Motorola Moto Z3: Keine Lust mehr auf ein echtes Flaggschiff, aber auf 5G?

Motorola hat in den USA ein neues Fast-Flaggschiff vorgestellt. Das Moto Z3 überrascht mit einer zweifelhaften Ausstattung, soll aber den Weg zu 5G ebnen.

Motorola Moto Z3: Keine Lust mehr auf ein echtes Flaggschiff, aber auf 5G?
Motorola Moto Z3

Hier im Trendblog versuchen wir eigentlich, alle Smartphone-Flaggschiffe der wichtigsten Hersteller vorzustellen. Zu denen gehört auch Motorola. Streitbar ist allerdings, ob das gestern in den USA neu vorgestellte Moto Z3 überhaupt ein Flaggschiff sein soll.

Das Moto Z3 hat ein 6-Zoll-OLED-Display im 18:9-Format mit Full HD+-Auflösung und deutlich geschrumpften Rändern, 3.000 mAh Akku, eine Dualkamera mit Dual-Tiefensensor, Android 8.1, WLAN bis zu ac und Bluetooth 5.0. Dafür ist noch der Vorjahres-Topprozessor Snapdragon 835 drin (diesjährige Flaggschiffe haben eigentlich schon den Snapdragon 845), mit 4 GB RAM etwas wenig Arbeitsspeicher für ein Topmodell, dazu 64 GB Speicher, der sich erweitern lässt.

Teilweise eher Rückbau als Fortschritt

Es gibt Spritzwasserschutz, wasserdicht ist das Moto Z3 allerdings nicht. Außerdem hat Motorola das Konzept eines bruchsicheren Gehäuses samt Display aus dem Moto Z2 Force diesmal offenbar aufgegeben. Warum nur? War das eine so schlechte Idee?

Leicht irreführend: Das Moto Z3 ist nur spritzwassergeschützt, keinesfalls wasserdicht.
Leicht irreführend: Das Moto Z3 ist nur spritzwassergeschützt, keinesfalls wasserdicht.

Denn wiederum fehlt beim Moto Z3 der Zusatz „Force“. Im vergangenen Jahr gab es kein „einfaches“ Moto Z2, sondern nur das abgespeckte Moto Z2 Play und das Topmodell Moto Z2 Force. Ein Moto Z3 Force soll es diesmal auch nicht mehr ergeben, erklärt Motorola, zumindest in diesem Jahr nicht mehr. Das Moto Z3 soll also womöglich gar kein Highend-Flaggschiff mehr sein.

Nun ja, der "Motorola"-Schriftzug wäre nicht zwingend nötig gewesen ;), aber ansonsten kann man das mit den deutlich geschrumpften Rahmen im Moto Z3 schon unterschreiben.
Nun ja, der „Motorola“-Schriftzug wäre nicht zwingend nötig gewesen ;), aber ansonsten kann man das mit den deutlich geschrumpften Rahmen im Moto Z3 schon unterschreiben.

Dabei klingt beim Moto Z3 zwar nicht alles herausragend, aber einiges durchaus gelungen. Das fast rahmenlose Display etwa, das nur noch ganz schmale Ränder oben und unten hat. Schaue ich mir das „Doppelkinn“ des Moto Z2 Force vom letzten Jahr heute an, wirkt das riesig und uralt auf mich. Der Fingerabdrucksensor ist jetzt auch praktischerweise von unten an die Seite gewandert und in den Standby-Knopf integriert. Schön, dass Motorola sich hier verbessert hat.

... gerade im Hinblick auf den Vorgänger Moto Z2 Force und dessen "Doppelkinn".
… gerade im Hinblick auf den Vorgänger Moto Z2 Force und dessen „Doppelkinn“.

Das Display im Moto Z3 ist mit 6,0 insgesamt größer geworden (5,5 Zoll waren es noch im Z2 Force), die Auflösung hat Motorola dafür etwas reduziert und dafür mit 3.000 mAh (im Vergleich zu 2.730 mAh) mehr Akku reingesteckt.

„5G ready“, aber…

Und dann ist da natürlich noch dieser Aha-Effekt: Das Moto Z3 ist das erste Smartphone, das 5G-kompatibel sein soll. Man beachte den Konjunktiv, denn noch ist das nicht der Fall. Motorola verkauft das Z3 zunächst einmal nur in den USA und nur beim Anbieter Verizon. Und der ist gerade emsig dabei, erste US-Städte mit Netzen für die nächste Mobilfunkgeneration, den 4G/LTE-Nachfolger 5G, auszurüsten.

Kommt erst 2019 und nur als Aufrüstung: 5G-Mod für das Moto Z3
Kommt erst 2019 und nur als Aufrüstung: 5G-Mod für das Moto Z3

5G soll bei Verizon erst 2019 an den Start gehen und dann wird man mit dem Moto Z3 die Technik nur über ein passendes 5G-Mod (einen andockbaren Zusatzempfänger) nutzen können, das es heute noch nicht gibt. Da wird viel auf das Ungefähre verschoben. Wer im nächsten Jahr 5G nutzen will, könnte also auch genauso gut warten, bis es da vielleicht schon erste Smartphones mit einem 5G-Chip an Bord geben wird.

