EOS RP: Ein Abendspaziergang mit Canons Vollformat-„Leichtgewicht“

Vollformatkamera in leicht und (halbwegs) günstig: Die Canon EOS RP soll sich vor allem für unterwegs eignen. Bei einem Abendspaziergang in Köln wusste sie auch fast vollends zu überzeugen.

EOS RP: Ein Abendspaziergang mit Canons Vollformat-„Leichtgewicht“
Canon EOS R

Kameragigant Canon unterstreicht seine noch junge Liebe für spiegellose Systemkameras. Die 2018 präsentierte EOS R richtet sich an Profis, die M-Serie an anspruchsvollere Amateurfotografen. Und dann gibt es noch die EOS RP. Die wiegt immerhin fast 200 Gramm weniger als die EOS R, und sie hat deutlich kompaktere Maße. Mehr noch: Die EOS RP ist erstaunlich erschwinglich für eine Vollformatkamera. Lassen sich mit ihr auch gute Fotos knipsen? Das habe ich am vergangenen Samstag in Köln ausprobiert.

Blick auf den Kölner Hauptbahnhof von der Domplatte. Ein Rauschen ist klar erkennbar, das Bild trotz der hohen Empfindlichkeit aber noch sehr detailreich. Blende: 4.0, ISO 12.800, Verschlusszeit 1/100s, Brennweite: 105mm
Blick auf den Kölner Hauptbahnhof von der Domplatte. Ein Rauschen ist klar erkennbar, das Bild trotz der hohen Empfindlichkeit aber noch sehr detailreich. Blende: 4.0, ISO 12.800, Verschlusszeit 1/100s, Brennweite: 105mm

Canons Agentur stellte mir die EOS RP mit einem ausgezeichneten Objektiv zur Verfügung. Das RF 24-105mm F4 L IS USM kostet fast ebenso viel wie die Kamera selbst. Es reagiert schnell und soll sich im Folgenden auch bei Telebrennweiten noch als sehr lichtstark erweisen.

„Leicht“ ist relativ

Mit dem wuchtigen Objektiv relativiert sich ein Vorteil der Kamera dann aber auch schnell: Ein größeres und schwereres Gehäuse würde jetzt keinen enormen Unterschied mehr machen. Dennoch: Die etwas kleineren Maße machen die EOS RP schön handlich – 485 Gramm sind leicht für eine Vollformatkamera (die EOS R wiegt 660g). Und während der kleinen Foto-Exkursion, in der ich die Kamera die meiste Zeit in der Hand halte, bin ich dankbar für jedes Gramm, das ich dabei nicht schleppen muss.

Canon EOS RP mit 24-105mm-Objektiv
Canon EOS RP mit 24-105mm-Objektiv

Keine Frage, der Unterschied fällt auf. Das Gesamtpaket aus EOS RP und Objektiv ist mobiler als die Canon EOS R, die ich vor rund einem halben Jahr getestet habe. Canon hat bei der EOS RP unter anderem auf das kleine LC-Display der EOS R oben verzichtet und verwendet statt dessen ein klassisches Motivwahlrad (worüber ich nicht traurig bin). Der Rest des Bedienkonzepts mit zwei Einstellungsrädern ist ansonsten ähnlich:

Ähnliches Bedienkonzept. Die Canon EOS RP (links) verzichtet im Vergleich zur EOS R aber auf das neuartige LCD-Menü.

Warmstart: Die EOS RP brilliert beim Sonnenuntergang

Ich treffe passend zum Sonnenuntergang in Köln-Deutz ein. Die Hohenzollernbrücke mit dem Dom im Hintergrund ist seit jeher ein beliebtes Fotomotiv für Touristen, gerade bei Abendsonne. Ein Stativ habe ich bewusst nicht mitgenommen, um die Fähigkeiten der Kamera bei weniger optimalen Lichtverhältnissen zu testen. Den optischen Bildstabilisator des Objektivs lasse ich die ganze Zeit über eingeschaltet. Die EOS RP, die ich auf einem Mauersims ablege und auf einer Mütze ausrichte, liefert mir hier ein gestochen scharfes Foto:

Silhouette des Kölner Doms bei Abendsonne. Blende 4.0, ISO 100, Verschlusszeit: 1/500s, Brennweite: 72mm
Silhouette des Kölner Doms bei Abendsonne. Blende 4.0, ISO 100, Verschlusszeit: 1/500s, Brennweite: 72mm

Die Abendsonne taucht auch die Hohenzollernbrücke in ein schönes Licht. Kamera und Objektiv fassen beides sehr schön ein:

Hohenzollernbrücke bei Abendlicht. Blende 4.0, ISO 100, Verschlusszeit: 1/80s, Brennweite: 72mm
Hohenzollernbrücke bei Abendlicht. Blende 4.0, ISO 100, Verschlusszeit: 1/80s, Brennweite: 72mm

Kontraste beherrscht die Kamera gut, Serienbildaufnahmen sind auch bei schwierigen Lichtverhältnissen kein Problem. Lediglich der Autofokus sucht das eine oder andere Mal etwas länger, als ich mir das gewünscht hätte.


