Heute vergleichen wir auf dem Trendblog Äpfel mit Birnen. Oder anders gesagt: Das aktuelle Apple iPhone 16 Pro mit dem Motorola Edge 50 Neo. Beide Phones trennen etwa 1000 Euro und wir wollen für dich die Frage klären: Warum eigentlich? Und: Lässt sich das verallgemeinern? Wenn uns das Mittelklasse-Phone schon sehr gut gefällt, was kann dann das teurere Phone noch mehr? Spoiler: Es ist die Qualität der Bauteile. Aber: Auch das Edge hat seine Vorzüge und macht einige Dinge sogar besser.
Speicher: Mittelklasse-Phone lässt aufhorchen
Der erste Punkt geht schon bei der Aufstellung an das günstigere Phone: Das Motorola Edge 50 Neo kommt von Haus aus mit satten 512 GB Speicher und kostet dafür UVP 450 Euro. Für das iPhone 16 Pro mit 512 GB musst du aktuell über tausend Euro mehr berappen. Dazu hat das Edge 12 GB RAM verbaut, das iPhone nur 8 GB.

Direkt vergleichen lässt sich die RAM-Größe aber nicht. Apples iOS arbeitet effizienter als Android und benötigt weniger RAM. Beim iPhone sind zudem nur 20 GB für Betriebssystem und Systemdateien belegt, beim Edge sind 30 GB schon weg. Macht aber bei diesem enormen Speicher nicht viel.
Display: OLED vs. OLED
Das Edge 50 Neo verwendet ein pOLED-Display, also ein Plastiksubstrat statt des üblichen Glassubstrats. Letzteres kommt im iPhone 16 Pro zum Einsatz und ist etwas edler. Was du davon im Alltag merkst? Wenig bis gar nichts. Beide Displays zeigen tolle Farben und Schwarzwerte. Beide arbeiten mit adaptiven 120 Hertz (LTPO), HDR10(+), das iPhone zusätzlich mit Dolby Vision.

Auch die Auflösung ist sehr ähnlich mit 460 ppi (1200 x 2670 px) beim 6,4 Zoll großen Edge und ebenfalls 460 ppi (1206 x 2622 px) beim 6,3 Zoll großen iPhone. Dazu können beide Displays sehr hell werden. Das iPhone-Display rangiert zwischen 1000 und 2.000 Nits in der Spitze, das Motorola schafft hier in einigen Bereichen temporär sogar bis zu 3.000 Nits, aber nicht durchgehend.
Body: Wer es mag
Schaust du genau hin, wird deutlich, woran Motorola beim Edge 50 Neo gespart hat: Der Rahmen ist aus hartem Kunststoff (nur in Metall-Optik), das Display-Glas ist das mehr als zehn Jahre alte Gorilla Glass 3. Macht aber kaum was, wenn du eh einen Display-Schutz verwendest. Die Rückseite ist aus elegantem Kunstleder – übrigens in Pantone-Farben und damit sehr, sehr chic. Beim Edge gefällt uns sogar etwas besser, dass die einzelnen Kamera-Linsen nicht frei „schweben“, sondern in das Gehäuse eingelassen sind, während sich beim iPhone gerne Staub dazwischen festsetzt.

Das iPhone 16 Pro verwendet die hochwertigeren Bauteile. Ceramic Shield in der 2024er-Version schützt das Display, Corning Gorilla Glass ist es auf der Rückseite. Rahmen und Chassis sind aus Titan. Weiterer Pluspunkt für das iPhone: der zusätzliche Action-Button und die neue haptische Kamera-Steuerung. Leichter Vorteil hier also für das iPhone.
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Kamera: Es wird ernst
Beide Phones verwenden eine Triple-Kamera mit Ultraweitwinkel, Weitwinkel und Telezoom-Objektiv. Und das ist vor allem für die Preisklasse, in der das Edge 50 Neo spielt, sehr ungewöhnlich. Während wir im Test mit der Hauptkamera des Edge auch nachts gute Fotos schießen, ist die Qualität der Telekamera aber enttäuschend.






Das iPhone 16 Pro beherrscht die Nachtfotografie dank der schnelleren Neuralen Engine bei allen drei Linsen besser. Zudem hat es einen 5x-Zoom statt „nur“ 3x beim Edge und die neuen fotografischen Stile. Bilder verarbeitet der Co-Prozessor selbst mit zahlreichen Informationen, Live- und Porträtfunktion schneller. Für Videos steht Dolby Vision zur Verfügung. Optische Bildstabilisierung hat das iPhone auch bei der Videofunktion (das Edge „nur“ beim Fotografieren). Hier also ein deutlicher Punktsieg für das iPhone.
Sound: Beim Spitzenphone deutlich besser
Liest du alleine die Datenblätter, stellst du fest: Beide Phones verwenden Stereo-Lautsprecher. Sind sie also gleich gut ausgerüstet? Nein. Erst in der Praxis wird der Qualitätsunterschied deutlich. In meiner Küche höre ich beim Essen manchmal auch einen Podcast einfach auf den iPhone-Lautsprechern. Sie besitzen einen tiefen, wohligen Klang. Mit dem Edge 50 Neo halte ich das nicht lange aus. Der blecherne Sound tut nach einigen Minuten in den Ohren weh. Es reicht nur, um ab und zu ein Video abzuspielen und immerhin übersteuert der Ton nicht.

