Papierpost hat auf lange Sicht ausgedient. Vorbei sind die Zeiten, in der man sich Briefe schrieb und wichtige Neuigkeiten erwartet hatte, wenn man morgens den Briefkasten öffnete. An meinem Wohnort Bonn testet die hier ansässige Post bereits, selbige nicht mehr täglich auszutragen. Und das ist in Ordnung. Es kommt sowieso nur noch alle paar Tage was, und noch seltener etwas Wichtiges.
Was man inzwischen viel häufiger bekommt, ist Ware, die nach Hause geliefert wird. Homeshopping sagte man früher, Online-Shopping und immer öfter auch Mobile Shopping ist es heute. Bestellt hat man die Ware schnell. Aber dann gehen die Probleme erst los:
- Wann kommt die Lieferung? Und mit welcher Spedition? Egal ob DHL, Hermes, DPD, UPS oder GLS – jeder kocht hier sein eigenes Süppchen und jeder kommt zu einer anderen Zeit. Genaue Details über den Zeitpunkt der Lieferung sind immer noch spärlich.
- Wie kommt die Ware zu mir? Wer nicht zuhause arbeitet und niemanden hat, der dort aufpasst, kann die Ware oft nicht zum Zeitpunkt der Lieferung in Empfang nehmen.
- Wo kommt die Ware dann hin? Hier gibt es fast so viele Möglichkeiten wie Sterne am Firmament. Entweder der Bote nimmt die Ware wieder mit, er deponiert sie im Treppenhaus, bei einem Nachbarn, in einer Packstation, bei einem Paketshop am anderen Ende der Stadt. Es ist nicht selten Zufall.
- Und Rücksendungen? Hat es die Ware dann doch zu einem geschafft, möchte man sie manchmal eben zurücksenden. Hierfür darf man sich wieder durch die halbe Stadt zu einem Paketshop quälen, möglichst zur passenden Uhrzeit. In einem Kiosk hier in der Nähe, gleichzeitig Paketannahmestelle, moserte man mich einmal an, ich solle am nächsten Tag wiederkommen. Der DHL-Mann wäre gerade weg.
Wie einfach ließe sich der ganze Stress auf allen Seiten vermeiden, wenn es flächendeckend Paketkästen gäbe? Und ich meine hier nicht so etwas wie die DHL Packstationen – auch wenn die eine gute Erfindung sind. Ich meine einen Ersatz für den Briefkasten direkt bei mir zuhause. Ein Paketbote öffnet diesen mit einem entsprechenden Lesegerät und legt die Lieferung dort ein. Ich komme abends nach Hause und nehme die Ware einfach in Empfang – als wäre es die tägliche Post. Eigentlich ganz einfach, oder?
So ein Paketkasten…
- Müsste groß genug für die meisten Päckchen und Pakete sein. Dass mein online bestellter Fernseher da nicht rein passt, ist klar. Aber der Großteil aller Lieferungen würde es.
- Könnte auch dazu dienen, Sendungen zu verschicken. Was ich wieder zurückschicken möchte, mache ich versandfertig und lege es morgens in den Kasten. Der Bote erhält eine Benachrichtigung, öffnet den Kasten und nimmt das gewünschte Päckchen einfach mit.
- Eignet sich weiterhin für Briefpost. Groß genug wäre so ein Kasten dann ja, um hier noch ein zusätzliches Fach für Briefe unterzubringen.
Ich höre meinen Vermieter schon aufschreien:
- Wer soll das bezahlen?
- Wo sollen die Dinger hin, weil viel zu groß?
- Wie soll das überhaupt funktionieren?
Na ja, solche Paketkästen sind sicher nicht ganz billig in der Anschaffung, aber die werden dann auch für ein paar Jahrzehnte halten. Da einigt man sich schon irgendwie mit den Kosten. Etwas mehr Platz als bisher brauchen die Dinger tatsächlich. Hauseigentümer haben es da etwas leichter. Mehrere Kästen bei Mehrfamilienhäusern im Treppenhaus unterzubringen, ist schon schwieriger.
Punkt 3 halte ich aber tatsächlich für den Knackpunkt. Sicher lässt sich das im Prinzip recht leicht organisieren. Es gibt auch bereits erste Paketkästen, die man kaufen kann. Problematisch ist derzeit eher die Fragmentierung des Marktes:
- Einen Paketkasten für Zuhause kann man im Prinzip in jedem größeren Baumarkt kaufen. Chic sind auch die Modelle von mypaketkasten. Notwendig ist allerdings funktionierende Elektronik und der Zugang für alle Zusteller.
- Die Deutsche Post/DHL bietet bereits die ersten Paketkästen für Zuhause an. Auch kombinierte Paket-Briefkästen sind darunter. Die Kosten bis zu 500 Euro – nicht billig, aber eine Anschaffung fürs Leben. Das Problem: Es funktioniert nur mit DHL-Paketen. Und was ist, wenn die Lieferung mit Hermes oder einer anderen Spedition kommt? Pech gehabt!
- Also starteten Hermes, DPD und GLS eine Gegenoffensive: Ein eigener Paketkasten namens Parcellock für die eigenen Sendungen. Hier seht ihr bereits das Problem: Um alle Pakete empfangen zu können, bräuchtet ihr hier also mehrere Paketkästen. Einen für DHL, einen für Hermes/DPD/GLS und dann noch einen für UPS, FedEx und andere. Parcellock ist zwar im Prinzip offen für alle, aber es ist nicht sicher, dass die anderen das System auch nutzen.
- Paketbox-Hersteller Burg Wächter hält mit der eigenen Lösung eBoxx dagegen. Der setzt auf mehrere Speditionen für eine Box, namentlich DPD, GLS und Hermes. Aber wieder nicht DHL, UPS und andere…
- Auch das Startup Paketin will eine offene Paketbox-Lösung für alle Speditionen sein. Es hat neben DPD, GLS und Hermes sogar UPS an Bord, aber leider wieder nicht DHL…
- Auch Paketsafe ist ein Startup mit einem noch etwas flexibleren Paketkasten, der dank eines Stoffbeutels weniger Platz wegnimmt. Allerdings kann hier nur eine Lieferung auf einmal untergebracht werden: der Bote egal welcher Spedition schließt den Schloss am zuvor offenen Paketschloss. Immerhin: durch eine einmalig erteilte Genehmigung an den jeweiligen Zusteller hat Paketsafe im Prinzip alle Speditionen mit an Bord.
Der flächendeckende Einsatz krankt also ein wenig an den Kosten und am Platz. Vor allem aber an der Fragmentierung des Marktes. Wer will sich schon zwei oder mehr Paketkästen in den Vorgarten oder gar das Treppenhaus stellen, nur weil sich DHL und die anderen nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen können?
Sobald das geschehen ist, sollte sie eigentlich losgehen, die große Austauschaktion in deutschen Landen: Weg vom reinen Briefkasten, hin zum kombinierten Paket-Briefkasten. Dann kann Online-Shopping künftig noch mehr Spaß machen.
Beitragsbild: Deutsche Post/DHL
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