ePA kommt: Das bietet dir die elektronische Patientenakte

Nicht alles an der elektronischen Patientenakte ePA scheint auf Anhieb gut umgesetzt, doch die Möglichkeiten sind breit. Wir stellen sie dir vor.

ePA kommt: Das bietet dir die elektronische Patientenakte
Aufmacher ePA

Ja, sie ist nach vielen Jahren endlich in Deutschland gelandet: die elektronische Patientenakte (ePA). Vorbei sind die Zeiten der Papierwirtschaft! Vorbei die Zeiten der langsamen Aktenweitergabe!

Nun, schön wär’s. Denn einige Fallstricke gibt es noch – aber auch viele Chancen. Unsere Übersicht zeigt dir, was möglich ist.

Inhalt:

Was ist die elektronische Patientenakte?

In der elektronischen Patientenakte (kurz: ePA) sind alle Gesundheitsdaten zusammengefasst, die du als Patient oder Patientin im Laufe deiner Arzt- und Krankengeschichte ansammelst.

Chipkarte der Krankenkasse beim Arzt
Die ePA ist eine klasse Idee: Alle relevanten Krankeninfos sind in einer digitalen Akte zusammengeführt. (Foto: Erick Gielow)

Darunter sind medizinische Befunde, Arztbriefe, Notizen zu Impfungen oder Bild- und Videomaterial (etwa von Röntgenaufnahmen). Überweist dich der Haus- zum Facharzt oder lässt dich einem Spezialisten vorstellen, braucht dieser nicht mehr auf eine Papier-Kopie deiner Akte zu warten. Stattdessen greift er digital auf alle wichtigen Informationen zu.

Ab wann gibt es die elektronische Patientenakte?

Allen 73 Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland steht die ePA ab 29. April 2025 zur Verfügung.

Zuvor durchlief die ePA eine Erprobungsphase. In den Modellregionen Hamburg (und Umgebung), Franken (in Bayern) und manchen Teilen Nordrhein-Westfalens war sie im Einsatz – und das Feedback auf diesen Testlauf nehmen die Verantwortlichen zur weiteren Verbesserung der ePA auf.

Stethoskop ePA
Nichts brüllt so laut „Hier geht es um Gesundheit!“ wie das Foto eines Stethoskops. (Foto Pixabay)

Auf dem Prüfstand standen die allgemeine Systemstabilität, die Datensicherheit, der Zugriff von Dritten auf die hinterlegten Daten. Sprich: Alles, was für Millionen von Versicherten wichtig ist, um die ePA vollständig nutzen zu können.

Verpflichtend ist die ePA ab Oktober 2025 für Kliniken und Arztpraxen. Wobei es hier auch die Möglichkeit gibt, dem zu widersprechen – dazu später mehr.

Die Vorteile der ePA…

Die Vorteile der ePA liegen – wie oben angerissen – auf der Hand. Alle wichtigen Daten sind digital verfügbar, die Übermittlungszeit wichtiger Daten zwischen den Ärzten entfällt.

Zudem erhalten Mediziner einen kompletteren Überblick über das Krankheitsbild, die Befunde, Behandlungen und Medikationen.

Klare Vorteile gegenüber der papiernen Aktenführung, die oft langsam und unvollständig ist.

… und ihre Nachteile

Die Nachteile der ePA stecken vor allem im Thema Datensicherheit. Klar: Sind Daten digital auf einem Online-Speicher abgelegt, ist dieser ein lukratives Ziel für Kriminelle. Der Datendiebstahl ist jedoch nur ein Problem.

Viel eher geht es um den Datenzugriff fürs Fachpersonal: Darf, muss, sollte ein Arzt jedes Detail der ePA einsehen?

Darüber haben letztlich die Patientinnen und Patienten – und damit eben auch du – die Hoheit. Du entscheidest, was die ePA speichern soll, was Ärzte einsehen können. Entsprechend der DSGVO und anderer digitaler Rechte hast du die Möglichkeit, jederzeit Daten aus der ePA zu löschen. Entweder selbst, durch von dir autorisierte Personen oder das Personal in Praxis und Krankenhaus.