Ein 1-zu-1-Vergleich zwischen altem Force- und neuem Nicht-Force-Modell ist zwar nicht ganz fair, aber anschauen sollte man sich die Unterschiede trotzdem einmal:

Moto Z3 (2018)Moto Z2 Force (2017)
Qualcomm Snapdragon 835Qualcomm Snapdragon 835Prozessor
6,0 Zoll5,5 ZollDisplay-Größe
79 Prozent70 ProzentDisplay-Gehäuse-Verhältnis
2160 x 1080 px2560 x 1440 pxAuflösung
156,6 x 76,5 x 6,75 mm155,8 x 76 x 6,1 mmHöhe x Breite x Tiefe
3.000 mAh2.730 mAhAkku
12 MP f/2.0 + 12 MP Monochrom (Dualkamera)12 MP f/2.0 + 12 MP Monochrom (Dualkamera)Kamera
4 GB4 GBRAM
64 GB64 GBROM
Bluetooth 5.0, WLAN ac MIMO, USB-CBluetooth 5.0, WLAN ac MIMO, USB-CAnschlüsse
8.1 Oreo8.0 Oreo (nach Update)Android

Die Tabelle zeigt, dass Motorola im Moto Z3 wieder mehr Wert auf die Akkulaufzeit legt – auf Kosten der Display-Auflösung. Alles andere liest sich vergleichbar. Ein Sprung nach vorne ist das Z3 nicht, soll es vielleicht auch gar nicht sein.

Die abschließende Frage kann denn aber auch nur lauten: Warum nicht? Warum will Motorola in dieser Saison kein echtes Flaggschiff mehr ins Rennen schicken? Auch ein neues Obere-Mittelklasse-Modell der X-Serie gab es in diesem Jahr noch nicht zu sehen. Gibt man sich mit der erweiterten und stark verbesserten Mittelklasse der Moto G-Serie und ein paar Ausreißern nach oben zufrieden?

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Keine Lust mehr auf ein Flaggschiff?

Das letzte Flaggschiff war offenbar nicht der erhoffte Erfolg. Ich lobte in meinem Test mit dem Moto Z2 Force vergangenes Jahr das bruchsichere Display, ansonsten aber war mir das Gerät zu beliebig für den anfangs anvisierten Verkaufspreis von 800 Euro (der auf der Straße mittlerweile um über die Hälfte gefallen ist).

Stimmt natürlich: Wenn man viel Blut und Schweiß in ein Spitzenmodell steckt, das dann keiner kauft, geht einem irgendwann die Lust dazu aus. Ich denke trotzdem, dass es das wert gewesen wäre, die Schwachstellen des Moto Z2 Force zu verbessern, an den Stärken aber festzuhalten und noch einmal einen echten Killer ins Rennen zu schicken. Dann sogar für 800 Euro. Die Chance lässt Motorola mit dem Moto Z3 zumindest in diesem Jahr aber verstreichen. Schade.

Über einen Verkaufsstart und -preis des Moto Z3 in Deutschland hat Motorola leider noch keine Angaben gemacht.

Bilder: Motorola

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Ein Kommentar zu “Motorola Moto Z3: Keine Lust mehr auf ein echtes Flaggschiff, aber auf 5G?

  1. Nun ja, ich hätte auch einen Snapdragen 855 erwartet. Aber ist vielleicht zu früh und zu teuer dafür.
    Der Fingerabdruckscanner, der als 6-Funktionen Button eingestellt werden kann und damit die Bildschirmbuttons ausschaltet ist definitiv super.
    Ich persönlich halte nicht viel vom Fernbedienungsformat, bei dem Videos in Full HD seitlich abgeschnitten werden und damit die sichtbare unverzerrte Diagonale unter das FullHD Maß eines 5.5″Displays schrumpft. Der Randloswahn zwingt einen dazu das Gerät anders zu halten, nämlich weniger sicher. Generiert natürlich wieder Umsatz durch mehr Displaybrüche. Den Vogel Schießstand hier ja der weltbeste Raubkopierer Samsung ab. Ein Display mit 3 Seiten geht natürlich noch schneller kaputt. Hat aber den hirnrissigen Vorteil, dass man beim Note und Eck schreiben kann. Zurück zu Moto:
    Die genialen SmartActions (SA) eines „Motorola RAZR I“ haben sie in der Versenkung verschwinden lassen. DAS WAR eine echte Innovation. Termin eingeben einen Kalender auswählen der mit den SA verbunden ist, z.B. Arzt Termine und schon ging das Razr I in den Flugmodus und nach Beendigung des Termins wieder an. Auch Nachts, automatischer Flugmodus für die Schlafenszeit und zwar ohne die SimPin eingeben zu müssen. Aber da war es auch noch in Ami-Hand. Das Korrespondiert natürlich nicht mehr in Zeiten der Allways-on- Überwachung!
    Der chinesische Hintertürimperialismus macht’s vor und Wil bis 2022 alle seine Knechte komplett überwachen. Ob sie sich die Zähne putzen, aufs Klo gehen oder Kinder zeugen.
    Verpasst hat Moto so einiges und mit der tollen Möglichkeit, die die herausgeführten Anschlüsse für die Mods bieten würden, auch einiges falsch gemacht. Also entweder bin ich intelligenter als deren Ingenieure oder die sind dümmer als der Durchschnitt der Weltbevölkerung. Wahrscheinlich trifft keiner der beiden Punkt zu.
    ©2019 JAS international

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