Fotografieren wie die Profis: Jahrelang bedeutete das für Hobbyfotografen die Anschaffung einer digitalen Spiegelreflexkamera. Und auch wenn seit dem Erstarken von spiegellosen Systemkameras große Konkurrenz erwachsen ist, ist die gute alte DSLR immer noch beliebt – und bietet zwei kaum schlagbare Vorteile.
Der Markt für Fotokameras ist nicht erst seit der Digitalisierung im Umbruch. Auch immer bessere Smartphone-Kameras steigen in der Gunst der Anwender. Neben Kompaktkameras und Spiegelreflexkameras treten mittlerweile auch viele Edelkompakte und spiegellose Systemkameras mit eigenen Vorteilen an. Und jüngst sorgte ein unabhängiger Hersteller mit einer Kamera namens Light L16 für Aufsehen: Kaum größer als ein Smartphone aber mit stolzen 16 Mini-Objektiven ausgestattet, soll das Gerät auf kleinstem Raum die Qualität einer Spiegelreflexkamera erreichen.

„Die Qualität einer Spiegelrelflexkamera“ – das ist heute offenbar immer noch die Währung, in der Hobbyfotografen die Qualität einer Kamera messen. Gegenüber vieler Kompaktkameras und den meisten Smartphones bietet eine DSLR (Digital Single-Lens Reflex) den smarten Vorteil, dass man mit ihr die Schärfentiefe ebenso variieren kann wie den Lichteinfall und die Verschlusszeit, was für deutlich angenehmere Aufnahmen und weit mehr kreativen Spielraum sorgen kann. Durch austauschbare Objektive lassen sich Bildausschnitte und Lichteinfall weiter steuern. Ähnliches bietet eine spiegellose Systemkamera zwar auch. Doch auch wenn sich beide Kameraklassen derzeit auf Augenhöhe treffen, sprechen mindestens zwei Vorteile noch für die Spiegelreflex:
- Ein optischer Sucher. Dieser wird über den verbauten Schwenkspiegel realisiert und der Fotograf sieht im Okular genau den Ausschnitt, den er später fotografieren wird. Spiegellose Systemkameras müssen hier auf einen nicht immer gleichwertigen elektronischen Sucher zurückgreifen.
- Der Preis. Tatsächlich gibt es Spiegelreflexkameras mit einfachen Objektiven heute ab kaum mehr als 300 Euro. Für gleichwertige Systemkameras legt man oft noch hundert Euro oder mehr obendrauf.
Lange Zeit waren Spiegelreflexkameras außerdem mit schnelleren Prozessoren ausgestattet. Sie konnten Serienbilder in schnellerer Folge schießen und bestachen mit ihrer größeren Objektivauswahl. Die Hersteller von spiegellosen Systemkameras haben diese Nachteile allerdings mittlerweile nahezu ausgeglichen.

Ronaldo oder Messi – Canon oder Nikon
In Fußballfanforen wird gerne diskutiert, wer denn der beste Stürmerstar der Welt sei: Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi (wobei der Einfachheit halber gerne übersehen wird, dass es noch eine ganze Reihe anderer tauglicher Torjäger gibt). Auch die Welt der Spiegelreflexkameras gleicht einem Duopol, aufgeteilt zwischen den beiden Branchenschwergewichten Canon und Nikon, wobei auch die Nummer drei, Sony, noch ein Wörtchen mitredet. Wir wollen die Spiegelreflex-Serien der wichtigsten Hersteller hier kurz vorstellen. Alle Kameras abzudecken, werden wir dabei nicht schaffen. Aber wir helfen euch bei der Orientierung.
Canon

Canons Spiegelreflexkameras tragen den Namen „EOS„, eine ein- bis dreistellige Zahl und ein „D“ im Titel. Also zum Beispiel EOS 700D oder EOS 5D Mark III. Als Faustregel gilt hier: Je weniger Stellen eine Zahl hat, desto besser ist normal auch die Kamera. Eine EOS 70D gilt etwa als höherwertig als eine EOS 700D. Die teuersten Geräte der 5er- und 6er-Reihe haben einen Vollformatsensor, der der Größe eines Kleinbildformats entspricht und unverfälschte Bildqualität bieten soll. Weniger teure Kameras verwenden meist einen APS-C-Sensor. Einige Kaufbeispiele:
Canon EOS 750D
Canon EOS 100D
Canon EOS 6D
Canons andere Kameratypen kann man leicht am Namen unterscheiden. „EOS M“ ist die kleine Serie von Canons spiegellosen Systemkameras. „PowerShot“ und „IXUS“ beschreiben zwei unterschiedliche Serien für Kompaktkameras.
Nikon

Canons großer Nebenbuhler ist Nikon. Die Bezeichnung der Modelle der Japaner ist ganz ähnlich. Während sich die 3000er-Serie an Einsteiger und die 5000er- und 7000er-Serien an Fortgeschrittene wenden, ist die 8er-Serie für Profis gedacht. Spitzenmodell ist etwa derzeit die D810A, das Einsteigermodell die D3200. Einige Kaufbeispiele:
Nikon D3200
Nikon D5300
Nikon D750
Da Nikon-Spiegelreflexkameras bis auf die Bezeichnung D keinen weiteren Namen tragen, kann man sie leicht von Nikons weiteren Kameratypen „Coolpix“ (Kompaktknipsen) und „1“ (Systemkameras) unterscheiden.
Sony

