Apple Watch: Hatten wir uns so die Zukunft vorgestellt?

Jürgen Vielmeier hat der Apple Watch ein paar Jahre Zeit gegeben sich zu entwickeln. Ist sie heute das, wovon Kinder der 80er immer geträumt hatten? Ja und nein, und sie ist auf dem besten Wege dahin, die Erwartungen zu übertreffen.

Apple Watch: Hatten wir uns so die Zukunft vorgestellt?
Apple Watch

Wenn es heute heißt, als Kinder der 1980er-Jahre hätten wir von Anfang an von smarten Armbanduhren geträumt und etwas wie die Apple Watch im Sinn gehabt, dann stimmt das so natürlich nicht. Wir hätten nie etwas mit einem so hoch auflösenden Display oder gar mit Touchscreen erwartet. Wahrscheinlich noch nicht einmal Farbe im Display. Da hat die Apple Watch unsere Erwartungen bei weitem übertroffen.

Apple Watch: Einige Erwartungen deutlich übertroffen

Und dass wir heute mit ihr eine Smartwatch haben, die klein ist, chic und vielseitig, auf der wir Musik hören können, uns per GPS durch die Lande navigieren oder am Gate für unseren Flug einchecken, kontaktlos bezahlen, Einkaufslisten ablesen, Videonews sehen, Sprachnotizen aufnehmen, Sprache live und direkt übersetzen. Wow! Das alles hätten wir uns kaum im Geiste ausmalen können.

Apple Watch: Die App iTranslate Converse funktioniert wie ein Babelfisch.
Apple Watch: Die App iTranslate Converse funktioniert wie ein Babelfisch.

Und das ist die Quintessenz unseres Tests mit der Apple Watch Series 5 und watchOS 6 im Sommer 2020, fast sechs Jahre nachdem Apple die erste Apple Watch auf einem Live-Event präsentiert hatte. Es ist ein vielseitiges Tool geworden, fast so, wie wir immer hofften, es ist schlicht, praktisch und einfach zu bedienen. Und es ist – nur eine Seite der Medaille.

Viele Erwartungen an die Watch noch nicht erfüllt

Die Kehrseite zeigt, dass dieser Traum eben noch lange nicht erfüllt ist. Die Realität sieht heute so aus, dass wir zwar eine Uhr haben, mit der wir unterwegs Radiosender wechseln, aber sie dann nicht einmal auf der Uhr abspielen können. Dass wir simple Apps wie Höhenmetermesser nicht kostenlos oder ohne Regstrierung einfach verwenden können. Dass wir alleine für die Zusammenstellung einer News-Auswahl immer noch ein Zweitgerät, das iPhone, brauchen, auf dem wir auch das Ziel eines Routenplaners oder die einzelnen Einträge in eine Einkaufsliste angeben müssen, weil das in den meisten Apps direkt auf der Watch nicht funktioniert.

Dass manche Apps nicht einmal Sprachsteuerung auf der Watch zulassen. Nur gucken, nicht anfassen. Dass einzelne Apps gar nicht funktionieren, wenn das iPhone nicht in der Nähe ist. Dass wir bei jeder Neuinstallation einer App über den App Store der Uhr auf dem kleinen Display eine vierstellige PIN eingeben müssen, selbst wenn die App nichts kostet. Dass die Uhr so wenig Akkulaufzeit hat, dass sie immer gerade dann nicht benutzbar ist, wenn wir sie am nötigsten brauchen. Nein, das hätten wir etwas anders erwartet.

Die Richtung stimmt und das ist wichtig

Aber seien wir auch ehrlich: Hat in den 80ern etwa immer alles toll funktioniert? Waren die Batterien vom Walkman nicht auch alle paar Stunden leer, wenn nicht eh gerade Bandsalat war? Hat der Fernseher nicht auch seine Zeit gebraucht, bis er lief, und hat dann geflimmert? Verlangte nicht auch der damalige www-Vorläufer BTX eine Stange Geld und einen immensen bürokratischen Aufwand vor der Benutzung? Es ist nicht alles perfekt heute, es war aber auch mit Sicherheit nicht alles super damals.

Apple Watch Series 5
Apple Watch Series 5

Was ich Apple nicht absprechen kann, ist, dass die Richtung absolut stimmt. Mit jeder Generation einer Watch und eines watchOS-Updates kommen mehr der Möglichkeiten hinzu, die wir uns gewünscht hatten. Walkie-Talkie-Funktion, Dezibelmeter, Pulsmesser – Lösungen, die auch kleine Jungen von damals begeistert hätten. Es wird besser, die Apps haben mit den neuen Generationen der Watch mit GPS und LTE die Chance immer mehr „standalone“ zu sein, also auch ohne iPhone zurechtzukommen. Das Endergebnis, das wir dann vermutlich nach einigen Jahren und weiteren Generationen ums Handgelenk tragen werden, wird besser sein, als alles, was wir in den 80ern zu träumen wagten.

Ein Geräuschmesser auf der Apple Watch: Doch, das hätte ich als kleiner Junge schon cool gefunden.
Ein Geräuschmesser auf der Apple Watch: Doch, das hätte ich als kleiner Junge schon cool gefunden.

Starke Konkurrenz, von der wir nie zu träumen wagten

Schon heute – seht dazu auch unsere Betrachtung der aktuell für uns besten Apple-Watch-Apps – übertreffen einige Apps die Erwartungen. Ich habe klassische Musik auf der Armbanduhr gehört, ein Textadventure gespielt, Sternenbilder am Firmament analyisiert, einen Fitnesstrainer ersetzt, mich navigieren lassen, Sprache in Text verwandelt und mir einen Satz in einer anderen Sprache vorlesen lassen. Das ist nicht nichts, auch wenn alles noch etwas oder teils auch viel besser ginge.

Nach meinem Test mit der Apple Watch Series 5 muss ich aber auch feststellen: Das reicht mir alles nicht. Noch nicht! Die Apple Watch ist im Moment etwas für diejenigen, die miterleben wollen, wie der Traum Wirklichkeit wird, die vielleicht sogar ein Stück weit mithelfen wollen, dass er übertroffen wird. Die andere Gruppe, zu der ich auch gehöre, will lieber noch warten, bis der Traum erfüllt ist.

Apple Watch: Unsere Lieblings-Apps

Denn, vergessen wir auch nicht, dass in der Zwischenzeit ein ganz ähnliches Gerät im Alltag angekommen ist, von dem wir damals noch nicht einmal zu träumen wagten. Es kann noch eine ganze Menge mehr, etwa Fotos machen oder als Fernseher dienen. Es ist in seiner Bedienung komfortabler und dabei auch so klein, dass wir es immer in der Hosentasche mitnehmen können. Gemeint ist natürlich das Smartphone, und auch daran muss der Traum der smarten Armbanduhr sich messen lassen, in vielen Belangen sogar ein Stück besser sein. Das wird noch dauern.

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