Entstaubt eure alte Digitalkamera: Retro statt Spiegelreflex und Smartphone!

Entstaubt eure alte Digitalkamera: Retro statt Spiegelreflex und Smartphone!

Hochauflösende Sensoren sogar in günstigen Smartphones, längst bezahlbare Spiegelreflex-Kameras, mächtige Systemkameras und spiegellose Hightech-Monster – wer braucht da noch eine Digicam? Ich! Mit meiner alten Sony Cybershot DSC-T100 drehte ich die Zeit um einige Jahre zurück…

Warum sollte ich?

Beim Aufräumen entdeckte ich sie wieder: Meine alte Digitalkamera von Sony. 2007 für 350 Euro gekauft, begleitete sie mich einige Sommer und Winter meines Lebens, bis ich sie durch mein erstes Smartphone ersetzte. Das iPhone 4 besaß eine so gute Kamera und passte in meine Hosentasche – wozu wollte ich noch eine solche Kompaktkamera mit mir herumtragen? Das war irgendwann 2010, zumindest wiesen mich einige Fotos darauf hin, die ich im Herbst vor fünf Jahren zuletzt mit meiner DSC-T100 schoss. Danach landete sie im Regal und wanderte immer weiter nach hinten. Durch das iPhone 5 später und meine 2013 erworbene Spiegelreflex-Kamera verschwendete ich kaum noch einen Gedanken an die Cam, die mir so treue Dienste leistete. Und plötzlich kam der Gedanke auf….

Damals echt teuer, heutzutage für ein paar Euro zu haben. (Foto: Sven Wernicke)
Damals echt teuer, heutzutage für ein paar Euro zu haben. (Foto: Sven Wernicke)

…was, wenn ich beim Spazieren, beim Wandern oder der täglichen Gassirunde mal mein Smartphone daheim lassen würde? Keine Anrufe entgegen nehmen, nicht ständig bei Facebook oder Twitter schauen, nicht bei Instagram irgendwas posten. Erzwungenes Entschleunigen, könnte man sagen. Die Idee klang reizvoll, doch ich stieß auf eine Hürde: Ich fotografiere unglaublich gerne. Ich bin kein Meister, kein Experte, kein Photoshop-Künstler. Ich knipse nur das, was ich verewigen möchte und habe meine Freude daran. Würde ich das Smartphone nicht mit in die Natur nehmen, bliebe noch meine Canon EOS 650D. Doch das Teil, so sehr ich es mag, ist nicht wirklich handlich, passt in keine Hosentasche und möchte am liebsten mit mehr als einem Objektiv herumgetragen werden. Da kam mir meine T100 in den Sinn, die früher ständig dank ihrer Größe dabei war.

Gerade am Tag bemerkt man keine Unterschiede zu einer guten Smartphone-Kamera. (Foto: Sven Wernicke)
Gerade am Tag bemerkt man keine Unterschiede zu einer guten Smartphone-Kamera. (Foto: Sven Wernicke)

Gesucht, gefunden. Akku in die Ladestation, der funktionierte noch reibungslos. Und das nach einer vierjährigen Pause! Zwar hatte sich die interne Uhrzeit der T100 verständlicherweise verstellt, sonst aber sprang sie nach dem „ersten“ Einschalten sofort an – als hätte ich sie nie verstauben lassen.

Altes neu entdecken

Was mich echt erstaunte: Während ich 2007 und die Jahre danach einige Einstellungen meiner Kompaktkamera nie nutzte, weil ich sie vermutlich nicht verstand, kapierte ich jetzt zuvor nie ausprobierte Elemente, die mir meine Spiegelreflex beibrachte. ISO, Belichtungszeit, Blende, Makro und dergleichen ergaben plötzlich einen Sinn. Und ich wollte sofort herumspielen und experimentieren, um das Optimum aus der kleinen und nach wie vor schicken Cam herauszuholen. Zugegeben: Das 3 Zoll große Display mit seiner 230.000 Pixel-Auflösung mag nicht mehr hervorragend sein, genügt aber vollkommen. Nur dass kein Touchscreen vorhanden ist, daran musste ich mich wieder gewöhnen.

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Bezogen auf die technischen Daten ist die Kamera, die immerhin über acht Jahre alt ist, durchaus noch reizvoll. Denn sie besitzt einen 8,1 Megapixel Zeiss-Sensor für Fotos mit einer maximalen Auflösung von 3.264 x 2.448 Pixel. Besonders spannend sind der 5-fach-optische Zoom und der Bildstabilisator namens Super SteadyShot – das können die meisten Smartphones in dieser Form nicht bieten. Dazu gesellen sich etliche Schnellprogramme und manuelle Optionen zum Anpassen von Blitz, ISO oder Bildqualität.

Eine wirkliche Schwäche ist die Videoaufnahme mit VGA-Qualität. Das ärgerte mich schon damals etwas, aus heutiger Sicht ist das sogar noch tragischer. Denn im Jahr 2015 möchte man sich schließlich Videos möglichst in Full-HD angucken. Ansonsten besitzt meine DSC-T100 Gesichtserkennung und einen nach wie vor recht ausdauernden Akku, der allerdings im Laufe der Jahre doch dezent schwächelt. Für meinen Gebrauch genügt er allemal.

