Warum eigentlich nicht mal ein Ebook auf dem Fernseher lesen, dachte ich mir neulich. Und dann probierte ich es einfach aus. Ich nahm das Testgerät des Motorola Edge 50 Neo, schaltete meinen Fernseher dazu ein und verband beide Geräte über die Funktion Smart Connect im Schnellstartmenü des Phones. Im zweiten Anlauf stand die Verbindung dann auch, Und nach dem Klick auf „Mobile Desktop“ öffnete sich auf dem TV eine Oberfläche, die stark an Windows erinnerte und die Smartphone-Apps vom Edge hier anzeigte:

Also probierte ich rum mit GMail, Feedly, dem Chrome-Browser, mit Google Fotos und dann aus Spaß auch mit der Kindle-App. Scrollen funktioniert dabei über das Edge 50 Neo selbst: sein Display wird dabei zum Touchpad. Ein schwarzer Maus-Button fährt über den Bildschirm und lässt dich mit einem Doppeltipp Apps anklicken.
Mehr aber noch: Auch auf Symbole für Zurück, die App-Auswahl oder die Startseite kannst du dabei direkt über das auf Smart-Connect-geschaltete Edge zugreifen.

Idee nicht neu, aber diesmal ordentlich umgesetzt
Es ist beileibe nicht Motorolas erster Versuch, das Smartphone mit einer verborgenen Oberfläche zum PC zu machen und auf größere Bildschirme zu bringen. Erst vier Jahre her, da bekamen die Phones von Lenovos Schwestermarke den Modus „Ready for“ spendiert. Hier brauchtest du anfangs noch ein Kabel, um ein Moto-Smartphone an einen PC oder einen Monitor anzuschließen. Später im Jahr 2021 wurde „Ready for“ kabellos.

Und bereits 2011 stellte Motorola das Atrix vor, ein Smartphone, das sich in ein Laptop-Gehäuse stecken ließ und dann dort als Recheneinheit diente. Nutzerinnen sahen auf dem Lapdock dann ebenfalls eine PC-ähnliche Oberfläche und konnten auf Apps und Daten des Smartphones zugreifen.
Solche Experimente waren in der Vergangenheit selten von Erfolg gekrönt. Oft gab es Kompatibilitätsprobleme. Oder als Nutzer musstest du dir erst notwendiges Zubehör kaufen oder eine App installieren. Und nicht zuletzt geht der moderne Mensch bei seiner Technik ungern Kompromisse ein. Auch Samsung bietet ja mit DeX eine auf besseren Galaxy-Smartphones versteckte PC-Oberfläche an. Die ist aber genauso wie Motorolas Expedition in dieser Richtung eben kein vollwertiges Windows und damit eben nur eine Notlösung oder Erweiterung.
Gelungene Notlösung

Diese Notlösung ist aber jetzt im Falle von Motorola Smart Connect erstaunlich gut gelungen. Allein dass keine extra App oder ein Verbindungskabel notwendig wären, sondern Phone und TV sich kabellos über WiFi Miracast oder Chromecast verbinden, senkt die Hemmschwelle, das einfach mal auszuprobieren.

Die Maus-Steuerung funktioniert nach ein wenig Eingewöhnung gut – die Latenz ist gering. Die Oberfläche ist Windows nachempfunden, enthält ein Startmenü, eine Taskleiste für geöffnete Apps, Schnellstart-Symbole, um etwa die Lautstärke zu regeln oder einen Screenshot aufzunehmen, ein Benachrichtigungsmenü, die aktuelle Uhrzeit und viel, viel mehr.

Apps öffnen zunächst in einem kleinen Fenster. Mit einem Tipp auf das Vollbildsymbol werden sie entsprechend bildschirmfüllend. Und selbst die Darstellung hier ist hübsch und schlägt in vielen Fällen Googles eigenes Chrome OS. Feedly etwa öffnet nicht in einer bloßen Smartphone-App, die zu schmal oder im Vollbild langgezogen und damit zu breit wäre. Nein, die App ist für die Bildschirmgröße des TV angepasst. Eben noch geschossene Bilder mit dem Edge lassen sich via Google Fotos hier zudem vollflächig betrachten und optimieren.

Beinahe alles tutti also, wäre da nicht die leidige Tatsache, dass mit meinem Testfernseher Samsung The Frame (2023) Verbindungsversuche immer wieder fehlschlagen. Bei meinem Test steht die Verbindung erst beim fünften Versuch. Geht das Smartphone in den Standby-Modus, wird auch der TV-Bildschirm schwarz. Das lässt sich nur in den Phone-Einstellungen regulieren, leider nicht in der Anwendung selbst. Und ständig blinkt in der Taskleiste ein Icon mit der Information, dass die Anwendung gerade über eine instabile Verbindung zustande komme. Ah ja.
Kein großes Gewese um die Funktion – wie angenehm!
Mir gefällt aber vor allem, wie dezent Motorola die Anwendung anpreist – nämlich eigentlich gar nicht. Auf der Produktseite und im Datenblatt zum Motorola Edge 50 Neo gibt es keinerlei Werbung für die Funktion – ich bin beim Testen zufällig darauf gestoßen. Und dafür ist Smart Connect – wenn eine Verbindung zustande kommt – ein erstaunlich hübsches, für Displays optimiertes Tool. Das du übrigens auch für Videotelefonie einsetzen kannst (die Frontkamera des Edge kommt dann zum Einsatz) oder auch dazu dienen kann, die Smartphone-Inhalte auf einen PC oder ein Tablet darzustellen.
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Nein, ich muss wirklich sagen: Motorola Smart Connect ist eine der bislang besten Möglichkeiten, um Smartphone-Inhalte kabellos auf einem Fernseher darzustellen und einfache PC-Aufgaben dort zu erledigen. Es ginge noch einen Deut besser, vor allem, was stabile Verbindungseigenschaften angeht. Aber das Endergebnis ist schon gut, und die Richtung stimmt. Und wer ein aktuelles Motorola-Edge-50-Smartphone oder ein Razr-50-Phone sein Eigen nennt, kann Smart Connect direkt mal ausprobieren:
- Chromecast- oder WiFi-Miracast-fähigen Fernseher anschalten
- Im Motorola Edge vom oberen Bildschirmrand nach unten wischen, um das Schnellstartmenü zu öffnen.
- Smart Connect antippen
- Dein Fernseher sollte hier nach kurzer Zeit angezeigt werden. Tippe darauf, um zu verbinden.
- Der Rest ist eigentlich selbsterklärend. Eventuell musst du aber mehrere Versuche starten, um das Edge mit deinem Fernseher zu verbinden.