Die besten Smartphone-Chips: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Ist es wirklich wichtig, ob ein Kirin, Exynos oder ein Snapdragon in meinem Smartphone steckt? Unser Vergleich zeigt: Nicht im Hinblick auf die Geschwindigkeit, aber in puncto Zusatzfunktionen wie Kameras oder Bluetooth.

Die besten Smartphone-Chips: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die meisten Smartphones von Huawei setzen auf hauseigene Kirin-Chips. (Foto: Huawei)

Ich stellte mir kürzlich die Frage, ob es einen Unterschied macht, welcher Prozessor – genauer gesagt System on a Chip (SoC) – in einem Highend-Smartphone steckt. Entscheide ich mich für das beste Telefon eines Herstellers, bekomme ich in der Regel den neuesten SoC. Bei Samsung ist das meist die Eigenentwicklung Exynos, bei Sony, LG, OnePlus, Xiaomi oder HTC für gewöhnlich der neueste Qualcomm der Snapdragon 800-Serie.

Bei sämtlichen Spitzen-Geräten von Huawei/Honor ist es der HiSilicon Kirin, bei Apple der A11 (2017) oder A12 (2018). Und schauen wir noch Richtung China, spielt der MediaTek Helio eine Rolle.

Ein Smartphone-Chip besteht aus vielen Komponenten, wie hier der Qualcomm Snapdragon 845 zeigt. Daher auch der Begriff "System on a Chip". (Foto: Qualcomm)
Ein Smartphone-Chip besteht aus vielen Komponenten, wie hier der Qualcomm Snapdragon 845 zeigt. Daher auch der Begriff „System on a Chip“. (Foto: Qualcomm)

Leistung ist nicht (mehr) entscheidend beim „besten“ Smartphone-Chip

Klar. Wir können hier über Benchmark-Ergebnisse, um Millisekunden schneller öffnende Apps und noch flüssiger laufende Spiele reden. Doch machen wir uns nichts vor: Alle erwähnten Chips sind so leistungsstark, dass ihr im Alltag keine entscheidenden Geschwindigkeitsunterschiede feststellen werdet.

Der Chiphersteller HiSilicon gehört zu Huawei. (Foto: HiSilicon)
Der Chiphersteller HiSilicon gehört zu Huawei. (Foto: HiSilicon)

Aber ist das verwunderlich? Die Prozessoren unterscheiden sich nur marginal. Fast immer kommen Lösungen basierend auf der ARM-Architektur zum Einsatz. Die speziellen Mikroprozessoren stammen von dem Unternehmen ARM oder basieren auf den erstmals 2011 vorgestellten ARMv8-Strukturen.

Qualcomm Snapdragon 845Samsung Exynos 9810HiSilicon Kirin 980Apple A11 BionicMediaTek Helio P60
CPU-KerneOctacore-Chip: 4x ARM Cortex A-75 & 4x ARM Cortex A-55Octacore-Chip: 4x Custom ARM & 4x ARM Cortex-A55Octacore-Chip: 4x ARM Cortex A-76 & 4x ARM Cortex A-55Hexacore-Chip auf ARM-Basis: 2x Moonsoon-Cores & 4x Mistral-CoresOctacore-Chip: 4x ARM Cortex A-53 & 4x ARM Cortex A-73
GrafikeinheitAdreno 630Mali G72 MP18Mali G78 MP10Eigenentwicklung mit drei KernenMali G72 MP3
Fertigungstechnik10nm10nm7nm10nm12nm
KIjajaja, zwei Chipsjaja
LTEX20 Modem; Cat. 18 (1,2 Gbit/s)Cat. 18 (1,2 Gbit/s)Cat. 21 (1,4 Gbit/s)Cat. 18 (1,2 Gbit/s)Cat. 13 (300 Mbit/s)

Für uns relevant ist, dass die Chips der namhaften Anbieter mal mehr, mal weniger ähnlich gestaltet sind, sich aber in manchen Bereichen tatsächlich unterscheiden. So fügen Qualcomm, Samsung und Co. eigene Komponenten hinzu, beispielsweise selbst entwickelte Grafikeinheiten oder Elemente für künstliche Intelligenz, spezielle Audio-Einheiten und flottes LTE. Apple kocht ein eigenes Süppchen mit modifizierten ARM-Chips, die einen neuen Namen erhalten.

Und spätestens hier wird es interessant: Nicht die Anzahl und die Art der CPU-Kerne machen den gravierenden Unterschied, sondern die zusätzlich eingesetzten Funktionen. Denn ein SoC besteht nicht nur aus CPU und GPU (Grafik), sondern auch aus dem WLAN- und LTE- Modul, Bluetooth oder einem KI-Chip.

