Warum der PC die PlayStation 5 und Xbox Series ausstechen könnte

Xbox Series, PlayStation 5 und Nintendo Switch buhlen um die Gunst der Spieler. Der Gewinner des Konsolenkriegs könnte der PC sein, meint Trendblog-Autor Daniel Wendorf.

Warum der PC die PlayStation 5 und Xbox Series ausstechen könnte

Zum Beginn ein paar Allgemeinplätze: Gaming ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nicht erst seit der Nintendo Wii, spätestens aber mit dem Siegeszug der Smartphones. Der Markt interaktiver Unterhaltung ist umsatzstärker als die globale Filmwirtschaft. Und statt sich über den gesellschaftlich-kulturellen Status Quo von Videospielen zu freuen, verhalten sich viele Spieler wie Kleinkinder.

Drei Videospielreligionen

Es ist die Gretchenfrage, die Gamer auf Spielemessen und in Foren umtreibt: Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion? Gehörst du den Wiedergängern von Nintendo und ihrer Switch an? Den Monotheisten Sonys mit der PlayStation 5? Oder gar der grünen Kirche Microsofts mit ihrem Gamepass-Abonnement?

Die enthusiastischsten Anhänger der jeweiligen Konsolenhersteller brüllen die Gegenseite nieder, überzieht sie mit Häme und wirft Gott-weiß-was vor. Und alles nur, um sich und ihresgleichen davon zu überzeugen, dass Xbox Series oder PlayStation 5 am Ende die Nase vorn hätte.

„Forza Horizon 4“ könnt ihr kaufen – oder eben über den Abo-Dienst Gamepass spielen. Erweiterungen wie das hier gezeigte Fortune Island müsst ihr aber extra bezahlen. (Bild: Microsoft / Playground Studios)

Dabei schiebt sich der PC langsam in der Spielergunst an den großen Namen vorbei. Und Microsoft wie Sony helfen munter mit. Seit dem Xbox-Debakel vor und während der E3 2013 hat der Windows-Konzern sein Konzept auf links gezogen. Ehemals Konsolen-exklusive Titel laufen auch auf dem Computer. Der Spiele-Monolith Halo, die Forza-Rennspiele oder Gears of War sind einige der beliebtesten Microsoft-Titel. Mit Gamepass gibt es außerdem ein Netflix für Spiele, das viele Millionen Abonnenten zählt.

Sony: Das Gesicht nach Westen gewandt

Sony dominierte mit seiner PlayStation 4 die letzte Konsolengeneration. Nicht zuletzt, weil das Exklusiv-Portfolio qualitativ hochwertige Titel bekannter und neuer Marken bot. Wer Uncharted 4, Horizon Zero Dawn, Death Stranding oder Days Gone erleben wollte, musste eine PlayStation 4 kaufen.

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Umso überraschender, dass Sony die genannten vier Titel kürzlich auf dem PC veröffentlichte oder dies zeitnah tun möchte. Zusammen mit dem geschassten Studio Quantic Dream und deren Trio Heavy Rain, Beyond – Two Souls und Detroit: Become Human sind es jetzt schon ein halbes Dutzend ehemals exklusiver PlayStation-Games, die auf Windows laufen. Und das durchaus erfolgreich, wie der Konzern mitteilt. Warum aber gaben die Japaner ihre Exklusivstrategie auf?

Die Xbox treibt Sony vor sich her

Sony hat nichts zu verschenken, schon gar keine Marktanteile. Trotz des PlayStation-4-Erfolgs richtet sich das Unternehmen mit den PlayStation Studios neu aus. Den hauseigenen Produktionsstätten in Japan zog man – mit Ausnahme von Team Asobi (Astro’s Playroom) – den Stecker. Angeblich hätten die Studios unprofitabel gearbeitet. Also spart Sony die Kosten für Hardware, Büros und Personal in Fernost.

Dafür stärken die Verantwortlichen den US-amerikanischen und europäischen Entwicklern den Rücken, um in den umsatzstärkeren Regionen des Westens den gängigen Spielegeschmack zu treffen. Heißt: Weniger kreative Experimente, mehr Mainstream und garantierte Wiedersehen mit Aloy, Kratos und Nathan Drake.

