Bereits kurz nach der Ankündigung der ersten Copilot+-PCs der großen Hersteller kamen Meldungen wie „nicht so schnell wie die M3-Prozessoren von Apple“ oder „nicht fürs Gaming geeignet“ auf. Beides trifft teilweise auch auf den Yoga Slim 7x Gen 9 zu. Und doch reden wir hier über einen hervorragenden Laptop, den du nicht mehr hergeben magst. Für die meisten Anwender:innen dürfte es irrelevant sein, dass es möglicherweise bessere Technik von Apple gibt oder andere Laptops besser aufs Spielen ausgelegt sind. Das, was Lenovo mit dem Yoga Slim 7x abliefert, ist – wie Boomer so sagen – erste Sahne!
Inhalt:
- Neue Chiparchitektur
- Technische Daten
- Theorie vs. Praxis: Gute Performance, aber…
- Was bringt Künstliche Intelligenz?
- Ist der Lenovo Yoga Slim 7x fürs Gaming geeignet?
- Eingeschränkte Software-Kompatibilität?
- Vorteile
- Nachteile
- Fazit
Ein Windows-Laptop mit… neuer Chiparchitektur
In den vergangenen Jahren versuchte Microsoft immer wieder, Windows und ARM-basierte Prozessoren zusammenzubringen. Die seit Sommer 2024 erhältlichen Copilot+-PCs für Windows 11 bieten nicht nur neue KI-Funktionen, sondern auch die aktuellsten Qualcomm-Chips mit ARM-Architektur. Die Prozessoren der Snapdragon-X-Elite-Reihe versprechen eine Oberklasse-Performance bei erstaunlich langen Akkulaufzeiten.
Aber: Die ARM-Architektur ist im Bereich der Windows-PCs noch neu und unterscheidet sich stark von den bisherigen x86/x64-Prozessoren von Intel und AMD. Das heißt also auch: Ältere und spezielle Software könnte auf den neuen ARM-Laptops nicht oder nicht ordnungsgemäß laufen. Microsoft integrierte in Windows 11 daher einen Emulator, der Programme für die andere Chip-Architektur kompatibel machen möchte. Zugleich gibt’s erste Software-Entwickler, die bereits „native ARM-Anwendungen“ zur Verfügung stellen.
Das alles ist einerseits wichtig zu wissen, andererseits rückt dies bei der Einrichtung des Lenovo Yoga Slim 7x in den Hintergrund. Hier merkst du zu keiner Sekunde, dass im Inneren ein Snapdragon X Elite (X1E78100) mit bis zu 3,42 GHz werkelt und nicht wie gewohnt ein AMD Ryzen oder Intel Core. An dem Gefühl, vor einem „normalen“ PC mit Windows 11 zu sitzen, ändert sich auch nichts, solltest du ohnehin Standard-Anwendungen wie Office, Internet oder Mailprogramm verwenden. Gerade die Anwendungen von Microsoft und die großer Hersteller wie Adobe sind vollständig oder zumindest teils bereits auf ARM-Chips optimiert. Das gilt auch für Windows 11 selbst, das – man kann es nicht anders sagen – von Anfang an flutscht.
Lenovo Yoga Slim 7x: Technische Daten
Trotz der Tatsache, dass die unverbindliche Preisempfehlung des Yoga Slim 7x bei knapp 1400 Euro beginnt, verbaut Lenovo „nur“ besagten Snapdragon X Elite (X1E78100). Das ist der kleinste Elite-Chip von Qualcomm, der auf einen „Dual Core Boost“ für zusätzliche Performance sowie eine stärkere Grafikeinheit verzichtet. Trotzdem verspricht der 12-Kern-Prozessor mehr als ausreichende Leistung. Lenovo stellt dem X Elite zudem bis zu 32 GB Arbeitsspeicher und eine bis zu 1 TB große SSD zur Verfügung.
Technische Daten: Lenovo Yoga Slim 7x
CPU: | Qualcomm Snapdragon X Elite Prozessor bis zu 3.4GHz, 12 Kerne (X1E78100) |
Display: | 14,5 Zoll OLED, 2944 x 1840 Pixel, 90 Hz, Helligkeit 1000 Nits, Kontrast 100.000:1, Dolby Vision |
Speicher | 16/32 GB RAM 1 TB SSD |
Konnektivität: | 3x USB-Type-C (USB 4, PD 3.1, DP 1.4) Bluetooth 5.3 Wi-Fi 7 |
Akku: | Kapaziät: 70 Wh Maximale Akkulaufzeit: 22 h |
Abmessungen: | Breite: 325 mm Höhe: 12.9 mm (flachste Stelle) Tiefe: 225.15 mm Gewicht: 1.28 kg |
Wie eingangs schon angedeutet: Mein persönliches Highlight ist das 14,5 Zoll große OLED-Display mit einer Auflösung von 2.944 x 1.840 Pixeln und einer Spitzenhelligkeit bis 1.000 cd/m². Dolby Vision, HDR 600 True Black und Bildwiederholfrequenzen bis 90 Hz fehlen nicht.
