Garmin vermarktet die Vivoactive 6 als „Coach am Handgelenk“. Der zeigt sich in unserem Test als ehrgeizig und manchmal etwas übereifrig. Zum Glück müssen wir nicht alles tun, was er sagt. Zu mehr Bewegung und letztlich zwei Kilo Gewichtsverlust in vier Wochen bringt die Uhr uns auch so.
Fazit
- Im Vergleich zu Apple- oder Google-Smartwatches fehlen ihr einige bekannte Apps, dafür trumpft sie mit einer 11-tägigen Akkulaufzeit auf.
Inhalt:
- Fazit
- Leicht anzubringen, angenehm zu tragen
- Einfache Steuerung
- Edge-Display: Hell und mit viel Rand
- Akku: Hält lange durch, ist schnell geladen
- Die Garmin Vivoactive 6 als Coach
- Sport-Tracking
- Bewegungsaufforderungen
- Musiksteuerung und Meditation
- Garmin Connect App/ Garmin Connect IQ
- Guter Schlaf, guten Morgen
- Persönlicher Eindruck
- Garmin Vivoactive 6 vs. Vivoactive 5
Leicht anzubringen, angenehm zu tragen
Die Garmin Vivoactive 6 ist dank ihres Schnellverschlusses und der praktischen – und farblich gut abgestimmten – Lasche mit kleinem Stopper schnell angebracht und abgenommen. Eine Doppellasche wäre indes auch nicht schlecht gewesen. Hin und wieder rutscht das weiche Silikonarmband nämlich raus oder steht über.

Die zudem glatte Rückseite der Uhr, das ergonomische Design und die flache Bauweise (10,9 mm Höhe) machen die Uhr insgesamt sehr angenehm zu tragen. Durch den etwa 1 mm herausstehenden Sensor auf der Rückseite kann es dennoch zu leichten Druckstellen und Abschürfungen am Handwurzelknochen kommen. Nichts Gravierendes – aber uns beim dauerhaften Tragen der Vivoactive 6 zuweilen passiert.

Bei EURONICS kaufen
Einfache Steuerung
Die Bedienung der Garmin Vivoactive 6 ist erstaunlich einfach. Mit dem verbesserten, farblich markierten und auch blind gut ertastbaren Startknopf oben rechts gelangst du ins Hauptmenü. Ein weiterer Druck startet die letztgewählte Aktivität. Oder du suchst dir im übersichtlichen Hauptmenü durch Wischen aus dem Touch-Display die gewünschte Aktivität oder Funktion heraus. Zurück geht es dann jeweils wieder mit einem Wisch nach rechts auf dem Display oder mit der Zurück-Taste unten rechts.

Auch auf dem Touch-Display selbst gelangst du mit einem Wisch nach links ins Hauptmenü und kannst dort Aktivitäten auch per Touch starten. Ein Wisch nach unten öffnet Widgets wie die aktuelle Herzfrequenz, bereits gelaufene Schritte oder die Body Battery. Ein langer Druck auf die Start-Taste öffnet zudem das Quick-Start-Menü, ein langer Druck auf die Zurück-Taste lässt dich – einmal einprogrammiert – deine Lieblings-App direkt öffnen. Insgesamt ein stimmiges, einfaches Bedienkonzept und kein Vergleich zur von uns kürzlich erst getesteten, deutlich komplexeren Garmin Instinct 3 Amoled.
Edge-Display: Hell und mit viel Rand
Garmin verwendet in der Vivoactive 6 ein am Rand leicht abgeschrägtes Display, das bis auf eine deutlich wahrnehmbare, aber nicht störende Kante eben mit dem Gehäuse abschließt. Die Verarbeitung ist hier wirklich gut, und Garmin verspricht zudem Wasserdichtheit bis 5 ATM.

Dafür ist der rund 0,5 cm dicke Rand etwas breit geraten. Die 1,2 Zoll des Displays reichen zwar dafür aus, alles fehlerfrei zu bedienen und abzulesen. Etwas schade ist nur zu sehen, dass bei Maßen von immerhin 42,2 x 42,2 mm noch mehr Display auf der Oberseite möglich gewesen wäre.