Die EOS RP beherrscht auch schwierige Lichtverhältnisse. Beim Heranzoomen (rechts) sind die einzelnen Strukturen weiterhin klar erkennbar. Blende: 9.1, ISO 320, Verschlusszeit: 1/60s, Brennweite: 24mm.

Einzelne Herausforderungen: Menü und Weißabgleich

Nach dem Gang über die Hohenzollernbrücke versuche ich die Spiegelung der Abendsonne in der Glasfassade eines Hotels auf der anderen Flussseite einzufangen. Das stellt den automatischen Weißabgleich vor eine fast unlösbare Aufgabe. Den Weißabgleich im Schnellstartmenü anzupassen, erweist sich als komplizierter als gedacht. Die Menüstruktur blendet die Wahlmöglichkeiten einfach über. Die Übersicht geht verloren, und alleine mit den Schnellwahltasten geht es hier nicht zurück ins Hauptmenü. Ich muss zwischen Wahlrad und Touchscreen hin- und hernavigieren, was Canon auch offenbar so vorgesehen hat.

An dieser Stelle gewollt und naturgetreu eingefangen: Rotlicht in der Kölner Altstadt. Blende: 4.0, ISO 4000, Verschlusszeit 1/80s, Brennweite: 33mm
An dieser Stelle gewollt und naturgetreu eingefangen: Rotlicht in der Kölner Altstadt. Blende: 4.0, ISO 4000, Verschlusszeit 1/80s, Brennweite: 33mm

Selbst ohne Motivprogramm oder Stativ erweist sich die EOS RP als Nachtchampion. Die Lichter der Großstadt lassen sich hier wunderbar einfangen. Selbst hohe ISO-Werte stellen kein großes Problem dar. Ich kann problemlos beliebige Blenden und Verschlusszeiten wählen; ein Rauschen ist kaum zu bemerken.

Die Canon EOS RP und das RF 24-105mm F4 L IS USM fangen eine wunderbare Lichtstimmung am Abend perfekt ein. Blende 4.0, ISO 4000, Verschlusszeit: 1/60s, Brennweite: 53mm
Die Canon EOS RP und das RF 24-105mm F4 L IS USM fangen eine wunderbare Lichtstimmung am Abend perfekt ein. Blende 4.0, ISO 4000, Verschlusszeit: 1/60s, Brennweite: 53mm
Altbau mit Mond. Bild vom Kölner Altermarkt. Trotz ISO 12.800 kaum Rauschen. Blende: 4.0, Verschlusszeit 1/160s, Brennweite: 105mm
Altbau mit Mond. Bild vom Kölner Altermarkt. Trotz ISO 12.800 kaum Rauschen. Blende: 4.0, Verschlusszeit 1/160s, Brennweite: 105mm

Auch drinnen bei schummrigem Licht kommen brauchbare Aufnahmen zustande:

Auf ein Bier oder zwei mit der Canon EOS RP. Blende: 4.0, ISO 2.000, Verschlusszeit: 1/60s, Brennweite: 24mm
Auf ein Bier oder zwei mit der Canon EOS RP. Blende: 4.0, ISO 2.000, Verschlusszeit: 1/60s, Brennweite: 24mm

Motivprogramm: Nachtszene ohne Stativ

Die Canon EOS RP bringt von Haus aus das interessante Motivprogramm „Nachtszene ohne Stativ“ mit. Das nimmt mit einer hohen ISO-Zahl eine Reihe von vier Bildern auf und verarbeitet sie anschließend in gut 5 Sekunden zu einem Bild. Das Szenario erinnert an Super HDR oder Nachtmodi, wie sie inzwischen auch jedes bessere Smartphone beherrscht. Das Ergebnis der EOS ist hell und unverwackelt, rauscht aber merklich, gerade am Abendhimmel:

Motivprogramm "Nachtaufnahme ohne Stativ". Die EOS RP schießt hier eine Belichtungsreihe mit stolzen ISO 25.600. Blende: 4.0, Verschlusszeit 1/15s, Brennweite: 24mm
Motivprogramm „Nachtaufnahme ohne Stativ“. Die EOS RP schießt hier eine Belichtungsreihe mit stolzen ISO 25.600. Blende: 4.0, Verschlusszeit 1/15s, Brennweite: 24mm

Das gleiche Bild ohne HDR „von Hand“ reproduziert liefert ein ähnliches Ergebnis:

Nachtbild ohne Stativ und ohne Motivprogramm. Blende 4.0, ISO 12.800, Verschlusszeit: 1/13s, Brennweite: 24mm
Nachtbild ohne Stativ und ohne Motivprogramm. Blende 4.0, ISO 12.800, Verschlusszeit: 1/13s, Brennweite: 24mm

Tolle Bilder natürlich auch tagsüber

Zwei Tage darauf, zurück in Bonn, teste ich die Kamera bei Tag. Es ist Nachmittag, grauer Himmel. Die EOS RP liefert detailreiche Ergebnisse:

Der Elefant hinter dem Gestrüpp wirkt im detailreichen Bild der EOS fast mystisch. Blende: 6.4, ISO 160, Verschlusszeit 1/80s, Brennweite: 70mm
Der Elefant hinter dem Gestrüpp wirkt im detailreichen Bild der EOS fast mystisch. Blende: 6.4, ISO 160, Verschlusszeit 1/80s, Brennweite: 70mm
Beeindruckende Farben. Blende 4.0, ISO 100, Verschlusszeit 1/125s, Brennweite: 37mm
Beeindruckende Farben. Blende 4.0, ISO 100, Verschlusszeit 1/125s, Brennweite: 37mm

Auch schöne Detailaufnahmen sind mit der Kamera natürlich möglich:

In voller Blüte. Blende 4.0, ISO: 100, Verschlusszeit: 1/160s, Brennweite: 80mm
In voller Blüte. Blende 4.0, ISO: 100, Verschlusszeit: 1/160s, Brennweite: 80mm
Blumen-Bouquet. Blende: 4.0, ISO 100, Verschlusszeit: 1/160s, Brennweite: 105mm
Blumen-Bouquet. Blende: 4.0, ISO 100, Verschlusszeit: 1/160s, Brennweite: 105mm

Canon EOS RP: Stärken und ein paar kleine Schwächen

Auf ein Fazit in Form einer Bewertung der Kamera würde ich gerne verzichten. Zu unterschiedlich sind die Ansprüche verschiedener Fotografen. Der Autofokus der EOS RP ließ mich in meinem kurzen Test auf jeden Fall nur ganz selten im Stich. Sehr schön gefiel mir die Möglichkeit, den Fokus per Touchscreen zu steuern, was mir überdies viel Zeit sparte. Bei gleichzeitig eingeschaltetem Sucher funktionierte die Augenerkennung nicht fehlerlos. Ich wollte zum Beispiel das Bild eines Blumenbeets buchstäblich aus der Hüfte schießen und dafür das (großartigerweise voll schwenkbare) Display zu mir hochklappen, worauf die Kamera aber das Display aus- und den Sucher einschaltete.

Mein Testvideo mit der EOS RP gibt euch Aufschluss über die Geschwindigkeit des Servo-Autofokus (gemächlich, aber natürlich wirkend) und die Qualität des eingebauten Mikrofons:

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Was toll ist: Canon erlaubt es euch, auch ein Stereo-Mikrofon und einen Kopfhörer daran anzuschließen und das Display zur Seite zu schwenken und für Foto- oder Videoselfies nach vorne zu klappen. Schade dass Canon den Einschub für den Akku und die 1 Speicherkarte unten anbringt, was bei gleichzeitiger Verwendung eines Stativs keinen Zugriff auf das Fach zulässt. Zumal am rechten Rand der Kamera reichlich Platz gewesen wäre: Canon bringt sämtliche Anschlüsse (neben Mikro und Kopfhörer auch noch HDMI-Ausgang, Fernauslöser und USB-C) auf der linken Seite unten.

Macht, was sie soll und nur was sie soll

Nicht ideal in meinen Augen auch die Menüsteuerung, die sich nicht gänzlich mit den Steuertasten bedienen lässt, sondern die zeitweise (oder ausschließliche) Nutzung des Touchscreens erfordert. Der Akku brachte es bei mir reell auf nicht weit über 300 Fotos. Nach der Abendexpedition in Köln konnte ich anschließend in der Bahn die Bilder gerade noch durchsehen und offensichtliche Fehlschüsse direkt löschen. Danach verabschiedete sich der Akku aber auch schon, da mögen einige andere Kameras mittlerweile ausdauernder sein.

Alle Anschlüsse links
Alle Anschlüsse links

Ansonsten habe ich an der EOS RP nach meinem kurzen Test aber auch rein gar nichts auszusetzen. Eine leicht steuerbare, zuverlässige Kamera, die euch tags wie nachts tolle Fotos ermöglicht, deren Autofokus schnell und zuverlässig reagiert und deren etwas leichteres Gewicht im Vergleich zur EOS R ihr unterwegs tatsächlich zu schätzen lernt. Der kleine Ausflug hat Spaß gemacht!

Die Canon EOS RP mitsamt Adapter erhaltet ihr auch bei Euronics.

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