Was auch stark ist: Das Notebook erfüllt die Robustheitsanforderungen nach Militärstandard MIL-STD-810H. Mitverantwortlich dürfte das stabile und sich wertig anfühlende Gehäuse aus Aluminium sein. Klasse ist die Farbe Cosmic Blue. Das ist ein sehr dunkles Blau, das fast schwarz wirkt – abhängig vom Lichteinfall.
Wuchtig fühlt sich der Lenovo Yoga Slim 7x zu keiner Zeit an, auch weil er nur 1,28 Kilogramm wiegt und an seiner dicksten Stelle 15 Millimeter dünn ist. Das passt alles ganz wunderbar zusammen. Aber klar: Im Vergleich zu den früheren Yoga-Slim-Geräten bietet Lenovo nur wenige neue Akzente.
Im Grunde gibt’s übrigens „nur“ drei USB4-Ports mit Unterstützung für Übertragungsraten bis 40 Gbit/s (Power Delivery 3.1, DisplayPort 1.4). Der Hersteller legt immerhin einen Hub dazu, sodass du mit diesem Adapter auch noch 1x USB-A, VGA, Audioanschluss und HDMI erhältst. Persönlich finde ich diese Lösung sinnvoller, denn zusätzliche Ports am Gerät würden den Yoga Slim 7x nur dicker und schwerer machen.
Theorie vs. Praxis: Gute Performance, aber…
Ich habe sie laufen lassen: Cinebench in der ARM-Version, 3DMark, Geekbench 6 – und die Ergebnisse sehen allesamt solide bis gut aus. Und doch sagen diese Werte aktueller Benchmark-Programme nicht zwangsläufig etwas darüber aus, was dich im Alltag erwartet. Auch, weil nicht für ARM-Prozessoren optimierte Benchmark-Programme verfälschte Ergebnisse liefern (können). Zahlen, wie sie Kollegen wie Notebookcheck liefern, sind gerade für Ottonormalverbraucher:innen schwierig einzuordnen – es ist vor allem dann knifflig, wenn man gar nicht weiß, wie „potent“ ein AMD Ryzen 7 8845HS und ein Intel Core Ultra 7 155H letztlich sind.
Im Vergleich zu meinem etwas in die Jahre gekommenen Surface 6 Pro (i7-Modell) rauscht der Yoga Slim 7x in gefühlt jedem Bereich an dem Microsoft-Gerät vorbei. Das spüre ich vor allem in für mich alltäglichen Anwendungen wie Word, Excel, Browser deutlich. 100 Browser-Tabs sind bei mir keine Seltenheit – der Wechsel zwischen diesen ist für mich ein entscheidender Performance-Aspekt. Und hier hat das Lenovo-Gerät deutlich die Nase vorne. Auch beim Bearbeiten komplexerer Tabellen, beim Wechseln zwischen anspruchsvolleren Anwendungen (Photoshop aus der Creative Cloud, Affinity, Outlook) klappt tadellos und so, wie ich mir das wünsche.
Aber: Wir reden hier über native ARM-Apps, die auf den Prozessor ausgelegt sind. Schwieriger ist es bei emulierten Anwendungen, die Firmen ursprünglich für die x64-Architektur entwickelten. Allein schon das erste Starten dauert relativ lange, auch die Performance geht bei einigen Apps spürbar nach unten. Oder: Im schlimmsten Fall laufen die Anwendungen, zum Beispiel Adobe Photoshop Elements 2024, überhaupt nicht. Ärgerlich.
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Auch mit Benchmark-Ergebnissen im Hinterkopf lautet meine Empfehlung: Prüfe vor dem Kauf, ob alle deine benötigten Programme auf einem ARM-Rechner laufen. Klappt es über die Emulation: Gut, aber wirklich optimal sind native ARM-Versionen, die deutlich performanter funktionieren und zeigen, was in dem 12-Kerner des Lenovo Yoga 7x steckt. Das gilt übrigens für alle Copilot+-PCs mit Snapdragon-Chips.
Was bringt Künstliche Intelligenz?
Der Lenovo Slim 7x darf sich offiziell Copilot+-PC nennen, da er über eine starke NPU verfügt, die das lokale Ausführungen von KI-Funktionen erlaubt. Wir reden hier allerdings in erster Linie von „nice to have“-Elementen und keinen existenziellen Komponenten, auf die du nie wieder verzichten kannst.