Dafür ist das farbige Amoled-Display mit (laut anderen Testern, keine Herstellerangabe) 1500 nits auch bei gleißendem Sonnenlicht noch gut abzulesen. Bei Nacht dunkelt das Display ab und stört zum Glück nicht all zu sehr. Auch eine Bedienung mit nassen Fingern ist etwa beim Schwimmsport möglich, wenn auch keinesfalls fehlerlos und sogar etwas störend. Um eine Aktivität zu speichern oder zu verwerfen, ist die Bedienung des Touchscreens nämlich notwendig. Über den Startknopf ist nach dem Beginn nur noch ein Pausieren möglich.

Schön ist, dass du mehrere Watchfaces zur Verfügung hast, viele weitere über die Garmin Connect IQ App nachinstallieren kannst und dort über die Funktion „Face it“ sogar eigene Watchfaces erstellen kannst.


Akku: Hält lange durch, ist schnell geladen
Bis 11 Tage hält der Akku in der Vivoactive 6 laut Garmin durch – was ich bestätigen kann. Das ist der Fall auch bei 24/7-Herzfrequenzmessung, fast täglichem Sport (mit gelegentlicher GPS-Messung), Schlafüberwachung und ohne Always-on-Display. Mit einem AoD verkürzt sich die Laufzeit auf 5 Tage – was dafür allerdings immer noch ein ziemlich guter Wert ist.
Modus | Laufzeit Garmin Vivoactive 6 |
---|---|
Normal | 11 Tage |
Mit Always-on-Display | 5 Tage |
Im Energiesparmodus | 21 Tage |
Mit dauerhafter Satellitennavigation | 8-21 Stunden |
Alle Werte der Garmin Vivoactive 6 schlagen Smartwatches wie die Apple Watch und Google Wear-OS-Watches, die alle 1-2 Tage an den Strom müssen. Es gibt allerdings viele Garmin-Watches und Fitness-Tracker anderer Marken, die noch weit mehr schaffen. Hier liegt die Vivoactive 6 im Mittelfeld.

Der Akku ist in gut 1 Stunde wieder aufgeladen. Der mitgelieferte Ladestecker ist auf der einen Seite USB-C und auf der anderen proprietär – passt allerdings auch auf einige andere Garmin Watches.

Die Garmin Vivoactive 6 als Coach
Die Garmin Vivoactive 6 will dein persönlicher Fitnesstrainer in Uhrform sein. Dazu helfen eigene Trainingspläne und Aufforderungen dich zu bewegen. Manchmal stören die allerdings ein wenig.

So hat der Garmin Coach eine personalisierte Übung schon vorausgewählt, wenn ich eine Radfahrt starten will. Möchte ich freies Training – und das möchte ich meistens – muss ich die vorausgewählte Übung erst verwerfen und kann dann erst mit meinem freien Training starten. Toll sind die Möglichkeiten natürlich schon.

Du kannst hier etwa beim Radsport nur auf Geschwindigkeit fahren, nur auf Distanz oder darauf, deine alten Rekorde zu schlagen. Der Garmin Coach schlägt dir sogar etwas vor, passend zu deiner Body Battery und früher absolvierten Übungen. Und er entwickelt ganze Trainingspläne für dich, falls dir Fantasie oder ein Privattrainer fehlen.
Trotz der Möglichkeiten fehlte mir während des Testzeitraum der Wille, so ein Trainingsprogramm dauerhaft zu nutzen. Ich war auch ohne aktiv und damit zufrieden.


Animierte Workouts sind manchmal nur in der Garmin-Connect-App auf dem Smartphone verfügbar, etwa beim Yoga. Beim Workout selbst sollst du für jede Figur erneut die Starttaste drücken. Das ist in der Praxis kaum möglich, wenn du den schnellen Figurwechseln eines (echten) Trainers folgst.
Sport-Tracking
Die Garmin Vivoactive 6 beherrscht 80 Sportarten. Klingt viel, ist allerdings im Kosmos heutiger Tracker ein Mittelwert. Der Vorgänger Vivoactive 5 schaffte nur 30 Sportarten, andere Tracker wie die von uns kürzlich getestete Redmi Watch 5 Lite bringen es allerdings auf über 150.
Im Programm der Vivoactive 6 sind auch moderne Trendsportarten wie Trailrunning, Disc Golf, Cyclocross, Overlanding (Motorsport), Stand-up-Paddling oder Pickleball.

