Tagelang tragen, ohne zu waschen? – Merinowolle hat tolle Eigenschaften, die vor allem Wanderer auf Hüttentouren zu schätzen wissen. Durch falsches Waschen können sie jedoch verloren gehen.
Auf das richtige Waschmittel kommt es an: zu Hause in der Maschine und unterwegs von Hand. Sonst hat Merino irgendwann Löcher oder stinkt.
Merinowäsche vorbereiten
Zuerst die Entwarnung: Merino ist pflegeleicht und einfach zu waschen. Dennoch solltest du vorher die Waschanleitung in der Kleidung lesen – insbesondere dann, wenn es sich um ein Mischgewebe handelt mit einem Anteil an elastischen Kunstfasern.
Generell gilt aber: Merino musst du nur selten waschen, da die Wolle schmutzabweisend ist und antibakterielle Eigenschaften hat. Oft reicht es, sie über Nacht an der frischen Luft zu lüften. So kannst du Merino mehrere Tage tragen – auch beim Wandern im Hochgebirge.
Die Vorbereitung ist einfach: Helle und dunkle Kleidung aus Merinowolle getrennt waschen, um Verfärbungen zu vermeiden. Ich persönlich habe das aber noch nie erlebt und wasche alle meine Merinoteile zusammen – auch zusammen mit anderer Wolle. Das ist kein Problem.
Schließe vorher alle Reiß- und Klettverschlüsse und ziehe das Kleidungsstück auf links. So vermeidest du, dass sich Knötchen bilden und Aufdrucke beschädigt werden.
Wenn du Flecken vor dem Waschen entfernen möchtest: Benutze kaltes Wasser, am besten direkt, nachdem ein Fleck entstanden ist, eventuell mit etwas Gallseife. Blut kannst du mit Weißweinessig abtupfen und mit kaltem Wasser ausspülen. Hartnäckigen Schweiß behandle mit verdünntem Weißweinessig.
Merinowolle in der Waschmaschine
Ganz wichtig: Nur enzymfreie Wollwaschmittel verwenden! Manche Waschmittel enthalten das Enzym Protease, das Eiweißmoleküle spaltet. Merinowolle ist jedoch ein Naturprodukt und enthält Keratin, das von diesem Enzym angegriffen und zersetzt wird.
Alternativ kannst du auch ein pH-neutrales Feinwaschmittel verwenden oder ein spezielles Waschmittel für Funktionskleidung – unterwegs auf der Hüttentour auch ein Shampoo. Bitte keinen Weichspüler hinzugeben.
Wasche Merinowolle im Wollprogramm oder einem anderen Schonprogramm bei 30 Grad und niedriger Schleuderzahl (600–800).
Merino darf nicht in den Wäschetrockner. Trockne die Wolle liegend auf dem Wäscheständer und wenn hängend, dann am besten auf einem Bügel draußen auf der Leine im Wind.
Wieso stinkt Merinowolle manchmal?
Neben den vielen positiven Erfahrungen mit Merino gibt es auch Ausnahmen. In wenigen Fällen nimmt die Wolle einen Geruch an, den man auch von Schurwolle kennt. Meist liegt das daran, dass die Wolle nicht richtig getrocknet wurde.
Bleibt die Wolle über längere Zeit feucht, können die Eiweiße in der Naturfaser degenerieren. Bakterien und Pilze greifen die Eiweißmoleküle an. Dadurch entstehen Gerüche, die sich in der Wolle festsetzen.
Dies kann passieren, wenn die Merinowolle zu lange feucht bleibt, weil sie in feuchter Umgebung getrocknet wird, zu lange im Rucksack liegt oder noch feucht in den Schrank gelegt wird.
Löcher in der Merinowolle
Durch die Zersetzung der Einweißmoleküle können auch Löcher in der Merinowolle entstehen. Dies kann – wie oben schon beschrieben – durch Enzyme im Waschmittel oder durch falsches Trocknen der Wolle geschehen. Die Wollfasern lösen sich auf und reißen schließlich.
Dieser Wollfraß kann aber auch andere Ursachen haben. Zum Beispiel Mottenlarven, die sich in noch nicht vollständig getrocknete Wolle einnisten. Auch sie zerstören die Eiweißmoleküle in den Fasern.
