Brave Browser im Test: Besser als Google Chrome

Der Brave Browser bietet mit eingebauter Video-Call-Software und Krypto-Wallet mehr als andere Browser. Perfekt ist er dennoch nicht.

Brave Browser im Test: Besser als Google Chrome

Vor ein paar Wochen bin ich beim Surfen im Netz auf den Brave Browser gestoßen – und war sofort Feuer und Flamme. Ein eingebauter Werbeblocker, mehr Privatsphäre, eine eigene Krypto-Wallet – und das ganze laut Anbieter noch dreimal schneller als Google Chrome. Das wollte ich natürlich testen.

Und so viel sei vorweg genommen: Brave ist auf Windows 11 mittlerweile mein Standardbrowser für den Alltag – auch wenn der Anbieter nicht alle Versprechen halten kann.

Im Grunde ist der Brave-Browser ein ganz normaler moderner Internetbrowser wie Google Chrome, Microsoft Edge, Firefox, Safari oder Opera. Ihr könnt mit ihm sehr ähnlich im Internet surfen und Seiten ansteuern. Darüber hinaus bringt Brave aber noch einige nützliche Features für normale Nutzer und auch für Nerds mit.

Zum Einstieg machen wir einen kleinen Rundgang durch den Browser:

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Werbeblocker und Anti-Cross-Site-Tracker: Die Key-Features von Brave

Brave setzt den Fokus darauf, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen, dazu gehört auch der Schutz vor Werbung und ein Tracking-Schutz. Der eingebaute Werbeblocker funktioniert recht gut. Auf den meisten Webseiten bekomme ich keine lästigen Werbeanzeigen. Vorher habe ich Google Chrome und AdBlock Plus verwendet, was eben so gut funktioniert hat, aber eine externe Erweiterung benötigt.

Der Brave Browser zeigt euch einige Statistiken an.

Aufgefallen ist mir, dass der Werbeblocker des Brave Browsers auf Social-Media-Seiten wie Twitter oder LinkedIn keine Anzeigen im Feed blockt. Zumindest auf Twitter habe ich diese Anzeigen mit AdBlock Plus nicht gesehen. 

Aber der Brave-“Schutz” (oder im Englischen Brave Shields), wie er sich nennt, blockt nicht nur Werbeanzeigen, sondern auch sogenannte Cross-Site-Tracker. Diese Tracker zeichnen das Nutzerverhalten zu Webseiten auf, die ihr besucht habt. Damit können Unternehmen wie Google euch personalisierte Werbebanner anzeigen, die zu eurem Verhalten und zu euren Vorlieben passen. Laut Brave ist der eigene Browser deshalb schneller, weil er die Tracker blockt und diese Daten darum gar nicht erst herunterlädt. 

Der Brave-Schutz sagt euch, wie viele Tracker er auf der jeweiligen Seite geblockt hat.

Allerdings ist das auch so nicht ganz korrekt, da Brave euer Nutzerverhalten ebenfalls aufzeichnet und dies für die eigene Variante der Werbeschaltung nutzt. Der Unterschied ist, dass die Daten, die Brave sammelt, niemals das Gerät verlassen sollen. Der Browser speichert sie lokal auf dem PC oder Laptop. 

Eine berechtigte Frage ist nun: Wie schaltet Brave denn überhaupt Werbung, wenn der Schutz doch eigentlich die Werbung blocken soll? Dazu nutzt der Browser das Benachrichtigungssystem von Windows: Unten in der rechten Bildschirmecke ploppt in gewissen Abständen eine Werbeanzeige für euch auf. Dabei bestimmt ihr, wie viel Werbung ihr sehen möchtet. Ihr könnt bis zu 10 Anzeigen pro Stunde sehen oder das System komplett ausschalten, dann seht ihr keine Werbung. 

Brave hat einen eigenen Krypto-Token

Es gibt gute Gründe sich Werbung anzusehen. Einer davon ist, dass sie oft die Webseite oder den Content-Ersteller unterstützt, der die Inhalte der Seite bereitstellt. Und das möchte der Brave Browser ebenfalls mit einem eigenen System namens Brave Rewards tun. Das basiert auf der Krypto-Währung BAT, was ein Kürzel für Basic Attention Token ist. Laut Google-Übersetzung haben wir es also mit einer “grundlegenden Aufmerksamkeitsmarke” zu tun. 