Mediziner und Schwester
Arzt: „Wir haben ja jetzt diese ePA – sie können also die Papierakte vernichten. Aber fertigen Sie vorher noch eine Kopie an! Für alle Fälle!“ (Foto: RDNE Stock project)

Daneben bedeutet die voll digitale ePA den teilweisen Ausschluss einer gewissen Patientenklientel, die kein Smartphone oder ein anderes kompatibles Endgerät für den Aktenzugriff nutzen will. Sie können nicht einfach einsehen, was gespeichert ist. Dieser Personenkreis muss folglich Fachpersonal oder autorisierte Personen um jede Änderung bitten. Umständlich, aber wohl der Preis, den das Krankenwesen für den Umstieg von der analogen zur digitalen Aktenführung zahlen muss.

Ist die ePA verpflichtend?

Eine Verpflichtung zur ePA-Nutzung gibt es für dich übrigens nicht – während Ärzte und Co. bei nicht erfolgtem Widerspruch eine solche Akte ab Oktober 2025 anlegen müssen.

Aber du kannst jederzeit – auch nach Einrichtung der ePA – der Nutzung deiner elektronischen Patientenakte widersprechen – wie genau das für welchen Fall funktioniert, erfährst du auf den Seiten des Bundesministeriums für Gesundheit.

Allerdings legen die Krankenkassen nach erfolgreicher Testphase zunächst automatisch eine ePA für jeden Versicherten an.

Widerspruch elektronische Patientenakte ePA
Widerspruch zur Nutzung und Führung der ePA? Ist möglich – aber teils kompliziert. (Eigener Screenshot)

Wer kann alles deine ePA-Daten einsehen?

Einsehen können die gespeicherten Daten nur die Fachärzte und deren Personal bzw. in einigen Fällen auch Apotheker – nicht aber beispielsweise die Krankenkassen.

Was genau Ärzte und Personal zu sehen bekommen, das legst du fest! Du hast also jederzeit die volle Datenhoheit über jedes gespeicherte Bit.

Solltest du eine Arztpraxis aufsuchen und die ePA zur Behandlung via Krankenkasse-Chipkarte freischalten, hat der behandelnde Arzt standardmäßig 90 Tage Zugriff auf die Akte. Apotheker können die ePA für 3 Tage einsehen.

Du kannst die zeitlichen Berechtigungen verlängern oder sofort sperren. Und zudem in der App nachvollziehen, wer wann welches Dokument öffnete. Die ePA bietet also nahezu vollständige Transparenz.

Können Dritte deine Daten aus der ePA nutzen?

„Nahezu vollständige Transparenz“ deshalb, weil die ePA ein Schlupfloch für die Datennutzung bietet. Die erhobenen Gesundheitsdaten, die – Zitat – „im Interesse der Gesellschaft sind (öffentliches Interesse)“, stehen Forschungsvorhaben und der Verwaltung zur Verbesserung der Versorgungsqualität bereit.

Diese Datenweitergabe soll erst später kommen und laut Bundesministerium für Gesundheit eine Pseudonymisierung bieten. Das heißt, es ist nicht klar zu lesen, von wem genau die Daten stammen. Zudem soll nicht jedes Forschungsvorhaben Zugriff erhalten. Vielmehr entscheidet das Forschungsdatenzentrum Gesundheit pro Fall, ob eine Datenweitergabe erfolgt oder nicht.

Forschung mit Daten der ePA
Plakatives Bild zur Forschung- mit der Aussage: Deine Daten sind für die Wissenschaft nützlich. Wenn du sie weitergeben willst. (Foto: Chokniti Khongchum)

Generell kannst du dieser Weitergabe deiner Daten in der ePA-App oder über die Ombudsstellen deiner Krankenkasse widersprechen.

So nutzt du die elektronische Patientenakte

Zugriff und Verwaltung der elektronischen Patientenakte erfolgen am besten über die App auf einem Smartphone. Klingt simpel? Willkommen in Deutschland, wo manchmal aus einfachen Ideen komplizierte Projekte entstehen.

Denn schon jetzt, eben in der Erprobungsphase, bieten viele Krankenkassen ihre ganz eigenen ePA-Apps an. Manchmal als separate Lösung, manchmal in bestehende Apps als Update integriert:

NameDownload für AndroidDownload für iOS
AOK Mein LebenLink zum Play StoreLink zum App Store
BAHN-BKK ePALink zum Play StoreLink zum App Store
BARMER eCareLink zum Play StoreLink zum App Store
BERGISCHE KRANKENKASSE ePALink zum Play StoreLink zum App Store
BIG direkt gesund ePALink zum Play StoreLink zum App Store
BKK firmus ePALink zum Play StoreLink zum App Store
DAK ePALink zum Play StoreLink zum App Store
elektr. Patientenakte (ePA) – IKK SüdwestLink zum Play StoreLink zum App Store
ePA DIE IK – IKK InnovationskasseLink zum Play StoreLink zum App Store
hkk ePALink zum Play StoreLink zum App Store
IKK classic-ePALink zum Play StoreLink zum App Store
KKH ePALink zum Play StoreLink zum App Store
Meine GESUNDHEIT – KnappschaftLink zum Play StoreLink zum App Store
meine Krankenkasse – Meine ePALink zum Play StoreLink zum App Store
Mobil Krankenkasse – ePALink zum Play StoreLink zum App Store
Pronova BKK-ePALink zum Play StoreLink zum App Store
SBK-PatientenakteLink zum Play StoreLink zum App Store
SI ePA – Signal IdunaLink zum Play StoreLink zum App Store
Techniker KrankenkasseLink zum Play StoreLink zum App Store

Ein Wust aus ePA-Apps – und ein Lichtblick

Es steht zu befürchten, dass noch viele, viele weitere ePA-Apps in den App-Stores dieser Welt landen. Aus Datenschutzgründen nachvollziehbar, dass jede Krankenkasse ihr Angebot macht. Aber das führt zu einem heillosen Durcheinander, auch was die App-Nutzung selbst angeht. Deshalb unsere Empfehlung: einfach für deine Krankenkasse ausprobieren! Letztlich bist du ohnehin an diese gebunden.

Einziger Lichtblick: der Desktop-Client, den die ePA-Mutterfirma Gematik ab April 2025 bereithält. App-unabhängig sollst du dich darüber einloggen und alles verwalten können. Egal, welcher Krankenkasse du angehörst. Gerne hätten wir gezeigt, wie das geht – doch leider ist das Portal bis zur endgültigen Freischaltung offline.

Screenshot des geschlossenen ePA Desktop Client
Mit Beginn der ePA-Testphase ging der Desktop Client für die elektronische Patientenakte offline. Nun ja… (Eigener Screenshot)

Wenn die Desktop-App dann erscheint, soll sie für Windows 10 und 11 sowie für macOS und Linux verfügbar sein. Neben der Software brauchst du noch eine elektronische Gesundheitskarte mit PIN, ein Nutzerkonto bei deiner Krankenkasse und ein Chipkarten-Lesegerät, wie es das beispielsweise für den Personalausweis und dessen elektronische Funktionen gibt.

Umzug mit der ePA zu einer anderen Krankenkasse

Spannend ist die Frage, was eigentlich passiert, willst du die ePA bei einem Krankenkassenwechsel umziehen. Die Theorie ist die, dass du sie in der App deiner alten Krankenkasse für einen Datenumzug vorbereitest und dann in der neuen App freischaltest. Das genaue Prozedere legen die Krankenkassen fest.

Fazit: Sinnvoll, transparent – und irgendwie inkonsequent

Meine persönliche Meinung? Die ePA ist ein sehr, sehr sinnvolles Instrument, um Ärzten die bestmögliche Behandlung deiner Wehwehchen und Leiden zu erleichtern.

Aber das Gefühl, dass man einerseits übers Ziel hinaus schoss (Datenweitergabe zu Forschungszwecken, viel zu viele ePA-Funktionen, zu viele verschiedene Apps) und andererseits nicht mit letzter Konsequenz den digitalen Weg geht (und den Papierkram endlich abstößt), verursachen noch ein Bauchgrummeln.

Die ePA-Erprobungsphase sollte aber viele der Bedenken ausgeräumt haben. Vielleicht ist die elektronische Patientenakte auch nur anfangs ein Ärgernis – und spätestens in zwei, drei Jahren digitaler Alltag.

Moderne Smartphones sind übrigens in der Regel mit biometrischen Daten geschützt, so dass nicht jeder einfach so deine Daten einsehen kann. Und deine elektronische Patientenakte damit auch nicht. Selbst wenn dir dein Smartphone gestohlen wird, können Diebe in der Regel nicht darauf zugreifen. Äußerste Vorsicht ist allerdings geboten, wenn dir dein Handy entsperrt geklaut wurde. In einem Beitrag dazu erklären wir dir, was in diesem Falle zu tun ist:

Neue Beiträge abonnieren!

Täglich frisch um 17 Uhr im Postfach

Themenauswahl

Änderungen jederzeit über die Abo-Verwaltung möglich – weitere Themen verfügbar

Jetzt kommentieren!

Schreibe einen Kommentar

*
*
Bitte nimm Kenntnis von unseren Datenschutzhinweisen.