Das Tracking ist genau, die Übersichten auf der Uhr sind vielseitig. Ein kleines Manko ist aber, dass die Vivoactive 6, anders als viele andere Fitnesstracker und Sportwatches, Bewegungen nicht selbstständig erkennen kann. Das Problem zeigt sich auch bei den Bewegungsaufforderungen (im nächsten Kapitel).

Bewegungsaufforderungen
Die Garmin Vivoactive 6 liefert stündlich Bewegungsaufforderungen. Die platzen manchmal einfach so dazwischen, manchmal sogar während ich noch schlafe oder gerade aufwache. Die Übungen sind toll, weil einfach, wirksam, nach 30 Sekunden beendet und einfach nachzuahmen. Nicht immer aber hast du gerade Zeit und Lust dazu.



Außerdem schneidet die Uhr nicht mit, ob du die Übungen wirklich auch durchführst. Probeweise drücke ich einmal auf Start und bewege mich dann einfach nicht. Mit dem Ergebnis, dass nach den dreißig Sekunden trotzdem ein Glückwunsch zur Bewegung kommt.

Musiksteuerung und Meditation
Du kannst die Vivoactive 6 direkt mit deinen Bluetooth-Kopfhörern verbinden und dann Musik darüber hören oder auch Meditationen starten. Das Verbinden der Kopfhörer gelingt mir beim zweiten Versuch, der Start einer Meditation – tolle Möglichkeit! – geht direkt. Das Streamen mit Spotify misslingt.

Das liegt daran, dass die Watch Spotify nicht selbständig einrichten kann. Sie leitet dann auf die Garmin-Connect-App auf dem – in unserem Fall – iPhone um. Dort müssen wir die beiden Accounts verknüpfen. Und zwar immer und immer wieder, weil dort offensichtlich ein Fehler vorliegt. Öffnen wir Spotify dann auf dem Vivoactive 6, bleibt der Bildschirm schwarz. Schade.

Garmin Connect App/ Garmin Connect IQ
Detailliertere Übersichten als die Vivoactive 6 liefert die Garmin Connect App für Android oder iPhone. Anders als die Uhr zeigt sie etwa sogar einige automatisch getrackte Bewegungen an. Etwa einen Spaziergang. Auch für einige Workouts, etwa beim Yoga, verlangt die Uhr von dir, auf das Smartphone zu schauen. Einige Apps wie die Musiksteuerung richtest du zunächst auf Garmin Connect ein, bevor du sie auf der Uhr nutzen kannst.



Der App Store in der Garmin Connect IQ App liefert für die Vivoactive 6 in erster Linie Displaydesigns (Watch Faces). Aber auch einige „echte“ Apps findest du dort, auch wenn das Angebot mit denen für eine Apple Watch oder Samsung Galaxy Watch nicht ganz mithalten kann. Zu finden sind dort etwa Watchfaces für Läufer und Radfahrer, gamifizierte Lauf-Apps wie „Walk with Frodo“. Auch einige vom Smartphone bekannte Apps wie Komoot, Maps4Garmin (Google-Maps-Adaption), Spotify oder YouTube Music sind dort verfügbar. Darüber hinaus kannst du dir mit Face it dein eigenes Watchface bauen.






Guter Schlaf, guten Morgen
Für Vitalfunktionen liefert die Vivoactive 6 einen Health Snapshot (Messung mehrerer Vitalwerte gleichzeiti), eine Stresslevelmessung, die Body Battery (die etwa sagt, nach wie viel Training und Erholung wieder Reserven für ein weiteres Training möglich sind) und die Schlafqualität. Der zusätzlich verfügbare Schlafcoach berechnet die verfügbare Schlafdauer und kann diese anpassen.

