Carbon macht das Smartphone leicht

Ein Smartphone gleicht dem anderen. Das Carbon I Mark II ist mit 125 Gramm eine sehenswerte Alternative. Karbon macht es leicht und griffig.

Carbon macht das Smartphone leicht
Smartphone Carbon I Mark II (Bild: Carbon Mobile)

Dieses Smartphone ist für mich Liebe auf den ersten Blick. Das Carbon I Mark II vereint Eigenschaften, die ich an meinen Ex-Smartphones geschätzt habe, jetzt aber nicht mehr finde:

Ein Berliner Startup hat diesen Handytraum aus Karbon entwickelt und Ende Februar angekündigt. Hergestellt werden die Geräte in Asien. Im Sommer 2020 sollen sie ausgeliefert werden.

Smartphone Carbon I Mark II in der Hand
Das Carbon I Mark II ist mit 125 Gramm Gewicht viel leichter als andere Smartphones und liegt deshalb gut in der Hand (Bild: Carbon Mobile)

Das ist viel Zeit, in der die spontane Liebe wieder erkalten kann. Denn es gibt auch zwei Eigenschaften, die mit dem hohen Anspruch des Karbongehäuses nicht mithalten können: die Mittelklasse-Technik und der Preis.

Karbon und die Funkeigenschaften

Karbon ist nicht nur leicht, sondern auch sehr stabil. Doch leider schirmt das Material auch die Mobilfunkstrahlen ab. Deshalb war Karbon bislang nicht die erste Wahl von Apple, Samsung, Huawei und Co.

Smartphone Carbon I Mark II
Die Oberfläche aus Karbon ist nicht durchgängig. Oben und unten hat das Carbon I Mark II zwei Kappen, die die Funkstrahlen besser durchlassen (Bild: Carbon Mobile)

Carbon Mobile verwebt nun die Kohlefasern mit funkfähigen Verbundwerkstoffen, die dann einen Anteil von fünf Prozent ausmachen. Das neue Material heißt HyRECM (Hybrid Radio Enable Composite Material). Oben und unten am Gerät befinden sich Streifen aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die den Funk besonders gut durchlassen. Darunter sitzen die Antennen.

Eine solche Anordung kann funktionieren. Im schlimmsten Fall jedoch deckt die Hand die Öffnungen für die Antenne so ab, dass die Verbindung darunter leidet. In der Vergangenheit hat es das schon öfter gegeben. Ich bin gespannt, was die ersten Tests des Carbon I Mark II ergeben werden.

Kein Klotz in der Hand

Karbon hat eine tolle Haptik. Die meisten Highend-Smartphones bestehen aus Glas (vorne wie hinten). Sie rutschen mir viel zu leicht aus der Hand. Bei meinem Sony Z5c passierte mir dies nach zwei Monaten. Drei Jahre lang habe ich es mit einem Spider-Tattoo herumgetragen.

Smartphone Carbon I Mark II
Das kantige Format des Carbon I Mark II erinnert an frühere Smartphones von Sony (Bild: Carbon Mobile)

Ich habe deshalb mein an sich schönes Samsung Galaxy S10e in einer dicken Silikonhülle verschwinden lassen. Dabei sollte Design nicht nur auf Produktfotos zu erkennen sein, sondern auch, wenn ich das Gerät in der Hand halte. Das Carbon I Mark II könnte ich wie all meine vorherigen Handys einfach so in die Tasche stecken.

Das Gerät misst 153,5 x 74 x 6,3 Millimeter und wiegt bloß 125 Gramm. Die leichtesten der aktuellen Smartphones bringen mehr als 145 Gramm auf die Waage. In meiner Hand macht das durchaus einen Unterschied – vor allem wenn ich auf der Seite liege.

Prozessor leider nur Mittelklasse

Der 6 Zoll große AMOLED-Bildschirm zeigt 2.160 mal 1.080 Pixel an. Ich persönlich würde auch mit weniger auskommen. Bei der restlichen Technik bin ich mir da nicht so sicher.

Carbon I Mark II mit Kamera
Das gefällt mir: Das Carbon I Mark II hat keinen riesigen Kamerabuckel (Bild: Carbon Mobile)

Der Medi­atek-Prozessor Helio P90 ist ein wenig schmalbrüstig. Er wird aber immerhin durch 8 GB Arbeits­spei­cher und 128 GB Datenspeicher ergänzt, der sich aber noch per Speicherkarte erwei­tern lässt. Android 10 wurde nicht oder nur wenig verändert. Die Dualkamera auf der Rückseite löst mit 16 Mega­pixeln auf, die Selfiekamera mit 20 Mega­pixeln.

Das Carbon I Mark II soll 799 Euro kosten – so viel wie ein Highend-Smartphone. Das Unternehmen wollte jedoch kein Smartphone entwickeln, das besser ist als Apple, Samsung oder Huawei. Das Karbonhandy soll Käufer ansprechen, die seine Details schätzen: das geringere Gewicht, das kantige Design und die gute Haptik.

Fazit: Mehr von solchen Smartphones!

Mir gefällt das Carbon I Mark II. Die Materialien und die daraus folgenden Eigenschaften sind Highend. Zu meiner Enttäuschung sind Teile der Technik darin bloß Mittelklasse.

Smartphone Carbon I Mark II
Durch die widerstandsfähige Oberfläche aus Karbon würde ich das Smartphone Carbon I Mark II immer direkt in die Tasche stecken – ohne Schutzhülle (Bild: Carbon Mobile)

Der Prozessor ist schon zwei Jahre alt und sollte bei einem Kauf im Sommer noch drei, vier Jahre halten. Irgendwann wird ihm die Puste ausgehen. Meine Interesse ist da. Dennoch habe ich nicht den Wunsch, es zu kaufen.

Das Carbon I MKII zeigt mir jedoch, dass es noch möglich ist, Smartphones zu schaffen, die anders sind als dünne, übergroße Geräte mit riesigem Kamerabuckel, die bei jeder Gelegenheit aus der Hand rutschen.

Kaum ein Hersteller traut sich noch wirklich etwas – weder die Marktführer noch die Herausforderer. Ich würde mir so ein Gerät von Sony wünschen, von Nokia oder von Gigaset. Auch wenn ich oben über den Preis gemeckert habe, für gutes Design würde ich durchaus einen kleinen Aufschlag zahlen. Beim iPhone macht das doch auch jeder.

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