Auf der diesjährigen E3 ist Bethesda als neustes Mitglied der Xbox Studios dabei. Elder Scrolls 6 oder Starfield auf PlayStation 5? Eher nicht… (Bild: Microsoft)

Damit stellt sich die PlayStation-Riege einem Kampf, den Microsoft mit fetten Schecks führt. Zenimax (zu denen Bethesda, id Software oder MachineGames gehören) verleibte man sich für 7,5 Milliarden US-Dollar ein und stellt es neben viele anderer Studio, die künftig exklusiv für Xbox und Windows-PC entwickeln. Dass The Elder Scrolls 6, Starfield oder Senua’s Saga: Hellblade II für PlayStation 5 erscheinen, ist nahezu ausgeschlossen.

Da ihr jedes Spiel der Xbox Studios im günstigen Gamepass ab dem Erscheinungstag genießen könnt, verschieben sich die Marktkräfte weiter Richtung Microsoft. Denen ist es egal, ob ihr auf dem Mittelklasse-PC, per Laptop oder Xbox spielt. Hauptsache, ihr zahlt an die Redmonder.

Sonys Ausweg ist der PC

Sony ist also unter Zugzwang, trotz starker Eigenmarken. Die PlayStation 5 verkauft sich wie aktuell geschnitten Brot, langfristig tritt die Premium-Konsole in Konkurrenz zum wiedererstarkten PC, den Microsoft bislang nahezu exklusiv beackert. Die Testballons Horizon Zero Dawn und Days Gone kamen beim Publikum gut an. Uncharted 4 dürfte auch die Kritiker überzeugen – eine saubere Portierung vorausgesetzt. Dass PS-Exclusives auf den PC kommen, ist also sicher. Ob PS5-Kracher immer zum Release ebenfalls auf Windows 10 bereitstehen, ist fraglich.

„Uncharted 4: A Thief’s End“ kommt auf den PC. Nicht der erste PS-Exclusive… (Bild: Sony / Naughty Dog)

Warum der PC Konsolen aussticht

Es spricht mehr für den PC als der Clash zwischen Sony und Microsoft. Potente Selbstbaurechner gibt es ab 500 Euro. Sie liegen preislich also gleichauf mit den aktuellen Spielekonsolen, können jedoch mehr als die Daddelmaschinen. Textverarbeitung, im Netz surfen, als Lernplattform dienen oder für Kreativprojekte herhalten.

Zudem gibt es immer wieder gratis Angebote auf Steam oder im Epic Games Store und in allen Ecken des Internets günstige Games. Plus eine Spielebibliothek die von den 1970ern bis in die Gegenwart reicht. Auch diese gibt es gratis auf Archive.org oder gegen ein geringes Entgelt via GOG.com.

Blick in den GOG-Account von Trendblog-Autor Daniel. Anders als die Konsolen habt ihr auf dem PC Zugriff auf Jahrzehnte der Videospielgeschichte.

Haken oder ruckeln neuere Spiele, hilft ein kostengünstiges Upgrade. Nur eben die Tatsache, dass Exclusives auf PlayStation und Xbox dort blieben, verhagelte öfter die Attraktivität der Plattform. Aber das ist ja nun passé.

Nintendos Sonderrolle im Spielekosmos

Kaum Erwähnung fand in diesem Beitrag bisher Nintendo. Das »Disney der Videospiele« nimmt im Games-Kosmos eine Sonderstellung ein. Pokémon, Fire Emblem, Super Mario und Animal Crossing machen auf Smart Devices ihre Aufwartung, jedoch nur als Appetithäppchen für die großen Spiele auf Nintendo Switch.

Anders als Sony und Microsoft sind die Hausmarken so umsatzstark und der Absatz an Hardware so mächtig, dass Nintendo keinen Grund sieht, den PC in irgendeiner Weise zu unterstützen. Das mag anachronistisch erscheinen und ist es irgendwie auch, jedoch hängt das mit einer besonderen Firmenphilosophie zusammen, auf die wir in einem anderen, zukünftigen Artikel eingehen sollten.

Die Nintendo Switch (Lite) setzt auf FreeBSD als Betriebssystem.
Die Switch ist ein Verkaufsschlager – und Hersteller Nintendo wenig versucht, sich mit dem PC selbst Konkurrenz zu machen.

Was meint ihr, wer macht das Rennen um die Gunst der Spieler? PlayStation 5, Xbox Series – oder doch der gute alte PC?

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