Für jede Werbung, die Brave euch über die Windows-Benachrichtigung einspielt, erhaltet ihr einen gewissen Betrag an BAT-Tokens zugeschrieben. Die sind aber nicht dafür gedacht, dass ihr damit Krypto-Millionäre werdet, sondern sie sollen als Werbeeinnahmen für eure Lieblingswebseiten dienen. Darum verteilt Brave die BAT-Token, die ihr durch Werbungschauen verdient, am Ende des Monats an die Webseiten, die ihr am häufigsten besucht habt. Dabei bekommt die Webseite, auf der ihr am meisten Zeit verbracht habt, den prozentual größten Anteil. 

Dabei solltet ihr aber auch beachten, dass nur verifizierte Urheber die BAT-Spenden erhalten können. Ob die Seite, auf der ihr euch gerade befindet verifiziert ist, verrät Brave euch, wenn ihr euch das BAT-Token-Symbol links von der Adresszeile oder Adressleiste anschaut. Bei verifizierten Urhebern findet ihr hier einen blauen Haken. Ist der Urheber nicht verifiziert, versucht Brave diesem die Spende für 90 Tage lang zuzustellen.

Das Euronics Trendblog ist zum Beispiel nicht verifiziert, während der Krypto-YouTube-Channel Coin Bureau verifiziert ist und BAT-Spenden von euch empfangen kann.

Zumindest wenn ihr die Auto-Beitrag-Funktion nutzt. Diese könnt ihr ebenfalls abschalten, um über eure BAT-Tokens frei zu verfügen. Dann könnt ihr zum Beispiel all eure Tokens an einen Ersteller senden, die Tokens theoretisch auch an eurer Lieblings-Kryptobörse handeln oder in die bekannte Krypto-Währung ETH umtauschen.

Da das alles schnell verwirrend werden kann hier noch einmal in Kürze zusammengefasst: Mit Brave könnt ihr Werbung schauen, müsst ihr aber nicht. Wenn ihr schaut, verdient ihr Tokens, die ihr automatisch an eure Lieblings-Content-Ersteller spendet oder nicht. Wenn ihr das nicht tut, könnt ihr die Tokens manuell spenden oder behalten.
Das Brave-Werbesystem ist anders als bei anderen Browsern. Grafik: Kay Nordenbrock

Ich habe die Werbefunktion für ein paar Tage eingeschaltet und insgesamt 0,079 BAT verdient, was momentan rund 0,10 US-Dollar entspricht. 

Integriertes Tor-Netzwerk für Anonymität im Netz

Der Schutz eurer Privatsphäre endet für den Browser mit dem Löwen-Icon aber nicht mit dem Blocken von Cross-Site-Trackern. Wenn ihr wirklich anonym im Netz bleiben wollt, nutzt ihr ein privates Fenster mit Tor. Auch diese Funktion ist standardmäßig im Brave Browser integriert. Damit könnt ihr euch direkt über den Browser mit dem Tor-Netzwerk verbinden. Das ist aber was anderes als der Privatmodus.

Das Tor-Netzwerk nutzt das sogenannte Onion-Routing. Einfach erklärt, verbindet ihr euch dadurch mit drei Servern gleichzeitig, um eure Identität zu verschleiern. Erst wenn ihr mit allen drei Servern verbunden seid, überträgt das Netzwerk die Daten. Nach circa zehn Minuten verbindet es euch mit neuen Servern, um es noch schwieriger zu machen, euren Spuren zu folgen. 

Das Tor-Netzwerk in einem Bild erklärt. Quelle: Devopedia.org

Die Anonymität hat aber auch ihren Preis. Durch die gleichzeitigen Verbindungen, die ständig neu aufgebaut werden, surft ihr deutlich langsamer als in einem normalen Browserfenster. 

Brave bietet auch einen kostenpflichtigen VPN-Dienst an. Den konnten wir aber nicht testen, da er zum Testzeitpunkt nur für iPhones verfügbar war.

