt. Und das Thema Datenschutz nimmt der Dienst sehr ernst – es sind eventuelle staatliche Vorgaben, die das Thema konterkarieren, aber Proton kämpft dagegen und überlegt Standort-Wechsel, sollte es dazu kommen.

Für mich steht deshalb fest: Proton bleibt ab jetzt in meinem digitalen Alltag.

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2 Kommentare zu “Völlig losgelöst #2: Proton: Das bessere GMail und Cloud aus der Schweiz?

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