Wenn du ein iPhone 12 oder neuer besitzt, kennst du möglicherweise den auf der Rückseite verbauten Magneten. Der erlaubt das induktive, also schnurlose, Laden. Die Magsafe genannte Technologie von Apple findet nun auch im Nachfolger des Qi-Standards Verwendung, dem einzigen nennenswerten kabellosen Ladestandard für Smartphones aller Art. Das zuständige Wireless Power Consortium (WPC) vereint die Techniken nun und führt Magsafe als Basis für Qi2 ein. Aber was heißt das genau für dich?
Magnetismus für schnelleres Aufladen
Für eine optimale Energieübertragung mit einem hohen Tempo müssen sich die Senderspule im Ladegerät und die Empfängerspule im Mobiltelefon möglichst nah sein. Auch sollten sie direkt übereinander liegen, um keine Energie zu „verschwenden“. Durch magnetische Verbindungen ist das gewährleistet. Und das führt im besten Fall zu schnellen Übertragungsgeschwindigkeiten mit hohen Spannungen und Stromstärken, die die Ladegeräte über Induktion übertragen.

Qi2 macht diesen „Magnetismus“ von MagSafe zum Standard, um so künftig das schnurlose Aufladen zu vereinfachen, zu beschleunigen und zu vereinheitlichen. Das heißt also: Die Chancen stehen gut, dass du mit einem MagSafe-Netzteil von Apple künftig auch ein neues Smartphone von Samsung mit maximalem Tempo aufladen kannst. Das ist sicherlich im Interesse der Kund:innen – ähnlich wie die Entscheidung der EU, dass Apple ab 2024 USB-C für die eigenen iPhones verwenden muss.
Trotzdem kann auch in Zukunft jeder Hersteller „sein eigenes Süppchen köcheln“. Die Ladespulen müssen nicht mehr flach sein und kreisrunde, magnetische Verbindungen wie bei Apple sind nicht zwangsläufig Pflicht.
Welche Vorteile bietet der Qi2-Standard noch?
Durch das Magnetic Power Profile von Qi2 dürfte das schnurlose Aufladen zuverlässiger sowie sicherer sein. Perspektivisch sind Leistungen von (weit) über 15 Watt denkbar und wahrscheinlich. Hier nennt das Wireless Power Consortium noch keine Details, im Jahresverlauf soll der Qi2-Standards erst fertiggestellt sein. Sicher ist eines: Der Wirkungsgrad durch die magnetischen Verbindungen fällt höher aus, als der bei einer losen induktiven Kopplung zwischen Sender (Ladegerät) und Empfänger (Telefon).
Die Chancen stehen auch gut, dass bisherige MagSafe-Ladegeräte, die ohnehin auf dem Qi-Ladestandard basieren, auch zu Qi2 kompatibel sind.
Generell ist von einer viel besseren Interoperabilität durch Qi2 die Rede. Das heißt: Die Ladeteile lassen sich trotz unterschiedlicher Systeme (Android-Smartphones, Smartwatches, iPhones etc.) untereinander verwenden. Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur bei diesem Versprechen bleibt.
Wann geht’s los?
Bereits vor und zu Weihnachten 2023 sollen erste Geräte mit Qi2 in den Handel kommen. Einer der Vorreiter dürfte Apple mit dem iPhone 15 sein, das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Qi2 setzen wird. Viele weitere Mitglieder des Wireless Power Consortium ziehen mit ihren Produkten und gewiss auch individuellen Ladegeräten nach.
Nachträglich kompatibel zu Qi2 werden bereits erhältliche Smartphones wahrscheinlich nicht.
Das steckt dahinter
Das Wireless Power Consortium entwickelt seit 2008 den Standard für kabelloses Aufladen von Smartphones und Wearables. Der Institution gehören derzeit über 400 Unternehmen an, darunter Samsung, Sony, LG, Motorola oder eben Apple. Letztgenannter Konzern führte mit MagSafe, was für „Magnet“ und „Safe“ (sicher) steht, eine auf dem Qi-Standard basierenden Ladegerät-Anschluss ein. Durch magnetische Verbindungen zwischen Ladeteil und Smartphone oder MacBook sind schnurlose Aufladungen bis 15 Watt möglich.
Für Qi war Magnetismus für eine gezielte und effizientere Energieübertragung bisher nicht Voraussetzung. Das ändert sich mit Qi2, das die magnetischen Verbindungen von MagSafe übernimmt. Apple stellt die eigene Technologie dem offenen Standard in Version 2 quasi zur Verfügung.
Klar wäre es mit direktem Kontakt effizienter, dann ist’s nur nicht mehr ganz kabellos – hohe Geschwindigkeiten sind auch jetzt schon über QI1 möglich, siehe Xiaomi 12 Pro (50W wirelessly)