Gegenüber einem regulären Laptop stehen zur Verfügung:
- Paint & Cocreator: Direkt aus der Paint-App heraus generierst du Bilder, die du zum Weiterverarbeiten nutzen kannst.
- Windows Studio Effekte: Zusätzliche Filter und qualitativ bessere Videokonferenzen (Unschärfe-Effekte, Kontrast, Beleuchtung) stehen als Basis-Funktionen bereits in der Schnellauswahl von Windows 11 zur Verfügung und kannst du stets ein- und ausschalten.
- Microsoft Copilot: Die spezielle Copilot-Taste schaltet den Microsoft Copilot, also den intelligenten Assistenten, ein.
- Recall: Derzeit ist die eigentlich tolle Funktion noch nicht verfügbar, nachdem Microsoft sie vorerst zurückziehen musste.
Interessant: Aktivierst du parallel zum Ausführen der KI-Funktionen den Task-Manager, kannst du die Live-Beanspruchung der NPU anschauen. Die kommt viel seltener zum Einsatz, als du glaubst…
Ist der Lenovo Yoga Slim 7x fürs Gaming geeignet?
Man muss es einfach sagen: Der Yoga Slim 7x ist nicht für Gamer:innen gedacht. Das liegt in erster Linie daran, dass derzeit die wenigstens Windows-Spiele über native ARM-Fassungen verfügen. Aber nicht nur das: Auch die Grafikeinheit mit maximal 3,6 TFLOPS ist zu weit entfernt von Laptops mit dedizierten Grafikchips. Das spielt wiederum für Business-Anwender:innen, Content Creators und all diejenigen, die im Netz surfen oder Office verwenden, keine Rolle.
Andererseits heißt das nicht, dass du mit einem Lenovo Yoga Slim 7x nicht spielen könntest. Viele ältere oder technisch weniger anspruchsvollere Titel laufen gut bis hervorragend – teils auch in höheren Auflösungen und Detailstufen.
Weitere Tipps zum Gaming auf ARM-basierten Rechnern wie dem Yoga Slim 7x findest du in unserem Artikel zu diesem Thema.
Eingeschränkte Software-Kompatibilität?
Experimentierst du gerne, installierst häufiger neue Software und spielt sporadisch auch mal das eine oder andere Game, wirst du häufig an die Grenzen des x64-Emulators Prism stoßen. Die Software, mit der du viele Programme unter ARM zum Laufen bekommst, unterstützt längst nicht alle Anwendungen. Das ist allerdings kein Problem des Herstellers Lenovo, sondern liegt an Microsoft. Hier kannst du davon ausgehen, dass diese Emulator-Software in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren noch Updates für eine bessere Funktionalität erhalten wird.
Schon jetzt kannst du die Kompatibilität mit etwas Bastelei erhöhen – Tipps und Tricks, wie du Software doch zum Laufen bekommst, findest du in unserem Bericht „So bekommst du Software auf deinem Copilot+-PC (vielleicht) zum Laufen“.
Das klingt alles dramatischer, als es ist: Die ARM-Kompatibilität steigt kontinuierlich, viele Entwickler-Studios liefern Updates nach. Umso gewöhnlicher deine verwendeten Apps sind, desto weniger bemerkst du überhaupt, dass nicht alle erhältlichen Anwendungen nativ oder via Emulator funktionieren. Eine Liste nativer Apps findest du unter https://armrepo.ver.lt/. Und dort siehst du: Zig Programme aus dem Alltag sind längst im ARM-Zeitalter angekommen.
Vorteile des Yoga Slim 7x: Freude im Alltag
Als jemand, der beruflich mit Internet, Office-Anwendungen und nicht selten auch Bild- oder Videobearbeitungssoftware zu tun hat, ist das Lenovo Yoga Slim 7x wie gemacht. Denn nahezu alle Programme, die ich beruflich und auch privat nutze, sind entweder nativ verfügbar oder laufen dank Emulator tadellos. Das heißt: Ob nun ein x64-Prozessor von AMD oder Intel in meinem Laptop steckt oder ein Snapdragon X Elite – es macht für mich keinerlei Unterschied. Und ich behaupte: Das gilt für sehr viele Menschen.
Der Lenovo Yoga Slim 7x bietet aber auch wirklich entscheidende Stärken, die im Bereich der Laptops in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit sind. Und hier offenbart der Copilot+-Rechner seine Vorzüge, die du schnell zu schätzen weißt:
- Display: Ein 3K-OLED-Display mit fantastischen Farben und Kontrasten – es ist einfach eine große Freude, am Yoga Slim 7x zu arbeiten, aber auch Filme zu streamen oder ein Game zu zocken. Aufgrund der Größe des Bildschirms kannst du sehr gut den Desktop für mehrere Anwendungen „teilen“, also zum Beispiel links Browser, rechts Office etc.
