Qualcomm macht das Display zum Fingerabdruckscanner

Per Ultraschall wird zukünftig der Fingerabdruck abgetastet, weshalb die von Qualcomm entwickelte Funktechnik auch hinter dem Display sitzen kann. Freut euch auf echte Edge-to-Edge-Displays.

Qualcomm macht das Display zum Fingerabdruckscanner
Qualcomm Snapdragon Sense

Wenn ihr euch die Smartphones der letzten beiden Jahre anschaut, was war daran schon überragend? Der Prozessor etwas schneller, aber keine neue Funktechnik. Dafür die holprige Umstellung von Micro-USB auf USB-C. Und die Abschaffung des Klinkensteckers beim iPhone. Dennoch lässt sich auf einen Blick erkennen, dass sich etwas geändert hat. Das LG G6 erschien im neuen Bildformat 18:9, das Samsung S8 mit 18,5:9. Die Smartphones werden schmaler und länger, die Displays füllen die Vorderseite fast vollständig aus. Der Rand des LG G6 ist minimal, das Glas des Samsung S8 wird über die Seitenkanten gezogen. Edge-to-Edge-Displays sind das Ziel. Auf dem Mobile World Congress in Shanghai hat Qualcomm nun einen Fingerabdrucksensor vorgestellt, der genau das ermöglicht, weil er hinter dem Display sitzt.

Nur unter OLED-Bildschirmen

Der Qualcomm Snapdragon Sense nutzt Ultraschall, um den Fingerabdruck abzutasten. Aktuell arbeiten die Sensoren kapazitiv, sie benötigen also einen direkten Kontakt und sind deshalb oft unterhalb des Displays im Homebutton zu finden oder auf der Rückseite. Vorne verhindern sie Edge-to-Edge-Displays. Auf der Rückseite zwingen sie euch, das Smartphone in die Hand zu nehmen, um es zu entsperren – auch wenn es direkt vor euch auf dem Tisch liegt. Synaptics hat Ende 2016 einen optischen Fingerabdrucksensor vorgestellt, der auch unter 1 mm dickem Glas funktionieren soll. Doch ganz so zuverlässig scheint er noch nicht zu arbeiten, denn im Samsung S8 war er nicht zu finden, wie vorher spekuliert worden war.

Die Probleme bei der Ultraschall-Technik des Qualcomm Snapdragon Sense sind die gleichen: Das Material, das über dem Fingerabdrucksensor liegt, darf nicht zu dick sein. Das Display darf maximal 1,2 mm auftragen. Damit kommen derzeit nur OLED-Displays infrage, LCD-Bildschirm sind bereits zu dick, da sie eine Hintergrundbeleuchtung benötigen. Ein einfacheres Modell des Snapdragon Sense kann unter einem 0,8 mm dicken Glas oder einer 0,65 mm dicken Aluminiumwand sitzen – auf der Rückseite oder vorne unterhalb des Displays, aber nicht dahinter. Diese Variante wird dann wohl auch in der Mittelklasse zu finden sein. Zum Vergleich: In einer früheren Version durfte das Glas oder Metall nur maximal 0,4 mm dick sein.

Es wird noch dauern

Qualcomm betont, dass Ultraschall auch unter Wasser funktioniert – anders als bisherige kapazitive Fingerabdrucksensoren. Doch das ist eher ein Bug als ein Feature. Das Abtasten trockener Finger per Ultraschall stellte bisher ein großes Problem dar. Es wird sich erst in der Praxis zeigen, ob Qualcomm das wirklich gelöst hat. Ich vermute, dass Synaptics an einem ähnlichen Punkt hängen geblieben war, und bin gespannt, ob das Samsung Note 8 einen Fingerabdruckscanner ins Display intergriert. Um vor Betrug zu schützen, soll der Qualcomm Snapdragon Sense auch Puls und Blutfluss erfassen. Denn nur dann scheint ein lebendiges Wesen seinen Finger aufgelegt zu haben.

Die einfachere Version des Qualcomm Snapdragon Sense, die nur unter Glas oder Metall arbeitet, soll Anfang 2018 in den ersten Smartphones zu finden sein. Sie ist kompatibel mit den Qualcomm-Chipsätzen Snapdragon 660 und 630, die gerade vorgestellt wurden. Die Highend-Version, die auch hinter einem Display verschwinden kann und Edge-to-Edge-Bildschirme ermöglicht, wird wohl erst im Sommer 2018 in den ersten Smartphone zu finden sein. Vielleicht wird dann Synaptics doch wieder die Nase vorne haben. Der Fingerabdruckscanner Qualcomm Snapdragon Sense wird jedoch nicht nur in Kombination mit einem Snapdragon-Prozessor verbaut werden können, sondern auch mit den Chipsätzen anderer Hersteller.

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