Für Krypto-Nerds: Die ETH-Wallet ist im Browser integriert

Noch eine Funktion, die bei Brave Standard ist und die ihr bei anderen Browsern vergebens sucht, ist die Krypto-Wallet. Genauer gesagt handelt es sich um eine Ethereum-Wallet, mit der ihr ETH und andere Tokens halten könnt, die auf der Ethereum-Blockchain zu Hause sind. Dazu gehört auch der BAT-Token. 

Ihr könnt die Tokens einfach in der Wallet verwahren, sie mit anderen Tokens tauschen oder sogar direkt neue Tokens im Browser kaufen. Die Wallet ist mit einem Passwort gesichert. Dazu bekommt ihr eine zwölf Wörter lange Keyphrase, mit der ihr die Wallet wiederherstellen könnt. Wenn ihr nichts mit Krypto, BAT oder ETH anfangen könnt, könnt ihr die Wallet auch getrost ignorieren oder gar nicht erst einrichten. 

Performance: Brave vs Chrome

Bezüglich der Performance behauptet Anbieter Brave auf seiner Webseite, dass der Browser drei Mal schneller sei als Google Chrome. Das haben wir auf die Probe gestellt und beide Browser drei verschiedene Benchmarks unter gleichen Bedingungen durchlaufen lassen. Demzufolge können wir nicht bestätigen, dass Brave drei Mal schneller ist.

Brave hat in zwei der drei Benchmarks besser abgeschnitten als Chrome, zum eindeutigen Sieger in der Kategorie Performance können wir den Browser aber nicht erklären. Ein Punkt geht schließlich an Google.

Jet Stream 2

Das erste Benchmark ist der Jet Stream 2. In diesem Test schneiden Browser gut ab, die schnell starten, Code schnell ausführen können und ein geschmeidiges Erlebnis bieten. Ein höherer Score bedeutet ein besseres Ergebnis und schnellere Ladezeiten. In diesem Benchmark hat Brave sich gegen Chrome durchgesetzt. Brave erreicht einen Score von 181.928, während Chrome nur 165.512 Punkte bekommt.

Motion Mark

Motion Mark ist ein Grafik-Benchmark, das den Browser darauf testet, wie gut und schnell er komplexe Szenen bei einer vorgegebenen Framerate animieren kann. Auch hier hat Brave die Nase vorne. 676,95 Punkte für Brave und 629.01 Punkte für Chrome.

Speedometer

Speedometer testet die Reaktionsfähigkeit von Web-Applikationen in einem bestimmten Browser. Dabei führt es eine bestimmte Aufgabe so schnell wie möglich durch und zählt dann, wie oft der Browser sie erfüllen konnte. Hier hat Googles Chrome den schnelleren Browser mit 183 Punkten. Brave erzielt nur 154 Punkte.

Bei der Performance gibt es keinen eindeutigen Sieger. Auch wenn Brave zwei Runden für sich entscheidet, liegen alle drei Ergebnisse recht dicht beieinander. Brave fühlt sich für mich schneller an, das ist aber eine rein subjektive Einschätzung. Dreimal schneller als Chrome ist der alternative Browser aber nicht, frisst aber etwas weniger Arbeitsspeicher (RAM).

Brave Talk: Video-Chat im Browser ohne Anmeldung

Der Brave-Browser ist wirklich das Schweizer Taschenmesser unter den Browsern. Neben den stattlichen Werbe- und Krypto-Funktionen, hat der Browser auch einen eingebauten Video-Chat. Die Videofunktion nennt sich Brave Talk. Ihr findet sie unten rechts in der Ecke, wenn ihr einen neuen Tab öffnet. Damit könnt ihr Video-Chats mit anderen Brave-Nutzern starten ohne, dass ihr getrackt werdet oder irgendwelche Daten (außer einen Benutzernamen) eingeben müsst. 

Dazu bietet Brave eine Premium-Variante der Videofunktion an, die euch 7 US-Dollar im Monat kostet. Damit könnt ihr dann auch in Gruppen mit über 100 Leuten telefonieren. In der Praxis stelle ich mir das aus verschiedenen Gründen eher schwierig vor. 