Schön ist auch der Morgenbericht, der einfach auf mehreren durchswipebaren Bildern kurz zusammenfasst, wie dein Schlaf war, wie das Wetter wird, was heute ansteht. Ein schöner Helfer, um motiviert in den Tag zu starten.

Obwohl die Uhr eine Nickerchen-Funktion hat und dieser Autor auch täglich welche einlegt, hat die Vivoactive sie letztlich kein einziges Mal selbstständig aufgezeichnet.
Der integrierte, „intelligente“ Wecker entpuppt sich zudem als gar nicht mal so hilfreich. Stellst du den Wecker auf 8 Uhr, trackt er aufgrund von Schlafphasen schon in der halben Stunde davor, ob eventuell ein besserer Moment wäre, dich schon früher zu wecken. Bis auf zwei einsame Ausnahmen etwa um 07:43 oder 07:52 Uhr, vibrierte der Wecker aber während meines Tests immer um 08:00 Uhr.
Persönlicher Eindruck
Immerhin. In den vier Wochen meines Tests mit der Garmin Vivoactive 6 nehme ich tatsächlich zwei Kilo ab. Nicht unbedingt wegen der Uhr, aber auch dank ihrer Hilfe. Ich hatte in der kalten Jahreszeit ganz schön zugelegt und wollte mich sowieso wieder mehr bewegen (intrinsische Motivation). Seitdem mache ich wieder fünfmal die Woche Sport und versuche in den anderen beiden Tagen wenigstens 10.000 Schritte zu gehen.

Und für dieses Projekt präsentierte sich die Vivoactive 6 als höchst angenehmer Mitstreiter. Aber nicht als die treibende Kraft oder gar als Coach (extrinsische Motivation), denen ich blind vertrauen würde. Es ist nur einfach schön, die Daten wie Herzfrequenz, zurückgelegte Distanz und Zahl der Schritte immer im Blick zu haben. Auf einem wirklich angenehmen Farbdisplay immer im Blick zu haben.
- Tolle Verarbeitung und angenehmer Tragekomfort
- App-fähig, trotzdem lange Akkulaufzeit
- Über 80 Sportmodi
- Vielseitigkeit mit HVF-Messung und vielen Vitalitätswerten
- Sehr einfache Bedienung
- Keine automatische Bewegungserkennung
Meine Kollegen schwören auf andere Smartwatches wie die Apple Watch oder Galaxy Watch7. Ich persönlich bin eher Team Garmin. Zwar fehlen mir hier einige Apps, aber ich mag eine Watch nicht täglich laden. Und auch wenn das nicht bei allen Garmin-Watches der Fall ist: Die Vivoactive 6 ist wirklich angenehm und einfach zu bedienen.
Bei EURONICS kaufen
Garmin Vivoactive 6 vs. Vivoactive 5
Vivoactive ist Garmins Reihe der klassischen, eleganten, aber nicht unbedingt robusten Smartwatches. Für Hightech-Funktionen und Navigationen kommt eher die Reihe Fenix in Betracht, für robuste Outdooraktivitäten und eine besonders lange Akkulaufzeit die Reihe Instinct, von der wir etwa die Instinct 3 Amoled und vor einiger Zeit auch die Instinct 2X Solar getestet und für gut befunden haben.

Die Vivoactive 6 übernimmt die Technik des Vorgängers Vivoactive 5. Die Unterschiede sind daher gering. Doch einige spannende Verbesserungen gibt es in der 6er, die die 5er noch nicht hatte:
- Verbesserter Startknopf
- Intelligenter Wecker
- 8 GB (statt 4 GB) Speicher
- Nur noch 23g Gewicht (statt 26g)
- QZSS und Beidou als zusätzliche Satellitennavigationssysteme neben GPS, Glonass und Galileo
- Deutlich mehr Coaching und Workout Plans wie Daily Suggested Workouts und Garmin Coach für Radsport und Running
- 80 statt bisher 30 unterstützte Sportarten
- Trainingseffekt-Messung