Monopoly Classic: Sozialkritisches Experiment als Brettspiel

Ganze Wohnblöcke kaufen und die Mieten so hoch treiben, dass sie sich keiner mehr leisten kann – das Spiel Monopoly ist aktueller denn je.

Monopoly Classic: Sozialkritisches Experiment als Brettspiel
Monopoly ist ein Spieleklassiker. Markenrecht: Hasbro

Nach etwa 20 Jahren habe ich gestern nochmal Monopoly gespielt – und gewonnen! Die Erkenntnis des Abends ist: Dieses Spiel ist etwa 90 Jahre alt, aber näher an der Realität denn je. Superreiche kaufen ganze Gegenden auf, bauen Häuser und Hotels und niemand kann sich die Miete mehr leisten. Einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, kann ausreichen, um am Ende zu gewinnen. Und wer kein Geld mehr hat, muss machen, was auch immer von ihm/ihr verlangt wird.

Monopoly sollte ursprünglich den Kapitalismus kritisieren

Ziel des Brettspiels Monopoly ist es, ein Imperium aufzubauen und die Mitspieler in den Bankrott zu treiben. Ursprünglich basierte es auf einem Spiel, dessen Ziel es war aufzuzeigen, wie gefährlich monopolistischer Grundbesitz ist. Es war nicht dafür gedacht, Spaß daran zu haben oder selbst zum gierigen Immobilienmonopolisten zu werden. Seit etwa 90 Jahren bringt Monopoly nun Familien und Freunde zusammen – oder treibt sie auseinander. Und es hat an Aktualität nichts eingebüßt.

Es muss nicht immer die Schlossallee sein, die dich zum Gewinner macht – umso früher du alle Straßen eines Blocks erworben hast und anfangen kannst Häuser und Hotels zu bauen, desto schneller erhöht sich dein Reichtum. Während die Miete in einer Straße zu Anfang noch 20 Euro kostet, kann sie eine Runde später schon bei 400 Euro liegen – dafür bekommst du jetzt aber auch Chai-Latte und Smashburger an jeder Ecke.

Ich habe gestern einem Mitspieler 1000 Monopoly-Euro für zwei Straßen im Gesamtwert von 440 Euro angeboten. Meine Mitspieler haben mich mit großen Augen angeschaut und für etwas plemplem gehalten- als sie dann aber jedes Mal 400 Euro Miete zahlen mussten, wenn sie auf einer meiner Straßen stoppten, wurde ihnen schnell klar, dass meine Investition gar nicht so doof war. Wer viel Geld hat, kann risikoreich investieren, wer wenig hat, muss auf Nummer sicher gehen.

Monopoly Superreiche
Kein Platz mehr auf dem Tisch für all mein Geld und meine Immobilien. Markenrecht: Hasbro

Monopoly ist aktueller denn je

Während alle Mitspieler mit dem gleichen Geldbetrag starten und zunächst frei investieren, entscheiden bald unkontrollierbare Faktoren über ihren Erfolg. Du hattest am Anfang Glück und konntest dein Startgeld in alle Straßen des gleichen Blocks investieren? Herzlichen Glückwunsch, deine Chancen das ganze Spiel zu gewinnen stehen gut!

Auf dem Spielfeld wie im echten Leben gibt es diejenigen Spieler, bei denen jede Ereigniskarte unerwartetes Geld einbringt, und diejenigen, die wirklich jede Runde, direkt nachdem sie „Los“ überquert haben, auf dem Einkommensteuerfeld landen und ihre 200 Euro sofort wieder verlieren. Monopoly und das Leben sind beide nicht fair.

Du hast zwei Straßen und brauchst nun unbedingt die dritte von einem Mitspieler, um weiterkommen zu können? Dann wirst du sehen, dass das Sprichwort „Bei Geld hört die Freundschaft auf“ schnell wahr werden kann. Der Mitspieler, der eben noch dein Freund war, verlangt nun horrende Summen von dir.

Monopoly Gameplay
Noch ist alles zivilisiert…. Markenrecht: Hasbro

Sobald die Spieler alle Straßen gekauft und den Markt leergefegt haben, beginnt das gnadenlose Geschäft mit der finanziellen Not der Mitspieler. Denn wer 400 Euro Miete zahlen muss, aber nur 200 Bargeld besitzt, der muss das beste Angebot annehmen, das man ihm für seine Schlossallee macht.

Und irgendwann kommt der Punkt, wo das Gefängnis der beste Ort ist – denn hier kannst du mit etwas Glück ganze drei Runden wohnen bleiben, ohne Miete zahlen zu müssen, denn selbst die Miete in der Badstraße ist unbezahlbar geworden.

Die Parallelen zum echten Leben sind erschreckend.

Monopoly Gefaengnis
Das Gefängnis kann der sicherste Ort sein. Markenrecht: Hasbro

Monopoly: Erkenntnisse des Abends

  • Das Leben ist nicht fair. Manche Menschen haben einfach extra viel Pech und nie eine echte Chance mitzuspielen.
  • Irgendwann findet das Spiel nur noch zwischen den Superreichen statt, während andere ihr Geld zählen müssen, um zu schauen ob sie diese Runde schon raus sind oder erst in der nächsten.
  • Es kommt der Punkt, wo das Gefängnis der beste Ort ist weil man dort kostenlos wohnen kann.
  • Wird man selbst zum gierigen Immobilienhai, dauert es überraschend lange, bis alle anderen pleite sind.
  • Wer zu viel Wein trinkt, vergisst auch schonmal die 200 Euro einzufordern.
  • Monopoly macht richtig viel Spaß. Besonders wenn man gewinnt 🙂

Du kannst Monopoly auch auf euronics.de kaufen. Weil Brettspiele dort noch selten sind, haben es die Kollegen in der Rubrik Action-Spielzeug gelistet. Nicht ganz zu Unrecht…

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