Wenn ihr noch weitere Skype-Alternativen sucht, schaut gerne hier vorbei:

Auch die Suche im Internet ist mit Brave möglich. Die Suchmaschine Brave Search könnt ihr aber auch mit jedem anderen Browser nutzen. Dabei verspricht Brave, keine Nutzerprofile zu erstellen, wie es die Konkurrenz von Google macht. Euren Standort nutzt die Suchmaschine trotzdem, um euch bessere Ergebnisse zu liefern. Bei Bedarf könnt ihr die Funktion aber auch ausschalten. 

Dazu könnt ihr bestimmen, aus welcher Region ihr Ergebnisse haben möchtet und wie alt sie sein dürfen. Weiter filtert ihr nach Webseiten, Bildern, Nachrichten und Videos. Momentan befindet sich die Suchfunktion in der Beta-Phase, ihr könnt also noch einige Entwicklungen in der Zukunft erwarten. 

Brave Search schlägt vor, eine andere Suchmaschine zu verwenden.

Interessant ist auch, dass Brave mir vorschlägt, meine Suche nach den ersten zehn Ergebnissen mit einer anderen Suchmaschine fortzuführen. Das lässt vermuten, dass die Entwickler ihren Ergebnissen selbst noch nicht so ganz trauen. 

Und auch ich bekomme über Google bessere persönliche Ergebnisse. Wenn ich nach dem Stichwort “Trendblog” suche, finde ich das Euronics Trendblog nicht auf der ersten Seite. Eine zweite Seite mit Suchergebnissen gibt es in der Brave-Suche übrigens nicht. Bei der gleichen Suchanfrage über Google finde ich das Euronics Trendblog auf Platz zwei der Suchergebnisse.

In Google landet das Trendblog auf Platz 2.

Ihr könnt im Brave Browser aber selbstverständlich auch mit Google, DuckDuckGo oder einer anderen Suchmaschine durchs Netz navigieren. 

Fazit: Brave-Browser gegen Google Chrome

Wenn ihr den Brave-Browser das erste Mal startet, wird euch auffallen, dass er sehr viel Ähnlichkeit mit Google Chrome hat. Das liegt daran, dass beide Browser auf dem gleichen Grundgerüst aufgebaut sind: Chromium. Das ist im Prinzip die Open-Source-Grundlage für den Chrome-Browser. Mit dessen Hilfe können aber auch andere Entwickler ihre eigenen Browser bauen, wie eben den von Brave. Das hat auch zur Folge, dass ihr uneingeschränkten Zugriff auf den Chrome Web Store habt und alle Add-Ons nutzen könnt, die ihr auch mit Chrome nutzt.

Im Gegensatz zu Google Chrome ist der Brave Browser aber vollkommen Open Source. Das heißt, jeder kann in den Quellcode des Browsers einsehen oder sogar darauf aufbauen, um seinen eigenen Browser zu basteln. Das schafft Vertrauen, denn auch wenn ihr selbst keinen Code lesen könnt, hätte es sich sicherlich schon herumgesprochen, wenn mit dem Brave Browser etwas fundamental nicht stimmt.

Vorher habe ich Google Chrome genutzt, dank meiner neuen Erfahrungen bin ich auf den Brave-Browser umgestiegen. Brave ist eine verbesserte Version von Google Chrome. Der Browser kann alles, was Chrome auch kann, hat aber einige sinnvolle Features direkt mit an Bord. Alle diese Features kann ich nutzen, muss ich aber nicht. Dazu wird meine Privatsphäre besser gewahrt und ich kann im Handumdrehen anonym im Netz surfen, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Brave-Browser ist für Windows, Mac, Android, iOS und Linux verfügbar.

Aktuell sehe ich keinen Grund zu Google Chrome zurückzukehren. 

Unsere Bewertung
  • Eingebauter Werbeblocker
  • Mit Chrome Add-Ons kompatibel
  • Eingebaute Krypto-Wallet
  • Open Source
  • Tor-Integration
  • Nicht so performant wie beworben

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