Dass Sony auch seine Spiegelreflexkameras mittlerweile in die Kategorie „Systemkameras mit Wechselobjektiven“ einordnet, deutet schon darauf hin, dass die Unterschiede zwischen den beiden Klassen immer geringer werden. Beide Systeme tragen den Obertitel „Alpha“. Sonys Spiegelreflexkameras verwenden das Objektwechselsystem A-Mount, was sich von E-Mount (für Systemkameras) unterscheidet. Als neue Modelle hat Sony nur noch vier Spiegelreflexkameras im Angebot:
Alpha 99 (Vollformatsensor)
Alpha 77 II (APS-C-Sensor, eine Nummer kleiner)
Alpha 77 (APS-C-Sensor)
Alpha 58 (APS-C-Sensor, Einsteigerkamera)
Die reduzierte Produktlinie (bei Systemkameras ist Sony umtriebiger) und die mittlerweile ähnliche Produktbezeichnung deuten bereits darauf hin, dass Sony sich in absehbarer Zeit zugunsten von Systemkameras von seiner Spiegelreflexkamera-Linie trennen könnte. Was natürlich erst einmal nicht viel mehr als Spekulation von unserer Seite ist. Sonys Alpha-Kameras mit Wechselobjektiven unterscheiden sich von solchen ohne, die in der Produktklasse Cyber-shot (Kompaktkameras) zusammengefasst sind.
Und der Rest?
Neben den drei großen Herstellern wird die Luft zunehmend dünner. Einzelne Geräte gibt es noch von der Traditionsmarke Pentax (die mittlerweile zu Ricoh gehört), auch Sigma stellt noch einige wenige Modelle her. Und wer das nötige Kleingeld hat, findet natürlich auch noch moderne Kameras der deutschen Spitzenmarke Leica.
Hersteller wie Olympus und Fujifilm, die früher einmal Spiegelreflexkameras im Angebot hatten, haben diese Linie komplett zu Gunsten von spiegellosen Systemkameras eingestellt. Andere Traditionsmarken wie Minolta und Kodak sind derweil vom Markt verschwunden. Es steht zu erwarten, dass langfristig nur zwei bis drei Marken für Spiegelreflexkameras übrig bleiben werden und der Rest sich auf spiegellose Systemkameras konzentriert.

Fazit: Gefährdete Spezies
Der Markt für Spiegelreflexkameras ist erstaunlich überschaubar geworden. In der Nachbarklasse der spiegellosen Systemkameras tummeln sich mittlerweile mehr Hersteller und Modelle. Das mögen Spiegelreflex-Freunde schade finden, allerdings sprechen zumindest einige Argumente wie die komptaktere Bauweise und inzwischen oft schnellere Prozessoren für die Systemkameras. Seht hierzu auch unseren Beitrag über spiegellose Systemkameras.
Werden Systemkameras die Spiegelreflexkameras irgendwann ganz verdrängen? Vermutlich nicht, aber die Marktanteile dürften sich verschieben. Und dann werden neue Kameratypen wie die oben erwähnte Light L16 und immer bessere Smartphone-Kameras, deren Bildqualität vielen Hobbyfotografen genügt, auch noch eine Rolle spielen.
Mittelfristig – und das ist die gute Nachricht für Fotofreunde – ist mit der Spiegelreflexkamera aber alles in Ordnung. Es gibt fantastische Modelle von Nikon, Canon und Sony, es gibt Vollformat-Kameras für Profis und gute Einsteigermodelle zu Preisen ab 300 Euro. Und es gibt Objektive und Zubehör in Hülle und Fülle.
Alle Bilder: Hersteller
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Systemkameras stehen in Sachen Qualität, Schnelligkeit, Handhabung den DLSR’s bis zum Semiprofibereich in nichts mehr nach. Es gibt sogar schon professionelle Fotografen die auf Systemkameras wie z.B. die Olympus OM-D E-M5 Mark II umgestiegen sind. Olympus als Vorreiter der Systemkameras hat hier die meiste Erfahrung. Olympus Kameras bieten eine unglaublich große Vielfalt an Funktionalität, die Verarbeitung ist erstklassig und sie kosten weit aus weniger als professionelle DSLRs. Fairerweise muss man aber sagen, dass sie auch deutlich mehr kosten als Einsteiger DSLRs.
In meinem letztem Urlaub hatte ich meine Canon 7D + 3 Objektive mit. Gern hätte ich eine Systemkamera mein Eigen genannt. Zu den im stärker werdenden Systemkameras gesellen sich auch Smartphoneskameras der Oberklasse. Mit meinem LG G4 habe ich unglaublich scharfe und detailreiche Fotos geschossen. Das hat mich so sehr begeistert, dass ich den Rest des Urlaubs meine 7D nicht mehr benutzt habe.
Ich bin fest entschlossen nächstes Jahr auch auf eine Systemkamera umzusteigen und ich weiß auch schon genau welche :-). Sorry, meine geliebte 7D!
Welche wird’s denn? 😉
Ich selber bin auch mit meiner Lumix-Systemkamera sehr zufrieden. Allerdings – das habe ich oben im Text vergessen zu erwähnen – hat die DSLR demgegenüber noch einen weiteren Vorteil: Batterielaufzeit. Der Akku der Canon DSLR meiner Freundin hält selbst bei regelmäßiger Nutzung praktisch Wochen, während der Akku meiner DSLM abends nach einem fotoreichen Urlaubstag wieder an die Steckdose muss. Das ist ein Detail, bei dem die spiegellosen Systemkameras noch nachrüsten müssen. Ansonsten, jepp, sehe ich die Zukunft auch eher bei DSLMs.
Die Olympus OM-D E-M5 Mark II wird es. Ich muss aber noch ein wenig sparen :-). 1800 Euro kostet das gute Stück mit dem besseren Weitwinkelobjektiv.
Cool, dass sie sogar einen Blitzsychronanschluss hat. So kann ich auch meine Studioblitze weiter verwenden. Das mit den Akkus stimmt natürlich. Das von meiner Canon hält auch sehr lang und ist immer noch das Original-Akku.