Das kann ich auch! Meine Zähne in weniger als zehn Sekunden putzen. Aber wohl nicht so gründlich wie mit der Zahnbürste des mailändischen Startups GlareSmile, denn dort kommen gleich drei Bürsten zum Einsatz. Doch damit sind wir auch schon beim Dilemma des Zähneputzens: schnell und gründlich schließen sich eigentlich aus. Während elektrische Zahnbürsten normalerweise ein sauberes Ergebnis in der gleichen Zeit liefern sollen, wirbt GlareSmile mit einem nicht unerheblichen Zeitgewinn. Ich frage mich allerdings, ob auch mein Zahnarzt mit der Putzleistung zufrieden wäre.
Drei Bürsten putzen schneller als eine
Die GlareSmile reinigt die Zähne nicht mit klassischen Bürstenköpfen, die auf den Oberflächen aufliegen und dort kreisen oder sich vor- und zurückbewegen. Stattdessen rotieren drei Drehbürsten mit nach allen Seiten abstehenden Borsten. Sie putzen gleichzeitig alle drei erreichbaren Zahnseiten: die Innen- wie auch den Außenseite sowie die Kauflächen. Damit entfernt die GlareSmile den Plaque überall dort, wo auch eine herkömmliche Zahnbürste gut hinkommt. Eine Ultraviolett-Lampe in Form einer winzigen LED desinfiziert anschließend noch den Mundraum. Die beworbenen zehn Sekunden beziehen sich übrigens auf die Reinigung aller Zahnreihen – oben wie unten, links wie rechts.
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Wer sich die drei rotierenden Bürsten der GlareSmile bildlich vorstellt, erkennt sofort, dass die Autowaschanlage Vorbild war, was Startupgründer Aldo Dominici auch gerne zugibt. Dort setzen alle Bürsten gerade auf die Flächen auf. Die klassische Zahnbürste wird im Mund jedoch meist im 45-Grad-Winkel angesetzt, was zu einem weniger sauberen Ergebnis führen soll. Zudem wird dabei meist die Hand verbogen und der Arm verrenkt. Die GlareSmile jedoch soll ganz einfach von vorne nach hinten über die Zahnreihen gleiten. Feste Zahnklammern, Implantate und Probleme mit dem Zahnfleisch (insbesondere bei Parondontose) sollen dabei nicht hinderlich sein.
Dass bei dieser Art der Zahnreinigung aber die Zahnzwischenräume keine besondere Beachtung erhalten, verschweigen die Macher der GlareSmile. Für diese Spezialaufgabe haben die etablierten Hersteller Mundduschen im Programm, teils sogar mit raffinierter Technik. Die Philips Sonicare AirFloss entfernt den Zahnbelag nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Luft. Auch bei der Zahnreinigung wenden diese keine grundlegend neue Technik an, sondern fügen oft lediglich ein neues Element hinzu. Einige elektrische Zahnbürsten von Oral-B erkennen, welche Zähne nicht geputzt wurden. Die Elektrische Zahnbürste Onvi Prophix filmt sogar das Innere des Mundes.
GlareSmile-Aufsätze auch für Kinder
Aber zurück zur GlareSmile. Diese wird mit verschieden großen Aufsätzen geliefert – für Erwachsene, aber auch für Kinder. Der Nutzer kann zwischen den vier Programmen manual, sensitive, deep und massage wählen. Alle wichtigen Informationen werden ihm dabei auf einem 1,7 Zoll großen Touchscreen angezeigt. Wer die zehn Sekunden unbedingt stoppen möchte, kann auch einen eingebauten Countdown nutzen. Praktischer ist schon, dass die Zahnbürste Informationen über das eigene Putzverhalten sammelt (oder das der Kinder) und diese an einem Computer auswerten lässt. Die GlareSmile bezieht ihre Energie aus einem Akku und wird mit einer Dockingstation geliefert.
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Das Mailänder Startup hat das Verfahren der GlareSmile nach eigenen Angaben weltweit patentieren lassen. Das Unternehmen zitiert eine wissenschaftliche Untersuchung, nach der die neuartige Zahnbürste 7,5 Mal effizienter sein soll als alle bisher üblichen Elektrozahnbürsten. Doch das würde ich, wie eingangs schon erwähnt, lieber den Zahnarzt meines Vertrauens beurteilen lassen (Hallo, Dr. D!).
Vor einem eigenen Urteil will ich mich aber gar nicht drücken: Die Ausmaße der GlareSmile sind mir einfach so groß. Täglich zweimal eine Rotationsbürste plus Plastikabdeckung zwischen Zähne und Wange zu schieben, bis hin zum verbliebenen Weisheitszahn, fände ich persönlich recht unangenehm. Als Kind musste ich schon immer würgen, wenn der Kiefernorthopäde einen Gebissabdruck nehmen wollte und die Paste langsam in den Rachenraum quoll. Interessant finde ich die Idee der GlareSmile trotzdem. Momentan würde ich aber immer noch zu einer klassischen elektrischen Zahnbürste greifen, wie ihr sie auch bei Euronics findet.
Beitragsbild: GlareSmile (Prinzip der GlareSmile links, herkömmliche eletrische Zahnbürste rechts)
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