5-fach Zoom bietet kein Smartphone. (Foto: Sven Wernicke)
5-fach Zoom bietet kein Smartphone. (Foto: Sven Wernicke)

Auf Safari

Etwas ungewöhnliche fühlt es sich schon an: Als Internet- und Smartphone-Junkie plötzlich das Telefon zu Hause lassen und dafür die olle Digicam in die Tasche packen. Aber das ist freilich nur eine Frage der persönlichen Einstellung. Recht schnell fanden sich auch mit der Sony Cybershot passende Motive mitsamt einiger Überraschungen. Durch die neu entdeckten Funktionen war ich sehr von den Makro-Aufnahmen überrascht, genauso über den optischen Zoom, der einfach sehr viel besser ist als jeder Digitalzoom heutiger Top-Smartphones.

Bei Makro-Aufnahmen und auch bei schlechten Lichtverhältnissen kommt die Cam an ihre Grenzen. (Foto: Sven Wernicke)
Bei Makro-Aufnahmen und auch bei schlechten Lichtverhältnissen kommt die Cam an ihre Grenzen. (Foto: Sven Wernicke)

Was mir generell an der Sony-Kamera gefällt – abgesehen davon, dass sie extrem robust ist und ich aufgrund ihres Alters gar keine Angst mehr davor habe, sie könnte einen Schaden nehmen? Es ist die Tatsache, dass sie sich auf das Wesentliche konzentriert und ich einfach Fotos knipsen kann. Keine Ablenkung durch Nachrichten oder Anrufe, sondern einzig beim Rumspielen in den Einstellungen starrt man auf das Display. Sonst steht eben das Fotografieren im Vordergrund, nicht der Gedanke, das Ergebnis gleich bei Instagram oder Facebook teilen zu wollen. Oder zu müssen. Ihr kennt vielleicht diesen inneren Drang.

Etwas vermissen

Aber ja: Ein wenig vermisse ich schon Bluetooth oder WIFI, wobei das Anschließen eines USB-Kabels an den Rechner (oder via OTG an ein Android-Gerät) kein großer Aufwand ist. Von dort kann ich, wenn ich möchte, ja immer noch die sozialen Netzwerke mit Fotos befeuern oder Photoshop für eine Bearbeitung anwerfen. Anstrengend ist das nun wahrlich nicht, obwohl man heutzutage eben mehr Komfort gewohnt ist.

Ideal für Schnappschüsse. (Foto: Sven Wernicke)
Ideal für Schnappschüsse. (Foto: Sven Wernicke)

Was ich am meisten schätze, das ist tatsächlich eine gewisse Umgewöhnung sowie das absichtliche Minimieren der Funktionen eines technischen Geräts: Draußen in der Natur starre ich nicht mehr auf das Smartphone-Display, schließlich liegt das Telefon zu Hause. Dafür hole ich die Kamera raus, wenn ich etwas schönes sehe. Zwänge fallen weg und es fühlt sich wirklich ein klein wenig nach Entschleunigung an.

Ein klein wenig Entschleunigung

Mal ehrlich: Schaut euch doch die Fotos hier im Text an: So übel sind die Ergebnisse nicht. Sicherlich mangelt es etwas an Kontrast, den man nachträglich mittels Filter einfügen könnte. Würdet ihr anonsten einen Unterschied zwischen einem Smartphone und der Digitalkamera von 2007 mit dem bloßen Auge erkennen? Feststellen musste ich nur, dass meine DSC-T100 noch mit den speziellen und nicht mehr produzierten Memorystick-Speicherkarten von Sony ausgestattet ist, die 2GB-Karte, die ich damals kaufte, hätte ich gerne durch eine größere ersetzt. Dafür überlege ich, mir vielleicht ein handliches Stativ für die kleine schwarze Maschine zuzulegen, mehr Zubehör braucht man ja wirklich nicht.

Und?

Letztlich möchte ich euch nur verdeutlichen: Schmeißt eure alte Digitalkamera nicht gleich weg, sondern holt sie aus dem Schrank, macht sie wieder fit und probiert es mal wieder aus. Gerade dann, wenn ihr in eurer Freizeit weg vom Smartphone kommen wollt, ist dieser „Schritt zurück“ eine echt interessante Erfahrung.

Gut, dass die Kamera dabei war. (Foto: Sven Wernicke)
Gut, dass die Kamera dabei war. (Foto: Sven Wernicke)

Ich freue mich über eure Meinung, wenn ihr das Experiment selbst mal gewagt habt…

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2 Kommentare zu “Entstaubt eure alte Digitalkamera: Retro statt Spiegelreflex und Smartphone!

  1. Ich bin ganz altmodisch und fotografiere ausschließlich mit der Canon Spiegelreflex oder meiner DigiCam für unter 100 Euro und gerade letzte Woche bin ich auf die Idee gekommen auch mal wieder analog zu fotografieren so richtig altmodisch mit Film, mal schauen was daraus wird 🙂

  2. Hallo,
    sehr interessanter Beitrag! Wenn man mal überlegt was der Wandel der Zeit so alles mit sich bringt. Ich finde wenn die Bilder mit einer richtigen Kamera geschossen werden, schätzt man die Aufnahmen einfach mehr als hätte man bloß schnell das Smartphone rausgeholt. Obwohl die Smartphonekameras heute schon wirklich gut sind. Aber mal ehrlich, ein Laie wird da keinen großen Unterschied sehen, da muss man schon genauer hinsehen, um auf die Frage im Text zurückzukommen 🙂

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