Das 1912 gegründete Unternehmen Sharp ist eigentlich eine echte Größe und vor allem in Japan nach wie vor überaus bekannt. Aus Europa zog sich der Konzern allerdings vor einigen Jahren mehr oder weniger zurück: Die Handy-Sparte wurde aufgegeben, das eigentlich viel ertragreichere Fernsehgeschäft zwischenzeitlich völlig verkauft. Und nun kommt Sharp also wieder zurück in hiesige Gefilde.
Sharp in Europa – nur dank Foxconn
Es dürfte wohl Foxconn zu verdanken sein, dass Sharp wieder über ausreichend finanzielle Mittel verfügt. 2016 erwarb die taiwanische Foxconn Technology Group die Mehrheit an Sharp und spülte vermutlich auch große Geldmengen in den angeschlagenen Riesen. Das führte dazu, dass man ein Jahr später sogar wieder die eigenen Markenrechte mitsamt Fabrik zur Herstellung von Fernsehern in Europa zurückkaufen konnte.
Es scheint also ein etwas größeres Comeback des Namens anzustehen, den Anfang machen neue Smartphones. Die Rückkehr wurde sogar schon auf der IFA 2017 angekündigt, ein ganzes Jahr dauerte es für konkrete Fakten und die Veröffentlichung. Und ich bin da ganz ehrlich: Den Verantwortlichen ist da nicht der große Wurf gelungen.
Die ersten Smartphones von Sharp
Sieben Jahre nach dem letzten europäischen Mobiltelefon von Sharp, dem Aquos Phone 3D SH80F, hätte zumindest ich mir ein etwas beeindruckenderes Lineup gewünscht. Stattdessen gibt’s drei Smartphones, die mit mittelprächtigen Eigenschaften gegen zahllose Konkurrenten antreten.
Sharp Aquos C10 | Sharp Aquos D10 | Sharp B10 | |
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CPU: | Qualcomm Snapdragon 630 | Qualcomm Snapdragon 630 | Mediatek MTK6750T mit 1,5GHz |
Display: | 5,5 Zoll TFT (17:9 FHD+ 2040x1080 Pixel) | 5,99 Zoll WCGP Display (18:9 FHD+ 2160x1080 Pixel) | 5,7 Zoll LCD (18:9 HD+ 1440x720 Pixel) |
RAM & ROM: | 4GB RAM, 64GB ROM | 4GB RAM, 64GB ROM | 3GB RAM, 32GB ROM |
Kameras: | Rückseite: 12 MP, F1.75 / 8 MP, F2.0 Vorderseite: 8 MP, F2.0 | Rückseite: 12 M, 1/2.56”, 1.4 μm / 13 MP, 1/3.42” 1.0 μm Vorderseite: 16 MP | Rückseite: 13 MP, F2.0 / 8 MP, 120° Weitwinkel Vorderseite: 13 MP, F2.2 |
OS: | Android 8 | Android 8 | Android 7 |
Akku: | 2700 mAh | 2900 mAh | 4000 mAh |
Sonstiges: | Fingerabdrucksensor, Dual-SIM, Bluetooth 5.0, NFC, Face Unlock | Fingerabdrucksensor, Dual-SIM, Bluetooth 5.0, NFC, Face Unlock | Fingerabdrucksensor, Dual-SIM |
Das wohl technisch am besten ausgestattete Gerät ist das Aquos C10, das mit seinem Qualcomm Snapdragon 630, 4GB RAM und 5,5 Zoll IPS-Display in der oberen Mittelklasse angesiedelt ist. Die unverbindliche Preisempfehlung von 399 Euro ist aber fast schon dezent hochgegriffen – eben weil Huawei und Co. mit ihren teils ähnlichen und besseren Telefonen den Markt dominieren.
Das Sharp Aquos D10 ist dezent größer, es gibt eine andere Kamera und eine größere Notch-Einkerbung. Rechnet mit einem ähnlichen Preis.
Das Sharp B10 für 299 Euro (UVP) setzt auf einen MediaTek MTK6750T-Prozessor, der in Europa kaum üblich ist, beziehungsweise sich meist in eher billigen China-Smartphones befindet. Die restliche Ausstattung klingt auch eher nach Einsteiger-Gerät zum Mittelklasse-Preis. Das ist mutig, so etwas anzubieten.
Jetzt aber bitte die Highlights!
Ich verstehe ja, dass Sharp versucht, eher unauffällig den sich mittlerweile stark veränderten Mobiltelefon-Markt kennenzulernen. Aber möchte der Konzern hier wieder Fuß fassen, muss es schon deutlich mehr sein. Entweder, man dreht die Preisschraube, wie es Huawei vormacht. Oder man prescht mit spannender Hardware vor.
Im asiatischen Raum zeigt Sharp bereits seit Jahren deutlich, was man anbieten kann. Nämlich interessante Produkte mit eigenen Entwicklungen. Beispielsweise hochwertige IGZO-Displays, die nicht nur in 8K-Fernsehern Verwendung finden können, sondern auch in Smartphones.
Warum nicht wie im Aquos R2?
120 Hz Bildwiederholfrequenz bei Auflösungen von 1440 x 3040 Pixel (6 Zoll, 19:9-Format) sind technisch kein Problem, wie das hierzulande leider (noch?) nicht erhältliche Sharp Aquos R2 zeigt. Snapdragon 845, 4GB RAM und 64GB Flash-Speicher verdeutlichen, dass Sharp die Oberklasse bedienen könnte.
Allerdings nicht nur aufgrund des leistungsfähigen Chips und des Displays, sondern kreativeren Ansätzen. So verfügt die Dualkamera auf der Rückseite über einen speziellen Sensor, der vor allem bei Videoaufnahmen in 4K-Auflösung sein Potential entfaltet. Weitwinkelaufnahmen mit 135 Grad und KI-Elemente für eine optimale Bildstabilisierung könnten auch Europäern gefallen.
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Was mir ebenfalls ein Rätsel ist: Sogar die regulären Smartphones Aquos Sense Plus oder das für Senioren gedachte Einsteiger-Modell Aquos SoftBank setzen auf IGZO-Displays, die energiesparend sind, sowie kräftige Farben und hohe Bildwiederholraten versprechen. Wir Europäer dagegen sollen uns mit regulären Bildschirmen zufriedengeben – wieso?! Da hat Sharp schon besondere Technologien parat, hält sie uns aber vor.
Persönlich begrüße ich es, wenn die Smartphone-Vielfalt steigt. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und davon können wir als Konsumenten nur profitieren. Möchte Sharp in Europa und Deutschland Marktanteile gewinnen, sollte man es nicht mit Beliebigkeit, sondern Einzigartigkeit probieren. Vielleicht schafft es das Sharp Aquos R2 in die westliche Welt? Das wäre zumindest ein guter Einstieg gewesen. Das oben erwähnte Trio könnte mit etwas Pech ganz schnell in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, wenn die Preise nicht angepasst werden.
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