Drei Kameras sind nur möglich, weil der SoC in der Lage ist, diese anzusprechen. (Foto: Huawei)
Drei Kameras sind nur möglich, weil der SoC in der Lage ist, diese anzusprechen. (Foto: Huawei)

Die Gestaltung des System-on-a-Chips entscheidet darüber, ob die im Smartphone verbauten Kameras überhaupt ihr Potential ausschöpfen können. Nur Huaweis Eigenentwicklung Kirin 970 konnte die Informationen von drei Kameras im Huawei P20 Pro verarbeiten, der Helio P60 Pro wäre dazu nicht in der Lage gewesen. Der schafft „nur“ Dual-Kameras mit 16MP und 24MP. Ähnlich verhält es sich mit der maximalen Displayauflösung mit hohen Bildwiederholfrequenzen oder dem ansteuerbaren Speicher (RAM und Flash-Speicher).

Die Unterschiede liegen im Detail

Die oben eingebundene Tabelle zeigt unter anderem die Art der Herstellung. Umso feiner der Fertigungsprozess, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der SoC energiesparend und sehr effizient ist. So hieß es zumindest früher. Heute sind solche Angaben häufig nur für die Werbung gut und sagen noch nichts aus. Hier hat der MediaTek Helio P60, der unter anderem im Oppo R15 oder Vivo X21i verbaut wird, im Vergleich zu den Smartphone-Chips von Qualcomm, Samsung, Apple und HiSilicon also nicht zwangsläufig das Nachsehen.

Der Helio P60 ist eher ein Oberklasse-Chip, der nicht mit den Konkurrenten mithalten kann. (Foto: MediaTek)
Der Helio P60 ist eher ein Oberklasse-Chip, der nicht mit den Konkurrenten mithalten kann. (Foto: MediaTek)

Exemplarisch für Prozessoren aus dem Jahr 2018. Lest ihr diesen Beitrag später, wird es sich mit neuerer Technik ähnlich verhalten: Der Helio P60 besitzt ein WLAN-Modul für 802.11 ac, LTE Cat 13 (300 MBit/s) und Bluetooth 4.1, alle andere hier gelisteten SoCs verfügen bereits über Bluetooth 5.0, WLAN 802.11 a/b/g/n/ac und mindestens LTE Cat 18.

Jeder hier genannte Chip nutzt „künstliche Intelligenz“. Huawei verwendet diese vorrangig für Bildverbesserungen beim Fotografieren, Samsung spricht von „Deep Learning“, also dem selbständigen Erkennen von Mustern mit dem damit verbundenen Optimieren des Nutzungserlebnisses. In eine ähnliche Richtung geht auch Googles Android 9.0. Hier nehmen sich die Vertreter der Top-Smartphone-Chips 2018 nichts, wobei vieles auch von der Software abhängt. Also zum Beispiel vom Betriebssystem.

KI und Sicherheits-Chips, in denen beispielsweise biometrische Daten untergebracht werden, sind längst keine Alleinstellungsmerkmale der Top-SoCs mehr. Allzu viel nehmen sich die Kandidaten eben nicht.

Welcher Smartphone-Chip ist der beste?

Ich könnte an dieser Stelle weitere Vergleiche anstellen. Letztlich aber möchte ich eher verdeutlichen, dass sich für normalsterbliche Anwender nicht die Frage stellen sollte, welcher Smartphone-Chip nun der beste oder schnellste ist. Eben weil es nicht allein um hohe Geschwindigkeiten und noch mehr Rechenkerne geht. Das verdeutlicht Apples Sechskern-A11, der bei reinen Berechnungen die Achtkern-Konkurrenten abhängt. Davon abgesehen reden wir eh nie über gravierende Performance-Unterschiede.

Top-Smartphones - und alle besitzen Highend-Prozessoren.
Top-Smartphones – und alle besitzen Highend-Prozessoren.

Für euch beim Smartphone-Kauf sollte daher nicht ausschlaggebend sein, ob ein Snapdragon der 800er Reihe oder der neueste Kirin verwendet wird. Vielmehr geht es um das Zusammenspiel zwischen SoC und den Elementen, die euch wirklich wichtig sind. Und liebt ihr Äpfel, wird es zwangsläufig der neueste Apple A-Chip. Normal gibt es hier jedes Jahr einen neuen. 2017 beim wie dem iPhone 8 (Shoplink) war es der A11.

In jedem Fall habt ihr mit den genannten Highend-Chips mehr als ausreichend Leistung für Games und wohl für alle erdenklichen Apps und Anwendungsgebiete – auch VR. Und das noch im nächsten und sicherlich übernächsten Jahr.

Lasst euch also nicht von tollen, kryptischen Prozessornamen blenden, sondern nur von den realen Mehrwerten, die euch die Smartphones beziehungsweise Hersteller bieten. Zum Beispiel Kamera, schnelles LTE, viel Speicher oder hochauflösendes Display. Seid ihr Zocker, dann besitzen alle an dieser Stelle vorgestellten Chips garantiert genügend Power für „Asphalt 9“, „PUBG“ oder „Fortnite“ (abgesehen vielleicht vom Helio P60).

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