Und schließlich können Löcher in der Wolle einen ganz banalen Grund haben – wenn Reiß- oder Klettverschlüsse nicht geschlossen wurden und beim Schleudern in der Waschmaschine hängen bleiben und Löcher reißen.
Pilling bei Merinowolle
Wie bei Kaschmir, Alpaka und Mohair kann auch bei Merinowolle Pilling auftreten. Die relativ kurzen Fasern stehen hervor und bilden durch Verfilzung Knötchen.
Du vermeidest die Knötchenbildung, indem du Reibung vermeidest. Ziehe deshalb die Merinokleidung auf links, bevor du sie in die Waschmaschine gibst. Wasche Merino nicht zusammen mit Jeans. Schließe Reißverschlüsse und Klettverschlüsse vorher.
Um die Knötchen zu entfernen, ziehe bitte nicht daran. Du ziehst sonst weitere Fasern heraus, die wieder verfilzen und neue Knötchen bilden können. Entferne das Pilling am besten mit einer glatten Klinge – zum Beispiel mit einem Fusselrasierer oder mit einem elektrischen Rasierapparat. Eine Rasierklinge geht auch, wenn du geschickt bist. Eine Schere dagegen ist zu stumpf.
Ein zweifelhafter Tipp ist, Merinokleidung ab und zu mit einer Jeans zusammen zu waschen. Die raue Oberfläche des Denimstoffes soll dann die Verfilzungen entfernen. Tatsächlich werden aber neue Fäden gezogen, aus denen dann neue Knötchen entstehen. Letztlich würde die Merinobekleidung schneller verschleißen.
Welche Eigenschaften hat Merinowolle?
Kleidung aus Merinowolle verhält sich auf der Haut wie Funktionswäsche aus synthetischen Fasern. Sie transportiert den Schweiß schnell von der Haut weg, sodass diese trocken bleibt.
Anders als Kunstfasern schließt Merino aber die verbleibende Feuchtigkeit schnell ein, sodass Bakterien auf unserer Haut kaum die Möglichkeit haben, den Schweiß zu zersetzen. Diesen Unterschied kannst du dann riechen – an den Synthetikstoffen.
Merino ist eine Wolle und hat daher eine hervorragende Wärmeisolierung. Sie wärmt im Winter und kühlt im Sommer. Sie ist weich und kratzt nicht wie Schurwolle, weil sie aus feineren Fäden besteht. Merino ist leichter als andere Wollarten und behält dennoch ihre Form.
Merinokleidung gibt es aus 100 Prozent Merino, aber auch als Mischgewebe mit unterschiedlich hohem Merinoanteil. Merino gibt es als Baselayer, also als Kleidung, die du direkt auf der Haut trägst, wie Unterwäsche und Socken. Merino findest du aber auch als Midlayer oder Toplayer. Dazu zählen Longsleeves, Pullover, aber auch Jacken und Hosen.
Einige bekannte Marken, die hochwertige Bekleidung aus Merinowolle herstellen, sind Icebreaker, Ortovox, Smartwool, Ibex, Mons Royale, Woolrich, Devold und Minus33.
Beim Kauf von Merinoprodukten solltest du darauf achten, dass diese Mulesing-frei, ohne Tierleid hergestellt wurden.
Fazit: Ohne Enzyme waschen, gut trocknen lassen
Beim Waschen von Merinowolle musst du nur drei Grundregeln beachten:
- ein Waschmittel ohne Enzyme verwenden
- Reibung in der Waschmaschine vermeiden
- vollständig trocknen lassen
Merinowolle ist eine Naturfaser, die durch Enzyme zersetzt werden kann, aber auch durch Mottenlarven, die sich gerne in der noch feuchten Kleidung einnisten.
Wenn du deine Merinowäsche gut behandelst, wird sie dich lange auf deinen Wandertouren wie auch durch kalte Winter begleiten.
Outdoor-Fans aufgepasst: Wie du deine Funktionskleidung mit Membran richtig wäschst, beschreiben wir in einem weiteren Beitrag.
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