Technikkonzerne protestieren gegen Trumps Einreiseverbot, einige sitzen in der Zwickmühle

Das temporäre Einreiseverbot für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten in die USA hat am vergangenen Wochenende zu massiven Protesten geführt. Auch die Technikszene von Google bis Apple sah sich bis ins Mark getroffen – und reagierte.

Technikkonzerne protestieren gegen Trumps Einreiseverbot, einige sitzen in der Zwickmühle

Das Euronics Trendblog ist kein politisches Blog. Also überlassen wir es euch zu entscheiden, wie sinnvoll es ist, Menschen aus solchen Staaten nicht mehr einreisen zu lassen, deren Bevölkerung mehrheitlich muslimisch ist. Um weitere Terrorgefahr auf US-Boden zu vermeiden, obwohl Terroristen immer nur aus anderen Ländern als den betroffenen Staaten Iran, Irak, Syrien, Libyen, Somalia, Sudan und Jemen stammten. Hier geht es hauptschlich um Technikunternehmen. Und die reagierten beinahe einheitlich auf US-Präsident Donald Trumps Einreise-Dekret. Beinahe.

Die private Wohnungsplattform AirBnB etwa bietet Menschen, die wegen des Einreiseverbots gestrandet sind, kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten an. Dazu hat die Plattform ihre eigene Katastrophenhilfe erweitert, die ansonsten vor allem für Naturkatastrophen eingesetzt wird.

Netflix-Chef Reed Hastings fand auf Facebook deutliche Worte:

„Trumps Maßnahmen treffen Netflix-Mitarbeiter weltweit und sind so un-amerikanisch, sie tun uns allen weh. Schlimmer noch: dieser Entschluss macht Amerika weniger sicher (durch Hass und den Verlust von Verbündeten) anstatt sicherer.“

Apple-Chef Tim Cook äußerte sich in einem Brief an die eigenen Mitarbeiter zurückhaltender, aber stellte sich dennoch deutlich gegen das Einreiseverbot:

„Apple ist offen. Offen für alle, egal, woher sie kommen, welche Sprache sie sprechen, wen sie lieben oder wen sie verehren.“

Google-Mitgründer Sergey Brin mischte sich am Samstag unter Demonstranten am Flughafen von San Francisco. Reportern sagte er, er sei aus privaten Gründen dort, angeblich, weil er selber Flüchtling sei. Brins Familie emigrierte 1979 aus der Sowjetunion in die USA. Der jetzige Google-Chef Sundar Pichai rief vorsorglich betroffene Mitarbeiter zurück, die sich gerade im Ausland aufhielten.

Kritik hinter vorgehaltener Hand

Ansonsten blieb Google verhältnismäßig ruhig, ebenso wie Vertreter von Microsoft, Facebook und Uber. Die genannten Unternehmen äußerten ihre gegenteilige Haltung zu der Thematik, betonten allerdings, dass sie die Kritik dem US-Präsidenten selbst vorbringen würden. Hintergrund ist vermutlich der, dass zahlreiche Hightechunternehmen in den USA den Dialog mit Trump anstreben. Uber-Chef Travis Kalanick etwa plant ein Treffen mit Trump in dieser Woche und kündigte an, das Thema dann zur Sprache zu bringen. Kalanick ist ebenso wie Tesla-Chef Elon Musk technischer Berater Trumps.

Musk ließ deswegen auf Twitter lediglich verlauten, dass viele Unterstützer der USA von dem Einreiseerlass zu Unrecht getroffen würden. Sie hätten es nicht verdient, abgelehnt zu werden. Kritiker warfen Musk vor, sich damit nicht deutlich genug positioniert zu haben.

Das taten dafür die beiden Lyft-Gründer John Zimmer und Logan Green. In einem Brief an ihre Mitarbeiter schrieben sie:

„Wir stellen uns klar gegen diese Maßnahmen und werden nicht schweigen, wenn etwas die Werte unserer Gemeinschaft bedroht.“

Ferner will Lyft, ein Konkurrent des Taxidienstes Uber, in den kommenden vier Jahren 1 Million US-Dollar an die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) spenden, die direkt gegen das Einreiseverbot geklagt hatte und damit am Samstag teilweise erfolgreich war. Uber immerhin will einen Fonds in Höhe von 3 Millionen US-Dollar für betroffene Fahrer auflegen. Die Maßnahme kam nach massiver Kritik, nachdem Uber den Taxistreik an New Yorker JFK-Flughafen anlässlich der Proteste offenbar umgangen hatte. Kalanick entschuldigte sich später dafür.

Der neue US-Präsident Donald Trump hatte das Einreiseverbot und dessen sofortige Umsetzung per Dekret beschlossen. Es soll zunächst für 90 Tage gelten. Kritik kam nicht nur von den Demokratischen Partei, sondern auch aus den eigenen Reihen. Ein New Yorker Gericht erreichte am Samstag im Schnellverfahren, dass zumindest bereits eingereiste Menschen, die von dem Erlass überrascht wurden, nicht zurückgeschickt werden dürfen.

Das Beitragsbild zeigt Google-Mitgründer Sergey Brin am Samstag bei einer Demonstration gegen das Einreiseverbot am Flughafen San Francisco. Bildquelle: Ashkan Hajjam

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Ein Kommentar zu “Technikkonzerne protestieren gegen Trumps Einreiseverbot, einige sitzen in der Zwickmühle

  1. Ketzerische Frage zu Googles Rückrufaktion: Ist der mobile, von überall arbeitende Teleworker damit als Fake enttarnt oder benötigt er vor Ort stets weitere, weiche Faktoren, wie eine ausgedehnte Starbuck’s-Infrastruktur?

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