- Akkulaufzeit: Berücksichtigst du die Energiesparfunktionen, schaltest bei Nichtgebrauch das WLAN aus und benötigst nicht die maximale Display-Helligkeit, kannst du 20 Stunden Akkulaufzeit herausholen. Das beeindruckt mich immer wieder aufs Neue und zeigt: ARM ist schlicht energieeffizienter als x64.
- Tastatur: Gerade für mich als Vieltipper ist das Keyboard des mobilen PCs eine wahre Freude. Der von Lenovo angegebene Tastenhub von 1,5 mm ist bei Geräten mit diesen Ausmaßen nicht gewöhnlich. Ein richtig gutes Schreibgefühl mit gutem Anschlag – klasse. Die Tastaturbeleuchtung gehört zu einer Selbstverständlichkeit.
- Weiterer Komfort: Vier Lautsprecher mit Dolby Atmos erzeugen einen Ton, der sehr wohl zum Filme schauen geeignet ist. Auch die Full-HD-Kamera liefert gute Qualität bei Videokonferenzen. Und der Touchscreen erlaubt eine präzise Bedienung für unterstützte Anwendungen.
Nachteile des Yoga Slim 7x: Die Nadeln im Heuhaufen
Abgesehen von der Problematik der Software-Kompatibilität lassen sich nur wenige Nachteile finden: Lenovo liefert hier einen starken Laptop, der kaum Wünsche offenlässt.
Aber wie kann es anders sein: Finden lässt sich immer etwas…
- Touchpad: Das ist zwar überraschend groß und funktioniert bestens, doch gerade mir als Linkshänder fiel auf, dass ich etwas zu häufig „aus Versehen“ die rechte Maustaste statt der linken erwischte. Das ist glücklicherweise eine Frage der Gewöhnung.
- Anschlüsse: Zwar bieten die drei USB-C-Anschlüsse maximale Flexibilität, aber gerade einen Speicherkarten-Slot oder HDMI-Ausgang hätte ich mir noch gewünscht. Weitere Ports sind nur über Adapter, Hubs etc. möglich.
- Elektronische Kameraabdeckung: Toll und praktisch, für dicke Finger aber etwas fummelig, den Schalter zu betätigen.
- Spiegelndes Display: Auch das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und mag zu Beginn irritierend sein. Bei längerer Verwendung stört dies nicht bzw. nur noch bei sehr ungünstigen Lichtverhältnissen.
- Lüfter: Der Laptop muss den Snapdragon X Elite bei stärkerer Belastung aktiv kühlen. Die zwei Lüfter sind dann deutlich zu hören. Ist der Chip nicht allzu sehr gefordert, was bei Office und Alltag die Regel ist, genügt meist eine passive Kühlung, die Lüfter bleiben also still.
Fazit: Prächtiger Arbeits-Laptop
Toll gemacht, Lenovo! Der erste Copilot+-Laptop der Yoga-Reihe sieht schick aus und punktet mit einer Luxusklasse-Verarbeitung und einem exzellenten Bildschirm. Der ist neben der überzeugenden Akkulaufzeit, der stimmigen Ausstattung und der sehr guten Alltags-Performance ein echtes Highlight.
Klar, die nicht perfekte Kompatibilität zu x64-Anwendungen, die nicht zwingend nötigen Copilot+-Funktionen und die genannten kleinen Schwächen sind vorhanden, aber für die meisten potenziellen Käufer:innen entweder zweitrangig oder irrelevant. Im Ergebnis ist der Lenovo Slim 7x ein toller Allrounder für die allermeisten Anwendungen. Früher hätte man wohl auch „Multimedia-Laptop“ der Extraklasse gesagt.
Ich konnte zwar einige Spiele und Anwendungen nicht auf dem Lenovo Slim 7x zum Laufen bringen, doch das ist nicht die Schuld des Herstellers. Hier ist Microsoft gefragt, künftig den dafür verantwortlichen Prism-Emulator zu überarbeiten und die Kompatibilität zu erhöhen. Nutzt du ohnehin eher Standard-Software, wirst du auf einem ARM-basierten Laptop wie dem Slim 7x nichts vermissen.
- Erstklassiges Display
- Sehr gute Verarbeitung
- Lange Akkulaufzeit
- Neueste Standards: USB4 und WI-Fi 7
- Tastatur auch für Vieltipper:innen geeignet
- x64/x86-Software nicht vollständig kompatibel
- Relativ geringe Auswahl an ARM-optimierten Apps
- Recht hoher Preis
Der Lenovo Yoga Slim 7x ist bei Euronics erhältlich.
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