Auch die Mikrofonqualität ist beim iPhone 16 Pro besser. Hier kannst du in den Einstellungen nachträglich sogar die Ausrichtung der vier Mikrofone ändern. Das Edge verwendet ohnehin nur zwei Mikros. Schlecht ist die Qualität hier nicht, wir vernehmen auch hier kein Rauschen, aber das iPhone ist besser. Klarer Punktsieg also auch hier für das iPhone 16 Pro.
Prozessor und Reaktionsgeschwindigkeit
Im iPhone 16 Pro sitzt Apples potentester Chip, der A18 Pro mit einer 6-Kern CPU, 6-Kern GPU und 16 Neuralen Kernen. In der Praxis reagiert das Gerät prompt, Apps starten sofort. Allerdings dauert die Verarbeitung von Bilddateien manchmal einen spürbaren Moment und damit länger, als Apple es gerne hören würde.
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Motorola hat sich beim Edge 50 Neo für den MediaTek Dimensity 7300 entschieden, einen Mittelklasse-Prozessor mit acht Kernen (4x 2,5 GHz Cortex-A78 und 4x 2,0 GHz Cortex-A55), Grafikengine, 5G-Modem und einer APU für KI-Aufgaben. Damit gewinnt das Edge zwar keine Preise, im Benchmark schlägt es damit allerdings das von uns stark eingeschätzte Samsung Galaxy A54. Auch im Alltag merken wir nur leichte, aber im Vergleich zum iPhone 16 Pro schon spürbare Verzögerungen.
Software
Ob iOS oder Android dir lieber sind, bleibt eine Geschmacksfrage. Entscheidend aber ist, ob die Phones jeweils die neueste Version ihres Betriebssystems haben, und hier lautet in beiden Fällen die Antwort: ja. Apples iPhone 16 Pro ist von Haus aus mit iOS 18 ausgestattet, das Edge 50 Neo – standardmäßig mit Android 14 versorgt – hat das Update auf Android 15 bereits erhalten.
Wichtig auch die Frage, wie lange es Updates gibt. Beim iPhone 16 Pro sind es in der Regel 6 bis 7 Updates auf iOS-Vollversionen. Das Edge 50 Neo rangiert aber nicht weit dahinter mit 5 Updates auf neue Android-Versionen.

Bei der von Haus installierten Software gewinnt Apple mit der tollen Fotos-App für Bildbearbeitung, mit Bord-Apps wie Erinnerungen und Notizen und allerhand KI-Spielereien.
Dem hat das Edge nicht all zu viel entgegenzusetzen. Eine eigene Galerie fehlt – Google Fotos ist die gewählte Lösung. Der beworbene Magic Canvas für Bildgenerierung beschränkt seinen Handlungsspielraum auf Hintergrundbilder. Da hätten wir mehr erwartet.
Was das Edge dem iPhone allerdings voraus hat, ist die erstaunliche mächtige Funktion Smart Connect. Hier kannst du das Edge unter anderem kabellos mit einem kompatiblen Fernseher koppeln und dann als mobilen Desktop benutzen. Funktioniert in unserem Hands-on erstaunlich gut. Das iPhone beherrscht Continuity, AirPlay und AirDrop, hat aber eine so tolle PC-Oberfläche nicht.

Ausstattung
Das iPhone 16 Pro hat bereits WiFi 7 an Bord, beherrscht Ultra Wide Band (UWB 2nd Gen), mehr 5G-Bänder als der Konkurrent, Satelliten-Internet, kabelloses Laden mit MagSafe/Qi2, USB-C 3.2 Gen 2 mit Unterstützung für Display Port. Ein IP68-Schutz gegen dauerhaftes Untertauchen in Süßwasser ist auch drin. Laut Apple reicht der sogar 6 Meter tief. Mit dem Akku, dem weiterhin ein Schnelllademodus fehlt, kommen wir gut über den Tag und nicht selten auch den nächsten.

Ähnlich ist es beim Edge 50 Neo, das zwar über einen Schnelllademodus verfügt, dennoch 1 Stunde braucht, um wieder voll aufgeladen zu sein. Das Gerät muss sich mit WiFi 6E begnügen und außerdem mit USB 2.0, kann kein UWB, lässt sich allerdings kabellos mit Qi aufladen. Der IP68-Schutz reicht nur 1,5 Meter tief. Richtig enttäuschend wirkt das alles auf uns aber nicht.
Fazit
Wenig verwunderlich gewinnt das Apple iPhone 16 Pro unseren Vergleich. Überraschend ist aber der nur geringe Vorsprung in der Handhabung. Denn Motorola hat für das über tausend Euro günstigere Edge 50 Neo preiswertere Komponenten eingebaut, die das Erlebnis nur in wenigen Punkten wirklich schmälern.
Zwei Faustregeln also zum Schluss:
- Wer sehr viel mit seinem Smartphone arbeitet, verlässlich gute Fotos und Videos schießen und sich nicht über zu viele Nachteile ärgern will, der greift zur Spitzenklasse, je nach Gusto von Apple oder der Android-Fraktion.
- Reicht dir ein Mittelklasse-Phone, dann achte darauf, bei welchen Komponenten der Hersteller gespart hat. Sind es vernachlässigbare Bauteile wie ein altes Gorilla Glass oder USB 2.0, wenn du eh nur selten Daten überträgst, dann greif bedenkenlos zu.